Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 29. Jun 2020, 08:31

Raw Deal - Chaindance (1991)
1.jpg
As a part of a special government reform program, inmate J.T. Blake has to take care of Johnny Reynolds who has cerebral palsy. In the meantime, another inmate wants to take care of J.T. Blake forever.
Genau ein schönes Bild gibt es die ersten langen Minuten, die erste Viertelstunde, vor der Einfahrt nach Lennox County und dem Betreten der Vollzugsanstalt; ein stiller Halt am Ortseingang, wo die kleine Bachbrücke die Grenze zwischen friedlich und hässlich und hinten in der Ferne nach vielen Kilometern grünen Weiden die Berge den Horizont markieren. Vorher und vor allem auch hinterher sieht man oft nur das Düstere, visuell schon, wird eingangs durch ein helllicht explodierendes Auto wenigstens noch etwas Lichtschein evoziert, so ist ansonsten die Umgebung schon in stumpfes Grauschwarz gehalten und die Augen an die stete Dunkelheit adaptiert. Von der Spelunke eines siffigen Bordells und dem Zusammentreffen eines auf Bewährung Befindlichen mit einem Polizisten geht es direkt in das Gefängnis hinein, zu seinesgleichen und doch gänzlich anderen Menschen, zu Berufskriminellen, die ebenso desinteressiert sind an einer Veränderung wie die sie mit Gewalt kontrollierenden Strafvollzugsbeamten und ihr Chef.

Die Veränderung kommt dann trotzdem, nicht ganz freiwillig natürlich und eigentlich ist man nach einer weiteren Fahrt durch die Gegend und einem weiteren Ausblick (von oben aus der Vogelperspektive) auf die beschauliche Provinz (gedreht bei und in Vancouver) hier im Grunde wieder da, wo man angefangen hat und wo man sicherlich nicht sein will und eigentlich auch nicht hingehört. Der Film dabei mit mehr Botschaft als üblich und mit mehr Bezügen, teilhabeorientiert quasi, hier besonders die soziale Komponente, in Hinsicht auf Integration und Rehabilitation des Inhaftierten, aber auch in der hiesigen Tätigkeit bzw. der Aufsicht von Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege, wobei das Thema mit merkwürdigen Ansichten angegangen wird – ohne jede Ausbildung, nicht mal mit Anleitung und Einarbeitung, ohne Aufsicht auch, also fern jeder qualifizierten Assistenz – , und mit einer Hauruckdramaturgie, die (wie auch die andere Hälfte der Genregeschichte mit seinen Brutalitäten wie blutigen Shootouts mit dem Schrotgewehr) nicht gänzlich ohne Wirkung ist, aber die gewünschte Theorie außen vor lässt und auch die Realität (hoffentlich) gänzlich negiert.

Ironside, der erstmals am Drehbuch mitgearbeitet hat und erstmals auch als Executive Producer der (ursprünglich mit Nick Nolte und John Hurt geplanten) Geschichte auftritt, nutzt die Erzählung zum Zeichnen eines verrotteten Systems, voller Korruption, Erniedrigung, wortwörtlich auch voller Schmutz, mit einer merkwürdig falschen Hierarchie und der Ausbeutung anderer Menschen, vor allem der Schwachen in dieser Existenz, zu der auch seine anfänglich höchst aggressive und schnell mit dem Finger an der Waffe befindliche Figur bald dazugehört. Gefangen in einem Milieu der Gewalt (wie Vergewaltigung, Schlägereien mit Unterstützung und ohne Eingreifen der Wachen, ein Ausbruchsversuch in der Klinik mit einer zerschmetterten Glasscheibe und einem annektierten Baseballschläger etc.), der er sich als Einziger bald widerstrebt und dadurch auch als Einziger so etwas wie eine Chance (von Anderen) bekommt und einen Ausweg (durch Andere) geboten wird, aufgrund der Wiedererlangung einer Menschlichkeit, die ansonsten verloren scheint und wozu er Hilfe (von Außen) und den Glauben an Besserung (auch von Außen) benötigt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 27. Jul 2020, 13:57

Red Force 2 - In the Line of Duty 5: Middle Man (1990)
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When he is framed for being a spy because of his friend's illegal activities, David must escape from police, CIA, and assassins with the help of his cousin.
Das beliebte Parkhaus hier wieder mal als Tatort einer ersten Szene, eingangs allerdings nur, wird sich nach und während einer fortlaufenden Verfolgung gleich daraus hinaus und meilenweit bewegt, über die Seitengassen, den Verkehrsstraßen, auf den Highway hinaus, erst zu Fuß, dann auf einem fahrenden Transporter, der nicht nur in der Fahrt gar per Sprung zu einem anderen Gefährt gewechselt wird, sondern auch davon gefallen, mitgeschleift, von einem anderen herankommenden Wagen erfasst und so nicht bloß der edle ockerfarbene Damenanzug ruiniert, sondern v.a. eigenes Leib und Leben riskiert. Wahnwitzige Actionszenen mit hohen Gefährlichkeiten für die Akteure und deren Stuntmen hat der Film hier auch, nicht zu knapp sogar, liegt das Problem aber woanders und in der dramaturgischen Umgebung, die nonexistent ist über langweilig bis spinnert, darstellerisch in den Leistungen durchgehend recht simpel und ab und an auch mit Szenen zur Fremdscham und Längen gestrickt.

Dafür hat das Werk andere Meriten und andere Qualitäten. Den Anschluss im menschenleeren südkoreanischen Olympiastation zum Beispiel, die gescheiterte Festnahme, welche sich in einer dreiteiligen Autohatz durch die volle Seouler Innenstadt ausweitet und in durchaus vorhandener Aufwändigkeit erweist, da mitten im Ballungsraum und sichtlich auch bei Hauptverkehr gedreht. Die vielen westlichen Darsteller, die ansonsten nahezu allesamt bei den copy and paste - Arbeiten von Joseph Lai und Godfrey Ho und Co. zu sehen und der Einfluss normalerweise durchgängig gescholtener C-Ware für das Ausland im aktuellen einheimischen Kino und die Verbindung von Non-Budget zu zumindest Mid-Budget sind. Sowieso das hier vorherrschende internationale Gehabe, die Anwesenheit eben gleich mehrerer bekannter Langnasen (Vincent Lyn, Steve Tartalia, Mark King, John Ladalski, Kim Maree Penn, Bruce Fontaine), und der Spionageplot, welcher mit allerlei Geheimniskram auf 5 1/4 und 3 1/2 Zoll Disketten geschmückt und auch den beliebten griffigen Abkürzungen von CIA und KGB usw. und anderen mächtigen, Weltgeschehen antäuschenden Schlagwörtern wie Konsulat, Marines, Political Division etc. dekoriert wird. Ein Drive-by-Shooting auf ein Restaurant noch in Südkorea lässt die Figuren im Kugelhagel zersplitterter Fensterscheiben tanzen und auch sonst ist anfangs (und auch im Showdown) alles noch so, wie es sich gehört.

Was folgt ist eine ganze Spur kleiner als es im Text vorgegeben ist, werden die scheinbar globalen Aktivitäten und das groß aufgebauschte Kuddelmuddel von tatsächlichen und falschen Generalen mit einer Spur billiger, aber auch mit Einsatztrupp und Karambolage angereicherter Actionkrimi und ebenso anwesenden Kleinverbrechern gekreuzt; eher so getan als ob also, was jetzt aber nicht unbedingt den Vorgängern, allen voran dem (zu Recht) gelobten Teil 4 oder dessen Adäquat Tiger Cage 2 mit dem dortigen Geschehen oft im gedrungenen Wohnzimmer oder den Hinterhöfen widerspricht. Aussehen rein von der Optik her tut man auch genauso, weniger heimelig gehalten und wie strikt abgefilmt präsentiert, ein bisschen bärbeißig und rustikal für die einfachen Zwecke in Szene gesetzt; während vor allem die erstaunlich wirkende Leere der Metropole hier ganz anders als aus der Erinnerung habend wirkt. Die vielfach präsentierten Stunts (Sprung von einem Häuserdach zum anderen, Stürze aus Höhen auf Autos hinab bspw.) und die Bewegungen von Kämpfenden und Flüchtenden (durch stets allseits, selbst von oben beengte Örtlichkeiten wie Wohnanlagen, Industriebauten, auch dem Hafengrundstück) sind aufgrund dieser Schnörkellosigkeit und dem allgemeinen Tempo bei derlei Szenen und viel Glasbruch aller Beteiligter auch durchaus zu erwähnen, wirken aber eher wie im Nebenher und werden nicht richtig auf dem Tablett präsentiert und wie alltäglich gehandhabt statt angemessen glorifiziert. Theoretisch interessante, gar explosive und mit Detonation, Strom und offenen Feuern hantierende Konfrontationen des Nachts auf Schrottplätzen und Fabrikgelände sind durchweg im üblen Blauschatten der damaligen Zeit gehalten, ein unscharfer visueller Brei, der weniger zeigt als vielmehr alles Positive eher versteckt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 28. Jul 2020, 14:09

Red Force 4 - In the Line of Duty 6: Forbidden Arsenal (1991)
red_force_4_600x600@2x.jpg
Hong Kong policewoman Yeung teams up with Taiwanese and Mainland officers to take down a gunrunning ring.
Kam das Verbrechen vorher noch aus Südkorea, so ist nun die Volksrepublik China der Ursprung allen Übels, die Einflugschneise für die tödlichen Waffen, die selbst kugelsichere Westen durchdringen und entsprechend im großen Stil bestellt. Sonst bleibt alles beim Alten, wird auch hier auf einem fahrenden Gefährt, einem LKW gekämpft und der Kugelhagel aus Schnellfeuerwaffen und dazu noch ein direkt vor der Großstadtsilhouette im Hintergrund aufsteigender Polizeihubschrauber mit einer stark bewaffneten Mannschaft an Bord als glorreiches Bild präsentiert. Eine Razzia vor den Toren der Stadt, die die Übergabe der Waffen und damit die Parteien der schnell verteidigungs- und schussbereiten Verbrecher stört, Feuerstöße vom Boden aus und aus der Luft herab, dazu eine voluminöse Explosion zweier Vehikel und auch gleich zwei Verfolgungsjagden vom Hügel hinab in Richtung der Stadt.

Heutzutage wäre das schon der Showdown, wenn überhaupt, damals war es nur die Einleitung, die Eröffnung, der Appetizer und der Beginn von (gar nicht) so vielem Mehr. Doch erstmal läuft der Plot an, der Rahmen der Handlung, der sich hier in einer Steigerung der früher durchaus auch beliebten Kombination und Kooperation zwischen dem Festland und der Sonderverwaltungszone und damals auch noch als eine Hoffnung auf gute Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern und ihren jeweiligen Organisationen der Gesetzeshüter, hier gar noch mit dem Zusatz und der Potenzierung durch einen addierten Taiwan-Cop ergibt. Zeit für Ärgereien, für Neckereien, für Bürokratie, Anordnungen, Alleingängen und verordneter Teamarbeit, dazu die Durchmischung des unfreiwilligen Drei-Staaten-Bündnisses mit Mann und Frau, was immer für Trubel sorgt und immer Schererei mit sich bringt. Zeit auch für Situationskomik in Form von explodierenden Mikrowellen und Prügeleien in einer 'Schwulenkneipe', für Auflockerung und Unterhaltung durch HK-typischen Humor also und Zeit auch für ein ausgedehntes Buddy Picture.

Während man sich demnach an der Partnerschaft zwischen einem großmäuligen, sexbesessenen, aber eher nichtsnutzig scheinenden Taiwanesen, dem körperlich überaus agilen, etwas in seiner naiven Vaterlandpflicht verlorenen Chinesen und dem tough cookie aus HK erfreut (oder auch nicht), plätschert die Actionkrimiplotte eher so vor sich hin. Ein Ausflug der Investigation führt immerhin zum Schauplatz der ehrwürdigen Universität, die selten als filmische Location genutzt wird; wie man dahin kommt bzw. warum ist nicht so wichtig, steigt dort und davor aber eine weitere Prügelei, ein Straßenkampf mit allerlei Zweckentfremdung von in der Gegend herum stehenden Geräten. Ein Telefonanruf weiter werden inmitten der Innenstadt die deponierten Maschinengewehre ausgepackt und geladen und entsichert, Handgranaten durch das Zentrum geworfen und eine Hetzjagd zu Fuß durch die vollbesetzte Nathan Road, mit einer Räuberbande auf der Flucht und einem Polizeitrupp hinterher vollzogen und auch ein (vorläufiger) Showdown samt Geiselnahme in der Subway angestrebt.

Die Regie des Duos Yuen Jun-Man, der kurz zuvor mit dem knüppelharten Bullet for Hire (1991) sein Debüt gegeben hat und des meist und langjährig als Director of Photography tätigen Cheng Siu-Keung ist dabei wesentlich präziser als die des Vorgängers, hat auch tatsächlich prägnante Darsteller zu bieten und so einige imposante, gerade die Urbanität einfangende Bilder, leider nur hängt die Geschichte mittig und zeigt dort auch nichts, erst wieder im Finale, erneut mit den starren Hochhäusern weit hinten am Horizont, während davor das grob-effektvolle Schlachtfeld und der bleihaltige Kampf und Leben und Tod regiert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 29. Jul 2020, 19:30

Sea Fighter - In the Line of Duty 7: Sea Wolves (1991)
Sea-Fighter-Sea-Wolves.jpg
Madam Yeung is assigned to investigate a serial murder in a Philippine cargo ship anchored in Hong Kong.
Es ist nicht der eigentliche Auftakt, aber der Anfang der Geschichte, welcher eher ungewöhnlich für das Genre und die Meisten ab da auch schon am Abschrecken ist. Ein Massaker an Flüchtigen auf Hoher See, die erst zum Schein auf einen Frachter 'gerettet' wurden und dann und dies sichtlich schon mit Erfahrung und Routine mit Messern überfallen und getötet, dahin geschlachtet noch im Glauben auf Zukunft und Hoffnung, nun im Blute sterbend und wegen den wenigen letzten Habseligkeiten am Leib krepierend. Die Crew, die das Inferno veranstaltet, ist beim Putzen im Nachhinein ebenso flink wie bei der Tötungsorgie selber, Übung macht den Meister; nur Einen haben sie übersehen und der Eine wird das nicht vergessen.

Danach gibt's die Geschichte vor allem auch der Rache, davor wurde der 'normale' (Unterhaltungs)Rahmen der ITLOD - Reihe geboten und bereitgestellt, wobei Cynthia Khan hier bei einer Drogenrazzia im Hafen sogar mal eine weibliche Verstärkung mit an Bord hat und ein weiteres feminines Teammitglied. Schüsse, Prügel, etwas Rabatz mit dem Auto und anderer Verhau, da war die Welt noch in Ordnung und da wurd auch noch das Versprechen auf einen weiteren reißerischen Actionkrimi in den Raum gestellt. Das kommt dann auch noch durchaus, nur hier ernster als gewohnt, mit einer zusätzlichen Rückblende nach Vietnam und dort dem Beginn der Freundschaft der Boat People hier verbunden und mit Schuld und Sühne, sowie Moral und Anstand und deren Antonyme aufgestellt. Erst am Ende des ersten Drittels wird fester Boden unter den Füßen betreten und geht es selber nach HK, wobei die Stadt von weiten und von außen genauso verkommen und rostig aussieht wie der Frachter selber, der auch schon bessere Tage gesehen hat und nun nur noch eine Müllhalde mit viel Schrott und Gerümpel zwischen schmutzigen Flecken ist.

Erst in HK selber wird Khan als Galionsfigur und Aushängeschild des Ganzen wieder in die Erzählung eingefügt und mit einem weiteren kampferprobten 'Cameo' in einer schmuddeligen Autowerkstatt (und erstaunlich engen und reißfesten Hosen als Blickfang) wieder in das Geschehen, per erst privaten Zufall und dann auch beruflich motiviert gebracht. Zwischendurch wird sie von illegalen festlandchinesischen Bauarbeitern fast gelyncht und durch die längst fällige Ruine eines Hochhauses und über die Bambusfassade gejagt; auch die wenigen Einblicke in die Polizeiarbeit inklusive Bürokratie, Korruption und Gewaltausübung im Dienst sind nicht gänzlich uninteressant, allerdings passiert nicht sonderlich viel und die wenige Action ist entweder im Dunkeln gehalten oder im Freien zwischen Busch und Gräsern wie bei Wald-und-Wiesen-Kloppern spielend. Das Freundes-Paar auf der Flucht kann entweder nicht richtig kämpfen (Simon Yam) oder wird hier grundsätzlich als simpler augenrollender Riese dargestellt (Garry Chau in seiner ersten und letzten Hauptrolle), der die angreifenden Gegner oftmals huckepack nimmt und wegschleudert oder andere komische Taktiken wie Bodycheck oder dergleichen ausübt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 13. Okt 2020, 21:54

McQ schlägt zu (1974)
mcq-39904l.jpg
Seattle cop is caught up in a corrupt police force that he is trying to make right.
Drei Schüsse in die Brust beim ersten Toten, drei Schüsse in den Rücken beim Zweiten, beide noch in Uniform beim Ableben und dennoch unvorbereitet und ohne Warnung weggerissen. Den Täter trifft es auch noch, nur wenig später, die Gemeinsamkeit aller war die Dienstmarke und die Einstellung als Gesetzeshüter. Was es damit auf sich hat, mit dieser Mordserie in dunkler Stunde, dem geplanten Massaker und dem Hochleben der Kriminalität wird dann folgend erst geklärt, eingangs die Fragen und die Szenen zum selber Betrachten, dann die Antworten und der entsprechende Begleiter dafür, welche auf den Namen John Wayne hört.

Wayne muss allerdings selber erstmal in Deckung gehen, ein Sprung hinter Mülltonnen als Schutzschild vor einem Hitman, braucht dieser die ganze Trommel des Revolvers, um dennoch nicht zu treffen, so ist die Antwort des Lieutenant prompt folgerichtig und die versuchte Flucht des Angreifenden obsolet. Mit einem Knalleffekt eröffnet der Film, mit mehrerlei Gefallenen, die Stadt voller Gewalt und selbst das Leben auf dem Boot auf fließenden Wasser nur ein kleiner Ausgleich vor der krankenden Zivilisation und nur ein kurzer Rückzug vor dem Antritt in den Dienst.

Ganze Wagenladungen an 'Hippies' und anderen Langhaarigen werden in der Parkgarage des Polizeireviers ausgeladen und zur Vernehmung geführt, das Dienstzimmer quillt über vor Verhaftungen und die erste körperliche Annäherung zwischen einem der 'Nichtsnutze' und dem (wie viele andere der Diensthabenden) eigentlich viel zu betagten McQ ist auch nur Sekunden entfernt. "This whole damn place is coming down, you know that? You pigs are gonna be out of work, but don't worry about it. We'll put you on welfare. That's all your stinking job is anyway. Come on, pig. Shoot me. Pull your piece and blow me up right here. What's the matter? No guts? Chicken?" Die Stadt, das Land geht vor die Hunde, das ist die Sichtweise des Filmes und das ist, was er zu zeigen versucht und was die Handlung erklärt. "Garbage. Garbage. The whole place smells like rotten cheese. They're gonna have to fumigate."

Etwa ein Drittel in der Erzählung ist man noch nicht viel weiter, hat man bloß die Position gewechselt, vom Staatsdiener mit seinen Pflichten, aber auch seinen Beschränkungen hin zum Privatmann, zum vorgeblichen Privatdetektiv, mit einer Alibi-Lizenz. Das Ganze wird langsam erzählt und ruhig, Gespräche hier und da, die Dialoge etwas knarzig, das Kolorit angenehm gediegen, aber selbst für die damalige Zeit leicht veraltet (und zusätzlich durch die nahezu gesamte Besetzung und ihrer Altersflecken und der Rentenbescheinigung in der Brusttasche auch tatsächlich wie über dem Ablaufdatum) wirkend und über all dem liegt der Score von Elmer Bernstein, welcher sich auch so anhört wie gewohnt und immer. (Die einzigen Jüngeren im Cast sind zwei agile Afroamerikaner, die nichts zu tun haben und nur für die Fassade da sind.) Seattle selber bietet teils imposante Stadtbilder, eine oftmals noch freie Szenerie, die angenehm luftig wirkt und nicht zugebaut und nicht als Moloch angelegt. Obligatorisch für die Ära gibt es auch eine Autojagd, bzw. derer Zwei gar, erst eine Hatz über Stock und Stein, über den Parkplatz, den Freeway, durch die Hintergassen, auch die staubige Unterführung entlang und wieder zurück auf den Beton; eine wilde Verfolgung, bei der man das eigentliche Ziel sogar überholt und anschließend nicht hinten am Heck klebt, sondern vorneweg prescht. Später wird Wayne bzw. sein dunkelgrüner Trans Am in einer Seitengasse buchstäblich wie in einem Schraubstock in die Zange genommen, ist dann nicht mehr nur der Besitzer und Fahrer voller Falten und Risse, sondern auch sein 'bestes Stück'.

Weniger ein Polizeifilm als vielmehr ein Action-Krimi wird hier geboten – mit einem furiosen Kesseltreiben dreier Wagen am oder eher gar im Meer entlang, ein Durchbrechen von Schlick und Schlamm weniger am Ufer als vielmehr im Wasser entlang, – ein Werk aus Opas Zeiten, von und über die Dinosaurier, wo auf der Leinwand noch die Betagten, die alten weißen Männer im unauffälligen Anzug herumspaziert sind und die Aufmerksamkeit eher auf den Wortwechseln lag und der gewissen Stimmung, der Atmosphäre, den braunen Möbeln, der zielgerichteten Funktion, der Beständigkeit des Ganzen auch und der Robustheit und Solidität. Ermittlungen werden angestellt, meist tatsächlich durch Befragungen, zwischendurch auch mal durch einen Einbruch, in der Wayne mit seinen fleischigen Bärentatzen ein elektronisches Alarmsystem lahm und so ungeahnte Fähigkeiten an den Tag noch legt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 15. Okt 2020, 21:29

Höllenhunde bellen zum Gebet - Death Rage (1976)
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A retired hit-man decides to take one last job to avenge the murder of his brother by a mafia gang. An eager would-be mobster helps him.

Nicht Death Wish, was irrtümlich angenommen, sondern im Grunde eine der Varianten der unzähligen italienischen Mafiaplotten, die in den Siebzigern auch den Blick über den großen Teich warfen und sich selber den Anschein der Internationalität gaben, ein Mischwerk aus europäischen Talent hinter der Kamera und einem globalen Star vor ihm, das Abgreifen zweier Welten, was auch neue Kundschaft interessieren sollte und zusätzliches Geld generieren. Das Geschäft im Film ist dabei so alt und so eingespielt wie das Filmgeschäft selber, die Blicke sitzen, die ersten Aktionen sind gleichzeitig effektiv und reduziert, viel ohne Worte und viel mit Mimik und Gestiken auch, eine Erklärung nicht wirklich nötig und die Bilder knapp und dennoch detailliert.

New York als weit weg und dennoch hier stets präsent, in der Besorgnis der Gangster nämlich, die einen Todesfall heraufbeschwört haben, wo 'nur' eine Entführung geplant war und ein simples stilles Kidnapping zu einer lauten Schießerei schon fast am Ziel angelangt ausbricht. Die Frage des Geldes und seiner gierigen Wirkung und dem Einsatz von viel Risiko für möglicherweise auch viel Gewinn dabei eingangs schon mit einem Pferdewettrennen simuliert und stimuliert, wird um große Beträge gefeilscht und geboten und ebenso große Opfer dafür hingelegt. Dort beim Wettrennen für die meisten Zuschauer und Mitbieter ein kurzer Moment voller Anspannung und dem Schwelgen zwischen Hoffnung, Träumen, Erleichterung oder Enttäuschung, für die Teilnehmer an der Schießerei auch einige Sekunden des Todes, für die Strippenzieher dahinter ein ganzes Leben abseits der Routine und abseits der Alltäglichkeit, ein Bewegen im Labyrinth der Gefahren, was mit stetigen Schwenks und Zooms eingefangen wird und mit kleinen großen Gesten und viel Hektik visualisiert. Regisseur Margueritten Toni, der außer der Co-Autorenschaft bei Rudeness (1975) und dem hierzu teils ähnlichen Gretchko - The Squeeze (1978) kaum mit dem Italienischen Crime in der entsprechenden Ära zu tun hatte und zumeist andere Genres angetestet und ausgeführt, konzentriert sich dabei auch viel auf das Einfangen der architektonischen Begebenheiten – in New York werden nur Postkartenaufnahmen gefertigt, darunter von Twin Towers und der Brooklyn Bridge etc. und in Neapel die Gebäude und das Gewusel der Stadt geradezu zelebriert - und natürlich auf seinen Star und dessen grauer Aura; wobei das ganze Gebaren, die vielen Massenszenen (v.a. im Hippodrom), die volle Begleitschaft im Film, die unzähligen, aber inhaltsleeren Eindrücke wie die Nackedeiszenen von Barbara Bouchet (nix Carole Bouquet) in deren unnützer Liebesgeschichte und die agile Kamera zusammen mit dem schnell hinkritzelten und dürren Plot sowie den steifen Dialogen fast zu viel des Guten bzw. des Schlechten und etwas anstrengend auch ist.

Kleinere Szenen wie eine Verfolgungsjagd per pedes durch die nächtliche U-Bahn-Station oder die Rückblende eines New Yorker Attentates während Tageslicht halten die Aufmerksamkeit fest und aufrecht, am Ende des zweiten Drittels kommt ein Scharfschützenanschlag auf ein Restaurant und folgend eine ruppige Autohatz zwischen u. a. zwei fleißig um die Wette quietschenden Alpha Romeo Guilia durch die Straßen der Stadt, eine doppelte Treiberei auch, wobei die erste am Hafen und einer Schießerei mit der Polizei und die zweite buchstäblich auf dem Friedhof endet. In den Aktionszenen übrigens vermehrt unblutig, es wird geschossen und gefallen, Treffer selber sieht man im Grunde nicht. Das wahre Positive und auch Erwähnenswerte an dem Gemengelage hier ist neben dem flotten Main Theme der Komponisten De Angelis das Vorhandensein vom stets soliden Martin Balsam als Polizisten, die schlichte Tatsache des letzten Leinwandauftritts von Brynner sowie die Paarung zwischen einem alten Hasen des Metiers und einem Grünschnabel als Schützling, die wahlweise an Der Tod ritt Dienstags (1967) oder die andere entscheidende Kollaboration von Charles Bronson und Michael Winner, den Kalter Hauch (1972) erinnert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 7. Nov 2020, 01:27

Brannigan - Ein Mann aus Stahl (1975)
2.jpg
Chicago Police Lieutenant Jim Brannigan is sent to the U.K. to escort organized crime boss Ben Larkin back to the U.S., but Larkin's hitmen prepare an ambush for Brannigan.
Brannigan ist die gleiche Sorte Typ wie McQ, Urgestein, Einzelkämpfer, zu lange dabei schon und alles gesehen und alles bekämpft und dies auch unermüdlich und doch nichts verändert. Der Film hier ist auch die gleiche Sorte Film wie dort, ein Polizist auf der auch persönlichen und zusätzlich beruflich unterstützten Jagd auf einen Verbrecher, selber mit Gefahren verbunden und einem oder mehreren Auftragskillern auf den Fersen, dazu ein Gesetzesapparat, welcher in die Sache mit verstrickt oder untätig oder seltsam passiv involviert. Die Farben eher blässlich, der Aufbau eher ruhig, interessant durch seinen Hauptdarsteller, der von der Persona Waynes ausgefüllt wird und getragen, die Handlung reinstes Genre, lebend durch seine Klischees, seine gewisse Antiquiertheit, die nötige Portion Zeit- und Lokalkolorit und der äußeren und auch inneren Haltung des alten Hollywoods, dass wie Wayne und durch Wayne hier noch nicht aufgeben will und weiter die alte Formel probiert.

Dort war der Schauplatz Seattle, hier ist er eingangs Chicago, in dessen Metropole buchstäblich die Türen eingetreten werden und mit den Waffen auf die Verbrecher und deren illegalen Aktionen gezielt, später dann die Hauptstadt Englands, die die entscheidende Komponente des Filmes beigibt und die Bilder der neuen Umgebung, in dessen Unbekanntheit sich unser Raubein erstmal orientieren muss und dann dennoch durch seine gewohnten Methoden und der Fokussierung auf das Wesentliche akklimatisiert. Gleichbleibend sind auch die Personen in seiner Nähe, weiße Männer eher höheren Alters, dicht verortet an der Rente oder der Frühpension zumindest, keine Altersgruppe der Agilen und Treibenden, keine Jungspunde mehr. Bis die Prämisse steht bzw. ausgebreitet und vollzogen ist, braucht man eine gute halbe Stunde; diese Art der Gangart und der sorgfältigen Vorbereitung kennt man heute nicht mehr, selbst Action gab's bis dato keine. Nur Personen, die miteinander geredet haben und sich gegenseitig und/oder die Sachlage vorgestellt.

Ursprünglich als Fernsehpilot für Telly Savalas vorgesehen, ist diese gewisse Unaufgeregtheit im Szenario sowohl Nachteil als auch Vorteil, auch die Wahl des eher genrefremden Douglas Hickox (der für den Job 50.000 USD bekommen hat und damit einen Bruchteil des sowieso reduzierten 2.5 Mio. USD Budgets) scheint eingangs merkwürdig, passt sich Hickox aber den Gegebenheiten angenehmer Weise an und inszeniert – bis auf zwei glorreiche Suspense- und Zeitlupensequenzen, in der sich der Hitman mit seinem schwarzen Jaguar E-Type an das Opfer 'heranpirscht' – auch entsprechend ruhig und unauffällig, ohne die Aufmerksamkeit selber zu verlieren; spürbar v.a. in der mittigen längeren Observation am Piccadilly Circus, die Menschenmassen und ebenso Hunderte von Autos und sowieso vollen Straßenverkehr und dennoch eine stetige Übersicht über das Geschehen involviert. Überhaupt ist die Stadt selber eines der Hauptakteure des Filmes, wird stets (damals als einer der letzten Dreherlaubnisse auch) mitten in ihr und mit ihr und speziell auch in der Autohatz über die (hochgezogene) Tower Bridge und so architektonisch lebendig und visuell sehenswert agiert.

So richtig aktuell selbst für Mitte der Siebziger ist man natürlich auch nicht, kommt nicht nur Wayne, routiniert und so wie immer gut ein Jahrzehnt mindestens zu spät. Am Ende des zweiten Drittels gibt es tatsächlich so etwas wie eine Saloonschlägerei aus den Fuzzy-Western, nur hier in einem Pub angesiedelt, vorher wird eben durch die Gegend gefahren oder spaziert, die Anschläge des Auftragskillers beschränken sich bis dahin auf einen aufgestellten Schussapparat, der aber derart offensichtlich als Falle deponiert ist, dass da quasi noch ein Warnzettel dran fehlt, und eine explosive Toilettenspülung, die ein Loch in die Wand reißt und einen wunderbaren Ausblick auf den Hyde Park und speziell das Albert Memorial ermöglicht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 26. Nov 2020, 12:53

Mama Mia - Nur keine Panik (1984)
Mama-Mia-Nur-keine-Panik_600x600.jpg
Bert Leitner and his wife Conny are a happy couple. They have two well-to-do children, Nicole and Sascha, and all could be all right if Bert did not take his job so seriously.
Wer angenommen hat, der Film wäre ganz und allein auf Gottschalk zugeschnitten, sieht sich schon durch die Verteilung der Rangfolge der Darsteller in den Kreditangaben irritiert bis geirrt. An der ersten Stelle kommt Glas, dann Fischer, dann erst der 'Sonnyboy', welcher hier auch als letzter in das Bild und dies erst nach einer Vorstellung des kürzlich geschiedenen älteren Ehepaars und das auch noch ausgehend von Berlin als Handlungsfeld rückt. Die Vorstellung ist kurz, da alles bereits gesagt ist und ausdiskutiert, zwischen den früheren Eheleuten und in der Theorie zumindest. Bisweilen hätte man gerne früher in der Geschichte angefangen, um beider Beweggründe zu kennen; zumal die des Herrn nicht wirklich vorhanden und die wichtigsten Fragen ihm auch abgenommen worden sind.

Da die erste Szene noch in der (späteren bzw. heutigen) Hauptstadt an einer Schule und auch direkt in einer Schulklasse spielen und selbst beim Umzug nach Bayern eine Lehranstalt auf dem sprichwörtlichen Plan steht, kann man erahnen, dass es auch vermehrt um die beiden Kinder, nicht nur um die Erwachsenen dreht. Zumal die familiäre Rollenverteilung hier noch so ist, dass der Mann das Geld heranschafft, mit Pulp wie “Die Kalkleiche“ nämlich, und die Frau daheim und eben nicht nur Hausfrau, sondern in erster Linie auch Mutter, mit Kindern im Gepäck also ist. Das Geschehen an der Schule selber hat auch seine Lausbubenstreiche und den Schabernack der Pennäler mit den Paukern und hat auch seine injizierten Gags, indem u.a. im Cameo von Kurt Felix als Lehrkörper “Verstehen Sie Spaß?“ gefragt wird, ist aber weniger ein Update dergleichen Lustspiele Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, sondern eher eine durchaus ernsthafte Herangehensweise, so wird die Tochter bspw. durchaus auch gemobbt und gerade wegen ihres Aussehens (als steile Punkerin) auch attackiert.

Gottschalk macht in dieser Geschichte als Lehrer und Cougar-Liebhaber übrigens eine sehr souveräne Figur, Glas selber übt vermehrt für ihre späteren Auftritte als Sylvia – Eine Klasse für sich oder auch Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg, die der starken Einzelkämpferin nämlich, Stenz Fischer ist und bleibt so bisschen außen vor, gibt nur sich selber und bekommt auch seltsame Einzelstücke, darunter Tagträume wie eine fantasierte Episode von “Heiße Fracht auf Ibiza“, also als männliche Verkörperung seiner eigenen Krimiplotten zu spielen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 7. Dez 2020, 03:06

Knight Rider - Sie sind unschlagbar - Knight of the Phoenix (1982)
1.jpg
A detective, believed to have been killed, is given a new face and identity and is armed with an artificially intelligent super car.
"Der Revolver zielt auf mein Gesicht und die ganze Welt explodiert." Im Showdown explodiert noch mal das Diesseits, wird die Tragfläche eines Privatflugzeuges abgesäbelt und das Fluggerät mit einem grellen Knall in die Luft gesprengt.

Dabei ist v.a. die Startphase entscheidend, nicht die Industriespionage im Casino von Las Vegas, sondern der bald tote Polizist auf dem Parkplatz und der noch jüngere Lieutenant, der verraten von allen Seiten, mit dem Verlust seines Freundes und Kollegen und tot geglaubt und in der 'Identität' zerstört in der Wüste zurückgelassen wird. Tod, Verletzung, Traumata, die auch so bezeichnet werden und auch akustisch und visuell so exponiert und in mehrfachen Wiederholungen und Verzerrungen ausgedrückt, dazu Rachegelüste, Verschwörungen, Korruption, Geheimniskrämerei und das Ausdehnen und Biegen und Brechen von Gesetzen selbst auf der Seite der Guten, die in einer Art 'Märchenschloss' und wie unwirklich in dieser Früh-Achtziger-Gegenwart leben. Für einen Pilotfilm sind die Erklärungen übrigens recht verknappt gehalten, die Vergangenheit aller Beteiligten wird gar nicht in Augenschein genommen, auch die Gegenwart selber beschränkt sich im Grunde auf den fortlaufenden Kampf gegen das Verbrechen und damit den vorliegenden Fall, es gibt kaum Füllmaterial und auch keinerlei überbordende personelle Entwicklung und damit auch keine Emotionalität.

Das, was in der Serie folgend noch ein- und ausdrücklich zum Vorschein kommt, die Partnerschaft zwischen dem Fahrer und seinem Auto, eine gewisse kindliche Naivität und auch Trivialität tritt dann hier erstmals beim Verlassen des Grundstückes und bei der Fahrt quer durch die Vereinigten Staaten aufgrund der Spurensuche nach den Bösewichtern auf, wobei auch die gebotenen Bilder von meist leeren und anonymen einspurigen Landstraßen, den vielen trockenen Gestrüpp an der Straßenseite und dem endlosen Horizont vor und hinter sich stets gleich bleiben und eine weite amerikanische Fläche voller nichts zeigen; allerhöchstens mal durch Stock Footage Aufnahmen einiger Referenzstädte wie eingangs Las Vegas durchbrochen oder allerhöchstens die 'Urbanität' durch Kleinstädtchen im Mittleren Westen, die Serie ist nahezu vollständig auch eine Heimatserie und auch ein wenig Neo - und Country Western, nur mit einem einsamen Cowboy im Auto statt auf dem Pferd. Hier stehen noch die Jukeboxen in der Ecke, aus denen The Eagles, Fleetwood Mac oder James Taylor tönt; musikalisch, geografisch, humoristisch, dramaturgisch irgendwo auch und selbst in Sachen Kleidung ist man zuweilen jedenfalls nicht allzu weit entfernt von Ein Duke kommt selten allein (1979 - 1985), als dessen Konkurrenz man eingangs geplant war und wo der schwarze Trans Am hier auch in den direkten Kontrast zum knallroten Dodge Chargers dort präsentiert wurde. [Eine weitere Inspiration war B.J. und der Bär, 1978–1981, und damit eine Kreation von Larson selber, speziell die Episode "Cain's Cruiser".]

Action selber kommt übrigens nur vereinzelt und relativ spät auch, irgendwann nach der Mitte der Laufzeit wird mit einem korrupten Crash Car Rennen und einer Art asphaltierten Kirmesfeld ein Stuntspektakel samt Karambolagen en masse geboten, welches selber zur damaligen Zeit leicht archaisch wirken musste und mehr oder minder ein Abenteuerspielplatz mit seichten Witzen und ebensolchen Destruktionen ist, Effektszenen aus dem Fundus des Steinzeitfernsehens jedenfalls, in denen auch der Stuntman statt Hasselhoff jeweils deutlich sichtbar und das Ganze zudem mit erneut lauthals alberner Komik und ohne jeden Sinn für Räumlichkeit und Nachvollziehbarkeit dargestellt ist. Später werden zwei bemühte Autodiebe auf eine unfreiwillige Spritz- und Pirouettentour durch die Stadt genommen und anschließend auf die Motorhaube eines stehenden Polizeiwagens katapultiert, und der Trans Am spielt Geisterfahrer mit einem Truck, wird vom Hubschrauber aus beschossen, durchbricht einen querstehenden Lastkraftwagen sowie vorher die Gefängnismauern neben dem Sheriffbüro, bzw. die Pappmachéziegel, aus denen die Wand bestückt und geschmückt ist.
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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 8. Dez 2020, 20:51

Knight Rider - Das Schlangenmaul - Mouth of the Snake (1984)
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Michael and Kitt join forces with an agile freelance agent called David Dalton to investigate the death of a government agent near the Mexican border. Dalton leads the investigation and stays close to Joanna St. John in order to protect her.
Vorbereitung in Langfolge für ein Spinoff namens Code of Vengeance, deren Akteure dort hier eingeführt und vorgestellt und so eine Hintertür für weitere Abenteuer durch einen vertrauten Führer eröffnet und dann dort möglichst autark weiter gehandelt wird. So präsent wie der Neuling schon im Teaser Trailer, dem Coming Attractions vor dem Intro ist, sieht man bereits die Besonderheit der Episode und die Aufmerksamkeit, die er folgend noch in der Geschichte erhält. Die Figur des Dalton, der jünger, kantiger, einsilbiger wirkt und ohne Verstärkung zurechtkommen muss, v.a. nicht auf technische Raffinessen, sondern seine physischen Fähigkeiten und damit seinen eigenen Körper zurückgreifen muss, wird auch in der Einstiegsszene bei dem Infiltrieren eines im Yachthafen liegenden Schiffes und gleich bei mehreren Aktionen in den Vordergrund gesetzt und stumm, d. h. über das Optische allein vorgestellt; der eigentlich Titelheld des Michael Knight kommt erst nach einer weiteren und das auch tödlichen Szene an der mexikanischen Grenze, wo die dort stattfindenden kriminellen Großtaten und das Unrecht gleich die Zusammenarbeit von zwei Mann auf der Seite des Gesetzes erfordert, wenn schon der eigentlich damit beauftragte Sheriff a) wegschaut und b) mitwirkt und des c) des Nachts die Maschinengewehre bellen.

Ein Zusammentreffen der beiden Leute wird etwa am Ende des ersten Viertels gestaltet, nach zwei vorherigen Konfrontationen bzw. Duellen miteinander, die schon deutlich den Unterschied aufzeigen; Darsteller Charles Taylor, der hier das Debüt macht, dabei eine außerordentliche Präsenz zeigt und vom Typus her eher sowas wie der junge Don Johnson ist, welcher ursprünglich (neben u. a. Steven Bauer) auch mit für die Rolle des Knight getestet wurde, ist ein eher reservierter bis aggressiver Typ, ein Parkourläufer mit Adlerklaue, wirkt auch wesentlich fitter als der große Schlacks Hasselhoff, der schon beim Treppensteigen ins Hecheln kommt und auch eher grobmotorischen Eindruck hinterlässt. Die Handlung selber hätte man auch fortwährend zu einer Partnerschaft entwickeln können, also einer Art dynamisches Duo statt zwei einzelnen Serien, auch für die Buddy Picture Komponente wäre durch die Unterschiedlichkeit der Personen und dem gleichen Ziel und Motiven ein steter Quell vorhanden gewesen; ein "Du" und eine Zusammenarbeit wird von Knight auch angeboten, vom Gegenüber nicht. Zwischendurch wird ein Wagen der Highway Patrol auf Streife von einer Rakete zerrissen, ansonsten pirscht man sich verbal an den Feind heran und geht gegenseitig auf Schnupperkurs, was dann doch ein wenig dauert und was die Doppelfolge (auch durch einige Wiederholungen von Situation wie zweimal den 'Einbruch' bei Joanna durch David und dreimal das Infiltrieren von Pedro Armendáriz Jr. bzw. dessen Safe auch durch David sowie der ausführlichen, aber nichtssagenden Vorstellungen der neuen Figuren, zu denen letztlich auch Joanna gehört) doch ein wenig zieht.

Action bleibt leider trotz guten Einsätzen auch etwas außen vor, wird K.I.T.T. bei einer Observierungsfahrt durch die Pampa ebenfalls von der fahrenden Raketenabschussrampe der Bösewichte auf das Korn genommen und die Landstraße mit Einschlägen nahe der schwarzen Panzerung malträtiert. Erst das Ende selber entschädigt dann wieder etwas, eine Art Most Dangerous Game für Kleine im angrenzenden Waldgrundstück, bei der der sportliche Tarzan mit seinen Renn-, Sprung- und insgesamt Akrobatik- und Konditionsleistungen trotz der Armbrustkünste des 'Jägers' eindeutig den Vorteil hat, dann ein Massenangriff schwarz gekleideter Waffendiebe auf ein Armeedepot, dass kurz vorher noch aus sicherer Entfernung unter Beschuss und Bombardement genommen wird.
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