Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 13. Dez 2020, 21:12

Knight Rider 2 - Der Unfall - Knight of the Juggernaut (1985)
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The Foundation has accidentally developed a powerful new isotope, Cernium 116. Jennifer Knight, Wilton's daughter takes this opportunity to cut down on FLAG expenses. Rebuild terrorist Phillip Nordstrom kidnaps Devon and replaces him with a duplicate in order to extract the secret of K.I.T.T.'s Molecular Bonded Shell. Having found a way to neutralize it, Nordstrom unleashes his own super vehicle, the Juggernaut on an unsuspecting K.I.T.T. Without any resources to fall back on, Bonnie enlists the help from Chicaco crime fighter the Street Avenger (aka RC3) to help ...
Dabei wird hier eine etwas andere, härtere Gangart zu Beginn eingelegt, ein armer Nachtposten kurz vor Ende seiner Schicht bzw. schon in den Überstunden im frühen Morgengrauen mitsamt seinem (keinerlei Schutz und Widerstand bietenden) Wärterhäuschen dem Erdboden gleichgemacht und von einem hoch technisierten Rammbock zur Seite gefegt. Nur eine Bedrohung von vielen, die hier schon anfänglich auf Knight und seine Mitstreiter einprasseln, ist nicht bloß die Kriminalität die Gefahr und sichtbare wenigstens, so wird auch von oben herab über das folgende Schicksal der Foundation auch beraten und möglicherweise zum Schlechten und zum Auflösen dieser entschieden.

Schauplatz für die erste Attacke zumindest war Chicago, am Hafen, im Industriegebiet; nachdem die Kamera zur Einleitung hin die Hochhäuser umrandet hat und eingefangen und das Kratzen der urbanen Zivilisation an der Wolkendecke zelebriert. Eine Metropole diesmal, eine apokalyptisch anmutende Großstadt des Verbrechens auch, wo sich der narrative Start fast übertrumpft und fast überschlägt, ein Board Meeting mit dem Damoklesschwert, eine Konferenz als Ablenkung und Falle, dazu werden zwei Bankräuber zu Fuß durch die Straßen und in den Hinterhof gejagt und dort festgenommen und zuvor vermöbelt.

Dabei ist dergleichen Zwischenstopp noch das Harmloseste in der ganzen Angelegenheit, die ordentlich bedrohlich, futuristisch-dystopisch, mit mangelndem Vertrauen in den eigenen Reihen, dem Austausch der Bezugsperson der ersten Stunde durch einen Doppelgänger und einem allgemein unwohlen Gefühl daherkommt, fern einer Kinder- und Jugendstunde, als die die Serie immer verkauft wird; selbst der Running Gag mit den zwei Autodieben aus dem Pilotfilm wird hier im Negativen variiert, die diese aufgrund des Alters von K.I.T.T nicht an der 'Schindmähre' interessiert sind und bald scheinbar nicht nur das Auto, welches im Cliffhanger zur Halbzeitpause ordentlich durch die Schrottmangel gedreht wird, sondern auch Knight mit seiner “James Bond Fantasie“ auf das Abstellgleis gehört.

Ohne den fahrbaren Untersatz als Hilfe muss der Straßencowboy hier dann auch mehr tun und leisten als üblich, einmal wird in einem Terrassen-Restaurant das Feuer auf ihn und seine Begleiterin eröffnet und die Flucht vor dem Bleiregen im Zentrum der Stadt über die volle Kreuzung zu Fuß und der Sprung auf ein Motorboot im Chicago Rover angetreten. Vorher werden auch mal Wachmannschaften im Nahkampf ausgeschaltet, später, nach einer Schnellreparatur im Ghetto auch wieder über den Aschenplatz geheizt und durch die (nachgebauten) U-Bahn-Anlagen der Stadt gebrettert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 1. Feb 2021, 21:58

Drei Engel für Charlie - Charlie's Angels (Volume 1)
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Auskopplung aus der ersten Season, mit einer guten und einer mäßigen Geschicht'.
S01E05 Angel in Chains
The agency is hired by Christine Hunter, who is trying to locate her sister, Elizabeth Hunter. They are each other's only family. What Christine knows is that Elizabeth was arrested in Pine Parish, Louisiana on trumped-up drug possession charges as she was backpacking though the area, and sentenced to one-year incarceration at the Pine Parish Prison Farm for Women.
Deutsche Erstausstrahlung: Mo 15.06.1992 Kabelkanal
Original-Erstausstrahlung: Mi 20.10.1976 ABC

Folge 5 “Engel in Ketten“ gilt als legendäre und bei den Fans der Serien auch mit beliebteste Episode, ein früher Rückgriff auf die damals noch jungen Women in Prison - Flicks um Pam Grier und Co., wobei die hiesige Geschichte noch zusätzlich mit einer mädchenhaften Kim Basinger besetzt aufwartet und dadurch weiterhin Belang erhält; Basinger ganz zu Beginn ihrer Karriere ist übrigens eher unauffällig und auch nicht besonders hübsch. Aufgrund der hier stattfindenden Ereignisse im tiefsten Louisiana auf einer vom örtlichen Sheriff mit strikter und auch illegaler Hand geführten Gefängnisfarm für Frauen war man auch gleichermaßen Vorbild für weiteres wie Drei Engel auf der Todesinsel oder die Earl Owensby Stärker stählerne Ketten bzw. Der Menschenfänger. Mit Leuteschindern der übelsten Sorte hat man es auch hier zu tun, werden die emanzipatorischen Frauen aus der Stadt mit Waffengewalt und illegal durchgesetzter Hierarchie von rückständigen Männern vom Lande in die Mangel und unter die Zwänge genommen. Von einem freien Land ist hier nichts mehr vorhanden und nichts mehr zu spüren, vielmehr scheint schnell eine Bösartigkeit und damit auch eine Bedrohung durch, bei der die Uniform der (männlichen und weiblichen) ausübenden, der staatlich 'legitimierten' Bluthunde um David Huddleston, Anthony James und Mary Woronov alles nur noch gefährlicher werden lässt. Selbst eine gewisse Schmierigkeit des Geschehens inklusive sadistischen Kerkerschwestern und Auszieh-, Dusch- und 'Desinfektions'szenen kommt hier vor, ein Potboiler par excellence, wobei die Szenen fernsehtypisch natürlich nur angedeutet werden und nicht tatsächlich offensiv sind. Grindhousekino, hier für die Mattscheibe, mit final noch zweier Autostunts und einer Flucht in Ketten.

S01E23 Blue Angels
Suspecting corruption on the vice squad, the Angels go undercover to rout out the rotten cops. Jill poses as a masseuse, Sabrina as a transferred vice officer; Kelly returns to the Police Academy.
Deutsche Erstausstrahlung: Mi 06.02.1980 ZDF
Original-Erstausstrahlung: Mi 04.05.1977 ABC

Folge 23 "Tödliche Massage" startet dabei direkt mit Mord und (versuchten) Totschlag, mit dem Rasen eines eilends herbeigerufenen Polizeiwagens an den Tatort, der anschließend noch einmal und letzten Endes mit zwei Toten und einer durch Körperverletzung malträtierten Frau eskaliert. Der Schauplatz eigentlich ein Ort der Entspannung, der Wellness, in dem man es sich gut gehen lässt und den man der Gesundheit und des körperlichen Wohlergehens wegen frequentiert; wobei die Einrichtung hier selber mit seinem komplett in knalligen Rot sowohl an Wand als auch Boden dekorierenden oder auch deklarierenden oder auch deformierenden bis deprimierenden Farbe und dem steilen Treppaufgang in allgemein billig wirkender Oberfläche eher das Unwohlsein ausströmt und schnell auch die Rede von Korruption und Machts- und Amtsmissbrauch ist. Die “Engelchen“ trotz oder wegen ihres “Feminismus“, welcher verbal gleich zweimal vom Chef aus dem Lautsprecher, allerdings mit deutlich negativen Unterton angesprochen wird, dann erneut vereinzelt auf mehreren Fronten und gleichzeitig zusammen gegen dieses Sodom und Gomorrha und natürlich den Verdacht der Tarnung der Salons zur Prostitution agierend; das Missionbriefing und konkret alle Szenen im Hauptquartier der Streiter für Recht und Ordnung sind übrigens mit Abstand die schwächsten und auch die, die tatsächlich veraltet wirken und längst überholt. Im Dialog zuweilen nieder bis aggressiv (“Bullen“, “Nutten“, “ein hübscher Käfer“) oder einfach nur ständigen Süßholzgeraspel der schmierigen Art ("Du hast immer reizend ausgesehen in Kadettenuniform, Kelly"), dafür mit urbanen Lokal- und natürlich dem Zeitkolorit, welcher v.a. in den Szenen im und um das Polizeirevier aktiv wird und zusätzlich mit Auftritten von Ed Lauter und dem ebenso jungen Dirk Benedict mit Babyspeck als die bösen Buben geschmückt. Zwischendurch wird mit einem Auto Hatz auf eine durch die Nebengasse fliehende Detektivin gemacht und sie die Leitern hochgejagt, dann eigentlich nur und erstaunlich viel telefoniert, während das Finale auf einem Autofriedhof spielt, wo mit Gummireifen und dem berüchtigten Karatehieb gekämpft wird und für das Gute gesiegt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 10. Feb 2021, 17:12

Night Vision - Der Nachtjäger (1997)
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A homicide investigator goes after a media-obsessed serial murderer who videotapes his victims's deaths.

Hammer Williamson hier mal als Motorradcop, als berittener Streifenpolizist, als CHiPs nur ohne Partner und der Rente näher als der Beförderung, die sowieso in weiter Ferne und längst Geschichte ist. Überhaupt ist hier viel ex, die Figur ist trockener Alkoholiker, der zwar die Treffen zur Therapie schwänzt, aber dennoch bloß das Malzbier konsumiert und nicht einmal mehr das wahre Hopfen vergönnt ist. Sein Geburtstag feiert er alleine, von der wenigen übriggebliebenen Bekanntschaft wird er überwacht und verwarnt und getriezt, die Gespräche drehen sich um Frauen, die man längst nicht mehr haben kann und längst nicht mehr abbekommt und um die vertanen Chancen in der Vergangenheit, die schon ewig weit her ist und eine Erinnerung ohne Zweck.

Parallel dazu findet ein Verbrechen statt, hier der 'Bulle', der mit seinem industriell gefertigten Klumbeploatz aus der Miniverpackung redet, dort der Kriminelle, der ein Kidnapping auf dem Parkplatz plant und eine junge blonde Frau erst heimlich filmt, dann bedroht und schikaniert und sie schließlich entführt. Recht und Ordnung auf der einen Seite, wenn auch von unterster Ebene und niedrigster Qualität, auf der anderen Seite eine Straftat, die ebenso schäbig ist und wo sich entsprechend bald Gesetzeshüter und Gesetzesbrecher gegenüber stehen.

So wird schnell bei einer eigentlichen Routinekontrolle seitens des Triebtäters das Feuer eröffnet, erst nur mit der Pumpgun aus nächster Nähe, dann folgend in einer Hetzjagd Van - Motorrad - Hubschrauber auch mit schwerer und explosiver Artillerie, eine vergleichsweise größere Actioneinlage auf erstaunlich leerer Hochstraße vor den Toren der Stadt, in der die Detonationen sichtlich nicht von der Waffe selber ausgehen, sondern bereits auf dem Asphalt platziert sind. Angesichts der Herkunft der ganzen, von einer ehemaligen Handpuppe von Glen A. Larson gedrehten Produktion und des Wissens um die monetären Gegebenheiten, in der nicht bloß die Hauptfigur in einer heruntergekommenen Absteige ausharrt, sondern der Produzent gleich mit, ist die Szene dennoch (vergleichsweise) in einer beachtenswerten Größenordnung und mit Einsatz des Drehteams, allen voran des geeignete Einstellungen findenden Kameramannes und der Stuntleute im flammenden Beton-Inferno zu registrieren und zu respektieren und zu gratulieren.

Filmisch ist das ansonsten natürlich unterste Schublade, das Filmnegativ anscheinend durch Chlor gezogen, die Leute von der Gosse gecastet, die Gegend von Garland, Texas sieht so schäbig aus wie die Bevölkerung und das Interieur, alles Absteigen de luxe mit ebensolchen Bewohnern, zwischendurch wird da der Flachmann im Toilettenbecken versteckt und hinterher die Schüsseln zur inneren Reinigung mit der Zahnbürste geschrubbt. Szenefehler und Logikfehler reihen sich aneinander oder verzahnen sich auch zuweilen, interessieren tut das weder die Leute vom Film und auch nicht die in ihm und eigentlich auch nicht die Konsumenten dessen; die Klientel vom Fred-to-Video weiß um das Genre, dass er hier oftmals nur mit Unterhose bekleidet und erstaunlich weißen Käsebeinen beackert und die Gegebenheiten, Actionkrimis abseits von Hollywood und mit alten Weggenossen wie Robert Forster und Frank Pesce als Gefallen und ansonsten nur mit dem nötigsten bestückt. Immerhin nimmt der Nebenplot mit dem Dasein als unfreiwillig trockener, zwischendurch auch mal rückfällig werdender, mit der Aussicht auf ordentlich Schäferstündchen mit der Rotröckigen Partnerin aber wieder auf den rechten Pfad der Tugend gebrachten Alkoholiker durchaus seinen ehrenamtlichen und ehrenwerten Platz ein, passend dazu gibt es auch eine Schießerei vor einem Späti mit deftigen Kopftreffer; ansonsten ist alles ordentlich vergammelt, beengt, vollgemüllt und siffig.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 19. Mär 2021, 04:05

S.E.A.L.S. - Die härteste Elitetruppe der U.S. Marine - The Finest Hour (1992)
imageonline-co-sharpenedimage.jpg
Two soldiers form a lasting bond during training to be Navy Seals but soon grow apart as they are sent off to fight in Desert Storm.
Dass der Film nicht komplett nach vorne prescht und kein Navy Seals – Die härteste Elitetruppe der Welt (1990) sein kann oder will, merkt man schon bei der Titelsequenz, die eher das Träumerische, das Gefühlvolle, das Suchen nach einer gewissen Freiheit und gleichzeitig Melancholie durch die Straßenbilder einer längeren Reise ("three days and three nights") andeutet und vor allem auch durch den Song, der darüber gelegt wird und die Anfahrt in übrigens guter Art und Weise intoniert. Zusätzlich wird da auch noch ein Voice over drübergelegt, die Klaviatur der Gefühle optisch und akustisch gespielt und der Rest mit deutlichen Worten gespiegelt. Hollywood-Import Rob Lowe ist nicht derjenige, der erst zum Trainingsstützpunkt fährt und ist damit auch nicht derjenige, dessen Geschichte wir hören und für dessen Identifikation wir eingespannt sind. Lowe ist samt Pornobalken schon vor Ort und er ist auch schon auffällig, er ist nun mal auch der Name, mit dem Produzent (und nicht Regisseur) Menahem Golan (kurz vor seinem nächsten Pleitegang) hier wuchern kann und mit dessen Bekanntheit der Film vom Marketing her in die Distribution gefördert wird. Dass Lowe hier erst den Gegenpart spielt, den Iceman quasi, macht die Geschichte sogar relativ interessant, das Bad Boy Image wird weiterhin ausgelegt und erneut kultiviert. So gibt es bald die erste Barschlägerei mit dem späteren Rivalen und dort auch schon die Kontaktaufnahme zum weiblichen Geschlecht; um dieses und die Rolle als Alphamann (oder eher Aquaman) wird gestritten, vorher und nachher gemeinsam im Sand gerobbt und vom Drill Sergeant schikaniert.

Also Laufübungen, Schwimm- und Tauchtraining, Häschen Hüpf, Die Mumie und der Pharao, die Hindernisbahn und die Liegestütze, aus Konkurrenz wird bald Freundschaft und fast noch mehr, wo dann die Dame des Herzens eigentlich nur hineinbricht und theoretisch bloß stört, wenn auch für ein, zwei Nackedeibilder mit dem wobenden Busen unter dem weißen durchsichtigen T-Shirt sorgt. Ein Parallelgeschehen zwischen dem Auswahlverfahren im Krieg und der Liebe, wird entweder die Zeit am Strand beim Training verbracht oder die Bars und Kneipen durchsiebt, später gibt es den ersten heimlichen und auch noch verbotenen Kuss im kalten Wasser, es gibt die Leidenschaften zwischen den Liebenden und es gibt die Vorahnung und die Eifersucht zwischen den Parteien, die davon gleichzeitig betroffen und ausgeschlossen sind. Nur Action, die gibt es eher spät und anfangs nicht so richtig.

Als Drama über den Offizier und Gentleman und seinen Zwist mit den Emotionen, über nun der Buddy wichtiger als die große Liebe ist, ist so übel übrigens nicht geschrieben und verfehlt durchaus nicht seinen Sinn und Zweck; dem israelischen Regisseur und Co-Autor rumänischer Herkunft Shimon Dotan, der Mitglied einer Elitemarineeinheit gewesen war und später noch die gut aufgenommenen Dokumentationen Die Siedler der Westbank und Abgeordnete hinter Gittern über die Problematik im Westjordanland drehen sollte, ist offenkundig etwas anderes als ein Reißer vorgeschwebt. Das Training ist relativ abwechslungsreich gehandhabt und nimmt auch nicht ewig Zeit in Anspruch, darstellerisch ist das allesamt solide, wie ein besserer Fernsehfilm, nachdem man auch eingangs aussieht und wo jetzt nicht gerade Kinobilder geboten sind. Der Militärjargon hält sich in Grenzen und es wird auch kein Hohelied per se auf die Army ausgerufen und gesungen, etwas brenzliger und aufregender (als der eine Wet T-Shirt Contest beim verbotenen Kuss) wird es zum zweiten Drittel hin, wenn der leidige (Zweite) Golfkrieg ausbricht und einen Strich durch die Rechnung und die Idylle auch des amerikanischen Lebens macht. Ab dann an steht eine Gefangenenbefreiung vor, ein nächtlicher Tauchgang in die Höhle des Löwen an, die Infiltration der Wasserburg des Feindes, ein Besuch im Folterkeller. Und ab da an kommt auch phasenweise das, was man von Produzent Golan vorher schon und vom damaligen Mainstream - Regisseur Dotan als Handpuppe mit u. a. Infernal Fighter (1994), Coyote Run (1996) und Diamond Dogs (2007) später noch kennt, ein paar Feuergefechte in dem tropfenden und klammen Raketensilo, ein Ausbruch per Fahrzeug und auch einige Tötungsszenen, die nicht aus einem Fernsehfilm kommen und wo das Ganze eher wie eine Vorwegnahme von Operation Delta Force aussieht, der Teil mit den Froschmännern wenigstens. (Yossi Wein war hier Kameramann bei der 2nd Unit, Issac Florentine übrigens Production Manager bei der 3rd Unit.) Die Action ist dabei relativ spröde und gleichzeitig durchaus auch größer gehandhabt, immerhin ist da für einige Sekunden mal Dauerfeuer aus allen Rohren und werden im Hintergrund der Fliehenden auch Explosionen eingespeist und fleißige Hektik betrieben. Detonationen auf, über und unter Wasser, eine Verfolgungsjagd mit Motorbooten unter emsigen Beschuss, eine Kollision auf dem offenen Meer, ordentlich Krawall im feuchten Klima also, was dann auch zu einem befürchteten Ende und einem Abspann mit Danksagung an die Unterstützung der Armee und einem dann auch plärrenden Musikstück führt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 31. Mär 2021, 10:07

Into the Sun (1991)
into_the_sun.jpg
A fighter pilot is reluctantly paired with a Hollywood actor who's researching a role, but are then forced to team up for real after being shot down and thrust into combat.

Der 'internationale Kino-Hit' Into The Sun als später, demnoch v.a. aufgrund der 'Mega-Action' speziell in Form 'grenzenloser Luftkämpfe' willkommener Nachzügler von Top Gun und Co., hier sogar mit einer Ehrerweisung in Richtung Der Stählerne Adler und auf der Metaebene noch zusätzlich mit dem Tom Cruise für bescheidene Gemüter, dem damals schon längst in B-Gefilden den Flug des Verderbens antretenden Paré Michael nämlich besetzt. Sowohl er als auch Partner Anthony Michael Hall sind allerdings mit dem bunten Achtziger Jahre Kino bestens vertraut und auch mit dem Buddy Picture (die Houston Knights! respektive Upwold - Mein Kumpel, der Kobold!) nicht unbefleckt, wird die Szenerie und die Manegerie mit den arabischen Muselmännern auf Meuchelmord per Kampfjet nicht von vornherein bierernst wie den ebenso aktuellen, allerdings auch wesentlich mehr Zuschauer erreichenden Flug durch die Hölle oder dem tatsächlichen Ripoff Airborne - Flügel aus Stahl aufgezogen, sondern als saloppes, an Auf die harte Tour erinnerndes Abenteuer mit buchstäblich preiswerten, aber final umso voluminöser gehandhabten Explosionen und als Kumpelkomödie mit Witzen schneller als der Schall abgeliefert. Gedreht von unserem Mann in Hollywood: dem Kiersch-fritzen.

Trimark Pictures hat das Gebilde hier gestemmt, eine Unterabteilung von Vidmark präsentiert, ein Geschehen aus dem Blick amerikanischer Perspektiven und spielend irgendwo über dem Mittelmeer. Über den Wolken zumindest und zwischen ihnen hindurch, mit Überschallgeschwindigkeit der Freiheit entgegen und dies mit Kampfgeist und mit Sporteslust. Umdrehungen und Wirbel am Horizont und auf dem Radar gleichermaßen, dazu neckische Sprüche über den Funk, die eher an ein frisch verliebtes Pärchen als an Kollegen und Kameraden bloß erinnern und wo getreu der Sexualität von Top Gun auch viel vom “ich habe dich am Hintern zu fassen, Kumpel, willst du's normal oder mit Schuss?“ und dem “Schön stillhalten. Jetzt bist du dran. Jetzt bist du dran. Nimm es einfach wie ein Mann“ und “Wirf mal ein Blick auf dein Hinterteil.“ gesprochen und geturtelt wird.

Zu Männerbündnissen kommt es hier im Film später auch, aber erst wird sich angenehm entspannt darüber lustig gemacht und auch ein wenig amüsiert; wobei der Vorteil des eher intim wirkenden bzw. im Kleinen wohlfühlenden Filmes auch ist, dass keiner der beiden Figuren unsympathisch scheint und die Darsteller ebenso im lockeren Umgang miteinander verbunden sind. Der Humor erfreut sich ebenso über sie wie mit ihnen; selbst der Hauptgegner, Chips-Söldner Linden Ashby bekommt interessanterweise zwar keine Gags ab, aber eine ausgesuchte Persönlichkeit und somit auch Präsenz in das Cockpit gelegt.

Aus Spaß wird dann bald Ernst, mittig das Szenario aus der Kaserne heraus und erst in einen Luftkampf und dann dem Absturz- und Gefangenengeschehen vertan und das in der Theorie Erlernte angewandt und in die Praxis umgesetzt. Kein abrupter Tonwechsel, sondern ein fließender Übergang mit einem Überbleibsel vorheriger Methoden – dem Filmstar fallen als Erstes in der Wüste Geheimratsecken auf und die Gefahr einer Lederhaut durch die glühende Hitze, und wie ein Statist aus Lawrence von Arabien will er auch nicht sterben - , aber schon auch das Einbinden einer Rettungsmission, eines Folterkellers und feindlich gesinnter Beduinenstämme, die das Maschinengewehr unter dem Gewand hervorzaubern und auf Exekution und knackiges Erschießungskommando Marke "Jalla! Jalla!" erpicht sind.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 1. Apr 2021, 11:17

Warbirds (1989)
Warbirds-War-Birds-Hartbox.jpg
A covert military airstrike against rebels in the tiny Mideastern nation of El Alahaim goes wrong, leaving one pilot dead and another in enemy hands. A second, more dangerous mission is planned to rescue the captive pilot.
Warbirds fängt an wie dem Ulli Lümmel seine Schlitzerfilme, jemand hört ein Geräusch im Dunkeln und geht dem nach, dann kommt ein anderer mit dem Messer in der Hand um die Ecke geschossen. Die Folge ist wahrscheinlich der schnellste und kürzeste Militärüberfall auf der Welt, die Rebellen in ihrer Heimtücke und Grausamkeit haben gewonnen, alle Soldaten sind tot, eine weibliche Trophäe als Geisel kommt mit. Action gibt es da auch schon, im Schuss-Gegenschuss-Verfahren quasi, buchstäblich sogar, bei manchen sieht man auch die Trefferwirkung, bei anderen nur das 'Endergebnis'.

Der Start ist flott, das Geschehen grob und düster, der Schnitt wie mit der Axt gesetzt und ohne wirklichen Fluss, Rhythmus oder anderweitiges Geschick. Die Rebellen hier also als die Bösen, nicht wie bei Robin Hood, wo sie die Freiheitskämpfer waren und die Unterstützer der Armen. Mit wehenden roten Fahnen wird die Siegesreise zurück zur Basis angetreten, rot hier als Aggression und sinnbildlich mit Blut verschmiert und als Kriegsflagge geschmückt. Die Montage ist bestenfalls 'schräg', die Besetzung absolutes No-Name, man hört mehr Sachen (wie den Coup d'Etat oder die Hubschrauber auf der Tonspur) als das man sie sieht, teils per Radionachricht, teils als Dialog oder Monolog, ein wenig Militärbereitschaft zum Vorzeigen ist aber da und im Ausland selber hat man offensichtlich auch gedreht (nicht). Der War Room der Amerikaner sieht aus wie bei Kubrick aus den Sechzigern, einen kriegslüsternen General hat man hier auch, einen Dr. Seltsam leider nicht. Zwischendurch sieht man mal das Mikrofon von oben in das Bild hineinlugen; das hatte der Kubrick dafür nicht drauf und das gab's bei ihm nicht zu erwähnen.

Ansonsten merkt man verbal beizeiten, in welche Richtung der Film dann schielt, wird schon in den ersten wenigen Minuten gleich mehrfach vom "he's Top Gun", "graduated Top Gun" etc. gesprochen und so eine deutliche Referenz in den Raum gelegt. Das Anheuern der entsprechenden Spezialisten für das Selbstmordkommando im fernen fremden Lande zeigt die Steifheit des Regisseurs noch mit am deutlichsten auf, aus den Darstellern wird nichts herausgeholt, die Szenen bzw. all die Gespräche sind dröge und schlichtweg Fake und gestellt. Besser sind die Stock footage-Aufnahmen aus dem Wüstenstaat, auch der Score (von Jerry Lambert, mittlerweile Filmgeschäftsführer bei EFO) prescht ordentlich voran (ausgenommen jetzt dem Anspielen der amerikanischen Nationalhymne, sowieso wehen das auch ordentlich die Flaggen und ist man amerikanischer als selbst die einheimische Konkurrenz) und macht Eindruck, die Kamera bewegt sich mal und narrativ wird ein Maulwurf noch und die Potenzierung der eh schon bestehenden Gefahr für das Trio an Hot Shots noch zusätzlich eingewebt. Beim ersten Angriff auf das feindliche Lager gibt es neben (tatsächlich!) voluminösen Explosionen auch dauernde komische POV-Shots aus der Fliegerkabine; die Feuerbälle und das Flammeninferno am Boden zwischen Luftbasis und Ölfeldern wirken auch gar nicht richtig, da seltsam montiert und wie blindlings dazwischen geschnitten.

Trotz aller Stümperhaftigkeit, die sich durch den Film zieht und bei vielen Beteiligten vor und hinter der Kamera vorhanden ist, hat die Dramaturgie, wenn man das denn so nennen will, mittig irgendwo doch ihren Sinn und ihren Zweck. Dort scheitert nämlich die erste Mission und wird prompt die zweite und dabei gleiche Vorgehensweise angeleiert, die natürlich ebenso scheitert und wo dann nicht nur selbst dem letzten die Sinnlosigkeit des ganzen Unterfangens und des Krieges an sich dämmert, sondern die Amerikaner auch abermals die Hosen herunterlassen und entweder nur a) über die Kosten am Jammern oder b) noch während der Geheimoperation nach ihren Bauchtänzerinnen als Belohnung am Fragen und c) taktisch auch einfach die Lusche per se und dennoch höchst eingenommen von sich sind. Ansonsten ist das Skript schon mehr als bescheiden geschrieben – diese andauernden Psychotests ("Death?" - "Hate it." - Danger? - "Love it." - "Risk?" - "Prefer not to take any." - "Dogfight?" - "The best.") – , der Hauptdarsteller ist so eine Chippendale-Type, der final die MIGs wie Tontauben vom Himmel holt und das Ganze spielt an vier Schauplätzen, die sichtlich allesamt in Kalifornien liegen und wo man auch ein surreales Theaterstück darüber und mit Laienschauspiel wie hier hätte inszenieren können: Beim Bodenkampf im Showdown sieht man eigentlich bloß Füße im Staub und Stiefel im Dreck.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 4. Apr 2021, 00:23

Logan Blade - Ein Kopfgeldjäger sieht rot - Street Hunter (1990)
logan_blade_-_ein_kopfgeldj_ger_sieht_rot.jpg
Logan Blade is a tough ex police officer turned bounty hunter who has to confront a street gang led by young Angel and his ruthless bodyguard, Colonel Walsh.

James hat auch am Skript mitgeschrieben, zusammen mit John A. Gallagher, wobei letzter auch die Regie übernimmt und der Verantwortliche für die Ein- und die Fortführung der Figur von Logan Blade, hier zu Beginn gleich bei einem Massaker auf einem Friedhof des Nachts und als erst noch stiller Beobachter einer schnell ausufernden Gangsterfehde ist. Denn das, was eingangs aussieht wie Burke & Hare auf Leichenraub ist dann doch der blutjunge Leguizamo John, der das Drogenversteck der Konkurrenz plündert und dann auch noch eine Zauberwaffe, die Ein-Mann-Tötungsmaschine Reb Brown nämlich in der Hinterhand hat, die dann getreu ihrer Funktion auch fleißig am töten und am meuchelmorden ist. Erst im Dunkeln ist gut munkeln, dann plötzlich Schüsse aus der Maschinenpistole und in blutigen Zeitlupen stilisierte Opfer, die Begräbnisstätte ist um mehr Kunden reicher, es gibt auch noch eine Exekution per Kopfschuss aus nächster Nähe und das ist dann auch endlich der Moment, wo der Kopfgeldjäger und sein ebenso ruhiger Hund aus der Beobachtungssituation ausbrechen und auch mal reagieren.

Ein Krieg auf den Straßen ist im Anmarsch, the devil is already here, geht es um die Zivilisation gegen die Kriminalität, das Syndikat – ein Joke, die fünf Mann im miesen Anzug könnten auch aus Mafia! - Eine Nudel macht noch keine Spaghetti!, Wo Gangster um die Ecke knallen sein oder Mob Boss - Eine Familie zum (Er)schießen, letzterer mit Eddie Deezen – gegen die Straßengang (clumsy as fuck), Alt gegen Jung, Tradition gegen die neue Weltordnung, Polizei gegen Verbrecher, aber auch die Streitigkeiten zwischen den offiziellen Beamten und den gegen Geld tätigen Kopfgeldjäger, der im Grunde ebenso ein 'Tagelöhner' ist wie der Söldner, nur auf der anderen Seite und ausnahmsweise auch auf der richtigen davon bewegend. Die Geschichte wird am Friedhof angeleiert und im Polizeirevier rekapituliert und fortgeführt, Logan hat dabei ebenso viel Connections wie James und trägt ebenso den Film, ein sympathischer Charakter, der zwar Einzelgänger ist und mit eben dem Man's best Friend und Liebe auf vier Pfoten an seiner Seite agiert, aber dennoch viele Freunde von früher hat und sich auch um diese sorgt und um diese kümmert, deren Gefährdung oder gar Tod aber teils nicht verhindern kann und dann umso energischer zurückschlägt.

Ein Überfall auf einen Gefangenkonvoi am Hafen per Gasanschlag und Schnellfeuermunition und die Explosion eines Polizeiwagens per RPG sind dann die letzten Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen; dazwischen erinnert der Film allerdings etwas an die Arbeiten von Fred Williamson zu der Zeit, also eher preiswertes und etwas reduziertes Actionkrimi-'Kino' mit hässlichen Locations und mit auch Leerlauf und Füllszenen wie Schäferstündchen mit der Mamsel, das Abhängen in einer Musikbar, sinnlose Wanderungen durch die Straßen oder moralische Lehren in der Seitengasse sowie andere unattraktive Dialogszenen, die man für die Handlung vom Frauenschwarm/Lone Wolf nicht unbedingt benötigt und was auch zu nichts führt. Dass Regisseur Gallagher vorher und nachher für Komödien eher zuständig war und keine Reißer mehr geschaffen hat, ist spätestens dann auch auffällig. Besser wird stets das Einbringen vom Kampfgiganten Brown als Gegenpart, der 'seinen' Mannen bzw. vom Leguizamo den Halunken in ihren Spelunken gerne was vom Dschingis Khan, dem Cäsar oder dem Alexander dem Großen und auch was vom 'Triumph des Willen' erzählt, wobei die kleinkriminellen Hallodris aber gar nicht so richtig wissen, was er da faselt und worüber der merkwürdige weiße Mann in seiner selbstgebastelten Uniform da fabuliert. Lokalkolorit vom schäbigen New York aus wird auch reichlich geboten, zumal ganz hinten am Horizont die fabelhaften Twin Towers als Wahr- und Markenzeichen stehen und sich in bester Form präsentieren.

Ansonsten gibt's ein Anschlag auf Blade per Scharfschützen und Indianer in einem stillgelegten Kino, eine Autobombe, ein Überfall auf Blades Freundin, die sich aber durchaus energisch zur Wehr zu setzen weiß und nicht hinter ihrem Männle zurückstecken muss, im Gegenteil dessen, es gibt viele "Fucks" auf der Tonspur, für den, der das mag, und es gibt einen Doppel-Showdown mit ordentlich Luftschwingern, weil die Goons vom Leguizamo den Schauplatz vertagen und von einem siffigen 'Restaurant' zurück in ihr Hauptquartier, eine stillgelegte Kirche verlegen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 10. Apr 2021, 00:05

Riverbend (1989)
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A black major and his men are on the run from a rigged court martial and hide out in a small Georgia town where a cruel white sheriff is terrorizing the black population. Together with one strong-willed woman they formulate a bold plan to fight for freedom and human rights...
Anders als Logan Blade, der eher als teils absurder Actionkrimi im Billogewand und als Konfrontation zwischen dem ebenso mystisch überhöhten James auf der Seite des Guten gegen den in der Kriegstheorie belesenen und mit Größenwahn umnebelten Reb Brown in den Nebenstraßen New Yorks funktionierte (oder auch nicht), wird hier auf direktere Weise die Aussagen gesucht und eingangs gefunden, ist teils das Schauspiel auch besser, wenn man von der Knallcharge von Sheriff einmal absieht, der ziemlich überzogen wird. Die schwüle, gleichzeitig staubig und feuchte wirkende Atmosphäre (gedreht wurde in vier Maiwochen 1988 in Ellis County, Texas) und das vorherrschende Grün sowohl im Wald, im Dickicht, in den Uniformen und die wenige sonstige Farbgebung oder anderweitig bildsprachliche Mätzchen und die Zeitlosigkeit des Geschehens - gerade auch und immer wieder aktuell – trotz der konkreten Zuordnung in die Mitte der Sechziger macht das durchaus bekannte Schema eingangs zumindest energischer und involvierender. Regisseur Firstenberg eröffnet visuell zwar wie ein Fernsehfilm, aber materiell stärker als üblich und mit den geeigneten empathischen Mitteln, das Unrecht ist von weitem schon kommend, ein erster Abschied ist hier tatsächlich und wirkt auch so wie ein letztes Lebewohl und das Missverhältnis innerhalb der Gesellschaft hier setzt den emotionalen und dramaturgischen Haken so einfach wie konsequent.

Der Film hat dabei zwei Anklagen vorzubringen, einmal den grassierenden Rassismus, verbunden mit Diskriminierung und Polizeigewalt, zum anderen das Verbrechen des Krieges, hier mit einer Anekdote, die an das Massaker von Mỹ Lai erinnert; eine Art 'Grauzone' wird bei den drei geflohenen Soldaten auch durch eben die Flucht, das erste Eindringen in das Haus der Witwe deutlich gegen ihren Willen und auch deutlich mit Angst verbunden und dort auch die Abnahme ihres Gewehres erreicht, wobei spätere Szenen teils zu einfach gehalten oder insgesamt unmotiviert erscheinen (das Heranschmeißen von James an die frische Witwe z.b.). Dass das Trio grundsätzlich unterschiedlich ist, dem Einen ist die Hautfarbe gänzlich egal und er folgt auch nicht blindlings einem 'Bruder' und er braucht auch keinen "Civil Right Bullshit" – eingangs zumindest, später ist er der Erste, der blutdürstig wird und über die Stränge schlägt –, während der Andere getreu wie ein Schäfchen seinem Schäfer folgt und keine eigene Meinung hat, macht diese Schwächen wieder wett, während das Trainings- und Ferienlager in den Büschen dann eher albern gehalten und mit viel Dauerlauf und dem Hampelmann zur körperlichen Ertüchtigung, dem guten alten Tritt in die Klöten für den Nahkampf und dem Chow als Stärkung zur Mittagspause gehalten ist. James bekommt beim selbst gekochten Babsch & Labsch natürlich zwei Kellen und damit doppelte Portion, damit er extra groß und stark wird und weil er der neue Mann an der Seite seiner Mamsel ist.

So ab der Hälfte des Filmes wird dann Ernst mit der Geschichte, bzw. wird ab da zu den Waffen gegriffen und die Stadt eingenommen und zur Festung inkl. der Geiselnahme aller 'Bleichgesichter' erklärt; ungefähr ab dem Zeitpunkt funktioniert der Film auch anders, nicht mehr wirklich als Drama, und auch nicht mehr so richtig. Blockaden werden errichtet und versucht zu überwinden, hinzu kommt eine Art Guerillakampf mit Spähtaktik und dem Entsenden von Vorhut und Kundschaftern, die die Lage peilen sollen und auf ebensolche Horchposten treffen. Es gibt ein Mano-a-Mano im Stadtpavillon, in dem James das erste Mal seine Kampffähigkeiten zeigen darf, das Ganze aber teils auch im Upspeed zu erfolgen scheint und wie rein für die Klientel integriert und inszeniert worden ist. Und dann muss auch noch der dicke, schwitzende Cholesterin-Sheriff kurz vorm Herzkasper in den Fight gegen den monumental durchtrainierten James; wahrscheinlich, damit man vor dem Finale noch eine zweite 'Actionszene' für die Meute da draußen unterbringt. So richtig rund ist das gesamte Prozedere auch sowieso nicht, heiligt der Zweck hier buchstäblich viele Mittel, irgendwann kommen Die knallharten Fünf in die Stadt gesprintet und der große Feuerreigen in der kleinen Kuhbläke beginnt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 15. Apr 2021, 09:45

Night Eyes 3 - Sexual Malice - The Other Man (1994)
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Unsatisfied by her marriage, Christine begins an affair with a seductive, mysterious stranger named Quinn. But they get carried away with their passion which leads way to obsession and murder.
Verbotene Gelüste, fatale Begierden, verhängnisvolle Leidenschaften werden schon von Sekunde Eins an geboten und bereitgehalten, dort in der Titelsequenz zwar noch verhüllt und durch dem Zeigen nur von Silhouetten versteckt, aber die Gang- oder eher die Stoßrichtung ist eindeutig zweideutig und herzlich offensiv; da wird kein Blatt vor dem Mund genommen und nicht erst lange mit Thrill und Anspannung und mit Flirt, Aufbau und Vorspiel herum manövriert. Immerhin ist die Besetzung amtlich für so ein horizontales Produkt (Doug Jeffrey, John Laughlin, Edward Albert, Kathy Shower, Samantha Phillips, Swayze Don, plus Pepin/Merhi Alumni Cole S. McKay und Chad McQueen) und so ein auf Ur-Instinkte abzielendes Konstrukt, die Namen vor der Kamera sind bekannt und geläufig und hinter der Produktion 'versteckt' sich u. a. Jag Mundhra und der Gregory Dark.
(Im Original übrigens kein Night Eyes Vertreter, da nix Andrew Stevens, nur halt vom Macher von Teil 1 dort inszeniert.)

"I don't know, where to start" heißt es dann, "Let's start from the beginning" lautet es als Antwort, wird die Geschichte von hinten aufgezogen und in einer längeren Rückblende, der Befragung von einer Frau durch drei Männer in einer Gefängniszelle (oder ähnlichem) eingeleitet und durch die Erzählungen der Frau und dem Skript des verantwortlichen Mundhra erzählt. "The beginning. Jesus. The beginning..."; wie ein Film Noir geht es hier los, mit vielen offenen Fragen und noch keinerlei Antworten, die uns dann aber nach und nach bereitgehalten werden und nicht bloß das Rätsel, sondern die Auflösung auch präsentiert. Starten tut man richtig mit einer Party, "that's a as good a place as any.", eine Festlichkeit zu Champagner und Horsd'oeuvre mit der idealen Gelegenheit zum Vorstellen der ersten wichtigen Figuren, ihrer Beziehungen und der noch kommenden Szenarien, die Stimmung zwischen heiter, griesgrämig - angriffslustig und sexuell aufgeladen, die Männer elegant im Anzug, die Frauen in leichten Kleidern, teilweise die Figur hervorhebend und betonend, teilweise auch wie Wurst im Darm gepresst. Die Kameraarbeit ist gut, die Darsteller solide, die Finanzierung des Filmes oder zumindest die Bereitstellung einer wirklich luxuriösen Villa offensichtlich gegeben, die erste richtige Sexszene lässt auch nicht lange auf sich warten, weil einer der Kellner dort die Wurst im Darm bespringt.

Folglich gibt es nackte Brüste, die liebkost werden und umspielt, es gibt fleißig Gestöhne und Geseufze auf der Tonspur, was vom Jazz Lounge untermalt wird und stimmungstechnisch komplettiert. Es gibt eine Duschszene mit Andeutungen von Masturbation. Es gibt das Geknutsche im offenen Bademantel, Telefonsex, feuchte Küsse und offene Lippen. Es gibt das Liebesspiel am Strand und im Wasser, im Bett und an der Wand gelehnt. Es gibt allerdings auch durchaus gut herausgearbeitete Konstellationen, der desinteressierte Ehemann, dem dafür die blutjungen Studentinnen im Büro sitzen, die brüskierte Ehefrau, die andere beim Fremdgehen erwischt und auch von einem Ex umworben wird, der nichtsnutzige Bruder, der öfters im Knast eingeht als dass er an der frischen Luft spaziert usw. usf.; geschrieben ist das durchaus mit Hand und Fuß und auch angenehm effektiv und übersichtlich, in dem Spiel und der Dramaturgie eher trocken, aber immerhin. Da die Geschichte aus der Sicht der Frau erzählt ist und auch Gleichberechtigung herrscht, geht es bspw. auch in einen Stripschuppen mit Ladies Night Abend und einem Chippendale-Tänzer, der sich erst entblößt und dann selber mit Massageöl einschmiert. Also freizügig und offenherzig ja, man sieht allerdings auch immer die gleichen Leute nur dabei und Swayze Don und Chad McQueen, die sind außen vor und die sieht man selten und auf jeden Fall nicht in der Kopulation, dafür aber dick auf dem Cover erwähnt und vielleicht auch irgendwie in den späteren Mordfall verstrickt. Vom Ehedrama über eine Plotte, die eher an sowas wie Lifetime Movie kredenzt mit 50 Shades of Grey wirkt hin zu spät einem Thriller und dann dem Krimi, den man eingangs schon versprochen bekommt und wo man eine Viertelstunde vor Schluss wieder angekommen ist und so richtig schlauer man noch nicht wirkt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 16. Apr 2021, 14:32

Tödlicher Sex - Night Eyes 2 (1991)
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Security expert Will Griffith has been hired to secure the mansion of South American expatriate Hector Mejenes, who has had attempts made on his life, upon the insistance of his American wife, Marilyn. Now the neglected wife finds herself attracted to the security guard and vice versa.
Gebumst und genudelt wird hier erst später, früh genug auch noch, in den ersten 5min demnach; vorher gibt es aber eine längere Szene, die möglicherweise interessanter für die Zuschauer, ein Einbruch bei dunkler Nacht von einem Fassadenkletterer in ein Hochhaus nämlich ist. Geschossen wird dort auch, weil trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Finesse doch ein Alarm ausgelöst wird und der Wachmann mit gezogener Waffe los sprintet, erst spritzt das Blut also, und dann noch etwas anderes, in der bislang noch ominösen Geschicht'.

Überhaupt macht man eingangs einen überraschend guten Eindruck, nicht bloß, dass Stevens Andy kurz darauf noch einmal die Waffe am Entsichern ist und die Pistole zückt, es wird sogar so etwas wie eine Actionszene eingeworfen, ein Anschlag per Scharfschützengewehr auf einen Politiker, wobei bloß der arme Chauffeur die Kugel abbekommt und mit Gegenwehr die Flucht ins Haus gelingt. Das Haus und das Grundstück darauf sind von größerem Umfang, die Optik insgesamt gediegen, die Kamera gibt sich Mühe; alles in allem sind auch die Darsteller ordentlich und die Produktion höchst solide. Gedreht ist das Ganze hier von Rodney McDonald, im Debüt, wobei McDonald später ganz in den Actionfilm (der Kategorie B bis C) wechseln sollte, hier und folgend bspw. noch bei Night Eyes Four: Fatal Passion oder Scorned 2 weiter den Thrill im Horizontalen und die durchwühlten Matratzen bemüht.

Hier ist so eine Mischung aus beidem, abgesehen von der ersten unvermuteten Sexszene, die auch kein Vorspiel hat und da auch noch keine Einführung der Darsteller, wird tatsächlich eine richtige Geschichte und diesmal auch mit vergleichsweise globaler Bewandtnis und in luxuriös-mondäner, aber dennoch äußerst schicker Umgebung und mit einigen interessanten Figuren, darunter einem angeleierten Buddy Picture mit Stevens und seinem unfreiwillig neuen Partner, einem alten Kameraden von der Air Force allgemein, dem Special Investigations Office speziell bemüht. Das Anwesen (mit Blick auf Meer) ist bald eine Festung (mit Blick auf Meer), mit Kamera außen und auch innen und auch im Fitnessraum und selbst im Schlafzimmer mit Blickrichtung direkt auf das Bett bestückt; hinzu kommt ein Bodyguard-Job, der wie alle diese Geschichten bald zu mehr als dem persönlichen Schutz führt und direkt die ersten neuen Probleme auslöst. Dabei ist die Ursächlichkeit gar ähnlich wie bspw. in dem auch als Night Eyes 3 verkauften Sexual Malice a.k.a. The Other Man, der nicht zur offiziellen Reihe gehört, wo aber a) auch die Frau das Geld nicht Hause bringt, während b) bei dem Ehemann buchstäblich tote Hose herrscht und deswegen c) der andere Mann für die körperliche Liebe einspringen muss und die Pflichten der Ehe trotz fehlenden Trauschein erfüllen. Was hier anders ist, ist ein starkes Hinauszögern der körperlichen Annäherung – das spätere Bumsorama lässt eher den Druck aus den Reifen und den Dampf aus dem Kessel, es wird ein bisschen im Buchklub gefummelt und abends vor dem flackernden Kamin kopuliert. Mal ist er dran mit küssen und mal wird mit ihm verbotene Frucht gespielt. Nackte Busen, Leckermäulchen, die Kamera ist zuweilen nah am Geschehen und oft weit weg –, man versteht sich zwar schnell und die Chemie ist offenkundig da und beide Figuren sind gar sympathisch nicht nur gegenüber, sondern auch auf den Zuschauer wirkend, aber man lässt sich Zeit miteinander und der Job steht im Vordergrund und an allererster Stelle auch nicht das Besteigen und Begatten, sondern das Beschützen. So wird auch mittig erneut eine (tödliche) Gefahrensituation ausgelöst und behandelt, Spannungsmomente eingespielt und wieder Schüsse quer durch den Raum und in Mobiliar und Mensch gefeuert, auch ein brutaler Überfall im Krankenhaus ist zu besichtigen und ein Finale, dass keine Wünsche über und dennoch Überraschungen und Gewalttätigkeiten im groben Nahkampf purzeln lässt.
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