Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 26. Nov 2019, 12:30

The Fighting Connection - Hard to Kill (1992)
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An agent investigates a series of crimes committed by a major heroin trafficker to demonstrate her crimes. Plus, use your martial arts skills to fight it.
Von nichts kommt nichts. Robin Shou beim Muskelaufbau und der Fettverbrennung in der Folterkammer eines Sportstudios, beim Gewichtestemmen und Eisenbiegen stellt den Vorspann zu einem letztlich auch sowieso eher körperbetonten und die Vorzüge der Kinetik, der Physis und der Physik hervorstechenden Filmes dar; wobei der Hauptdarsteller hier auch deutlich einer der prägnanteren Schauspieler im Œuvre von Phillip Ko Fei ist und nicht umsonst in rascher Reihenfolge 6x in vier Jahren, oftmals übrigens eher als der Heavy in der Geschichte genutzt wird. Der Plot hier wird eher länger und dramaturgisch 'sorgfältiger' aufgebaut, von der Festnahme bis zum Fluchtversuch vergeht eine gute halbe Stunde, die durch die Exotik in der Szenerie mit Abstecher in das Kanumayan Hotel und dem Rizal Provincial Gefängnis in Taytay genutzt wird und zu tatsächlich mehr Fläche, Spielraum und frischer Luft als in dem eingegrenzten HK üblich. Gedreht in den Philippinen, u.a. in der Hauptstadt und vermehrt an den südöstlichen Ausläufern der Zentralen Luzon-Ebene wird auch a) eine größere Szenerie als üblich geschaffen, b) dies mit einigen Einspieler von Hongkong und deren Beengung (wie der Rückblende einer blutig schiefgelaufen Polizeiaktion im gedrungenen Parkhaus) konterkariert und c) auch die Mitwirkung einheimischer Darsteller genutzt und sich so schon mal mit dem Umfeld vertraut gemacht und für weiteres Berufliches eingelebt. [Das damals ebenso florierende Pinyo Action Cinema war zwischenzeitlich auch Standbein für die weitere Karriere von Yukari Oshima und Ko, welche hier schon mal Luft schnuppern durften und üben.]

"You should have munition. 97 is near, the situation is not so steady. It's more convenient to have munition on hand."
Eine solide Produktion auch mit kostengünstigeren, aber gut genutzten Aussendreh sowie der Verwendung realer Gebäude und Einrichtungen (wie dem Veterans Memorial Medical Center in Quezon City), wobei der Plot hier sein Fundament sicherlich aus der Originalgeschichte (Red Heat!) hat, aber durch den Vergleich und den landestypisch breiten Humor mit einigen eher schwachsinnigen Dialogen, viel Grimasserei und lautmalerischen Slapstick sowie dieser fortschreitenden Assimilierung und Akklimatisierung von Original und Kopie sowie Komik und Gewalt in der Räuberpistole nicht unbedingt langweilig wird; die unterschiedliche Paarung vom muskulös-asketischen, gutaussehenden und eher einsilbigen Inspector mit dem gedrungenen und in Hawaiihemd und Khakishorts herumlaufenden Führer vor Ort stammt aus den Routinen des Buddy Picture und wird auch tatsächlich auf Gegensätzlichkeit forciert.

Verstärkt wird auch die Bandbreite der Actionszenen, nach einem eher unterwältigenden Feuerstoß im Hotelzimmer beim Eintreffen der Beamten und dem 'Cameo' des Parkhausmassakers in der Rückblende (die Szenen mit Simon Yam sind alle komplett aus der zwei Jahre alten Regent Produktion Fatal Termination übernommen) wird die Befreiungsaktion durch Schergen auf einer Hauptverkehrskreuzung erstmals für intensiveren Bleiregen mit auch manchen blutigen Einschüssen und tropfenden Lebenssaft genutzt. In der Gesamtzahl und bis zum Showdown auch der Ausdehnung bleiben auch die folgenden Scharmützel zwischen Slow Motion und Blur Motion eher kurz und knackig, trotz der Riesenknarre, mit der Shou im Anschlag herumläuft und fleißig Blumenkübel, Sandsäcke, das Mobiliar und die Oberkörper der Staffage zerstiebt. Ein Attentat im Krankenhaus, bei dem final ein blutverschmierter Toter durch die Glasscheibe fliegt, vorher eine Falle in der Lagerhalle, die erst dann und somit erst im letzten Drittel auftauchende Oshima vor allem mit ihrer filigranen Beinarbeit löst. Der Hotelshootout aus dem Schwarzenegger wird natürlich auch übernommen und neu als fernöstliches B-Picture arrangiert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 3. Dez 2019, 23:18

Dragon Force - A Serious Shock! Yes Madam! (1993)
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Two friends in the police force are in love with the same man. After a certain incident one of them goes crazy and does everything she can to kill her former friend.

Abgesehen davon, dass das Produktionsland Hongkong heutzutage und dies schon seit längerem solche Vertreter des Girls with Guns - Subgenre nicht mehr oder nur überaus vereinzelt macht, und die Zeit alle Wunden heilt und die Nostalgie sicher auch verklärt: aufgrund einer zunehmend dramatischen Struktur funktioniert der Film auch als ebensolches, nutzt die (in der Exportfassung deutlich mehr vorhandenen bzw. verlängerten) Actionszenen in einer Fußgängerüberführung, einem trauten Eheheim, im Zwischenfall im Spa, ein Brandanschlag auf eine Motorradfahrerin usw. vermehrt als Ausdruck einer oftmals negativen Emotionalität und damit auch wütenden Funktionalität und weist zudem einige Besetzungen gegen den Strich auf, was insgesamt hervorragend integriert wird und bald wie aus einem Guss montiert.

Für die noch junge New Treasurer Films Co. Ltd. ist der Film nach vielleicht Midnight Angel (1990) und The Direct Line (1992, jeweils auch mit Yukari Oshima) hier eine von den frühen größeren Produktionen und ein verstärktes Zeichen Richtung Mainstream, selbst in Nebenrollen ist man mit bekannten Gesichtern (Lawrence Ng, Waise Lee, Karel Wong, Ku Feng, Eric Tsang usw.) besetzt und wird sich auch um ein volles Kaleidoskop an Tag- und Nachtleben und vielen teils ungewöhnlichen Locations in HK bemüht. Die Polizeistation und seine Umgebung sind ebenso angefüllt mit Leuten und Ereignissen wie auch der Subplot mit den zunehmend mehr in das Beziehungsleben hineinratenden Kriminellen prall aufgestellt ist und so keinerlei personeller oder räumlicher Leerlauf besteht. Das Mobiliar ist reichhaltig und tatsächlich einem (besseren) Wohnverhältnis entsprungen, statt aus reiner ärmlicher Kulisse zu bestehen; ein insgesamt durchaus geschmackvolles Erscheinungsbild, welches sich nicht verstecken braucht und nicht zu schämen. Der Regisseur ist nach He Who Chases After the Wind (1988) und Bitter Taste of Blood (1988) nicht gänzlich genrefremd, hat aber mit Dramen und Romanzen seine Karriere angefangen, was man in der sorgfältigen Bebilderung und der geschickten Nutzung dramaturgischer Fallhöhen durchaus merkt.

Fighting Female hier von der anderen Seite, nicht zur Bekämpfung der Kriminalität, sondern zum Nutzen der eigenen Gefühle, die vorhanden, allerdings nicht 'statthaft', sondern eine Hoffnung ohne Erfüllung und ein Zwang ohne Befriedigung sind. Aus Zuneigung und Liebe wird durch das Verweigern Hass und Aggression, eine Umkehrung des sonst oft dem Manne vorbehaltenen Feldzuges, welches sich zur gleichen Zeit in Don't Stop my Crazy love for You oder Love to Kill in schockierenden Ausmaß Bahn bricht. "Let me share your happiness." als früher Wunsch von Moon Lee, da noch unschuldig und wie tatsächlich Freude über das bevorstehende Ereignis der Hochzeit versprühend, die Alarmglocken in der näheren Umgebung sollten spätestens beim Vertrimmen ihrerseits des gesamten Kampfsportvereins beim Training klingeln, tun es aber nicht. Ein Fehler, wie sich kurz darauf zeigt, ist die Täterin hier selbst nicht Herrin ihrer Extreme und wird das Objekt der Begierde bald aus dem Fenster getreten und mit Schüssen aus nächster Distanz eingedeckt; der Anfang von noch vielen bösen Überraschungen und auch mancherlei geschickt platzierten Brutalitäten.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 9. Dez 2019, 01:24

Fatal Termination (1990)
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Moon Lee is a nice housewifey mom who gets *real pissed* when her little girl is kidnapped. Along with her cop husband, she goes after the bad guys in a big way.
Relativ ungewöhnlich hier bei der Herangehensweise ist ein ruhiger Aufbau als üblich, ein mit den ersten 20 Minuten längerer einzelner Abschnitt als Einleitung, der von einem Waffenkauf in den Philippinen über das Zusammenspiel verschiedener Gruppierungen auf beiden Seiten des Gesetzes und den ersten Zwischenfällen am Flughafen von HK mit dem Zoll und dem Interpol geht. Die erste Schießerei, das Massaker im Parkhaus mit dem Eingreifen der Flughafenpolizei und auch niedergemähten Zivilisten kommt nach vielen Hin und Her eher unvermittelt und wird dann auch ausgiebig in Augenschein genommen und mit reichlich Einschusslöchern in Mensch und Karosserie versehen; im Zusammenspiel mit den diversen komplett unterschiedlichen Organisationen gerade auch auf der Position der Gesetzeshüter und ihren ebenso unterschiedlichen Formen, mit der Ausübung ihrer Aufgabenstellung und Hierarchie umzugehen, eine vergleichsweise wohlüberlegte erste Einheit, die eine gewisse qualitative Höhe für den weiteren Verlauf vorgibt. Aus dem ersten Problem wird schnell ein zweites, Leute die Treppe heruntergeschmissen und von der Häuserbrüstung katapultiert.

Regisseur Andrew Kam, der immer etwas geringschätzend betrachtet wird – bei Swordsman (1990) ist er einer von vielen, nämlich ganzen sechs Zuarbeitern, und wahrscheinlich der mit dem niedrigsten Rang, und sein Debüt The Big Heat (1988) wird großflächig Co-Director Johnnie To zugeschrieben – inszeniert das hiesige Geschehen stramm, mit vielen männlichen Platzhirschen, die sich einander in die Quere kommen und die sich schon von vornherein auf ihre jeweilige Vormachtstellung fixieren. HK als Raum der vielen Konfrontationen, trotz einer noch gefühlt menschenleeren Urbanität, vielen Panoramaaufnahmen und einer vermehrten Bezugsfläche wird sich gegenseitig schnell auf die Füße getreten und Verdächtigungen und Verwünschungen ausgespien. Eine Metropole in Feindlichkeit und Schräglage, entsprechend kippt gerade zu Beginn die Kamera und werden die Personen in extremer Frosch- oder Vogelperspektive aufgenommen und ansonsten im Gespräch dicht aneinander gerückt. Eine wütende Autoverfolgungsjagd mit fleißig Schusswechsel in rasender Geschwindigkeit quer durch die Straßen der Nacht schafft erstmal etwas Freiraum, bevor auch das durch einen Kopfschuss erledigt wird.

Folgerichtig geht der Showdown in einen Steinbruch vor den Toren der Stadt, wo mit Raketenwerfer, Handgranaten und Maschinengewehr aufgefahren wird und die Sonne verdunkelt und die Erde auseinanderbricht. Überhaupt wirkt das ganze Geschehen körperlich recht anspruchsvoll, unerbittlich, mit einigen wahnwitzigen Stunts wie Sprüngen aus höchster Höhe oder auch mit explodierendem Brustpack, Detonationen aus kurzer Distanz, kreativen Tötungsszenarien und viel Endzeitstimmung gespickt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 14. Dez 2019, 00:21

Wer zuletzt lacht, lacht am besten (1971)
Wer-zuletzt-lacht-lacht-am-besten-Hartbox.jpg
The days of the Carinthian Schlosshotel Seefels seem to be numbered. Hotelier Theo Frobenius is forced to sell his house to the CEO Mertens in the face of massive competition. Frobenius learns that Mertens wants to visit the hotel in secret. In order to drive up the price, the hotelier wants to fool him into thriving business.
"Alkohol, mäßig genossen, schadet auch nicht in größeren Mengen."
Nach einer Viertelstunde ist auch hier die Geschichte angeleiert, vorher hat sich Fräulein Uschi Glas schon mal nackig gemacht, um mit der Zeit zu gehen und auch den Herren oder den Herden der Schöpfung etwas fürs Auge und als Entlohnung für den Obolus beim Eintritt zu bieten. Nacktsein bedeutet hier natürlich nur bis auf die Unterwäsche, weißer SpitzenBH und ebensolcher Slip, der sich aufgrund einer Slapsticksequenz mit Theo Lingen und im Streit und Kampf mit einem mit Klebstoff ausstaffierten Sitzkissen offenbart hat; Lingen und seine Anwesenheit ruinieren natürlich jeden amourösen Gedanken, aber danke trotzdem für den kurvigen Anblick.

Davor und danach wird nämlich eher die Tube der Anstrengung und der klamaukigen Aufgeregtheit gequetscht und gedrückt, schon die Prämisse zielt auf gleich mehrfache und eigentlich bald ständige Verwechslung, v.a. dem der Identität und dies mit leichten Zusätzen (nicht der Romantik, sondern) des finalen behaupteten Liebesglücks. Neben Lingen, der solche Rollen schon in den Dreißigern gespielt und auch noch oder immer noch genauso aussieht, sorgt hier natürlich noch Ilja Richter für die Portion und die Überdosis von deutscher Witzigkeit, die keine quantitativen und doch viele qualitativen Grenzen kennt. Zudem ist der Schauplatz Kärnten und gerade das Hotel hier, ein “schöner alter Kasten“ mit eher biederer bis altbackener Ausstattung und irgendwo am Arsch der Welt (=bei Pörtschach) liegend kein Hingucker per se, ist man schon anheimelnder per Kinosessel in den Urlaub gefahren und wirkt die Harald Reinlsche Inszenierung durchaus flott und mit gutem Schlagerrepertoire von bspw. "Unendlich ist die Liebe" und "Für dich allein (Du kannst nicht alles haben)" aufgezogen, aber auch etwas gequält.

Denn Reinl (und sein bester Mann am Ort Roy Black, der Macher überhaupt) ist für so was natürlich unterfordert – Autor Kurt Nachmann hat ihm als Trost und Ausgleich auch Der Schrei der schwarzen Wölfe (1972) und Die blutigen Geier von Alaska (1973) geschrieben; dem Reinl jetzt, nicht dem Black – , macht aber sein Bestes aus der Lage, hält die Liebe hoch und wertvoll und bewahrt die Contenance, die mit einem Haufen frei laufender Kinder und allerlei Streichen gegen den eigentlich Erholung vom Beruf suchenden Studienrat, gespielt naturgemäß von Eddie Arendt auch zuweilen außer Rand und Band und nervlich in die Luft zu gehen droht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 20. Dez 2019, 13:28

Eagle Island (1986)
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The alarm blips for the 6th time in an army base on a Swedish Island. Two female bird photographers try to stay hidden as Russian special forces "in ninja suits" make short work of the Swedish conscripts on their way to steal a secret code.

Ein eigener Titelsong im 80ies Midi-Rockstil, dazu viele englische Namen unter den Darsteller, das Drehteam selber dafür aus schwedischen Leuten besetzt. Die Örtlichkeit unsicher in der Platzierung, die Öffentlichkeit auf jeden Fall ausgesperrt. Eine Insel inmitten der Weiten des Meeres, hohe Klippen, von denen das zweite arme Opfer schon bei lebendigem Leib herunterstürzt, während der erste Wachposten noch im dichten Wald erschossen wird und in beiden Fällen Heimtücke und Mord dahintersteckt und die Aufmerksamkeit sowohl der restlichen Besatzung als auch die der Zuschauer weckt.

Isolation ist das hier, stürmische See, zerklüftete Felsen, eine Welt abgeschottet und für sich, wird dennoch mit den großen Mächten und den allumfassenden Verschwörungstheorien und dem riesigen Spionageplot gespielt. Analog zum Film, der sich international und global und von einer Größenordnung gibt, aber mangels Budget tricksen muss und Sein und Schein miteinander mischt, wird sich auch im Inhalt um Wichtiges bis Elementares bemüht, um den Geheimkrieg der Russen gegen die Schweden, Kommunismus gegen Kapitalismus, Armisten gegen andere Dienende in Uniform, aber auch gegen Unschuldige und Zivilisten. Mehr Kleinhäuser als Bewohner hier, mehr Ideen und Wunschvorstellungen als Geld, mehr Wollen als Wissen beim Drehteam und mehr Unterhaltung durch eine Ernsthaftigkeit und damit Wahrhaftigkeit des Ganzen, die anders als der komödiantisch aufgezogene Ninja Mission 2000 (2000) eben nicht von vornherein verprellt.

Schafherden, die man zwar blöken hört, aber nicht sieht. Geplante Attentate, die nicht zum Vollzug kommen. Eine Wachmannschaft, die bei einem tatsächlichen Alarm auf der faulen Haut liegt, aber bei zwei offenkundig harmlosen Frauen alles zur Verfügung stehende mobilisieren. Regisseur Mats Helge Olsson nutzt vor allem die Pracht der unberührten Landschaft hier in Begleitung mit militärischer Ausstattung (inklusive Hubschrauber, U-Boot, Schlauchboot und dem FF Ob/Zb), der minimalistischen Kalter-Kriegs-Atmosphäre und der Versiegelung einer Festung, um seinen Film anders als bspw. den Ninja in geheimer Mission 2 - Russian Terminator (1989) zwar langsam, aber relativ stetig und mit dem Gefühl einer funktionierenden Dramaturgie zu erzählen, in der der Zuschauer mehr weiß als die Figuren, und diese auf einem begrenzten Raum um aneinander herumschleichen, statt wie wild das Terrain zu wechseln und jeder für sich einzeln zu agieren. So ab der Hälfte geht auch die Action so langsam los, mit einem Faust-, Messer-, Astkampf zweier erbitterter Gegner auf einer wilden Lichtung, woraufhin sich die Übernahme der einzelnen Wachen und eine Reihe von Hinterhalten und Genickbrüchen, Kopfstößen und anderen Ausschaltungsmethoden anschließt. Die Folge sind eine Reihe von eher kleineren als größeren Schießereien, angenehm trocken und dadurch zwar nicht aufregend, aber auf seltsame Art und Weise interessant zu sehen, zumal der Heroe ordentlich Zielwasser getrunken hat und ganze Berge von Leichen über den Hades schickt.

Offizielle Nachfolge der schwedisch(-britisch)en Independentproduktion Ninja - In geheimer Mission (1984).
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 5. Jan 2020, 11:16

Double Threat - Tödliches Verlangen (1992)
Double Threat.jpg
A former movie star, Monica Scott, returns to the big screen along with younger boyfriend, Eric Cline, after a long absence. Monica is very jealous of the attention Eric gives to her body double - Lisa. The jealousy inevitably leads to murder attempts and denials.
Eine Observierung mit tödlichem Ausgang, ein geheimes Treffen mit dem Austausch von kompromittierenden Fotos gegen Bares, ein vorgetäuschter Einbruch, der einen Mord verschleiern soll: David A. Prior, der auch bereits in Center of the Web dem eigentlichen Geschehen eine getürkte Einstiegsszene vorgeschoben hat (dort war es ein Schauspieltraining) wirft auch hier dem Zuschauer eingangs ein Fake vor der Füße, das Ende eines filmischen Thrillers (namens 'Double Vision') nämlich, der anschließend vom Produzenten im Beisein des Regisseurs begutachtet wird. "There's no sex in this picture." lautet das abschließende negative Statement, der Rest gefällt dem Geldgeber, vor allem auch die Actionszenen, aber Sex sells nunmal und ist das höchste Gebot und das oberste Motiv.

Spielend in Hollywood und mit dortiger Mannschaft, also eben einer Filmcrew wird hier natürlich getreu von Set und Setting auch die künstliche Welt herangezogen, selbst Tagträume ("Get outta here, Monica, this is MY fantasy.") und das Verhältnis von Sein und Schein und echt und eben gespielt und gespiegelt betrachtet und damit auch ein doppelter Boden bei all dem scheinbaren Chargentum eines Thrillers hier installiert. Ein Verwirrspiel auf mehreren Ebenen – darunter scheinbar nichtige oder klischeehafte Szenen, die weit später noch ihre nachträgliche Bedeutung und Umkehrung erhalten, und bspw. das Bebildern zweier Telefonate, von denen man insgesamt drei Teilnehmer sieht, aber anfangs auch nur Bruchstücke der Kommunikation und nicht weiß, wer mit wem gesprochen, und wer wem Anweisungen erteilt hat, – daß Prior, der nicht dumm ist auch zur Erhöhung einer eigenen Geschichte nutzt; was ist bloß angetäuscht und was real und wem kann man trauen und wo ist das Lächeln nur das Versteck für Fassade und Hinterlist? Eine relativ deutliche Masturbationsszene, die gleichzeitig gewagt(er als sonst) und irgendwie auch oder weil seltsam billig wirkend, leitet den Reigen der sexuellen Offensivideen und spekulativen Einstellungen ein; wobei dort noch die ältere oder doch eher reifere Frau in der Geschichte den Ton angibt, aber eben nur für sich betrachtet wird und bald die jüngere Frau, der Jungbrunnen quasi, ihr noch von Natur aus 'gesegneter' Doppelgänger bzw. das Body Double – was nicht umsonst an De Palmas gleichnamigen Thriller von '84 erinnert – die Initiative und die Funktion der Sexualität übernimmt.

Eine Wachablösung, die keine andere Ursache hat als die des Alters; etwas, das man nicht meiden kann, aber auch etwas, was die Meisten nicht einfach so hinnehmen und versuchen aufzuhalten oder zu tricksen, wenn denn schon nicht zu verhindern. Die Angst vor dem Abstellgleis der Karriere und der Gunst beim Mann hier der erste deutliche Antrieb für eine Missgunst, dazu die Eifersucht, die sich folglich gleich mit ergibt. Und ein Hauptdarsteller, der als Identifikation für den Zuschauer herzuhalten hat, allerdings a) kein unbeschriebenes Blatt und b) auch durchaus mit negativen Eigenschaften und c) durch die Anwesenheit von Andrew Stevens auch nicht per se sympathisch, aber dennoch das Interesse am Gewinnen ist. Stevens, der sein Bestes gibt, inklusive einem Sprint vor zwei bewaffneten Schergen, der auch tatsächlich nach einem Gerenne in Todesangst und um Leib und Leben und eben nicht nach Dauerlauf für die Kameras aussieht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 14. Jan 2020, 11:06

Popcorn und Himbeereis (1978)
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On the way to cash a check for her boss, Vivi run into her friend Bea who has two dates at the same time. Asked to take over one of the dates Vivi accepts, but it means a great deal of complications.
Dass sich die Zeiten hier verändert haben, selbst die kurze Spanne zu den letzten 'richtigen' Wörthersee-Filmen mit Roy Black kaum mehr als fünf Jahre her ist und so nur ein halbes, aber trotzdem ein ewiges Jahrzehnt sieht man bereits beim Vorspann, der sich in den Castangaben an ein gänzlich anderes Publikum wendet, mit Namen, die gerade jetzt und auch nur für ein kurzen Augenblick gefragt sind und bald auch nimmer. (Frank Farians Entdeckung Benny Schnier?!) Ein aktueller Popsong mit Schlagerallüren als Titelsong, ein Drei-Minuten-Hit quasi, den nun keiner mehr kennt, und eine Kamera, die bei der jungen Fahrradfahrenden Frau (Olivia Pascal) gerne mal auf dem Oberkörper verweilt und im Schritt. Die Jeans eng, die Bluse locker, das Haar offen und verlockend, die gesamte Jugend hier sowieso nur auf das Eine ausgerichtet und auf viel Spaß, gerne auch körperlicher Natur eingestellt.

Die ersten zehn Minuten verwendet das eingespielte Team hinter der Kamera dafür, ihrem 'Frischfleisch' davor die entsprechende Story zu stricken; eine Erzählung voll mit Ereignissen, die getreu des Genres ein Verwechslung- und Verwirrungsplot stricken, welcher auch die Ortsveränderung aus München raus und in die traditionelle Wirkungsstätte nach Kärnten erklärt. Wichtig natürlich auch die Nackedeiszenen, von denen man anfangs schon einige Andeutungen, ein bestenfalls durchsichtiges T-Shirt und ein unterbrochenes Schäferstündchen mit gelupfter Bluse als Appetizer bekommt. Opas Kino trifft auf die Sexschmonzetten und modernen Teeniekomödien, eine todsichere Mischung, möchte man meinen, oder doch nicht?

Vor allem auch verbal wird ordentlich vom Leder gezogen (“Hey, bumst du die alle beide?“ oder auch das 'schöne' “Ach, ihr süssen kleinen Säue. Ich liebe eure Brüste, eure Ärschlein, eure...“) und sich ansonsten nach und nach der Kleidung entledigt, bei einer unfreiwilligen Peepshow oder gemeinsamen Duschszenen dem Zeitgeist der Freizügigkeit, der exhibitionistischen Zeigelust gefrönt und dem Wolligen der Sinne hingegeben. Humoristisch auf dem letzten Stand der Dinge, also von der Sorte Wortwitz eher niedrig bis teils auch offensiv oder gar aggressiv dem Gegenüber betreffend angelegt, dazu einige Gastauftritte der älteren Generation um Herbert Fux oder Rosl Mayr, die wie beim Fux in einer Prügelsequenz aus einem schlechten Spencer/Hill seltsam außen vor sind und deren Szenen auch einzeln für sich betrachtet nicht immer wirklich Sinn ergeben. Ein Nebenplot mit Bea Fiedler als im Dienst strenger, in der Freizeit sehr freizügiger Politesse ist nur für einige weitere Details der weiblichen Anatomie da und wirkt zuweilen (nicht durch die Darstellerin, sondern dem Drehbuch von Erich Tomek und der Inszenierung von Franz Josef Gottlieb) recht schmierig.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 22. Jan 2020, 20:53

Verraten in Vietnam - Eye of the Eagle 2: Inside the Enemy (1989)
verraten_in_vietnam (1).jpg
When soldier Anthony Glenn discovers that Mai is missing, he sets out to rescue her from the corrupt Major Sorenson pitting soldier against soldier in a bloody game of honor.
Obwohl Herr und Frau Cirio H. Santiago als Producer und Anna Roth auch als Associate Producer anwesend ist, gelingt Regisseur und Co-Autor Carl Franklin doch eine eigene Herangehensweise und eine autarke Inszenierung, welche zuweilen zwar auch sichtlich das B-Picture Milieu und die notgedrungen reduzierten Produktionsmittel, dies aber gar passend zu dem 'verlausten' Krieg hier und die teils miserablen Bedingungen nutzt. Schwere Kost oder offensive Anklage ist der Film dabei dann naturgemäß noch lange nicht, dafür ist die Herkunft zu eng im Milieu der Unterhaltung und dies für die Videothekenkunden und die Abonnenten der Kabelsender verbunden und als schneller Gewinn mit zuvor überschaubaren Ausgaben hin angelegt. 'Antikrieg' also nicht, aber sicher auch kein Juppidu-Abenteuer rein auf dem ostasiatischen Spielplatz, irgendwo dazwischen und weit links gelegen in einer schäbig wirkenden, aber mit kurzer Laufzeit, manchen Actionszenen (wie spät die Erstürmung eines Drogenlagers am Hafen oder eine Autohatz zum rettenden Boot samt Schießerei im Lagerhaus), und angenehm persönlich und eminent wirkenden Surrealismuswelt.

Im Gegensatz zu den beiden umliegenden Episoden der Reihe werden hier auch keine alten Hasen mit stets dem Finger am Abzug der Waffe in Augenschein genommen, sondern Frischlinge noch Grün hinter den Ohren, die auch an einem Platz sind, wo sind nicht hingehören. Die erste Mission nach Saigon beinhaltet gleich ein Bombenattentat, die folgende Erstürmung eines Dorfes besteht im Grunde aus dem Robben und Deckung suchen in einem militärisch völlig unnützen Reisfeld, worauf noch einige Bambushütten gesprengt werden und schon aus 'Vorsicht' und Nervosität mehr Zivilisten getötet, als überhaupt 'nötig'. Versuche der Soldaten, dies mit Westernmythen zu verklären – einer der schlimmsten Standorte wird als “Little Alamo“ bezeichnet und Anthony trägt auf dem Stahlhelm “High Noon“ spazieren – gehen in dem allgemeinen Töten und seiner Sinn-, Rat-, Hilfs- und Nutzlosigkeit unter, und selbst ein Besuch bei Prostituierten bringt keine Erlösung, sondern wird auch in Gewalt gegenüber und Ausbeutung und Missbrauch Minderjähriger vergällt.

Hurrapatriotismus wäre hier fehl am Platz und wird auch nicht geboten, werden bloß ein paar Strohwohnungen eingenommen, nichts erobert und nichts gewonnen. Heroismus ist dabei auch nicht vorhanden, ein Befehl wird sang- und klang- und auch klaglos ausgeführt, hier wird geschrien und dort wird gestorben. Die Ehrenmedaille bekommt man dafür, dass man den Mund hält, und im Lande selber ist man der eigentliche Ausbeuter und der Invasor und Okkupist. Die Produktion dabei ist eher, aber passend ärmlich, die Schauplätze karg und die Darstellungen reduziert, Todd Field in der Hauptrolle sieht manchmal aus wie Martin Sheen und dessen Reise in das Herz der Finsternis und manchmal wie Michael J. Fox, der als Verdammten des Krieges von den eigenen Männern verraten und allein gelassen wird und gegen die eigenen Männer mit Maschinenpistole und Granatwerfer in die Schlacht geht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 30. Jan 2020, 14:57

Field of Fire - Der Krieg im Bohnenfeld (1991)
Field-of-fire.jpg
Sergeant Thomas Duncan takes his men behind enemy lines to recover a secret government fighter copter and its pilot, a secret weapon all his own.
Die Bat-21 - Rettungsmission im Film ist bekanntes Terrain, die amerikanischen Cowboys lassen ihre Männer nicht bei den wilden Eingeborenen zurück, sodass nach dem ersten gesprengten Hubschrauber flugs ein zweiter und diesmal mit einer Spezialtruppe, der vom Beginn nämlich gestartet und zur Evakuierung ins Feindgebiet entsandt wird. Die Besten der Besten quasi, die Letzten der Harten Männer, die Nachfahren der Eye of the Eagle und irgendwo auch die nächsten Expendables. So richtig einprägsam sind die Jungs bloß nicht, so richtig auseinander zu halten nicht; zum Glück für uns ist noch ein Mann von der Luftwaffe als Oberaufsicht anwesend, der allerdings den Bodenkampf nur vom Hörensagen kennt und prompt und das auch noch mit dem Finger am Abzug und entsprechend ausgelösten Schüssen gegen eine zu hohe Baumwurzel rennt.

'Charlie' ist aber sowieso auf der Hut und auf den Fersen, ein Höllen- und Selbstmordkommando also, wozu sich der Trupp verpflichtet hat, bzw. wozu er überredet wurde, so richtig Begeisterung herrscht nicht. 'Charlie' ist auch immer da, wo man ihn nicht so richtig gut gebrauchen kann, bei einer Flussüberquerung beispielsweise, oder einer Bergerklimmung, was beides ungünstig für den stramm verfolgten G.I. Joe und seine tapferen Mannen und ein freies Schussfeld für die anonymen Horden mit Bambushut und den mandelförmigen Augen ist. Santiago inszeniert das wie immer, also eher aus der Hüfte wirkend, mit den Klischees wie dem Brief an die Mama, welcher kurz vorm Gefecht noch geschrieben und natürlich prompt das Lebenslicht ausgelöscht wird. Auch das Dauerfeuer (an immerhin guten Locations wie wieder den alten Militärruinen von Corregidor) ist eher Masse statt Klasse, aber mit viel Bewegung und durchaus Aufwand, und auch mit einer Präsentation der zahlreichen Actionszenen, wo Einschlag, Trefferwirkung und das nahestehende Personal in kurzer Distanz zu den Detonationen deutlich in ein und demselben Bild zu sehen und es für die Komparserie zuweilen spürbar brenzlig ist.

Geschossen und auch gestorben bis die Schwarte kracht, bei Tag und bei Nacht, bei Regen und bei Sonnenschein die halbe Landschaft aufgeflammt und im ermüdenden Dauermarsch durchquert. Dazu ein Maulwurf im Hauptquartier, der ständig Informationen an den Feind weitergibt; was allerdings dramaturgisch nicht so wirklich genutzt wird, wie auch eine Dramaturgie sowieso nicht richtig existiert. Und ein Carradine, welcher sich erst im Khaki gekleidet nur per Büroschalte in das Geschehen und später vor Ort dann tatsächlich im weniger schmucken Hawaiihemd und der alten Bundfaltenhose von Opa Carradine noch 'involviert' und dann auch mit einem einzigen zielgerichteten Schuss den Hubschrauber von Feindesgeneral bombardiert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 12. Feb 2020, 01:53

Kill Zone (1993)
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An American colonel will pay any price to defeat the Viet Cong. When his unauthorized fighting force in Cambodia is discovered, he becomes a one man army, fighting a war of his own for a cause he knows is just.
Der Showdown von Blutiges Lang Mei - Eye of the Eagle III ist der Prolog hier, das selbständige gegenseitige Töten, der hohe Munitionsverbrauch im Sekundentakt und das Feuern aus allen Rohren den Mannen schon ins Blut übergegangen und zum einzigen Daseinszweck optimiert. Da die Szenen vom Finale und der verbrannten Erde, der in Feuerbällen aufgerissenen Landschaft und den sich darin herumwälzenden Komparsen auch tatsächlich massiv gehalten sind und in ihrem Stakkato aus Shootout und Detonation plus Stuntspektakel selbst für einen Cirio H. Santiago auch ausnahmsweise höchst effektiv, ist die erneute Nutzung weder ein Wunder noch (dem Unwissenden gegenüber) abträglich; der Kenner der anderen Filme kann bei Aufmerksamkeit zwar das Stückwerk ausmachen, dem Neuling in der Materie entgehen aber diese 'Feinheiten'. Selbst die ersten Szenen mit David Carradine in seinem Büro sind chewing the scenery im Exzess, was dem Ganzen zusätzlich wesentlich mehr Schwung als die blassen phone-ins beim Field of Fire verleiht.

Alles gut also, der Einstieg ist bombig im wahrsten Sinne des Wortes, der eigentliche Plot danach flott und von Frederick Bailey geschickt zusammengerührt; Bailey, der zwar Stammautor von Santiago, aber nicht der kreative Kopf hinter den hiesig benutzten Stoffen ist, hangelt sich narrativ an den fremden Erzeugnissen entlang, wobei er sowohl Plausibilität für die jeweilige erneute Veröffentlichung woanders bereits verwendeter Actionszenen als auch eine eigenes storytechnisches Minenfeld mit gleich mehreren interessanten Aspekten schafft. Themen wie ein Maulwurf in den eigenen Reihen, die dennoch illegale Ausschaltung von diesem, weiterhin die Ausübung von Selbstjustiz, das Anheuern einer besseren Söldnereinheit, das geheime Überschreiten von Landesgrenzen, weil man den Feind nicht auf 'normalen Wege' besiegt, das Infrage stellen überhaupt der 'Regeln' in einem Zustand wie dem Krieg, die Ermittlungen eines Offiziers der ARVN – welche eigentlich von den Amerikanern im Kampf gegen die Nationale Befreiungsfront Vietnam unterstützt werden sollte, hier aber negiert und nicht einmal aus Respekt der Salut erwidert – usw. usf. werden im Nebenher in den Raum und das baldige Schlachtfeld geworfen. Die Themen stehen immerhin zur Verfügung bereit, werden in diesem Milieu aber natürlich nicht ausführlich erörtert.

Unrühmlicherweise nehmen sich sowieso beide Seiten nicht viel, dass auch im asiatischen Raum wie eben den Philippinen, Kambodscha und auch während des Vietnamkrieges angewandte Waterboarding findet ebenso seinen Weg in den Film wie ein menschenverachtendes P.O.W. Lager, dass im letzten Viertel gestürmt wird. Überhaupt sind auch hier Kampfscharmützel im zehnminütigen Takt, wird ein militärischer Jeep auf der Straße von mit Motorrad berittenen Schergen angegriffen und vermeintliche oder tatsächliche Zwischenlager für Waffen attackiert. Leute werden brennend von ihrem Ausguck geschossen oder durch die pfeilbewehrte Bodenfalle 'filetiert'. Aufflammende Explosionsbälle wieder vor, hinter oder neben den Darstellern, in nächster Nähe immer, was den ansonsten eintönigen Schießerei und der gewissen Zähigkeit des Filmes oftmals den zündenden Funken mitgibt.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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