Die Rumpelkammer

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
Antworten
Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 24. Sep 2021, 19:45

Bloodfight 3 - Der Kampf in der Todesarena - Karate Wars (1991)
Bloodfight-3-Der-Kampf-in-der-Todesarena.jpg
"Karate Wars" is an all or nothing tournament where the prize is honor, self respect and a million dollars. Karate master Oyama, trains his loyal students in the ancient, mystical arts of Kung Fu fighting. His top student Jason is faced with the challenge of fighting his hated rival in a fight to the finish. When the "Karate Wars" tournament gets cancelled, another war begins on the streets, where there is no ring... no rules... and no million dollars.
Anders als die vorherigen Regie-, Drehbuch- und/oder Produzentenarbeiten von David Hue(y), allen voran die erstmals auffälligen Tätigkeiten mit Gary Daniels ist man hier kein Actionkrimi, eher so etwas wie ein Sportler- und Jugendrama, mit einer Person übrigens, die tatsächlich telegen gehalten und zumindest optisch genau der Blickfang damaliger Vertreter dieser Gattung Film auch ist. Vom Aussehen her genau die richtige Entscheidung und die perfekte Auswahl, eine Type wie der Sheen, Lowe, Swayze oder Cruise, der aufmüpfige junge Mann, der als Einzelkämpfer durch die Welt geht und sich mit jedem und allem und besonders den Regeln und Konventionen und damit natürlich auch speziell den Erwachsenen anlegt. So ist auch die Lehrer - Schüler - Beziehung hier eine andere als üblich, eine ständige Reiberei, wobei das Miteinander der beiden auch nicht aus Freiwilligkeit, sondern aus dem Zwang heraus kommt und so sich bald ein Konfrontationskurs seiner Bahn bricht.

Neben diesen gegenseitigen Austausch von Vorhaltungen und Leviten, die durchaus noch halbwegs interessant dargereicht werden, dominiert eine seltsame Mischung aus unfreiwilliger oder doch absichtlicher Parodie, was vor allem an den Analogien oder auch Orakeln genannten ständigen Sprüchen vom Sensei ("Ein kranker Ast zerbricht im Sturm." -
"Ein Mann ohne Technik ist wie ein Baum, der keine Früchte trägt." - "Die Angst vor dem Schlag hält dich nur vom Gegner fern. Wie die Angst vor einer Frau." - "Wut ist wie ein Rasiermesser. Richtig eingesetzt rasiert es dich. Falsch eingesetzt durchschneidet es dir die Kehle." - "Probleme sind wie Eisberge. Ein Zehntel über Wasser. Und neun Zehntel drunter." - "Mit einem Schlag kommst du nicht weiter. Das Alphabet bildet Wörter. Aber erst die Wörter machen Sätze.") und der mimischen Reaktion und auch der völlig bodenlosen Trainingsleistungen seiner Schüler liegt; zudem kommen noch ein abartiger Rhythmus des Geschehens, welches bloß von auffälligen Einblenden, Ausblenden und Schwarzblenden und dies mühsam zusammengehalten wird. Eine rumpelige, schrumpelige Kampfszene auf einem Parkplatz um die Wagenschlüssel und ein geklautes Autoradio soll wohl die erste Actionszene darstellen, ein unästhetisches Gerangel und Geschubse mit Schwitzkasten, Augenquetschen und Eiergriff, was echt grausam aussieht und die letzte Hoffnung fahren lässt. (Die Behandlung des ungewollten Todes eines Gegners im Ring ist in Tim Springs sowieso überragenden Bloodfight 5 - Die Abrechnung im Ring auch um Güteklassen besser und wesentlich zeitsparender umgesetzt.)

Mehr schlecht als recht also, aber mit Nuancen, da man durchaus den Eindruck bekommen kann, dass es Hue(y) in seinem zweiten Film nach dem Norton sein Space Rangers und vor dem Kickbox Terminator hier durchaus ernst gemeint hat und ihm die ganze Angelegenheit wichtig und auch besonders ist; die sehr preiswert an vier Locations (Turnkammer, Umkleide, Häuserdach, Ring) umgesetzte Produktion gewinnt dadurch und auch mit Independenz-Gefühl, ist aber vorne und hinten nicht ausgereift und sich oftmals selber widersprechend. Verbale und emotionale Ausbrüche kommen unvermittelt und haben kein Bezug zueinander, was meistens auch für das nähere personelle Umfeld gilt. Eine zweite Auseinandersetzung in einer Art Hinterhof mit vier Rowdys aus der konkurrierenden Schule weist einige gekonnte Aneinanderreihungen von Schlagkombinationen auf und sieht andererseits aus wie im Zeitraffer aus dem Stummfilm; wenigstens das privat abgehaltene Finale ist ohne Popanz und ordentlich wild.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 26. Sep 2021, 19:23

Bloodfight 4 - Die Abrechnung im Ring - Blood Ring (1991)
bloodfight_4_1.jpg
Max, a prize boxer who has developed a drinking habit after his girlfriend Susan left him, gets involved in dirty business once she asks him to help her find her missing husband.
Von der düsteren Sporthalle über die Überbleibsel eines ehemals kolonialen Bauwerks, von dem nur noch die Mauern dastehen und sonst die Verwahrlosung und der Schmutz und Verfall regieren, geht es so langsam in die privaten Gemächer und gleichzeitig in die Geschichte, der Sport hier als reines Profitstreben und stets mit Wetteinsatz und oftmals unlauteren Mitteln und Wegen. Ein Gangsterumfeld wird installiert, eine Handhabe von Lug und Betrug und Ausnutzung und Ausbeutung, in dem der Druck von oben nach unten geht und auch Schusswaffen getragen werden (und eingesetzt) und Stunts wie ein Sprung durch die Fensterscheibe oder eine Flucht durch das Parkhaus platziert.

Produziert von Davian International Ltd., ein philippinisches Studio, die sich ab der Hälfte der Achtziger vermehrt mit auch gut und gerne im Ausland verkauften Dschungelkriegsfilmen vertraut gemacht haben – was hier später mit steifen Shootout und Guerillataktik auch ein wenig bedient wird; in den gen Ende seinem Namen alle Ehre machenden Blood Ring geht es zum Glück recht wenig – und ab den Neunziger meist nur noch mit Dale 'Apollo' Cook gesetzten, choreografisch mittelprächtigen Martial Arts Streifen aufgetrumpft sind, wird sich hier demnach vermehrt mit Schergen herumgeschlagen, teilweise auch nur um eine Buddel Fusel geprügelt, knackige Oneliner der Marke “War mir ein großes Vergnügen, du Nachtwächter“ abgesondert und eine weitreichende Unterweltplotte von Südostasien bis nach Südamerika, letzteres mit dem Finger auf der Landkarte natürlich nur erzählt. Cook dabei als großer Lulatsch, als Riesenbaby, eher Specki auch, Generation Jogginghose, eingangs vom Alkohol getränkt und der Liebe (zu Schlosshotel Orth - Star Andrea Lamatsch) geplagt, beizeiten aber auch mit zumindest ordentlich grober Beinarbeit und einigen seltsamen Humor- und Kleidungsstilen: Rosa Muskelshirt zum Showdown, plus zuvor die lila Radlerhose formschön mit dem grauen Baumwollpullover.

Das Suchtproblem vom farbenblinden Kickboxer hier wird übrigens durchaus ernst genommen und durchaus auch zum Nachteil des damit schwach bis teils 'erbärmlich' wirkenden Mannes behandelt, ansonsten fallen nur die immer gleichen zwei bis drei Schauplätze auf, die herzallerliebst sind und vom Schummerlicht erhellt. Die Sonne scheint dann später im Dschungel, welcher plötzlich vor dem Finale (mit Bleispritze und Staubgranate) heimgesucht wird, der perfekte Ort für Entzug und Trainingsmontage und natürlich auch noch einen herzallerliebsten Liebesakt vor dem Lagerfeuer – beides auch Akte, die im Nachfolger Bloodfight 6 - Die Arena des Todes! a.k.a. Blood Ring 2 - Killer Instinct (1995)wieder eingespielt werden; für so einen erwachsenen und (moderat) brutalen Film sind derlei Szenen erstaunlich naiv bis infantil gehalten und entzücken eher durch ihre absolut hinreißende Simplizität. Eine amüsante Leichtigkeit, die dem düsteren Nachfolger auch komplett abgeht.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 30. Sep 2021, 23:52

Bloodfight 5 - Die Abrechnung im Ring - Raw Target (1995)
bloodfight_5.jpg
Johnny Rider is a kickboxing champion with a past. When he finds out a gang of drug dealers is responsible for the murder of his brother, Johnny becomes a man with only one thing on his mind...revenge.
Trotz einer Davian - Produktion und dies unter Aufsicht von David Hung und Gemahlin tatsächlich auch vor Ort, also den Vereinigten Staaten, speziell Tulsa und Long Beach gedreht, wirft man dabei neben einer schnellen Rückblende, die die dramaturgischen Finessen offenlegt, auch weitere Überraschungen in den Ring. Zum einen kann Dale 'Apollo' Cook auch darstellern, was man in Unkenntnis seiner bisherigen Arbeiten sowieso nicht erwartet hätte, und wo scheinbar gleich der Nimbusstempel als abgehalfterter Real Life Kirmesboxer mit den philippinischen Billigproduktionen winkt. Zum anderen ist die Schau in die Vergangenheit durchaus eminent für das Fortkommen und auch inszenatorisch überzeugend und ohne viel Firlefanz gelöst; selbiges Können beweisen Regie und Schauspieler später noch in einer schmissigen Montage mit eben diesen Bildern, bei auch noch ein erstaunlich eingängiger Song, nahezu Ohrwurm-tauglich erklingt. Zudem winkt gleich die erste Actionszene, die Verteidigung mit 'Bruce-Lee-Einlagen' gegen vier Straßenräuber in einer heruntergekommenen Gegend, die aussieht wie vom Müllplatz abgezweigt; der Kampf dort ist eher räudig, aber schwuppdiwupp geht es schon hinein in den guten alten Polizei- und Gangsterfilm, vor dem Finale auch mit einem längeren Drei-Parteien-Shootout auf einer alten Kirmes, mit Gewehrgebell, Flammenmeer und Feuerhölle.

Ein Actionkrimi mit Bleispritze und Handkante demnach, so ein bisschen, quasi der Gefährliche Brandung des Kickboxerfilmes, mit einer Undercoverplotte und mit der Hatz auf Kriminellen, die sich verhalten wie eine Sekte mit selbstgedrehten Snuffvideos und lauter Klopperakteuren, und der Suche nach Meuchelmördern, wobei eine gewisse Unfokusiertheit des Geschehens auffällig, zunehmend aufmerksamkeitsstark, wenn eingangs auch leicht störend, da scheinbar die falschen Bilder betrachtend gehandhabt ist: Während einer Geiselnahme im Polizeirevier wird ebenso weg und auf andere banale Dinge geblendet (das Lesen von 'For Eyes Only' - Akten) wie auch bei einer rabiaten Barschlägerei mancherlei nur akustisch als Hintergrundrauschen wiedergegeben wird und währenddessen man einem mehr oder weniger interessanten Schachspiel in Großaufnahme frönt.

Gedacht hat man sich schon etwas dabei: Eine gewisse Abweichung von zu starren Genretraditionen und ein positiver Eindruck zieht sich durch vielerlei Aspekte, auch Actionszenen wie eine aus dem dramaturgischen Nichts kommende Verfolgung eines Drogendealers durch die Seitengasse mit mehreren bewaffneten oder kampfsporterfahrenen Schergen als Blockade oder ein nächtlicher Überfall auf die Wohnung eines störenden Polizisten, bei dem nicht bloß die Küche nach allen Regeln der Kunst komplett zerlegt und durchlöchert wird, machen sich gewinnbringend bemerkbar. Cook, der hier abgespeckt und besser in Form ist als bspw. die 'umrandenden' Bloodfight 4 - Die Abrechnung im Ring (1991) oder Bloodfight 6 - Die Arena des Todes! (1995), vielleicht auch wegen der Sexszene mittig, hat zusätzlich im Deutschen auch endlich mal eine kantige Synchronisation spendiert bekommen, was den wirkungsvollen Gesamteindruck gleich mit anhebt.
Tipp!
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 5. Okt 2021, 20:11

Bloodfight 6 - Die Arena des Todes - Blood Ring 2 (1995)
bloodring_-_blood_ring_2.jpg
Convicted for a crime he did not commit, kickboxer Max Rivers is sentenced to life imprisonment in Carcel de Cordoba, the world’s most impenetrable prison. He discovers a corrupt regime run by the chief warden, who organizes high-stake fighting contests.
8 Monate sind im Film vergangen, vier Jahre in der Realität, eine lange Zeit des Wartens, die der Dale 'Apollo' Cook zwar und auch Regisseur Teddy Chiu (hier mit Pseudonym 'Irvin Johnson' ausgestattet) nicht untätig waren, wo eine Fortsetzung zu einem Kickboxerfilm zwar trotzdem spät kommt und zeitlich fast schon nicht mehr angemessen, da außerhalb von Aktualität und Nachfrage möglicherweise ist. Für Cook war es auch der Abschiedsfilm, der Schwanengesang, das letzte Aufbäumen, Chiu hat noch ein bisschen weiter, aber unbekannte Thrillerchen fürs Fernsehen gedreht. Hier demnach erneut die Kraftanstrengung, der Endspurt, das Magnum Opus des Kickboxerfilmes, auch mit einem beliebten Eingangsbereich, dem Gefängnismilieu nämlich und so in Analogie zu Vertretern wie Blood Warriors oder Mit stählerner Faust oder natürlich Undisputed 2 und 3 gesetzt.

Die Prison-Plotte wird dabei übrigens ausführlich in Augenschein genommen, die Ankunft im Gefängnis, das Betrachten oder auch Bewundern des 'Frischfleisch', die Dusche, das Ankleiden, das Kennenlernen von positiv oder negativ gesonnenen Mithäftlingen, die Arbeit im Steinbruch etc. und pipapo, wobei letzteres den Film wenigstens an die frische Luft holt, aber die Gegend dort auch nicht schön und das Umfeld wie gewohnt sowieso visuell eher zum Abgewöhnen und usselig bis schmuddelig überhaupt ist. Nebenbei gibt's in Auszügen etwas Justiz- und Korruptionsthriller, wenn man das so nennen will, ansonsten ist die Gangart zu Beginn eher ausdauernd, aber zäh, und macht hinten raus den großen Zampano mit Bleiregen in einem Hotelzimmer und einer Fabrikruine und auf eine Gartenparty, den Ausflug in Actiongülle de luxe nämlich.

Dafür sind erstaunlicherweise die Kämpfe besser, die Angreifer mit eigenen Techniken, was den Angegriffenen hier auch zu mehr Agilität und Flexibilität zwingt und Cook so zu einem besseren Erscheinungsbild als im Vorgänger noch drängt. Ein erstes Match in der Gefängnisküche hat tatsächlich etwas Stunts und Kombinationen zu bieten, die man sich auch ein zweites oder drittes Mal anschauen kann und genießen; derlei Variantenreichtum gab's im Erstling gar nicht und hat man entsprechend schon fast abgeschrieben. Der Film ist düsterer, die Shootouts ab dem letzten Drittel präziser und die Trefferwirkung intensiver, Streufeuer mit der Schnellschusswaffe und dem Großkaliber, zudem gibt es mit Peter Moon eine ganz erstaunliche Eintagsfliege zu bewundern: Der Mann bringt alles mit, was es für eine Leinwandkarriere braucht, und hat trotzdem nur diesen einen Film hier gedreht.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 9. Okt 2021, 02:50

Kickbox Terminator - Capital Punishment (1991)
Kickbox-Terminator-Capital-Punishment-Hartbox.jpg
Project K.I.C.K was a drug given to cattle to make them grow quicker, if the meat is eaten from these cattle it has horrible side effects. James is a martial artist hired by the DEA to find to a dealer his former Master who is trying to start selling the drug in an American. But little does James know not is what it seems.
Daniels hier am Anfang der Karriere, zwar nicht mehr grün hinter den Ohren, aber noch für ein- bis zweitausend Dollar pro Film zu haben und von dem Sprung zu PM Entertainment auch noch einige wenige Monate entfernt. Der Mann wird hier gar ausgebuht, vom Publikum nämlich, nicht dem des Filmes natürlich, welches damals wegen dem groß versprochenen "NONSTOP ACTION" eingeschaltet hat und wegen dem "KICKBOXEN IN PERFEKTION", aber heutzutage wegen dem Briten hauptsächlich noch dabei ist und dessen Frühwerke im Billigland goutiert. Ausbuhen tut das Auditorium im Film selber, anfangs zumindest, bei schmuddeligem Kampf im düsteren Zimmer, welches mit zwei Scheinwerfern angestrahlt wird und wo noch die hässlich-gelbe Lampionlaterne als Funzel für die schaurige Behausung blinkt. Gekämpft wird weniger für Ruhm und Ehre als für das (kleine) Geld, das Wettbüro eröffnet und Brot und Spiele beginnen. Gegner Nummer Eins dabei als Kanonenfutter, ein paar Griffe, ein paar Hebel, manch hübsche Beinaktionen; das K.O. so sicher wie das Amen in der Kirche, die Choreografie und die Kameraarbeit (zuweilen zu dicht dran an den Leuten, teils schlagen die wie im 3D Szenario auch in die Linse) sah man schon mal schlimmer, dafür geht ein Stunt daneben.

Das macht natürlich nichts, Masse ist nicht immer automatisch Klasse, hier in diesem besserem Amateurfilm vor allem nicht, das Tempo anfangs dennoch hoch und die Reise mit fliegenden Schritten. Wohin die Geschichte geht, weiß man dabei zu Beginn noch nicht, dazu ist der Schnitt zu sprunghaft, die Dialoge zu seltsam, die Dramaturgie holpernd und stolpernd und das Pendeln zwischen Ernst im Ansatz und einer Parodie durch die Unbeholfenheit im Ergebnis zu ähnlich. Gerne sieht man nur Innenszenen, eine Aneinanderreihung davon, nicht die Zwischenstücke und nicht die Wege dahin. Mühe gibt man sich allerdings schon, Rückblenden werden eingeworfen und beizeiten schon wahllos Figuren in das Bild geschoben, Leute kurz vorgestellt und dann getötet und sowieso Angreifer aus allen Ecken und Türen assimiliert. Zwischendurch sieht das aus wie die Kickbox-Arbeiten von Joseph Lai und IFD, die Vorhänge immer zu, damit man ja nicht die Illusion der tatsächlichen Umgebung verliert, Statisten kaum vorhanden, Kampfarenen um Weltmeistertitel, in denen man die Zaungäste in deren Anfeuerrufe zwar zahlreich hört, aber niemanden davon sieht. Der Plot und seine Behandlung und auch der Einsatz von Carradine (wie Richard Harrison dort nur am Telefon) sind ähnlich simpel, dafür explodieren hier bald Auto und gar ein Wohnhaus, ersteres nach einer Verfolgungsjagd und letzteres nach Rangelei und Rauferei und mehr; die Detonationen sind natürlich direkt aus dem Stock footage Fundus, alles Andere wäre aber auch zu viel verlangt und nicht gebührlich.

Abseits von diesen Spektakeln, die keine sind, dominieren natürlich Hinterhof- und Seitengassenmilieu, der Kickbox Terminator schläft sogar einmal auf den Straßen, und so zielsicher, wie er dieses umgekippte Ledersofa aufsucht (und später auch von den Schergen problemlos gefunden wird), verkehrt er dort öfters und ist schon Stammgast bei den Tippelbrüdern. Darüber hinaus werden in der 'Geschichte' alle naselang Drohungen und Warnungen ausgesprochen und Befehle erteilt, die Stimmung wie das Aussehen der Produktion ähnlich trüb und vergleichbar düster. Ein 'Restaurant' (eher die Abstellkammer davon) und ein Warenlager Ecke 3. und 7. sowie später eine Geisterbahn sind dann noch das höchste der Gefühle. Action passiert dafür viel, andauernd eigentlich, zumindest gibt es alle paar Minuten einen Halunken, der irgendwo auftaucht und mit dem "kleinen Polizistenficker" Daniels in den Clinch gehen will, mal wird mit dem Schraubendreher angegriffen und mal mit dem bengalischen Feuer, wobei letzteres dann auch in einen Feuerstunt mündet und entsprechend übel danebengeht.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 23. Dez 2021, 17:21

Kickbox Terminator - Der Vollstrecker - Blood Hands (1990)
kickbox_terminator_-_der_vollstrecker_600x600@2x.jpg
It's Kickbox Terminator's birthday and he just picks up his girlfriend for a party. Meanwhile, a group of thugs breaks into his parents' house and murders his father and mother. The Kickbox Terminator wants revenge.
Das Augenmerk liegt hier tatsächlich auf der Vorgeschichte, eine Dummheit führt zur anderen, eine falsche Tat zur nächsten, weil man keine Lehren drauszieht und nur in den Tag hinein lebt; was übrigens für beide Parteien, die der Guten auch, ursprünglich natürlich die der Bösen, und auch das Drehbuch gehorchend seiner eigenen Regeln gilt. Eine Straftat auf der Straße, ein Toter im Supermarkt, danach ein Zufallsbesuch, der zur Home Invsion mit angedrohter Massenverwaltigung ausartet und wo am Ende wieder jemand Totes überbleibt und auf dem Boden liegt. Eine miese Stimmung herrscht hier vor, darstellerisch sind das alles Grobiane, schauspielerisch unbedarft bis überfordert, Dialoge, Mimiken und Gestiken gestellt, gestelzt und nieder. In New Jersey soll der Amoklauf spielen, sichtlich fern davon und woanders, nämlich den Philippinen gedreht wird eine trübe Atmosphäre voller Untaten und Gesetzlosigkeit initiiert, der Einbruch von Skrupellosigkeit und fehlender Moral, ein reißerischer Rachekrimi mit 'Kontrollverlust', der hier von Silver Star Film Company kommt - welche Gary Daniels die ersten Gehversuche überhaupt geboten und nach dessen Abgang natürlich Ersatz mit dem Kampfzwerg hier und auch noch Dale 'Apollo' Cook gesucht und gefunden haben - und wie üblich auf seine Unfeinheit, Trivialität und Hässlichkeit stolz ist und damit auch fleißig, mit geschwellter Brust und verzerrter Fratze hausieren geht.

Genauso grob wie das Ganze gezimmert ist und bebildert, genauso sind auch die Kämpfe, ein wildes Hauen auf engen Raume, ein unästhetisches Prügeln mit einigen krummen Beinattacken, in denen es aber auch nicht um Akrobatik und Choreografie, sondern oftmals rein um das Leben und Überleben (oder eher nicht) geht. Mal wird jemand zu Viert angegangen, mal einer zu zweit vorgeknöpft, immer noch in Überzahl und immer noch nach kurzer Gegenwehr erlegen und dann - gerne zur Überraschung der Attackierenden, auch beim wiederholten Mord - das Lebenslicht endgültig ausgeknipst. Dabei sind die Massen- oder spätere Zweikämpfe gerne in längeren Einstellungen, was speziell (und eigentlich auch nur) im Showdown gut kommt, die Kombattanten geben sich wenigstens Mühe bei ihrem oft trivial angelegten Gekloppe; kein Wunder, dass Kickbox- bzw. Kampfsportfilme einen gewaltverherrlichenden Ruf hatten, die Motive und Anlässe hier kommen aus der Lameng und sind meistens null und nichtig.

"Was soll der Unsinn, seid Ihr denn alle völlig durchgedreht?" fragt später mal das Mädel in der Runde - die allerdings auch nicht mit Geistesblitzen auffällt - , da haben sich schon Ladenbesitzer mit ihren Kunden, Exfreunde mit dem neuen Lebensgefährten, Väter für ihre Söhne und Trainer für ihre Schüler geprügelt und umgekehrt; ein Selbstjustiz-Actionreigen deluxe quasi, dessen Spektakelszenen so variantenreich gestrickt sind wie die hauptsächlichen Schauplätze (Sportcamp und Wohnung des Champion, also derer zwei) und auch so einfältig inszeniert. Ein wenig Abwechslung, wenn auch nicht wirklich Steigerung des Ganzen sorgt später ein Feuerstunt und das zunehmend industrielle Gebaren des Filmes, drei der Halunken sind Blue Collar Angestellte, sodass der Reigen kurz vor Ende a) in einem Schiffswerk, b) bei der Werkshalle der MetroRail und c) um eine Autowerkstatt herum und dort mit allerlei greifbaren Werkzeug als Waffe neben den üblichen Fußtritten, Faustschlägen und Ellenbogenstößen auch stattfindet.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 5. Jan 2022, 20:48

Death Cage - Duell der Ringgiganten - Fist of Glory (1991)
IMG_20220102_135200.jpg
During Vietnam War, a member of US special forces is shanghaied and forced to participate in an underground street fight tournament where losers die.
Die ruhmreiche filmische und damit zweite erfolgreiche Karriere vom Kampfsportler Dale "Apollo" Cook begann weder in den US of A noch in HK, wie manche Einträge in Datenbanken weiss machen möchten, sondern in den Ausläufern des Mekong-Delta. Geschrieben und gedreht vom philippinischen Filmemacher Joe Mari Avellani, welcher sich zwischendurch als fleißiger Zuarbeiter für und Mitarbeiter von Cirio H. Santiago nicht nur mit dem landestypischen Actionkino auskennt, sondern auch die Vertriebswege in die Vereinigten Staaten und von dort aus die ganze weite Welt bereits erforscht hat und somit eine globale Distribution in die Videotheken aller Herren Länder garantiert. Avellani erschafft hier teilweise durch seine Herkunft auch etwas, dass den sonstigen überschaubaren Werken von Cook zuweilen abgeht und fehlt: qualitätmäßig bleibt man sicherlich von Grund auf und fortfolgend nah am Boden bzw. auf dem Grund des Mittelmaß klebend und nieder gedrückt, allerdings gibt es hier noch etwas mehr Aufwand und etwas mehr Spektakel - inklusive flammende Detonationen aufgrund von Helikopterbeschuss und Granatwerfer, sowie herumgeschleuderte brennende Ölfässer - , was einzig und allein an der Verbindung des gemeinen Kickboxerfilmes mit dem des ausgehenden Subgenres der Namsploitation liegt.

Als Vietnamkriegsfilm beginnt das Ganze auch, als Dschungelreißer, mit einem Hubschraubereinsatz und einem geheimen Spähtrupp G.I., die mit einem Führer das Dickicht durchqueren. Abseilaktionen über einem Wasserfall, ein Kampf in den Stromschnellen, dazwischen wird sich über die Zustände beklagt und die Situation, in der man steckt. "Wir nehmen Plan B." heisst es da, als man zum spät zum Treffpunkt erscheint und die gestellte Falle, den Angriff auf zwei einheimische Generäle der Vietcong beim Transport verpasst. "Plan B? Wir haben kein Plan B." - "Doch, ab jetzt."
Plan B ist ein Großangriff mit Maschinengewehr und Raketenwerfer, erhellen Brandbomben den Wald und gehen die Feinde fleißig danieder. Ein Schuss und sechs Treffer quasi, die Erstürmung eines Konvois, folgend das des gegnerischen Hauptquartiers, bei dem Handgranaten geworfen werden, Motorrad- , Explosions- und Feuerstunts eingebunden und ansonsten der fröhliche Kugelhagel samt pathetischen Heldentoten regiert.

Nach dieser Aufregung die ersten 30 Minuten lang beginnt der Kampfsportfilm, das "drei Monate später", in denen es nicht mehr um 'dahergelaufene Frontschweine' im Geheimeinsatz gegen die Übermacht geht, sondern um das Geschehen im illegalen Untergrund, um die groben Kämpfe auf der blutverschmierten Gummimatte vor johlenden und geifernden Publikum, um Brot und Spiele. Um bis dahin zu kommen, braucht man aber erstmal einen Anlass und die Suche, sowie das Begehen verschiedener Stätten voller Gewusel, was die Davian International Produktion - einen phillipinisches Studio unter Führung von David Hunt, Vivian Andico und Andy Andico - zur Möglichkeit der Schaffung oder zumindest dem Versuch der Antäuschung von tatsächlich Lokalkolorit und einem gewissen Stimmungsfeld eines (vermeintlichen) Vietnam (und tatsächlichen Philippinen) kurz vor der Beendigung des Krieges und mit vielen Menschen auch am Ende angelangt nutzt. Darstellerische Leistungen sind funktional, aber dahingehend auch vollkommen ausreichend, die Gegend ist abgewirtschaftet und ärmlich und erbärmlich, Schmutz und Unrat bestimmt das Geschehen. Kleinere Konfrontationen mit einer Gaunertruppe und einem Überfallkommando auf dem Frischemarkt lockern die Atmosphäre etwas auf, die Finanzierung des Ganzen und auch die Inszenierung von Avellani erinnert an ähnliches schwitzend Schmuddeliges von Santiago oder auch Teddy Chiu a.k.a. Teddy Page und hat auch teils gleiche Mitstreiter, ist in entscheidenden Momenten aber durchaus darüber. Es gibt die Trainingsmontage, den Vorkampf gegen einen Fleischklops und die Anschleichaktion in das kriminelle Lager.

Cook selber, der in den nächsten paar Jahren ein kleinen Batzen ähnlich gelagerte Werke für die gleiche Firma drehen sollte und sich damit zum Videothekenhelden der dritten? vierten? Reihe hocharbeiten sollte, wirkt hier wie auch in den meisten anderen Szenarien meist wie ein großes Kind, simpel angelegt, dann oder deswegen auch sein Ziel strikt durchziehend, nicht einmal unbedingt sympathisch dabei wirkend, sondern schon eher wie ein tumber Raufbold, der zufällig auf der Seite der Guten steht. Physisch gar nicht einmal sonderlich präzise, im Vergleich zu Artgenossen wie Gary Daniels, der kurz zuvor auf gleichen Pfaden gestartet ist, oder den von vornherein schon in den Kinos präsenten Van Damme, die trotz nicht Vorhandenseins einer realen erfolgreichen sportlichen Karriere wie eben Cook wesentlich definierter im Muskelaufbau und achtsamer im Fettanteil wirken, wobei das Können selber gerade in Sachen Beinarbeit schon ersichtlich, aber filmisch auch nicht speziell herausragend eingefangen wird; da ist die Pinoy Action Troupe aber auch nicht bekannt für. Zum Glück wird final noch mal geschossen, das sieht besser aus, und das gesamte kriminelle Hafenslum zerstört.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 28. Apr 2022, 17:06

Desert Force - Entscheidung in der Wüste - Killing Streets (1991)
Desert-Force.jpg
"America has a pretty face. But an ugly heart."
21st Century Film Corporation hat die Produktion gewerkelt, die Mannen um Menahem Golan demnach, die Bezüge zu früheren und innerlich immer noch währenden Heimat sind klar und vorhanden, die Unterstützung der Dreharbeiten vor Ort (in Israel) deutlich. Ein stets umkämpftes Gebiet wird hier gezeigt, richtigen Alltag, wie es der westliche Zuschauer kennt und gewohnt ist, gibt es hier eigentlich nicht, überall Straßensperren, Sandsäcke, Sirenen, die Häuser tragen Spuren des Krieges und des Verschleißes, selbst die Straßen wirken in Anspannung, hinter jeder Ecke lauert der Tod. Für die Bewohner selber ist das Alltag, ein Bewegen in der Gefahr, die sich längst verselbständigt hat und längst zur Gewohnheit geworden ist. Selbst ein Schäferstündchen wird unterbrochen, eine kurze Flucht durchs Hotel im Sprint eingelegt, das erste Blut, die ersten Toten noch vor der Nennung des Regisseurs, der hier auf den Namen Stephen Cornwell hört.

Vermutet hätte man (vom Szenario her und auch qualitativ) eher Shimon Dotan; Cornwell – der die letzten Jahre als Producer mit mehreren Adaptionen von Romanen seines Vaters David John Moore Cornwell a.k.a. John le Carré (von A Most Dangerous Man über The Night Manager, Verräter wie wir und Die Libelle ) durchaus noch eine Karriere hatte – war damals ein unbeschriebenes Blatt, hat aber (zusammen mit Andrew Deutsch) das sich selber quälende Drehbuch hierzu verfasst. Ein Brudergeschichte, eine Befreiungsaktion, eine Historie mit dem Rückblick auf die Geschehnisse März 1984, das Wirken zweiter Amerikaner im Libanon. Einer fremd vor Ort, der Basketballcoach aus Ohio, der Landessprache nicht mächtig, aber mit Motivation, einer eingebunden in die Umgebung und die Verhältnisse, reluktant erst, dann umso hilfreicher in der privaten Covert Operation. Cornwell, der zuvor nur einen längst vergessenen Fernsehfilm gedreht hat und danach (bis auf eventuell Philadelphia Experiment II) auch nichts von Belang mehr, hält seine rein bebildernde Inszenierung so wie die Bauten hier aussehen, der Putz ist abgeplatzt, im Mauerwerk die Risse oder gleich ganz die Löcher, einiges vom Fundament gar weggesprengt und notdürftig von Stacheldraht begrenzt. Die Kröte mit den telepathisch verbundenen Zwillingen muss man schlucken, das mit dem stets allgegenwärtigen Taxifahrer Schrägstrich Helferlein, dem arabischen Ernest Borgnine als kundigen und die Konnektionen aufweisenden Ortsführer auch, sonst funktioniert die hier dargebrachte Geschichte nicht, darstellerisch darf man keine Wunder erwarten, das tun die Fans von derlei Produktionen und selbst die von (den jeweils soliden) Paré und Lamas (welcher hier nur willkommenes Gimmick ist) aber von vornherein nicht.

"America is your destruction. Not your future."
Action lässt übrigens auf sich warten, zu Beginn eine Autoexplosion, dann nur ein wenig grobes Gerangel in einem schäbigen Zimmer und ein Ausbruch aus dem Folterkeller; große Einheiten sind das aber nicht und normalerweise noch nicht einmal die Aufzählung wert. Eine richtige Dringlichkeit existiert weder im Skript (nach einer Idee von Golan) noch in der Formulierung, dramaturgisch dreht man sich etwas und dies auch länger im Kreise, ab und an hat man plötzlich einige Meriten (der Subplot mit einem in seiner Gesinnung unsicheren, recht fehl am terroristischen Platz befindlichen Jugendlichen), bisweilen ist man gar unangebracht geschwätzig. Mittig gibt es eine Autojagd (zwischen einem alten Fort Cortina und einem genauso alten Plymouth Valiant) auf den staubigen Straßen von Shithole Country, quer über den Schrottplatz, rein in die Industriebrache, einige Stunts weg springender Passanten werden dort geboten, die Sonne knallt, die Luft brennt trocken. Der Showdown funktioniert dann trotzdem, oder auch deswegen, detonierende Karosserien, das Hinfort schießen von Barrikadenwachen, die Erstürmung einer Wüstenfestung, Lamas im roten Poloshirt, Paré im heimischen Tarnfleck und den weißen Sneakers.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 29. Apr 2022, 22:54

Infernal Fighter - Warriors (1994)
s-l1600 (1).jpg
A government-trained killing machine must turn his lethal skills against his top-secret squad's AWOL leader.
Erst das Spektakel, dann ein bisschen Einführung, die Vorstellung von Personen, Busey macht auf Einzelgänger und Klassik und Literatur, haust aber und dies anscheinend exklusiv im Gefängnis. Dinner gibt es, fürstlich kredenzt, Dinner gibt es auch beim Paré, der auch für den Staat und die Fahne tätig, aber vom anderen, nicht vom psychopathischen Schlag wohl und heimisch bei seiner treu wartenden Mamsel ist. Die Handlung macht Geheimnisse und Fragezeichen, weil die Personen Geheimnisträger sind, "You know, i can't tell you.(...)"; dafür gibt's Andeutungen und schauspielerische Glanzleistungen der beiden namhaften Hauptdarsteller, die zusammen auf dem Filmplakat, im Film selber aber eher gegenüber gestellt sind. Paré ist auch bei einer Spezialeinheit, und Busey bald auf der Flucht, wurde (mit einem Laufstil wie beim Geißbock nach Darmirrigation) über den Innenhof gesprintet, Gefängnismauern mit dem Panzerfahrzeug durchbrochen, fleißig Munition seitens der Wachmannschaft abgegeben und flogen sinnlos umherstehende Ölfässer in die Luft.

"Target retrieval after elimination" wird hier als Option genannt und als möglicher Ausgang; gespielt wird mit Militarismus, mit Politik, ein bisschen mit Psychologie auch und auch etwas mit der Kinetik. Verschwörungen und Klüngeleien, das Geben und das Ausführen von Befehlen, eine theoretisch wasserdichte Hierarchie, die genauso viel Schwachstellen wie das Gefängnistor hat, welches vom Verbrecher in Uniform in alle Einzelteile gesprengt wird. Eine Art frühere und preiswerte, aber solide produzierte und ab und an tiefergehende Variante vom U.S. Marshals, nicht für die Lichtspielhäuser, sondern die Kabelkanäle und die zweite Reihe der Videotheken. Bildtechnisch gewohnt einfach und nicht überfordernd gehalten, dafür viel in Bewegung, der Eine vorneweg, der Andere hintendran, ein Wanted: Tot oder lebendig, bei dem die Sympathien aber offen und die Identifikation auf beiden Seiten des Gesetzes liegen. Das (kanadische) Wetter ist eher klamm, das Klima herbstlich, die Leute haben im Auto noch ihre Jacken an, zwischendurch regnets; dafür beweist man Geschmack bei der Innenrichtung: Buseys Behausung im Knast sieht schon fürstlich aus, und selbst das einladende Bordellzimmer im Motel fordert einen positiven Kommentar von Paré heraus.

Mittendrin bei der (sentimental angehauchten) Reise quer durch das Land wird ein Drogengangster aus dem Fenster und später ein brennendes Auto den Abhang heruntergeschmissen, Action ist rar und vereinzelt, hat aber durchaus seine Momente und seine Wirkung aufgrund der Mitwirkenden in ihr und der Ideen. Eine halbherzige Autojagd auf den Straßen von Vermont endet in einem Industriegebiet und lässt dort erneut die Ölfässer in Flammen aufgehen, bevor man die Vehikel wechselt und mit jeweils einer Dampflok auf die Jagd aufeinander geht, das ist mal was Neues und das hatte man schon lange nicht.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12563
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 6. Mai 2022, 23:33

Perfect Deal - Musketeers Forever (1998)
87479-000.jpg
A Group of ex-secret agents open a jazz club in Las Vegas. When they discover that a local Indian Reservation is being threatened by a greedy and powerful gangster, they act. All for one - and one for all!
Dudikoff wird zuerst genannt, Majors (mit kleiner Popelbremse im Gesicht und der obligaten, vom Fall Guy Set geklauten Zigarre) ist zuerst im Bild; Majors wird hier auch mit einem 'and' im Titel vorgestellt, ist also nur Zusatz, den Rest der Aufgezählten kennt man nicht. Geraucht wird also, getrunken, dem Mädchen auf das Dekolleté geschaut, gepokert, der Abend geht lustig los und die Sause kann beginnen. Geschossen und gestorben wird auch bald, aber woanders, mit anderen Beteiligten; was das Eine mit dem Anderen zu tun und ob oder nicht, erfährt man wann anders und durch die folgende Geschicht'.

Der Film spielt irgendwo im Nirgendwo, im urban gewordenen Indianerland, und er spielt um 1998, also noch etwas vor dem Handyzeitalter, entsprechend lässt man sich hier vorm Betreten einer Telefonzelle zum Anrufen die Brieftasche klauen und versucht sie sich später vor dem Betreten einer Tankstelle vom Trickbetrüger zurückzuholen. Kleinigkeiten und Alltägliches, dazu ein paar Gespräche zur Verortung und zur Einführung, geführt von Darstellern, die offensichtlich nicht richtig auf ernst spielen sollen oder nicht in der Lage dazu sind. Die Bilder etwas blass, das kann auch am Herbstwetter liegen, die langen Mäntel an, den Kragen hochgeschlagen, die Aussicht entweder auf einen leeren Parkplatz, ein Ghetto, oder einen kaum besuchten See. Später schneit's. Eine Dringlichkeit hat das Ganze hier nicht, die Guten schrauben an ihrem Alte-Herren-Club herum und bleiben beschaulich und unter sich, die Bösen planen (für ihre Verhältnisse) große Vorhaben, irgendwann stoßen die beiden Handlungen Marke Road House für Arme aufeinander und machen aus dem bisherigen leichten bis seichten Komödchen ein ebenso leichtes bis seichtes Actionkomödchen plus einer Liebschaft – welches insgesamt eher an eine Art missglückter Pilotfilm für eine kurzlebige oder gar gleich gestrichene (kanadische) Fernsehserie, oder an ein Special Marke Der Ring der Musketiere, also dem Vertreter mit Hasselhoff, Gottschalk & Co. erinnert. Abgesehen von der hiesigen obszönen Sexszene Ende des ersten Drittels, die wahrscheinlich allein die Altersfreigabe in den Bereich nur für die Erwachsenen getrieben hat.

Leider nur interessieren die Leute hier nicht besonders, von den alten Daddies mit ihrer Landkneipe als späte Verwirklichung eines Jugendtraumes ist Majors nur deswegen auffällig, weil es eben der Majors ist; Dudikoff selber hat mit D'Artagnan den richtigen Rollennamen, ist aber aus der Handlung lange Zeit vollkommen außen vor und läuft wie Falschgeld herum, da weiß weder die Figur noch der Darsteller so genau, was er hier eigentlich soll; das Werk selbst in dessen Filmografie eine mittlere Katastrophe, da kann der Schönling aber nichts für. Die Regie, wenn man das denn so nennen will, weiß mit der Handlung, wenn man denn diese so nennen will, nichts anzufangen. Die meisten Bilder sind billig, nichts Besonderes und eigentlich auch gar nicht richtig attraktiv, es wird einfach irgendwie Material für einen Neunzigminüter herausgequetscht, das Gleiche gilt für den Inhalt, der sich mit der Musketier-Legende nicht zufriedengibt, sondern neben dem Indianerumfeld auch noch altgediente Vietnamveteranen und gar All the President's Men auftischt. Ein großes und dennoch blasses Kuddelmudddel, nichts davon richtig durchdacht und einfach wild und dennoch fad zusammengerührt. Eine Art Saloonprügelei kurz vor Ablauf des zweiten Aktes weckt die Leute etwas auf ("Ive had sex, that left me with more bruises than this."), vielleicht ein Dutzend Szenen davon quer über den Film verteilt wären willkommen gewesen und hätten für mehr Begeisterung gesorgt. Später gibt's noch eine Liebesszene, da wird tatsächlich die Penetration der Tochter und ihr kleiner Tod (=Orgasmus) mit der Ermordung des Vaters durch einen Messerstich gleichgesetzt, geschmackloseres hat man selten vorgefunden und bleibt hier das einzige Erwähnenswerte.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Antworten