Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 25. Apr 2020, 18:50

Der Ritter aus dem All - Suburban Commando (1991)
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An interstellar hero from a distant world visits Earth, and tries to fit in with a mundane, yet kind, suburban family.
Weltraumschlachten wie beim Star Wars, Fatalitäten per Laserwaffe noch und nöcher, Hulk Hogan in der Blechkombüse, der mit den Haderlumpen aus einer ferner Galaxis aufräumt und die durch die Einrichtung von Plaste und Elaste schleudert, als gäbe es kein Morgen und als wären wir im Krieg. Auf Kriegsfuß sind wir auch, erst er mit den Schergen eines fremden Tyrannen, der "goody goody" zum bedrohlichen Abschied sagt und dem der grüne Gummiarm aus dem abgehakten Stumpf nachwächst; dann wir mit der Technik, den Effekten und dem Humor, welches allesamt das Niveau vom Kindergarten hat, aber allesamt auch goldig und "goody goody" ist und irgendwie dazu gehört.

Musikalisch flott wird das geboten, die Erzählung von einem, der sonst (mitsamt Sackschutz aus Aluminium) die Planeten erobert bzw. beschützt und nur nach dem nächsten gefährlichen Auftrag, der nächsten Weltenrettung strebt. Die verordnete Zwangspause von sechs Wochen und das befohlene Nicht-Auffallen als Ding der Unmöglichkeit, was allen sonstigen Erlebnissen und Taten und vor allem auch der inneren Seele des galaktischen Tausendsassas widerspricht; ein Abenteuer, das vermieden werden soll, aber dennoch schon mit der unfreiwilligen Notlandung auf der Erde neu und vor allem auch für die kleinen (und die klein gebliebenen) Zuschauer erst dann so richtig und mit dem Kulturschock par excellence beginnt. Tief getroffen ist nach der Sichtung dreißig Jahre später auch das Publikum, spielen hier doch nicht bloß Haudegen wie Jack Elam und der gar noch mit Haaren und einer Taille ausgestattete Larry Miller mit, sondern auch die Duvall Shelley, welche sich hoffentlich zurück und v.a. ihre großen Augen und die noch größeren Zähne unter Kontrolle behält. Ein Schauspieler ist auch an Bord, nicht der Hogan, der naturgetreu und passend zur Rolle aber wie aus einem Zeichentrick wirkt, sondern der Lloyd, mit dessen Schicksal als armes Wurschterl – Vernachlässigter in der Firma, Geforderter von der Ehefrau, Getriebener von der Nachbarschaft – man als Kind simples Mitleid hat und als Erwachsener identifiziert und empathisch mitfühlt und welcher in diesem eigentlich beschaulich sein könnenden Vorort nur das stete Pech des Alltags hat und nicht das Glück, das er als 08/15 Hampel verdient.

Die Neunziger werden hier geschrieben, der Anfang davon zumindest, längst vergangene Zeiten, die aus der Ferne betrachtet und der nostalgischen Warte aus weit besser waren als das Hier und das Jetzt, wo selbst die preiswerten Arbeiten samt ihren Modellbauten noch aussahen wie richtige Filme und nicht dahingehuschtes CGI im bräsigen Digital Flair. Mit der neu angekommenen Nachbarschaftshilfe, der zweibeinigen Bürgerpatrouille hier erkundigt man die Gegend, in der das höchste Kriminelle eigentlich bloß ein lausiger Handtaschendieb ist und wo Familie und Freundschaft und Abenteuerlust und Naivität und Heldenmut noch großgeschrieben wird und nicht zum Fremdwortvokabular gehört. Die Witze natürlich meist direkter und dann auch physischer Art, Haudraufhumor quasi, was allerdings doch ganz gut in seinen diversen Variationen funktioniert, plus ein bisschen Auto-Action beim Suchen einer verlorenen Waffe, eine Rangelei in einer ausgeraubten Bank, die die Halunken im Dreimeterwurf auf die Bretter bzw. die Schreibtische schickt und eine Explosion beim Ankündigen und Eintreffen der Kopfgeldjäger, der Replacement Killers quasi folgen, und verzücken mit handgemachten Raufen durch Pappmachékulissen. Ein Gummimonster im Finale gibt es auch noch, blaue Blitze und viel Sprüh- und Funkenregen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 29. Apr 2020, 12:08

Order of the Eagle (1989)
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A teenage Eagle Scout accidentally discovers the lost plans for America's Star Wars missile defense program and soon becomes a target for a squad of ruthless industrial espionage hit men.

Wo Regisseur Thomas Baldwin gelernt hat, als Assistant bei David A. Prior und so beim Besten nämlich und das der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, sieht man schon in der Eröffnungsszene, der nächtlichen Infiltration von maskierten Haderlumpen in ein eigentlich bewachtes Haus; Bilder und Szenen, die nach Parodie schreien und wo selbst das bisschen Brutalinski beim Eindringen eher witzig wirkend als den tatsächlichen Ernst vollziehend ist. Ein kurzer Vorgeschmack auf noch Kommendes und ein kurzer Blick auf das urbane Umfeld auch nur, was bald darauf durch viel Wald und frische Luft und einem Ausflug von ganzen drei Tagen in die 'Wildnis' abgelöst und auch abgelenkt wird. Ein Film von und mit und für die Pfadfinder, allzeit bereit, und ein einfaches Ziel plus viel Bewegung ist nie verkehrt.

Der Kontrast zwischen den beiden verschiedenen Seiten der Geschichte und der Areale, aus der sie kommen und spielen, hilft eingangs bei der gewissen Orientierung und der Aufmerksamkeit zusätzlich zu dem auffällig Schlechten. Hier Hochhaus, Metropole, Kooperation, geheime Informationen eines Forschungsprogramms zum Weltraumverteidigungssystem (!) auf mehreren 5 1/4 Zoll Disketten, mit Tracking und Computervisualisierung der aufgefundenen Location und geheimen Treffen auf der Firmentoilette, dort die Holzfällerhemden und die Jeans bis zum Bauchnabel geschnürt und noch höher, die einfache Mentalität und das schlichte provinzielle Wesen. Zwei verschiedene Lebensstile, die bald Gewalttaten wie ein Pfeil in die Brust, ein explodierendes Auto, derbe Schüsse in den Bauch und allgemein das Sterben noch mehrere Wochen vor der offiziellen Jagdsaison vereint, und wo so ein wenig die Abenteuerromantik auf den modernden Action- und Survivalthriller und die Konfrontation zwischen dem arg bescheidenen Guten, dem Kriegshelden mit der Winchester, auf das grundlos Böse mit Maschinengewehren trifft. Immerhin, trotz aller Defizite funktioniert die Geschichte vom Abzeichen fürs Überleben in der Wildnis so halbwegs (und wurde für Slayer - Edge of Honor, 1991, mit dem Corey Haim und Swayze Don nochmal reaktiviert), und die Szenen zur Geisterstunde sind auch tatsächlich düster gehalten und nicht vollends mit Scheinwerfern ausgeleuchtet, nachts sind hier tatsächlich alle Katzen grau und im Dunkeln ist gut Munkeln.

Wäre die Verwendung von reichlich Blutbeuteln bei den Einschüssen und auch das Zeigen von Fatalitäten wie einem angespitzten Ast quer durch den Rücken nicht, könnte das Ganze gar als Familienfilm im Abenteuergenre durchgehen, so naiv wie das gehandhabt und so wie als damaliger Fernsehfilm mit äußerst konventionellen Bildern, Simpleton-Dramaturgie und dürftigen Dialog- und Handlungsszenen gefilmt. Das Zeigen des nackten Rückens einer Frau passt auch in dieses Schema der jugendfreundlichen Behandlung, die Musik klimpert sich einen zusammen, das könnte auch aus einem TV-Western mit James Arness oder was mit Dennis Weaver sein, und die Darsteller sind bestenfalls lustig und schlechterdings halt schlecht. Aktion ist ein bisschen Gerenne durch das trockene Buschwerk, sowie viel Hantierei mit dem Knattergewehr und ein Sprung durch ein Fenster, nichts, was wirklich aufregt und nichts, was frohlockende Besprechungen bringt.

Achso, der Trailer ist natürlich falsch, aber ich find den richtigen nicht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 4. Mai 2020, 12:09

Easy Kill (1989)
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A bar owner/ex cop winds up in a scheme involving drug smuggling, murder, and seduction.

Schummrig ist die Nacht, im Dunkeln ist gut munkeln, sieht man die Hand vor Augen nicht, und wagt man sich dennoch in fremdes Territorium und heillos verschmuddeltes Gebiet. Ein Abstieg in die Unterwelt, wo Gewalt und Tote zur Normalität gehören und nur noch Skrupellosigkeit und Geld und Drogen zählen. Eine Funzel an der Decke, ein mysteriöser Fremder, der als Galan in der trüben Großstadt die schützende Hand bietet und die starke Schulter zum Anlehnen, welche aber eingangs abgelehnt wird und abgewiesen, trotz sichtlicher Nöte und dem deutlichen Ruf nach Rettung. Ein Einstieg nach Maß, mit Undeutlichkeit, offenen Fragen und einem Neo Noir - Rätsel, mit einer "town full of creeps" und einem Stallone als Erlöser.

Eine Reise in das Ungewisse wird hier angetreten, mit einer Person als 'Führer' und 'Begleiter', die, wenn überhaupt nur recht einsilbig antwortet und manchmal gar keine Reaktion auf Fragen gibt. Richtungen werden gewechselt und Stopps ohne Ankündigung eingelegt, einmal gemachte Aussagen eröffnen nur weitere Fragen oder ergeben vielleicht auch gar keinen Sinn. "Jade, cut the sorry-stuff" wird irgendwann mal eingeworfen, 20min in der Laufzeit und in der Filmhandlung bestimmt einen halben Tag später; da hat das Richtmikrofon auch schon zweimal von oben herab in das Bild gehängt und die Atmosphäre so ein wenig und für den Moment ruiniert.

Der Zuschauer weiß mehr als unser Stallone, der hier sogar 'Frank' heißt wie im richtigen Leben und gar sympathisch wirkt und emotional und darstellerisch gekonnt und sowieso engagiert; der Zuschauer weiss ein wenig mehr aber nur, von den Morden in der Eingangsszene zumindest und von dem dort verteilten Blut, und welche Brutalität beim Ausüben eines Kopfschusses aus nächster Nähe und einem Hantieren mit dem Bolzenschneider im Nacken eines armen Opfers dazu gehört. Ansonsten tapst auch er im Dunkeln, in diesem Minimalismus, dem zwischenzeitlichen Theaterstück mit zwei Personen und einem stets Fragenden und einer stets nichts Erzählenden hier. Zu 85 % und für 85 Hongkies Budget spielt das in einer Villa, ein moderner Neubau, nahezu komplett in Weiß und dies gefliest gehalten, dazu ein wenig zeitgenössisches Mobiliar, ein Pool, kaum Ausstattung sonst und als Gebäude wie auch der Film karg gehalten, aber nicht gleich leblos leer.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 8. Mai 2020, 20:13

Mega Mountain Mission - 3 Ninjas: High Noon at Mega Mountain (1998)
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Three young boys, Rocky, Colt and Tum Tum together with their neighbor girl, computer whiz Amanda are visiting Mega Mountain amusement park when it is invaded by an army of ninjas led by evil Medusa, who wants to take over the park and hold the owners for ransom. Kids and retired TV star Dave Dragon, who made his farewell appearance at the park at the time the ninjas appeared, have to break Medusa's vicious plans.
Die Bescheidenheit und den Schmerz der Niederlage, beides die wertvollsten Lektionen eines Ninja, die hier bereitgehalten werden und an dessen man sich orientiert. Was der Film noch hat und bietet und es nur damals so gab, ist seine 90er Jahre Vorortsidylle; neben dem anfänglichen Sommercamp im lauschigen Wald und dem sprudelnden Bächlein und dem späteren Freizeit- und Konsumtempel als erweiterter Abenteuerspielplatz wird eingangs noch das Reihenhaus in Pappmaché und Holz mit dem kleinen grünen Vorgarten und der winzigen Auffahrt zelebriert. Die Bewohner und vor allem auch die Figuren hier, sowohl Eltern als auch die Kinder als Teilhaber einer gutsituierten Mittelschicht, in der jeder seine eigenen vier Wände hatte, und das Dach über dem Kopf, den selbstgebackenen Kuchen von der Nachbarschaft zum Einzug und die gute Luft und viel Licht. Hässliche Frisuren hatte man noch, der mittlere Lausbub hier trägt Haare wie Fabio, zusammengebunden zu einem Zopf auch noch, der kleine Fressbär hat niedlich dekorierte Löckchen, und der Älteste...ach, reden wir darüber nicht.

Wichtiger sind das schon die Böswatze, die die eingepferchte Amüsiermeile (Autoscooter, Wildwestshows, Achterbahn, Karussells, Lawinenschaukeln, Wasserrutschen, Bungeejumping usw. usf.) hier per Seeseite und dann auch noch sich unter Wasser heranpirschend einnehmend, ab durch den Versorgungskeller und mit dem ganzen Hausrat und den Waffen vor allem weiter zum Zentrum des Geschehens. Angeführt wird der Trupp von Jim Varney, der sowas wie der Ironside Michael, und der Davi Robert und Zagarino Frank in einer Person zusammengefügt und wirklich sinister und auch jetzt noch per Bildschirm in die heimische Stube am Drohen und Erschrecken ist. Mit dem Schießprügel im Anschlag wird auch in das Hauptquartier einmarschiert, die meisten Leute aber natürlich nicht erschossen, sondern mit der Schmetterfaust oder dem guten alten Betäubungspfeil ins Land der Träume geschickt.

Hulk Hogan wird so zwischenzeitlich auch auf das Abstellgleis geschickt, erst per abgesetzter Sendung seitens der Fernsehanstalt, dann ausgeknockt von dem Narkotika, sodass die erste Wahl der Verteidigung bei den drei Knirpsen und ihrer Wiederholung der Lucky Kids - Methode, dem Kinder Kung Fu und entsprechend Peinlichkeit und Albernheit und Slapstick im Verbunde steht; die Kampfszenen dessen sind theoretisch sogar solide gehandhabt und mit einigen Stunts wie v.a. Stürzen (der Erwachsenen) angereichert, plus viel Trottelhumor und Grimassen und hanebüchenen Gags. Als die Polizei dann doch auftaucht und die Feuerwehr, wird neben dem Ringelpiez mit Anfassen auch scharf geschossen, die Garde der Gesetzeshüter ins Visier genommen und ihr Fuhrpark per Bleieinspritzung neu kalibriert. Die SWAT lässt sich von einem Elektrozaun aufhalten, während auch der alternde halbnackte Wrestler mit seinen roten Spandexhosen anfangs viel auf die Rübe und das Finale einer ausgedehnten Prügelei im Heizungskeller – das hat der Film mit anderen Exemplaren der Sorte Stirb langsam Ripoff wie Shadowchaser 2 oder Demolition U gemeinsam – auch nichts mehr auf die Reihe oder mitkriegt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 13. Mai 2020, 11:44

Auf der Spur des Terrors - The Double 0 Kid (1992)
double_o_kid.jpg
Lance, a teenager, dreams to be a Secret Agent, when he is suddenly in the middle of a hacker intrigue, which aims at an International Environmental Congress. Lance gets in possession of a computer access card, one of which the hackers are in urgent need for their operation. Lance begins to play with the hackers, seeing his dream come true.
Wer vorher den Trailer gesehen hat, oder Marketingbilder, oder zufällig reingezappt und Ausschnitte erhascht, der weiß, dass das Ziel zwar Bond ist, die Früchte aber weit oben hängen und die Ernte hier (anders als beim Grieco sein Teen Agent) vergebens. Die Musik nach der Pre-Title schon und die Titelsequenz einer selbst für das Herstellungsjahr arg bescheidenen Computeranimation schielen schon deutlich in die Richtung des 007, ist der erste Eindruck aber bereits der eines vergeblichen Nachahmens oder auch der einer peinlichen Referenz. Der Einbruch selber in die Top Secret - Staatspapiere schreit schon deutlich nach einer vielleicht C-Kategorie und ist bloß wegen der Darstellung von Brigitte Nielsen als Putzfrau, verzeih: als Reinigungskraft stilecht mit Wischmopp und Laminatfrisierer erwähnenswert und wegen dem Tod zweier armer Wachleute, die erst im Scheuerwasser ausrutschen und dann schon geschlagen wie die Maikäfer auf dem Rücken auch noch mit der Pistole aus nächster Nähe abserviert.

Was man danach zu sehen bekommt, ist typisch und auch dankenswerterweise frühe Neunziger Jahre Idylle, der amerikanische Vorort mit seinem weiß getäfelten Holzhaus, dass von außen stabil aussieht, aber aus derart dünnen Wänden gemacht ist, dass es bei jeder kleinsten Böe in alle Einzelteile und wegfliegt; das Suburbia mit den breiten Straßen, der grünen Rasenfläche und der kleinen Auffahrt zur Garage, was alles in allem vergleichsweise edel und wie der wahr gewordene Traum eines jeden Mittelschichtlers und für Filme der Ära einfach gängig und pflichtverbunden zugehörig ist. Wohnen tut da ein Junge mit schlecht auf 'blond' getrimmten Haaren, die eher gelbstichig bis bisschen orange vielleicht auch sind, die Haare sind deutlich kaputt und werden nur noch von Chemie und absterbenden Follikel zusammengehalten, kaputt oder zumindest angeknackst ist auch die Familie und der Sinn der Realität selber. Es wird mit sich geredet und in einer anderen Welt gelebt, eine Welt voller Spionage und Abenteuer, an die der Junge uns erst teilhaben lässt und wir dann gemeinsam eine richtige gefährliche Mission (mit eigentlich überaus aktuellen Themen wie die anhaltende Umweltverschmutzung mit drohender Klimakatastrophe oder auch dem Hacken per Virus und der feindlichen Übernahme technisierter Geräte) antreten. Zwischenzeitlich hat er Tagträume, die genauso billig und schlecht sind wie der Film, in dem er spielt und den wir am Sehen sind.

Interaktion ist hier das Motto, hat doch der Bösewicht der Geschichte eine Art eigenes Arcadezentrum, in dem man u. a. per (feststehenden) Auto vor einer Leinwand die dortigen Strecken abfahren kann und bei Misslingen der Routen und Fehlern in der Fahrweise dennoch reale Blessuren abbekommt und auch Schäden in der Karosserie bis hin zu Überschlägen des Vehikels. Später muss Lance per Fernsteuerung durch die "Doom Tomb", den tödlichen Pyramiden von Tutanchamun, wo sich von oben herab im Spiel und auch real pfeilbewehrte Decken herabsenken, giftige Gase ausströmen und Streitäxte gefährlich nah von links nach rechts schwenken; ein sich Überschneiden und Verbinden verschiedener Realitäten und eigentlich unterschiedlicher Ebenen, die bald ein und dieselbe Wirkung haben und nicht mehr miteinander zu trennen sind. Auch die Fantasien des Jungen, der mit seinen 17 Jahren vollkommen in einer Spionagefiktion als eigener Superagent lebt und nun die gleichen abstrusen Geschehnisse in diesem 'echten' Leben erneut hat und sich der Bewährung stellt, passt zu diesem Konglomerat aus Sein und Schein, ein Abenteuer, dass von jetzt auf gleich scheinbar schon mit dem Flug von 'Philly' nach Los Angeles anfängt und doch erst mit zwei Todesfällen im Büro des Paketempfängers in eine gänzlich andere Richtung als gedacht und geplant beginnt.

Beginnen tut ab da an auch die Jagd, erst das Eindringen zweier Schergen in das Hotelzimmer, welches folgend verwüstet wird und man (fast) aus dem offenen Fenster fliegt, dann eine Spur komischer Actionszenen, die Verfolgung durch eine Bande Hockeyspieler (wie bei den Rollerboys), der man erst durch den beherzten Sprung auf die Kühlerhaube eines Autos entkommt und dann im Einkaufswagen (?) eines ebenso beherzten weiblichen Rollerskaters. Showdown gibt es übrigens keinen, dort wird Online-Schach in Atarigrafik gegeneinander gespielt; die ganze Produktion kann nicht mehr als paar Tausend Dollar gekostet haben und wahrscheinlich von Spenden- und Steuer- und Schwarzgeldern finanziert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 21. Mai 2020, 14:14

Demolition High (1996)
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A high school is taken over by terrorists with deadly far reaching intentions but one heroic, resourceful student decides to take the fight right to them.
Der Wachmann ist schon kurz vor der Rente und erlebt diese trotzdem nicht mehr, einen Blick auf einen frohlockendes und ablenkendes Dekolleté hat er noch werfen dürfen und dann in einen Pistolenlauf geblickt. Auch drei weitere zum Schutz abgestellte Personen müssen dran glauben, haben die Terroristen offensichtlich die bessere Vorbereitung, die bessere Taktik, den Moment der Überraschung und eher lausige Hindernisse für ihren ersten Coup gewählt. Zeugen für den Einbruch gibt es keine, das Gebäude nach einer verheerenden Detonation mit dem Feuerschwall in alle Himmelsrichtungen bald auch nicht mehr. Überraschender als diese Eröffnung, die zum Standardrepertoire derlei Filme gehört und nicht verkehrt ist, aber nun auch keine Aufmerksamkeit per se schürt, ist eine rasche Kampfeinlage unseres ehemaligen Teenieidols; immerhin lässt sich der Film ganz gut ein und weiß anscheinend, was die Kundschaft will und was dazu gehört.

Ein Wechselbad der Gefühle steht erst an, folgt nach dem 'Military Warehouse Massacre' und der Rangelei im Schulflur noch eine prompte Verfolgungsjagd zwischen Terroristenvehikel und aufmerksamen Polizeiwagen sowie ein Peeping Tom-Geschehen in die Umkleidekabine der Mädels, zwischen einer Spur der Zerstörung demnach gehalten und einem zumindest anfänglich auch augenzwinkernden Abenteuer, zu dem allerlei Referenzen seitens des stets auch Meta erzählenden Regisseurs Wynorski Jim, darunter die verbale Verwendung seines eigenes Nachnamens oder das Nutzen bekannter und prägnanter Schauspieler aus seinen Werken zuvor oder auch ein paar 'lustige' Credits wie Orville Ketchum schon wieder, Al Bino und Pepe Roni zuständig für die Kamerabühne und Watt und Bolt sich kümmernd um die Elektrik gehören. Gnihihi? Immerhin weist das ansonsten direkte Skript neben dem üblichen Kompetenzgerangel unter Bürokraten und Federals und überhaupt sehr passiven Gesetzeshütern auch paar Ideen oder 'Überraschungen' auf, die Actionszenen sind nicht ohne Druck, nach hinten raus wird es sogar dramatisch und in den Nebenrollen gibt es einige bekannte Gesichter wie dem Thicke Alan, Dick Van Patten, Gerrit Graham oder Stacie Excessive Force II Randall und einige brauchbare darunter (Thicke Alan, Dick Van Patten, Gerrit Graham oder Stacie Excessive Force II Randall) zu entdecken.

Eine Schießerei auf dem Schulhof und ein gesprengtes Polizeiauto, dazu ein weiterer toter Security Guard, das folgende Tohuwabohu hat selbst unser Junge aus der Bronx so und live noch nicht gekannt und nicht gesehen. Die High School selber ist natürlich geeignet für ein entsprechendes Szenario, ein Platz und gleichsam eine Ära zudem, die jeder mal durchlaufen hat und wo jeder der Zuschauer seine eigenen Erinnerungen, ob gut oder schlecht oder durchwachsen dran hegt und pflegt. Eine Institution für sich, mit abgetrennten Einheiten wie der Aula, der Turnhalle, dem Hauswirtschaftsraum, dem Sportplatz, wo sich zuvor noch eine PS-starke Hetzjagd auf der Aschenbahn geliefert wurde, die Flure und Treppenhäuser selber, die alles zwischen dem Büro des Rektors bis hin zum Heizungskeller verbinden und wo bald der Kampf Einer gegen Alle und das Motto vom 'richtigen Mann zur falschen Zeit am falschen Ort' im vollen Eifer und Elan losgeht. Getreu wie im großen Vorbild wird dabei auch experimentiert und die jeweilige Situation adaptiert, Verbündete im Kampf gesucht, das Chemielabor zum Detonieren gebracht und die Schergen mal in Feuerstunts gesetzt und mal in die Kreissäge geschlittert und per Schusswechsel in den Stromgenerator gelenkt. Viel in Bewegung ist man überhaupt, treppauf, treppab, Flure vorwärts und rückwärts gesprintet, wird sich versteckt und erkundigt und fleißig Katz-und-Maus und viel Theorie-Praxis-Transfer aus dem Werkunterricht gespielt.

Da kein Trailer auffindbar ist (?!), gibt's nen anderen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 22. Mai 2020, 15:15

Demolition University (1997)
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A college student and his friends try to thwart a deranged war veteran's plan to poison the city's water supply.
Das Geschehen vom ersten bis zum nächsten Gewaltstreich und schließlich und endlich der Konfrontation der Gegenüber wird hier wie anderswo bei Demolition High natürlich parallel beobachtet und in sich steigender Annäherung erzählt, in Bildern übrigens, dessen doch vergleichsweise junges Material aussieht wie einmal quer durch die Kloake gezogen und danach in Staub zum Ausbleichen durch die Sonne ausgelegt. Die Universität aus Ausgangspunkt der Jugendlichen sieht auch nicht wirklich überzeugend aus, nicht standesgemäß für die Bildung junger Leute einer ganzen Generation und hat auch nicht so richtig das Personal, welches vor Intellekt überfließt oder sonst wie hoffnungsvolle Zukunft verströmt. Immerhin ist Haim hier mit gesundem Kopfhaar ausgestattet und wirkt tatsächlich wie in der Blüte seines Lebens, zwischenzeitlich strahlt er gar überzeugend, sei es durch die Anwesenheit von Dolenz Ami als attraktive junge Blondine (mit riesigem Ausschnitt bis zum Bauchnabel in ihrer Einführungsszene) oder generell eine vorübergehend positive Existenz.

So wie das Ganze visuell aussieht, so ist es auch gedreht, rumpelig und pumpelig, mit einer kleinen Schar scheinbar von der Straße auf Suche nach Arbeit aufgelesenen Statisten, die die Karohemden spazieren tragen und wo die Jeans mehr schlecht als recht sitzen. Gewalttaten sind anfangs meist im Off gehalten, die Kamera zoomt entweder derart nah ran, dass der Einschuss aus dem Bildkader heraus ist oder es erfolgt ein Schnitt und vielleicht mal den Blick auf das Ergebnis. Der Vorlauf der Geschichte ist teilweise identisch gehalten in einigen Momenten, aber hier generell länger und noch dümmer; wo dort die Terroristen auf der Flucht vor den Gesetzeshütern die Schule als nächste Ziel gesucht und gefunden haben und buchstäblich mit Hochgeschwindigkeit mitten hinein sind, wird hier ein Industriegebiet außerhalb der Zivilisation eingenommen und dort per Zufall und mit Schleichbus in Schrittgeschwindigkeit die ahnungslosen Geißeln aus der Universität hinein kutschiert. Der Schauplatz ist ein großer, dunkler, schmuddeliger Heizungskeller, dem die Unattraktivität aus jeder Pore träufelt, ein Geschleiche und Gewusel in der Grabkammer quasi, und die zweite Actionszene kommt eine geschlagene halbe Stunde nach der ersten: eine wuchtige Sprengladung an einem abstehenden Van, welcher einen unvorsichtigen Soldaten einmal quer durch die Luft segeln und die nunmehrige Leiche auf die Windschutzscheibe seines eigenes Wagens schleudern sieht.

So ab der Hälfte der Laufzeit wird auch mal das Feuer eröffnet, die ersten Schüsse sind buchstäblich eine Null- oder auch eine Luftnummer, wird gerade seitens der mittlerweile auch angerückten 'Spezialeinheit' (ein wüster Haufen aus "Trigger-happy Weekend Warriors", die mal Polizeiuniform anhaben und mal SWAT und mal Militär) erstmal die leere Gegend abgeballert und die Knallfrösche auf unsichtbare Ziele losgeschickt. So richtig treffsicher ist auch die gegenüberliegende Seite, die Fanatiker mit ihren Maschinengewehren im Einzelfeuermodus nicht, was den im Stirb langsam - Milieu tätigen Studenten um Haim und Dolenz die Möglichkeit zur Attacke mal mit Pfefferspray, mit der Stolperfalle und spitzen Speer oder ganz einfach dem Sturz des Feindes von der hohen Brüstung gibt. Kurz vor knapp erst besinnt man sich auf einige der Qualitäten aus dem Vorgänger, sind zum Beispiel manche Tötungsszenen wieder per Feuerstunt, per eigener Bombe oder auch Elektrizität und auch die finale Explosion des Gebäudes (diesmal nicht bloß in der Miniatur) durchaus verhältnismäßig effektiv.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 6. Jun 2020, 02:06

Der Spion mit der Lizenz zum Prügeln - The Secret Agent Club (1996)
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To the world Ray Chase is nothing more than a klutzy, overgrown toy seller whose wife passed away a few years ago; and his only son Jeremy doesn't get to see him very often, because he's always away on "business trips." What no one knows-not even Jeremy-is that his dad is a secret agent who flies all around the world, completing highly classified missions for a top-secret peacekeeping agency.
Da bis auf vereinzelt spätere Ausnahmen die Filme von Hogan immer auf ein eher jüngeres, ein PG-Publikum zugeschnitten und auch so konzipiert waren, darf man sich in Sachen Schauspielführung und allgemeine Inszenierung immer darauf einrichten, dass die Darstellungen möglichst fern der Realität und möglichst affektiert gehalten sind und das Drumherum gleich mit. So wird selbst bei der ersten Mission, dem Stören einer geheimen Waffenauktion von vielen Turbanträgern und auch paar Osteuropäern schon gleich das 'Alles halb so wild' und das 'wir wollen nur spielen' betont und auch so arrangiert. Der Hauptheld ist am Grimassieren, selbst in einem Kugelhagel wird mimisch betont auf die nebenan einprasselnde Munition reagiert, auch die Bösen der Geschichte sind am übertrieben stolzieren – der Scherge hat sogar ein schlecht geöltes, reichlich quietschendes Metallbein, was er wie ein Pirat hinter sich herzieht – und chargieren. Kuddelmuddel aus der Kinderstube, obwohl da auch ein armer Diener durch eine Wunderwaffe als Demonstration pulverisiert wird und später auch noch ein Hubschrauber zu Klump geschossen, inklusive zweier weiterer Bediensteter, die (wie auch im größeren Finale im Lager einer paramilitärischen Gruppierung) unmittelbar neben dem Gefährt und so auch direkt in der Druckwelle der Explosion stehen und wie die Knetmännchen wegkatapuliert. Abenteuer für die Kleinen und die Junggebliebenen, ein Spielplatz aus Plastikwaffen, Gummiknüppeln und Faschingskostümen.

Nach der fulminanten Eröffnung, die Buddhastatuen massakrieren lassen und fleißig Nasenprügel verteilt hat, ist man dann in the good ol' U.S. of A., einer der typischen namenlosen Kleinstadt, obwohl man auch nicht wusste, in welchem Land das Hauptquartier des Bösen sitzt und die einzige lokale Angabe im ganzen Film sowieso nur “somewhere in the Pacific“ ist. Wissen, da sehen tut man dafür die Zeit, in der das spielt, an der Kleidung der Leute, den Hemden und den Jeans und damit deutlich 1996 nämlich. So bisschen blass und gleichzeitig seltsam überzogen auch die Farbgebung, das Bildmaterial etwas steifer und gefangen in der Mitte der Neunziger nämlich. Die (vermeintliche) Kopie vom True Lies hat dafür keine Ehefrau, sondern einen Sohn, der (alleinerziehende) Vater im realen Leben spielt hier wie dort eher einen Tölpel, der beim Landessportart Baseball zwar mal 'zufällig' einen Ball fängt, aber sonst die Lachnummer der ganzen Kinder und auch die der mittelschichtigen Erwachsenen ist.

Immerhin platzt die Tarnung schnell vom Leibe, hat man nach kurzer Einleitung bloß schon die Verfolger auf dem Halse und eine Autojagd gegen gleich zwei 'Polizeiwagen' quer durch die Straßen und dies auch mit reichlich Tempo, einem schräg durch die Luft geworfenen Wagen und einem mit weggesprengter Kühlerhaube hingelegt. Überraschung Nummer Eins, der gleich die zweite folgt, ist doch der titelgebende Secret Agent Club gar nicht auf den Spion selber, sondern seinen Filius und dessen durchaus sympathische Clique bezogen, die fortan (ähnlich wie in Mega Mountain Mission, wo Hogan ebenfalls großteils ausfällt und auf andere Erwachsene auch kein Verlass bzw. gar nicht zu vertrauen ist) auch das Zepter in die Hand nehmen und als Update der kleinen Strolche zumindest die geeigneten Kandidaten für eine Identifikation des anvisierten Publikums stellen; spätestens dann, wenn noch James Hong k.o. geht, der wüst durch seinen eigenen Laden geprügelt und verprügelt wird, und der Bostwick Barry als Zauberhannes auf den Plan tritt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 22. Jun 2020, 22:01

Killer Image (1992)
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When Max Oliver learns his photographer brother has been killed, he suspects it was no random murder. And when he finds his brothers' last photos of a powerful senator and a prostitute, Max gets a clear picture of a deadly political cover-up. Seeking to expose his brother's killer, Max enters a murderous game of cat and mouse, stalked by a cold-blooded assassin who has Max dead in his sights.
Die Neugier ist der Katze Tod, wird der erste Mann mit der Kamera im Anschlag und den Bildern als Beweis hier schon kurz darauf entdeckt und auf der Flucht vor dem Killer mit der Waffe gestellt; ein Observieren mit Todesfolge, bei der die anschließende Verfolgung Auto - Motorrad zuungunsten des Flüchtigen ausfällt. Die Rechnung dafür stellt dann der Bruder, im weiteren Verlauf der Geschichte, die gerade erst begonnen hat und für Manche schon das Ende ist. Anfang Herbst wird geschrieben, die Landschaft von Alberta, Kanada ist schon am Verblühen, die Gegend grau bis blass gelb, die Sonne scheint noch, aber gibt bloß noch den Anschein der Wärme und auch die Handlung selber ist mit negativen Anzeichen geschmückt.

Dabei wird gerade eingangs mit Parallelität, mit Gemeinsamkeiten auf beiden Seite der Medaille, mit zwei Pärchen von Geschwistern und eines davon auch grundsätzlich mit der Pentax oder der Polaroid bewaffnet und mit dem Motorrad beritten erzählt. Einer macht die Fotos, einer sucht und zerstört sie, einer steht in der Öffentlichkeit, einer sucht die Dunkelheit, dazwischen die Ereignisse mit Bezügen von Politik, Presse und Polizei, die so wie hier gehandhabt allerdings tatsächlich eher an einen Telefilm erinnern und zeitweise auch mit seltsamen Sprüngen und nichtigen Füllmaterial gehandhabt sind. Gedreht ist das recht statisch, zuweilen wirkt das Gezeigte eher wie die Vor- und Nachwehen einer Momentaufnahme, wie die Vorbereitung und das Warten auf ein geeignetes Motiv, dass dann vielleicht auch kommt, aber in dem vielen Unnötigen nicht registriert wird oder seine Wirkung durch die Masse von Zähigkeit verliert. Zwischendurch gibt es die Rückblende der nackten (und halb so alten) Gespielin und des gleich so nackten und doppelt so dicken M. Emmet Walsh, dann eine Albtraumszene mit "Nightmare Paparazzi" und einer barbusigen Gefährtin, dann eine merkwürdige sexuelle Konnotation (Asphyxiophilie) als Verführungstaktik, die letztlich mit einem tatsächlichen Mord und einem vorgetäuschten Mörder, da eigentlich Unschuldigen und Sündenbock der ganzen Affäre in eine immerhin kreative Gewalttat mit einem Gürtel und Sekundenkleber umschlägt.

"You killed my happy ending!"
"To hell with your happy ending!"
Ein elaboriertes, exaltiertes, aber auch absurdes und zunehmend löchrig-langweiliges Katz-und-Mausspiel ist die Folge, eine anhaltende Erpressung, in der ausgerechnet der Berufsfotograf mit einem Polaroid unter Druck gesetzt und dadurch in einem andauernden und auch jegliche Plausibilität verlierenden Albtraum mit einer stets am falschen Ort zur falschen Zeit auftauchenden Toten als Druckmittel und Belastung gefangen ist. Zuweilen wirkt dies wie ein (schlechter) De Palma, wobei das Geschriebene auch dort oftmals wenig Hand und Fuß und keinen Sinn hat, aber besser oder zumindest wirksamer gedreht ist. Die Hauptfigur des Unschuldigen und irgendwo auch Naiven und Wehrlosen könnte auch Craig Wasson sein, der Gegenüber auch von Gregg Henry gespielt, die Hasche in u.a. einer nächtlichen Achterbahnfahrt mit einer Prostituiertenleiche als unfreiwilliger Beifahrer und einem in der Luft flatternden Beweisbild hat mehr Frage- als Ausrufezeichen und mehr Lacher als Thrill.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 24. Jun 2020, 21:06

Mindfield (1989)
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When a police detective kills a criminal, this traumatic event triggers a locked memory, he didn't know he had, of him being a subject of a CIA experiment.
"That guy looks like you, Kellen."
"It is me."
Die Figur vom Ironside Michael ist optisch und seelisch schon am Ende, bevor der Film und der ganze Schlamassel für ihn erst so richtig losgeht. Die Scheidungspapiere unterschrieben im zerwaschenen Parka, darunter das langweilige Karohemd, das ist sein Aufzug für ein letztes Treffen mit der großen Liebe seines Lebens und mit der jetzigen Exfrau das letzte Date. Unrasiert und ungewaschen, einzig nur noch die Erinnerungen halten ihn am Leben und das Mitleid seiner früheren Partnerin, die ihm zum Abschied mehrmals das "take care of yourselves" ans Herzen legt. Der Film über diesen Mann und seine weiteren Erlebnisse und Erfahrungen gleich so eher blass in der Optik gehalten, in den Farben zumindest, die auch ausgebleicht und verwaschen gehalten sind und wie Ewigkeiten über dem Haltbarkeitsdatum und auch etwas mit Fernsehfilm-Flair.

Weihnachten steht kurz vor der Tür, aber außer etwas weißen Flächen beim Anblick aus der Luft herab auf die ansonsten gedrungen wirkende Stadt sieht und merkt man davon nichts, keine feierliche oder wenigstens frohlockende Atmosphäre, werden vielmehr mehrere Schauplätze, mehrere Kriegsschauplätze eröffnet und nach und nach Personen auf beiden Seiten der Geschichte vorgestellt und eingeführt. Ein grausamer Mord an einem windigen Erpresser, ein scheiternder Gerichtsprozess, die Diskussionen über Gewerkschaftsstreik der Polizei kurz vor den Feiertagen, ein Aufbrechen verdrängter Halluzinationen, ein schmieriger Anwalt, der unverhohlen seine Sekretärin anbaggert bis hin zur Belästigung; all dies kommt zusammen zu einem nächtlichen Überfall in einem Drug Store, in dem der zufällig anwesende Polizist schneller und v.a. auch zielsicherer als seine Gegenüber und dennoch mit einer toten 'Geisel' und dem Rückzug der übriggebliebenen 'Räuber' ist.

Es könnte auch ein ganz normaler Polizeifilm sein und werden, mit einem Cop eher auf der unteren Leiter der Karriere, der ehemalige Partner von früher jetzt als Vorgesetzte begrüßen muss und immer noch im Großraumbüro statt im bequemen Lederstuhl vor dem eigenen eichenden Schreibtisch sitzt. Die erste Phase vor und nach der Schießerei folgt man auch dieser Routine, werden allerlei Spelunken, allen voran einem Sexstore mit Pornokino hinten dran abgeklappert und Verdächtige und Fragen gestellt, immer mit dem Hintergrund der Machenschaften der CIA (Lee Harvey Oswald!), die da noch eher versteckt und zaghaft in die Story (mit Verrenkungen bis hin zu den Duplessis-Waisen und dem Kubark-Manual!) hineinlugen und noch nicht zentral involviert sind. Aufgrund der spröden, trockenen, nicht gleich langweiligen Regie, die Wert auf Realismus zu legen scheint und aufgrund der Herkunft, die eher an vergleichbar kleines wie Popeye Doyle a.k.a. Manhattan Connection (1986) erinnert, sind auch die weiteren Vorgänge wie die Entdeckung eines speziellen Filmes interessant, das 'Stellen' eines Gangsterbosses in dessen hauseigenen Wellenessareals oder die weitere Konfrontation auf der Straße mit einem Killertrupp, bei der erst eine dränierte Autobombe gezündet wird und dann noch die Schusswaffen entleert.
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