Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 19. Feb 2020, 22:21

Super Cops (1997)
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Hoping to find their uncle in the big city, siblings Siu-Tong and Chee-Loy end up offending the local gangsters and attracting the drug traffickers. As if luck would have it, they are now the Interpol's best friends, as the police wants their assistance in trapping the bad guys at a triad banquet gathering…
Das man sich im kleinpreisigen, kleingeistigen und qualitativ sowieso niederen Segment befindet, sieht man von Beginn an, bei einer einleitenden Episode in einem Zug nach Guangzhou, welcher in Schrittgeschwindigkeit fährt und sowieso eher wie die Preßnitztalbahn mit ihren Reichsbahnwaggons und den Langsamfahrstellen aus den Siebzigern der DDR aussieht. Das Stellen zweier Taschendiebe, die verfolgt von Kung Fu Künstler Bruce Mang Lung und auch zweier anwesender weiblicher Captain/Zugkontrolleure auch eine Geiselnahme durchziehen, um der drohenden Verhaftung zu entgehen, atmet schon tief den Geist der Armut in mehreren Belangen; da helfen auch einige kleinere Stunts wie das Entlanghangeln am Waggon bei 'voller Fahrt' und der erste Auftritt von Cynthia Khan fesch in weißer Uniform nur wenig. Die Kamera bekommt die Bewegungen nicht eingefangen und der katastrophal sinnentleerte Schnitt auch nicht.

Auch das weitere Vorgehen vor Ort in Zhuhai gibt sich viele Blößen und ist im Grunde nur für die Hartgesottenen unter den Zuschauern ergiebig bzw. überhaupt erträglich. Gewarnt hat schon das Produktionsland Taiwan und die späte Herkunft, die vielen guten Namen in der Darstellerliste wie eben Khan, Yukari Oshima, Billy Chow, Waise Lee, William Ho und Gordon Liu nur vorgetäuscht und die Sinne vernebelt. Eine leergefegte Gegend mit kargen Böden und Kulissen als Schauplatz einer Art komödiantisch unterstrichenen Gangstergeschichte, die kein Deut Klasse aufweist, aber anfänglich immerhin nicht ohne Tempo und mit drei Kampfszenen in den ersten 20min, also dem Heil in der Flucht suchend ist. So wird ein Restaurant auseinander genommen und sich mit Schutzgelderpressern (beim Job als Schuhputzer!) angelegt, bevor der eigentliche Schuft in der Handlung auftaucht und es irgendwann und wie per Zufall gestrickt an das tatsächlich Eingemachte geht.

Bis dahin dauert es noch etwas, die der Film mit viel Füllszenen der schäbigen Art und Klamauk aus dem Kindergarten anreichert, nur phasenweise immer mal ergänzt durch hier und da einen kurzen Blick auf die eigentliche Geschichte und die namhaften Darsteller, die sporadisch nur auftauchen und durch viel Unfug und Tricks in der Restaurantküche ersetzt werden. Ein Drehbuchautor wird nicht genannt, hat dieser aber den Sinn und den Zweck derartiger Projekte nicht verstanden, und das letzte treue Publikum durch grausamen Humor vergrätzt. Kurz vor knapp, etwa eine Viertelstunde bevor endgültig Schicht im Schacht und aus mit dem Kasperletheater hier ist, wird plötzlich ein ganz anderer Film draus, brennt im Showdown doch tatsächlich und wortwörtlich und bildgewaltig die Leinwand, wird auf einer Gartenparty zu Ehren des Geburtstags vom Bösewicht auf einmal wild um sich gehauen, geschossen und gestorben, explodieren ganze Wagenkolonnen und wird sich tanzend durch eine flammende Detonation und einen derb langen Feuerstunt bewegt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 26. Feb 2020, 16:55

Challenge (1997)
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The main plot involves Sazaki Giro [ Chao Chi-Yun ], a Japanese businessman who seeks revenge on his two Hong Kong business associates Kay Chen [ Ku Feng ] and Brian Kao [ Tai Bo ]. Chen and Kao, in turn, are rivals in the clothing business, and have hired The Devil [ Hauptdarsteller Lusche Noname ] and The Rose [ Yukari Oshima ] , respectively to assassinate their respective rivals’ fabric suppliers.
Trotz in der Handlung angegebenen Schauplatz Hongkong eine sichtbar taiwanische Produktion, von dem Fast-Neuling Wong Kwan nach seinem ebensolch unbekannten Debüt Eastern Kung Fu God (1995) geschrieben und (zumindest noch auf Film und noch nicht Video) gedreht. Bei Challenge selber ist kein Drehbuchautor verzeichnet, offiziell zumindest nicht, merkt man auch nicht wirklich einen und ist vergleichbar zu den umliegenden Produktionen von Oshima wie dem Super Cops oder auch dem Tiger Angels das Skript und schon auch die Prämisse horrend und obskur schlecht. Statt den üblichen Waffen- und oder Drogenhändlern oder anderen kriminellen Ungeziefer treten hier zwei Kleidungsfabrikanten (!?) im Kampf gegeneinander und gegenüber an und dies auch mit Schandtaten, gedungenen Auftragskillern und anderer gemeiner Hinterlist.

Auf die Idee muss man allerdings erstmal kommen, zudem wird auch noch ein Racheplot in der Eröffnungsszene gesponnen, mit 15 Jahre Wartezeit und wo man eingangs noch nicht weiß, wer nun Rächer und wer Opfer ist. Der Plot mit dem aus dem Nichts und von jetzt auf gleich angeheuerten 'Profikiller' hat auch so seine narrativen Glanztaten, die man gar nicht so recht in Worte fassen kann, um sie adäquat zu beschreiben und immerhin gibt man dem Ausputzer noch drei Lehren für die zukünftige Karriere (des professionellen Tötens von Stofflieferanten!?), nämlich die folgenden Regeln mit: “Don't ever kill good people. Don't ever kill for free. No emotions should be involved.

Wie im schlechten Triadenfilm werden anschließend mehrere Mordaufträge begangen, mit der Pistole auf offener Straße und ebenso offen im Restaurant, und mit der Messerkette im Hinterhof sowie dem abgebrochenen Flaschenhals auch in der eher ärmlichen Umgebung einer Seitenstraße umgesetzt; einige Gewaltsprengsel und später auch anderthalb Shootouts in Abbruchruinen und schmierigen Parkhäusern sind durchaus vorhanden, wobei das gesamte Milieu und das Szenario ja sowieso niederträchtig und moralisch abfällig ist. Immerhin ist der Plot hier zwar hochgradig albern, die Dialoge auch abgrundtief und dramaturgisch alles sowieso ungeschickt – manches wird mit Voice over behandelt bzw. hörbaren Gedanken der Beteiligten, und eine unglückliche Dreiecksbeziehung zwischen 'The Devil', 'The Rose Killer' und Wendy, der aufopferungsvollen Pflegerin der Eltern vom 'The Devil', die dann auch mal als Nacktfrosch und dennoch abgewiesen in seinem Schlafzimmer steht, ist grauselig – , aber es ist zumindest auf Ernst getrimmt und nicht noch zusätzlich mit Klamauk angereichert. Die Actionszenen sind aufgrund mehrerer fähiger Leute wie auch Ngai Sing vor der Kamera und Choreograf Chan Man-Wa eingangs ganz solide bis ordentlich, lassen ab der Hälfte des zunehmend sentimentalen Geschehens nicht nur quantitativ nach, sondern sind auch bald im Zeitraffer gehalten und final mit einem dicklichen und männlichen Stuntman statt (der möglicherweise verletzten) Oshima umgesetzt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 7. Mär 2020, 01:26

Tiger Angels (1997)
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Most of the film’s plot has absolutely nothing to do with our two fighting femmes. It was sort of hard to follow and after a while I stopped bothering to try.
Gedreht von Sek Bing-Chan, der nicht gänzlich neu im Metier und zuvor schon mit bspw. Rape in Public Sea, Satyr Monks und Out Bound Killing vertreten ist, sieht der Film trotz deutlicher Preisarmut wenigstens halbwegs integer, also im Vergleich zum gleichzeitigen Super Cops aus, oder gar den Direct-to-Video Werken, die auch entsprechend auf Video gefilmt wurden und hier dagegen noch tatsächlich filmisches Material vorhanden ist. Großes Rätselraten dafür bei der Geschichte, die nicht mal nach dem ersten Drittel und so keineswegs nach bereits 30min an Handlung absehbar oder gar vorauszusehen ist, mehrere verschiedene Einzelteile, die hier und da verbunden werden, aber noch keine richtige Richtung aufweisen und noch nicht einmal ein konkretes Genre.

Letztlich soll eine romantische Komödie wohl herauskommen, mit Showdown und einigen wenigen Actionszenen, also etwas, was alle Fans von Yukari Ôshima und Cynthia Khan schon immer mal wollten und worauf die ganze Welt erpicht ist. Khan hat auch nur Miniauftritte (vor, nicht einmal im Finale), etwas, dass sich dieser Film mit dem Super Cops teilt, dabei ist sie optisch noch als absoluter Blickfang in der Szenerie vorhanden und mitsamt ihrem (häufiger anwesenden) japanischen Kompagnon auch das einzige Argument, was das kleine obskure Projekt gänzlich vor dem Vergessen bewahrt und auch für die damaligen Produzenten der Hop Chung Film (H.K.) Co. Ltd. und Golden Sun Film Co. der einzige Grund für die Finanzierung überhaupt ist.

Immerhin sind die drei, vier Kampfszenen auch halbwegs solide, meilenweit sicher vom Standard der Jahre zuvor entfernt, aber mit längeren Einstellungen und so etwas wie ansehbaren Bewegungen und mittelprächtigen Stunts (in einer Billardhalle oder einem Kinderspielplatz mit Hasche um die Rutsche und Ringelpiez um das Klettergerüst) versehen; Zuschauer, die hier eher zufällig einschalten, die besseres gewohnt sind und besseres auch verdienen mögen dem widersprechen, aber es geht bekanntlich noch weit schlimmer und viel schlechter. Dass nun immer die gleiche Rüpelbande von Losern an und auf dem Plan tritt und natürlich auch jedes Mal verliert, ist dann wohl der Witz an der Sache, dazu und den anderen merkwürdigen Zutaten wie dem Verwirrspiel am Arbeitsplatz, den gleich drei (!!!) Doppelgängern, die bloß noch eine Person zu kurz für Vier lieben Dich sind, dem “Liebes-Computer“, dem eher merkwürdigen Frauenbild bei der sich vernachlässigt fühlenden Ehefrau oder auch der ganz und gar nicht passenden Synopsis seitens des Studios müsste man die Macher dahinter befragen, allen voran den durchaus erfahrenen und auch mit der Materie eigentlich be- und vertrauten Law Kei, der für das Skript verantwortlich und dafür zu verantworten ist, aber hier ausnahmsweise oder vielleicht auch absichtlich keine Regie führt. Selbst der Art Director Norman Law ist ein fähiger Mann auf dem Regiestuhl (bis 1996 gewesen) und auch der Rest des Drehteams nicht etwa ins Filmgeschäft gestolpert, sondern seit Jahrzehnten selbst bei größeren Projekten aktiv.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 21. Mär 2020, 09:28

Todesspur Chinatown - Chinatown Connection (1990)
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Two police officers lead a team to stop poison laced narcotics from getting on the streets.
Lee Majors II hatte nur eine kurze Karriere, ein paar Auftritte in den Serien seines Vaters, im Ein Colt für alle Fälle (als Junior), Dem Sechs-Millionen-Dollar-Mann (als Junior) und dann ansonsten eben noch diesen eben jenen Film hier. Ein junger, noch etwas blasser, physisch durchaus groß gewachsener und gut gebauter Mann, dem nicht hässlich aber die Prägnanz vom Vater in dessen frühen Rollen doch gänzlich abgeht und das gewisse Herausstellungsmerkmal außer eben dem Namen fehlt. Während der Senior in bspw. dem zeitlich ähnlichen Keaton's Cop zu spät in denselben Gefilden wilderte und dort auch als Polizist mit eigenen Gesetzen auftrat und die Regeln der Justiz in die fleischigen Pranken nimmt, wird der Filius hier auch so vorgestellt und eingeführt; eine Schießerei in einer Nachbarschaftskirche, in die drei Latinos auf der Flucht verbarrikadiert sind und bald einer davon durch die Druckwelle in den Beichtstuhl segelt, einer mit Kopfschuss darnieder geht und der letzte eher feige und das auch noch vor Zeugen der Kirchengemeinde den Fangschuss in den Rücken erhält.

Mit Mord und Totschlag und Selbstjustiz beginnt man also, mit dem ersten Spekulativen und Spektakulären, wird dies und auch der eröffnende Todesfall eines jämmerlich krepierenden 'Mode'fotografen während der Arbeit (und kurz vor dem Überreden des Models zu Nacktbildern) mit dem Umstand von fatalen und letalen Drogen aufgeköchelt und der Plot drum herum auf dramaturgischer Sparflamme gegrillt. Die Kriminalität und ihre Bekämpfung auf unterschiedliche Art und Weise auch als nächster Ansatz und Schritt in der Entwicklung der Pilotfilm-ähnlichen, auch auf damaligen Fernsehniveau befindlichen Handlung, bei dem der erstgenannte Darsteller, der 'Bruce Ly' einen notorischen Verbrecher durch die nächtlichen Hinterhöfe und schmutzigen Seitengassen verfolgt; eine Festnahme aber nicht mehr vornehmen kann, da ein Trigger-happy Cop (Art Camacho!) mit der Pumpgun schneller und das blutige Loch im Oberkörper des Gangsters endgültiger als das Anlegen von Handschellen ist.

Die folgende Paarung von Schlappohr und Schlitzauge ist dabei gar nicht mal so gut gewählt. Beide Darsteller der preislich niederen, meist zwischen den Wirkstätten Polizeirevier und Hauptquartier des Taipan pendelnden Filmes wirken eher wie Trantüten, einer (der mit dem Pottschnitt nämlich und der Bruceploitation) spricht auch so, während das Weißbrot sich recht kommandieren lässt. Die Polizeiarbeit und ihr trockener Ansatz sind soweit solide gehandhabt, die Actionszenen voller Schwertgefuchtel, Schattenboxen und Luftschwingern aber eher kurz und spärlich, zumal man von den Kampfhandlungen wie beim Eindringen in eine als Lagerhaus dienende Fabrik, der dümmsten Ninjaattacke der Welt oder einer Prügelei aus dem Hinterhalt zwischen brennenden Olfässern und Müllcontainern aufgrund von Dunkelheit und der Unfähigkeit der Akteure und/oder der Filmemacher nichts erkennt und mehr erahnt als sieht und mehr imaginiert als tatsächlich geboten kriegt. Als plätscherndes Hörspiel zur Einschlafhilfe würde das ganz gut funktionieren, für vorgeblich reißerische Videothekenware mit der großen roten Altersfreigabe nur für die Erwachsenen ist es aber zu dünn und zu wenig.

“Let's go check it out.“
“We wait.“
“For what?“
“For something to happen.“
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 27. Mär 2020, 00:18

Open Fire (1989)
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Governor Joe Rouke's daughter is kidnapped by South American Terrorists while she is on tour with the Children for World Peace Choir. Kung Fu Master 'Ly', Joe and eight beautiful deadly women, mount an explosive rescue mission.
Ein Dutzend schlagkräftiger und optisch attraktiver Frauen als Begleitschutz. Dazu ein Bruce Lee-Epigone und gescheiterter Shaw Bros. Nebendarsteller mit Pottschnitt als deren Trainer und Anführer. Kung Fu Künste im Rosengarten als erste Einstimmung auf kommendes, während die Bösen in der Geschichte die ganze Zeit, selbst im tiefsten Inferno mit dem dressierten Raubvogel auf dem Arm herumlaufen und bald paramilitärisch in dieser tropischen Bananenrepublik hier einmarschieren. Positiv und negativ, Yin und Yang wird hier überzeichnet und offensiv strapaziert, ordentlich Druck gemacht durch schnelle Ankündigungen und eingeworfene Satzfetzen, die aus einer eigentlich privaten Reise rasch den politischen Umsturzversuch folgen lassen und wo die Rebellen aufgrund der Vietnamkriegsvergangenheit des beizeiten verärgerten Gouverneur, einem Leg Fighter par excellence, die blutige Nase riskieren.

Open Fire“ als das Startsignal, der erste rabiate Angriff auf eine bis dato friedliche Festivalität, der Überfall von Söldnern auf die ahnungslose zivile Bevölkerung, die von Maschinengewehrfeuer in die bunten Girlanden und den Staub der Straße geschickt werden und von den Granatwerfern weggeschleudert und zerpflückt. Ein Massaker als 'Tarnung' und Ablenkung, wird doch ein Kidnapping im großen Stil damit ermöglicht, trotz erbitterter Gegenwehr des kickfreudigen Kriegshelden und einer Verfolgungsjagd mit mehreren bereits brennenden Vehikeln einmal quer über den zerbombten Marktplatz und dann durch die lodernden Trümmer wieder zurück. So sloppy wie der Schauplatz schon im heilen Zustand aussah und so ärmlich bis dahin das Chargentum fast aller Beteiligten und der Gestus der Produktion: Der erste Höhepunkt hier ist tatsächlich ein Bild für die Ewigkeit und drei Ausrufezeichen im scheinbar mühelosen Nebenher. Pyrotechniker und Stuntspezialisten um Second Unit Director Rene Cardona III machen Überstunden in Sachen Feuerhölle und Funkenregen, da werden gar in geschlossenen Räumen Panzer benutzt und Granatwerfer, der Rest lässt alles Federn: Explosionen zu Lande, Explosionen zu Wasser, Dynamitstangen unter einen ganzen Wagenkonvoi, ein Krokodilsangriff in einem See, der bald komplett in Flammen aufgeht und vieles Mehr, gedreht in Mexiko und laut Angaben ohne Lohn für die Darsteller und den Regisseur, welche allerdings auch keine Leistung bringen und keinen Entgelten verdienen.

Denn als das große Vernichtungsmonster vorüber und vorbeigezogen ist und aus dem lieblichen Städtchen hier Kleinholz und es dem Erdboden gleichgemacht hat, es mitnichten Pause mit der Aktion, liegt dann allerdings der namhafte Hauptdarsteller selber kränklich bzw. verletzt im Bett und überlässt das Schlachtfeld vor allem der Panther Squad in ihren engen Hosen; die Damentruppe schlägt sich auch ganz tapfer, das Dauerfeuer aus den Schnellfeuerrohren und die Gasbömbchen hat trotz durchaus Dichte zu den ihre eigenen brenzligen Stunts absolvierenden Figuren aber nicht mehr den vorherigen Effekt, die einleitende Nummer war bislang schon der Höhepunkt und dies mit reduzierter Schießerei im Ödland eines ausgetrockneten Flussbettes zu toppen geht schlecht. Dass sich die Mädels in Leggins, Lack und Leder auch noch verlaufen ("I think, we're lost."..."Is that a snake?"-No, it's just a brench. I think..."..."We just past this spot." - "How can you tell? Everything looks the same."), insgesamt nicht wie die Hellsten wirken und deren simples Gedankengut auch in ebensolchen Sätzen und jedes Mal haarklein und ohne jede Lippenbewegung, also einfach bloß in der Tonspur vorhanden wiedergegeben wird, macht die Sache nicht besser und wirkt zuweilen schon recht debil. Dramaturgisch ist man spätestens da mehr als dünn, das Drehbuch der vielzitierte Bierdeckel und auch ansonsten öfters mal ein Lacher vor dem Herrn.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 1. Apr 2020, 13:33

Ein Mann rechnet ab - The "Human" Factor (1975)
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After his family is brutally murdered for an unknown reason, a computer engineer sets out to find those responsible.

Kaffee, Rührei, Müsli, Orangensaft und Kindergeschrei (von u.a. Danny Huston als 13jähriger) zum Frühstück, der Gang durch eine voll gestellte Garage zum Auto und dann weiter die alltägliche Routine und die kurze Idylle von Normalität und Glück. Das Geld sitzt locker, die Frau ist daheim, der Job ist eher easy, wenn man den ganzen Tag über ein Geburtstagsgeschenk reden kann und die Kollegen sind auch Freunde und fast familiär dabei. Keine 10min dauert diese Ruhe im Film, dann ist das Leben gelaufen und die bis dahin bekannte und sich dran gewöhnte Existenz mit einem Schlag vorbei. Die Garagentür ist auch die nächsten Tage noch offen, der Gang in das Haus für jedermann möglich und frei. Die erste Kugel, die von Kennedy abgefeuert wird, trifft nur den Fernseher mit seinen schlechten Nachrichten, vorher wurde die Waffe für einen Moment an den eigenen Kopf gehalten und ein Ausweg aus der Misere mit Selbsttötung überlegt.

Der Ausweg ist ein anderer, die eigenen Ermittlungen, ist der Ansatz des Filmes auch ein anderer als zum urbanen Ein Mann sieht rot von New York. Eine größere Anlage wird hier gesucht und gefunden, das Umfeld mit Politik, Militär und vor allem auch Technik, mit Observierung und Überwachung per Computer und dem 'Detektivspiel' per Eingaben von Informationen in die elektronische Datenverarbeitung und die Nutzung persönlicher und staatlicher Rechenanlagen gespickt. Kennedy ist (wie Hackman in Der Dialog das Jahr zuvor) Bestandteil einer großen Organisation (hier der NATO), ein Datenträger im Laufwerk, ein Rädchen im Getriebe und dennoch ein Individuum in der Masse, wobei er gegenüber den Anderen dort auch keinerlei Schwächen selbst nach der Tragik und der Beerdigung und nur Funktion und Stoismus zeigt. Die erste Emotionalität kommt nach dem zweiten Massenmord, da allerdings auch nicht von Kennedy, sondern von einem Freund der dortigen ermordeten Familie. Ähnlich kühl und auch ruhig, trocken wie Stroh im August ist (abseits des größeren Showdowns einer Geiselnahme in einem Supermarkt auf dem Stützpunkt, taktisch eine Vollkatastrophe) auch der Film vollzogen, bis auf kleinere Szenen ohne wirkliche Dramatik, wie in einer statischen Simulation, als spröder Terror- und Spionageplot mit verbaler Internationalität, mit dem Bebildern von Ereignissen und Prozessen, aber ohne Regung oder wenn – wie in der Szene vor dem zweiten Tatort – mit einer falsch empfundenen, nicht kongruent wirkenden Affektivität des mittelbar Betroffenen.

Regisseur Edward Dmytryk zeigt scheinbar wenig Interesse für die Geschichte selber – der Antithese seines eigenen Cornered, 1945, in der Dick Powell als Kanadier in Frankreich den Mörder seiner Frau in den Wirren zwischen Faschismus und Antifaschismus sucht – und schleicht auch dem zeitgenössischen Kino lange hinterher, zeigt aber dabei eine gewisse Grundnervosität auf, die sich auch auf den Zuschauer überträgt; ein Mitfiebern in der langen Ruhe vor dem Sturm, der dann schneller kommt, als einem lieb ist. Das erste Auflauern der Terroristen ist eher stümperhaft und undurchdacht, da fehlt dem Normalbürger der Professionalismus und die Kaltblütigkeit auch den anderen involvierten Zivilisten, eigentlich geht da alles schief, was schiefgehen kann; auch ein Zweikampf mit Eisenkette gegen eine abgebrochene Schaufel ist eher holprig und ruppig als von langer Hand geplant. Vorher, gegen Ende des zweiten Drittels wird eine nicht uninteressante Autojagd durch die vollen italienischen Straßen inmitten des Verkehrsstroms und auch mal dagegen eingeworfen, gefolgt von der Verfolgung zweier schon betagter, körperlich nicht mehr ganz fitter Männer zu Fuß durch die Hintergassen und auch treppauf, treppab, was schon jüngere untrainierte Leute außer Atem bringen würde. Die Stadt Neapel sieht sowieso aus wie im Krieg oder kurz danach, ärmlich, verwahrlost, ausgeblichen und Putz von den Häusern abgeplatzt. Das Hauptquartier der Terroristen ein ehemaliges, längst vergammeltes Café, dass seit Jahren keine Sonne gesehen hat und keine Reinigung, aber von früheren Berkeley-Studenten der 68er-Bewegung auf Kriegspfad gegen das Establishment bevölkert wird.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 10. Apr 2020, 22:36

Future Farce (1989)
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In the future (1991), a cop protects a reporter from crooked, renegade cops who think she knows too much about them.

Dabei ist die grundlegende Idee dahinter eigentlich gar nicht schlecht; vorgestellt wird die Veränderung der Gesellschaft, der Sozialität, aber auch der Kriminalität und der Verbrechensbekämpfung in einer kurz gehaltenen Erzählerstimme, die die Kausalität bis zum hiesigen Geschehen in wenigen Schlagworten zusammenfasst und dann zum Wesentlichen, dem Beispiel dieser Maßnahmen und Folgen im speziellen Ereignis nämlich vorstellt. Mit dem Beginn der eigentlichen Erzählung wird das Gehirn schon wieder abgegeben, Wampenmann Carradine – grauhaarig, mit hochgekrempelten Hosen, einer Jeansweste und dem Muscleshirt nicht ganz altersgerecht kostümiert – deckt als einer der C.O.P.S. (Civilian Operated Police Systems) einen nächtlichen Drogendeal auf und fordert zum Schießduell, während er folgend noch zwei Helferlein die Kauleiste poliert und anschließend deren Auto (samt Insassen) per Super-Handschuh in die Luft sprengt und das brennende Vehikel durch die Gegend katapultiert.

Die 'Guten' in der Geschichte sind so skrupellos wie die Bösen bzw. eigentlich nur die Handlanger und personifizierten Schießprügel für diesen, das Hauptquartier der bestellten Kopfgeldjäger ein abgeranztes, vollgequalmtes Großraumbüro, in der ein wenig der Computer betippelt wird, mit den Waffen und dem Alkohol gespielt, das Geld für die bezahlten Tötungen steckt schon im Bündel im Schreibtisch und werden die Nächsten auf der Abschussliste bereits per Bildschirm anmoderiert. Dass der Film nur zwei Jahre später als zur Drehzeit spielt, ermöglicht natürlich das Beibehalten der Umgebung, auf Futurismus und Fortschritt in der Technik wird bis auf paar Kleinigkeiten in den Utensilien vollständig verzichtet, wobei die Produktion damit auch preislich heillos überfordert wäre und auch so schon von der preiswerten bis deutlich billigen Sorte Unterhaltung ist; heutzutage sehen die Bilder mit ihren hier oftmals erstaunlich leeren Straßen und dem allgemeinen Retrolook im 'Kriegsgebiet' sowieso aus wie aus einer gänzlich anderen Zeit und manchmal auch wie aus einer fernen, da längst verblassten Welt. Die Dialoge und Monologe vom Terror der Gesetzlosen sind in der deutschen Synchronisation teils geschliffen, teils auch mit unnötigen Albernheiten und zeitgenössischen Sprüchen wie "Mach die Flatter, und zwar die große" 'aufgewertet', zumindest klingt der Sprecher des Hauptdarstellers markanter als im Original, wo der Darsteller sich zuweilen lallend anhört und generell nicht so richtig die Lippen auseinander kriegt.

Zu einer Zeit also, wo über mehr Kontrolle über Recht und Gesetz für den Bürger nachgedacht wird oder doch bloß ein Regiment der Sparmaßnahmen und Gewalt und ein Freibrief der Willkür und das Recht zum Sterben vorrangig agiert, wird derlei Thematik hier im filmischen Großstadtdschungel von Future Farce nur als Alibi für eine Egoshow des Protagonisten mit seiner weißen Haut und dem kleinen Schmerbauch genutzt, sowie einigen wenigen (armseligen) 'Action'szenen der Marke Schusswechsel im Parkhaus, Autohatz durch Seitengassen und (immerhin stilecht heruntergekommener) Industriebaracke mit anliegenden Steinbruch. Die Location selber – darunter noch ein Stripschuppen namens "DMZ" (für Demilitarized Zone) und ein Schrottplatz als Vor-Showdown – sieht dabei ständig gleich heruntergekommen aus, verwahrlost und verlassen und wie in einem Radius von 500m vom größten Epizentrum der Actiongülle aus gedreht; ganz zu Anfang wird ein wenig in die sonstige Gesellschaft geblickt, im Rest des Trashfilmes bleibt man quasi unter seinesgleichen und wird sich eher im Kreise um sich selber bewegt. "Wie geht's jetzt weiter?" - "Irgendwie. Vielleicht besser." Vielleicht auch nicht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 12. Apr 2020, 18:31

Future Zone - Future Force II (1990)
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Sequel to 'Future Farce' has John Tucker's son traveling back in time 30 years to save his father from being killed by thugs he is currently pursuing back in 1990.
Was ist los und was ist in der Zwischenzeit passiert. Das C.O.P.S. Hauptquartier ist offensichtlich umgezogen, in eine etwas bessere Umgebung und hat seinen Angestellten auch eine richtige und vor allem vergleichsweise schicke Jacke statt den an den Ärmeln abgetrennten Jeanswesten aus dem Vorgänger spendiert. Carradine lässt die Gesuchten auch mal am Leben, zumindest anfangs bringt er auch einen Verbrecher, der selbst auf ihn geschossen hat mit den Beinen noch auf dem Boden hinter Gittern und wird nicht nur mit Leichenbergen abkassiert. Eine neue Computerhilfe hat er auch, statt einem Zögling im Rollstuhl nun eine heiße Lockenbraut, die auch mal Kontra gibt; überhaupt sind gleich die Startminuten des vom David Carradine Entertainment co-produzierten Reißers mit etwas mehr Frische und etwas mehr Aufwand, mehreren Explosionen, darunter die auf einem abgehalfterten Kriegs-/Frachtschiff (die des jetzigen Museumsschiffes der USS Alabama) und die Zerstörung eines Kleintransporters angewürzt und mit Krawall belegt.

Carradine, der sich die Plauze noch mehr als im Vorgänger ordentlich angefüttert hat oder mit Bier gefüllt, hat abseits der hier wieder (mit einer anderen Darstellerin besetzten) auftauchenden Liebe Marion Simms wohl den großen Fang gemacht; zwar ist aus der rassigen Schwarzhaarigen und ihrer pflegeleichten Zuneigung hier eine angejahrte, alkoholumnebelt wirkende falsche Blondine mit nur Enttäuschung und Meckereien auf den Lippen geworden, ein kleines Häuschen weitab im kuscheligen Grünen und eine Anerkennung bei den eigenen Leuten sind nicht zu verachten und zählen doch mehr. Selbst die Ereignisse, in die er stolpert, sind interessanter und weiträumiger vor allem auch als bei Future Farce, kein Wunder, dass Darsteller hier besser drauf und spielfreudiger und gerade auch in der Paarung mit dem arg gutaussehenden, als ehemaliger Bodybuilder und Chippendaler selbst das heiße Netzhemd tragen könnenden 'Sidekick' Ted Prior standfest wirkt.

Ein Buddy Picture mit kleinen Clou und ebensolchen Onelinern wird geboten, das Geschehen vom reinen unfreiwillig lustigen Trash des Erstlings weggebracht und auf eine andere, eine sympathische Ebene mit Wissen und Wollen und dem Schielen zumindest in Richtung eines soliden B-Pictures und der perfekten Videounterhaltung manövriert. Die Actionszenen sind prior-typisch eher von der langsamen Natur gehandhabt, undynamische Schießereien mit viel Kugeln und wenig Treffer, plus einer Verfolgungsjagd mit gleich drei Vehikeln durch die Innenstadt (von Mobile, Alabama) und ein abschließender Crash, in der das sich überschlagende und durch die Luft wirbelnde Auto scheinbar direkt in einer PM-Produktion statt nur einer von AIP wähnt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 18. Apr 2020, 14:11

Hard to Die (1990)
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While doing the inventory for a lingerie outlet in a high rise office building, five attractive women are terrorised by a series of bizarre killings.
Weniger Female Die Hard, oder Tower of Terror, als was es verkauft wurde, sondern eher eine humoristische und actionreiche, u.a. mit Schnellgewehrfeuer und Dauermunition angereicherten Behandlung der Sorority House Massacre - Reihe, welche wiederum der Slumber Party Massacre - Saga und damit ehedem dem Horrorgenre entspringt. Präsentiert von New Classics und produziert von Miracle Pictures, während das Urheberrecht bei Pacific Trust liegt. Gedreht vom Wynorski Jim. Also: knappe Kleidung, große Augen, flache Bäuche, stramme Schenkel und ein gewisses simples Gemüt der jungen weiblichen Rollen hier, was mit viel Lebensfreude zu Beginn noch und bald mit dem Kampf um eben dieses Leben gefüllt wird.

Eine längere Rückblende zum Finale von Teil 1, ein im nahezu leeren Hochhaus falsch abgegebenes Paket, ein benutztes Kondom und eine unfreiwillige Wasserdusche später wird ein bisschen der Plot vorangebracht, mit kleineren Nackedeiszenen nämlich, die eher halb- als wirklich offenherzig, aber nicht gänzlich verkehrt und die ansonsten trockene Darbietung der Dialoge ein wenig am Anreichern sind. Gedreht auf Film sieht das Ganze immerhin halbwegs passabel aus, der Schauplatz ist offenkundig größer als eine Studentenbude und mit Großraumbüro samt extra Badezimmer, der Eingangshalle, dem Basement und schließlich auch über die Verbindung des Fahrstuhls in (fast) alle Bereiche weitflächiger ausgebaut und auch so aktiv in Bewegungen genutzt. Hier und da hängen die Mikrofone von oben herab ins Bild, aber irritiert das weniger bis mitnichten, die gesamte Präsentation schreit sowieso nach einer Künstlichkeit und auch dem Durchbrechen der vierten Wand, sodass derlei Schlampigkeiten fast schon notgedrungen dazugehörig sind. Die an einer Hand auszuzählenden Außenszenen vor dem riesigen Gebäude, welches im Übrigen mitten in der Großstadt und an einer viel befahrenen und belebten Straße steht, lenken auch nicht von der ansonsten theaterhaft wirkenden Kulisse ab und von dem gestelzten Schauspiel aller Laien-Beteiligten und ihrer isolierenden Wirkung auch nicht.

Da die Mädels nach ihrer Erfrischung unter der Dusche bald sowieso noch weniger anhaben als vorher schon, obszön billig aussehende Dessous und andere Utensilien aus dem hauseigenen Lagerbestand nämlich, steht dem fröhlichen Reigen aus allzeit vorhandener 'Fleischbeschau' mit ordentlich Titties und ein wenig, ja nicht zu viel Spannung und Dramaturgie durch das zwischenzeitlich immer wieder eingeschnittene Auftreten eines ominös-monströsen Hausmeisters sowie des im Verborgenen gehaltenen Killers nichts im Wege. Ein Brandanschlag aus dem Hinterhalt auf den Lieferservice, ein brutaler Kampf im Büro des Lingerie-Präsidenten, weil zwar eine Pistole dort gefunden wurde, die Kugeln allerdings nicht, Herumgeschleiche im Treppenhaus und andere Aktionen aus dem Slasherfundus, welche technisch eher bescheiden, aber immerhin tatsächlich die sagenhafte Prämisse bedienend und auch auf 80min Laufzeit kommend aneinander gereiht werden. Sex und Gewalt in jeweils abgeschwächter Form und auch verminderter Qualität, Schundfilmkino aus den guten alten Zeiten, in der sowas mangels besseren Wissens konsumiert wurde und heute (ebenso mangels besseren Wissens) zur Generation Nostalgie gehört.
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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 21. Apr 2020, 20:59

Angel of Destruction (1994)
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When a controversial rock star is stalked by a psychotic fan, undercover cop Brit Alwood is called in to help. But when Brit's kid sister Jo finds out about the crime, she sets out for revenge. Pulled into the dark, erotic world of sex, drugs, and rock-n-roll, Jo is forced to confront the crazed mind of a vicious serial killer.
Sex und Gewalt und 'quick and dirty' ist hier das Motto, im Umfeld eines preiswerten, auch öfters schmuddelig, aber nicht billig oder gar hingeschludert wirkenden Actionkrimis Schrägsrich Psychopathenkiller-Thriller, in dem schon in der ersten Szene eine barbusige Asiatin, offensichtlich eine Prostituierte in der Ausübung ihres Berufes und kurz danach und kurz vor dem (nicht gezeigten) 'Beischlaf' auch eine brutale Mordattacke mit gleich mehreren Todesopfern, darunter ein aus dem Fenster geworfener alter Mann präsentiert wird. Der Täter einer von der abstoßenden Art, optisch schon seltsam unangenehm und durchaus beängstigend, wie ein zu groß und noch mehr hässlich ausschauender Houghton Mark wirkend, die Methode mit seinem stumpfen Ein- und Totprügeln auf die meist chancenlosen Gegenüber auch nicht wirklich etwas, dass man zeigen muss und das man sehen will. Zwei oder drei Zeitlupen der im beengten Raum umher geworfenen, in die Schränke geschleuderten oder durch den Glastisch katapultierten Verteidiger sind allerdings nicht von schlechten Eltern, und der Mief der alten Videothekenregale von ganz hinten und ganz unten versteckt riecht noch nach einem Vierteljahrhundert bis hierher. Das nächste Hurenhaus ist nur eine Straße weiter, die nächste Absteige, wieder eine Flomatratze, wieder eine Prügelei. Eine gebrochene Nase als Folge und zwei geschwollene 'Eier'.

Die Mischung aus skrupelloser Brutalität seitens des Antagonisten, der unwillkürlich und oftmals ohne Vorwarnung handelt und seine Opfer binnen Sekunden mit überlegener Körpergröße und -masse und Kampfsportfähigkeiten erledigt, der schnörkellosen Inszenierung dieser Akte und einer durchaus feminin-aktiven Sichtweise, in der durch die Umbesetzung der bekannten Geschichte sich (starke und auch präsent wirkende und nicht nur optisch hübsche und sich in ihrem Körper wohl fühlende) Frauen gegenseitig helfen, während der Abschaum von der männlichen Seite ist, verleiht dem Film auch im 'Aufguss' (von Blackbelt, 1992, mit dem Wilson Don) seine Wirkung. Die Geschichte ist gleichzeitig Genre als auch Zeitgeist oder (trotz Beischlaf- und Stripszenen) gar emanzipierte Vorwegnahme dessen und mit einigen Überraschungen gespickt, die geglaubte Hauptfigur scheidet bald aus und wird durch eine erst kurz davor eingeführte Schwester ersetzt. Der neue Schauplatz Honolulu hat in der Ferne und in Stock footage Aufnahmen seinen knallblauen Ozean und die grünen Palmen, bewegt wird sich hier allerdings grundsätzlich in den Philippinen und damit besseren Industriebrachen, Stripschuppen, abrissreifen Bruchbuden und anderem versifften Interieur.

Für 'amerikanische' Klopperware ist das Gebotene der Kampfszenen und damit das, worauf es letztlich ankommt auch gar nicht von schlechten Eltern und so übel nicht. Die Bewegungen selber wirken immer noch etwas einstudiert, aber nicht zu behäbig und legen auch viel Wert auf kräftig wirkende Beinarbeit, zudem sind die Effect Shots mit dem Hineinstürzen ins Mobiliar und dort auch mit Flaschen ausstaffierten Barschränken oder anderen 'Polstermaterial' durchaus von wissenden Augen und dem Blick für Stunts inszeniert. Eine Massenprügelei in einer abgeranzten Veteranenkneipe, eine nächtliche Attacke von Waffenschergen in der Villa, in der der (barbusige, nur mit einem kleinen roten Slip bekleidete) weibliche Bodyguard den Haderlumpen den Ausgang und manchmal auch den Weg übern Hades zeigt, eine blutige Schießerei in einer Tanzbar und ein Showdown in einem Rattenloch von Bauruine begleiten in steter Regelmäßigkeit die Handlung, knorke gehandhabt und final auch mit Autoexplosionen und geworfenen Handgranaten integriert.
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