Die Rumpelkammer

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 4. Jul 2019, 00:39

Hells Angels in Vietnam - Nam Angels (1989)
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Immerhin muss man zugutehalten, dass Cirio H. Santiago in seinen filmischen Kriegsbündnissen noch so jede Sparte bedient hat und zuweilen innerhalb weniger Monate Unterschied im Drehzeitraum und Starttermin und trotz des scheinbar gleichen Setting immer mal einen anderen Ansatz und eine andere Form der Unterhaltung wählt. Hier wähnt man sich eingangs von der Prämisse her noch am Ehesten bei seinem Platoon ohne Rückkehr - The Expendables, in dem auch aus einem Lotterhaufen eine (militärisch) funktionierende Einheit im Kampf gegen die Vietcong formiert wird, und da eingangs auch noch ein anonymes Bergvölkchen, ein Eingeborenenstamm im Lendenschurz (und die weiblichen Stammesmitglieder barbusig) und mit Pfeil und Bogen gegen 'Charlie' vorgehen, fühlt man sich auch an die mit ähnlicher Unterstützung operierenden Jungle Force - Eye of the Eagle bzw. Blutiges Lang Mei - Eye of the Eagle 3 erinnert. An dem ist alles nicht.

Denn tatsächlich geht man wieder autarke Wege, wählt trotz einiger bekannter Gesichter in der Stammbesetzung und dort teils bessere Cameo wie beim Weggefährten Frederick Bailey hier auch eine andere Type von Darsteller, mit Brad Johnson bspw. und einen Vernon Wells eventuell auch sogar halbwegs prominente Namen, die man kennen kann und mit denen man die Klientel in den Videotheken auf dem ganzen Globus anspricht; zumindest die der Allesschauer, die auch in die Ecke abseits von Hollywood und in die Niederungen der Filmkultur gehen. Dabei muss man hier auch eine Geschichte erzählen oder zumindest aufbauen, so dass der Film zwar durchaus einen schnellen Start hat und um das Hauptquartier der Protagonisten hier schon nach wenigen Minuten die Knallfrösche gezündet werden und die Leichenhallen aufgefüllt, danach aber erst der eigentliche Film mit seiner selbstmörderischen Mission und das Bekanntmachen mit den im wahrsten Sinne des Wortes ungewöhnlichen Trupp an auch noch unwissenden Kriegsmissionären beginnt.

Johnson ist dabei erstmal der Hingucker, meint man, hat der Mann ja auch schon mal die Luft in den Lichtspielhäusern geschnuppert und bereits mit Leuten wie Spielberg oder später noch Milius und beim letzteren auch in einem eher verqueren Stück kriegerisch-abenteuerlichen Kintopps mitgespielt; ein Tom Berenger für Arme, dem der große Durchbruch nicht vergönnt war und der hier als Santiagoischer Recke sogar gegenüber dessen sonstige Wahl etwas abfällt. Gutes Aussehen bringt er mit, ordentlich gepumpt hat er auch, markige Sprüche bekommt er serviert, aber so richtig glaubhaft im Milieu verbandelt und sich wohlfühlend mit der Nase voran im Dreck und immer die Waffe im Einschlag gegen die gesichtslos heranstürmenden Feinde wirkt er nicht. Dafür, dass die verlauste Rockerbande den Krieg nur aus dem Fernsehen kennen, schlagen sie sich übrigens ganz tapfer, können nicht nur mit ihren Töfftöff-Knatterrädern durch das Unterholz pflügen, sondern auch mit der Waffe und den oftmals direkt neben ihnen einschlagenden Mörserbeschuss vom asiatischen Willkommenskomitee umgehen, und auch selber austeilen und nach dem Motto "Ein Schuss, drei Treffer" zielen. Santiago handhabt die Action flott, flotter als sonst gar, was nicht nur an den Feuerstühlen, sondern an einer gewissen Abwechslung bei den Scharmützeln, darunter viele große Explosionen, Stunteinlagen per Zweiradmaschine und dem Hantieren von Johnson mit dem Lasso und der Kurzläufigen liegt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 8. Jul 2019, 01:18

Verdammt, verkommen, verloren - The Losers (1970)
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A quintet of CIA-trained Hells Angels take their specially armored hogs to Cambodia and head across southeast Asia to rescue a captured presidential advisor.

"Fast in. Out faster."
Der Dschungel, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr ...ja, welches eigentlich? So wichtig ist das aber nicht, werden flott hintereinander zwei Actionszenen mit Zeitlupen und Kunstblut wie beim Peckinpah und mit heftigen Verlusten bei beiden Seiten der Geschichte hier geboten, bevor der angeheuerte 'Scooter Trash' dann seine Aufwartung macht und tatsächlich wie von der Straße aufgekehrt wirkt. Einer hat aber ordentlich gepumpt und dicke Arme, die anderen eher nicht, dafür trägt einer einen Poncho, einer die entblößte Bierplautze, einer das steife Bein durch die Gegend und was das schönste ist: sie sind nicht wegen des Geldes da, sondern wegen der Vaterlandsliebe und der entsprechenden Pflicht. Oder auch nicht.

Auch hier wird wie in der 'Neuverfilmung' nicht mit Harley Davidsons durch das Unterholz gedüst, sondern mit Yamahas, mit den Waffen auf Rädern, die flexibel und leicht genug für das Gelände, wenn auch weniger impressive und nicht so richtig edel sind. Sogar Vic Diaz spielt mit, ein Stammgast in der Besetzung von Cirio H. Santiago, der wie frisch rüber kopiert aussieht und auch gleich den Drehort, den der Philippinen nämlich und eben nicht Vietnam verrät. Dennoch ist die Geschichte, wenn man das so nennen will, dann anders aufgebaut und leicht differenziert, mit hier auch erstmal einem Besuch in der Prostituierten- und Drogenhölle und der Prügelei mit den hässlichen Einheimischen und überhaupt zivilen Ungehorsam seitens der Rockerbande, darunter der vorübergehenden Fahnenflucht zu einer lokalen Liebschaft und dem narrativen Versuch der emotionalen Vereinigung zwischen Mann (aus West) und Frau (aus Ost) erzählt.

Ein mehr menschelndes, erst 'hippieskes', dann rebellenhaftes Ansinnen, dass der Film hier zwischenzeitlich getreu seiner Entstehungszeit anstrebt, mit phasenweise (scheinbar) Leerlauf und Nichtigkeiten auch, zumal der Feindkontakt erst kurz vor Ende des Filmes und dort dann auch erst die dritte Actionszene überhaupt ansteht, nach diversen Verabschiedungszeremonien und abgesehen von einem Ritt auf und dem anschließenden Flug nach einer Landmine. Beim finalen Selbstmordkommando kippt der ganze Film, ein Gewaltausbruch im Drogenrausch und ein Stinkefinger Richtung Washington und Politik. Der Showdown selber ist wild, frühe Siebziger Jahre Schule, mit weggesprengten Statisten (oder deren Puppen), blutigen Einschüssen auch in herumstehende Kinder und brachialen Schäden an Holzhütten, Wachtürmen und anderem die Geiselbefreiung störenden Exterieur. Da brennt der Dschungel, der Weg führt durch die Hölle, Tote faulen in der Sonne, wird ordentlich Ketchup vergossen und verbal und kinetisch die Zerstörungswut gegen den von oben organisierten Krieg und die Opferzahlen beim Fußvolk zelebriert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 13. Jul 2019, 00:44

Blutiges Lang Mei - Eye of the Eagle III (1989)
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An American platoon fighting in Vietnam finds itself surrounded in enemy territory and must fight its way out.
"Wie weit seid ihr?"
"Wir haben jetzt Minen von dahinten hier entlang bis nach ganz vorn begraben. Wenn du auf den Schalter für diesen Teil haust, geht der ganze Verteidigungsring höher in die Luft als der Rock eine Hure für 1000 Dollar."
Der Krieg hier schon als Dauerzustand, als Gehetze und Gewechsel ohne Pausen von einem Gefecht zum anderen, von einem Überfall auf einen Versorgungszug der Charlies über eine Verstärkungsaktion bei einem Rückzug hin zur Inbesitznahme eines ehemaligen Stützpunktes der Marine, das nun nur noch verbrannte Erde und ein Lager voller Leichen ist. Dabei wechseln auch die Inszenierung dieser Szenen, von einer Spektakelsequenz, die an Explosionen reich und mit Stunts galore formuliert und eskalierend bis eskapistisch gehalten ist zu einer Rettung in letzter Sekunde, wo für die unseligen Zurückgebliebenen selbst die Tötung mit der eigenen Waffe ein besserer Ausweg als die Gefangenennahme durch die heraneilenden Vietcong ist. Ein lärmiger, exorbitant hoher Munitionsverbrauch mit unterschiedlichen Tönen und Auswirkungen, wobei Cirio H. Santiago die dreiteilige Eröffnung mit viel Aufwand, inklusive Hubschrauberbeschuss, und tatsächlich als Sinn für die passende Stimmung und außer Befehls- und Kommandotönen stumm und technisch bevorzugt hält.

Wider Erwarten stellt sich der Film abseits von lustigen Vogellauten als Verständigungsmittel der Soldaten auch als tatsächlich ernstes Kriegsgeschehen dar, wurden zuvor eher Elemente des Abenteuerfilmes oder von speziellen Missionen à la Ein Dreckiges Dutzend eingewebt, so steht hier die Belagerung (wie bspw. beim The Siege of Firebase Gloria, oder Hamburger Hill, nur im umgekehrten Fall) eines militärisch schnell völlig unwichtigen Zieles (einer besseren Brandlache innerhalb zerrissener Reisfelder) im Vordergrund des Geschehens und damit eine direkte Bedrohung, die dem Regisseur neben vielen Explosionen, dem Dauergebell der Maschinengewehre (sowie der Pumpgun) und einer ausführlichen Nahkampfsequenz beim Eindringen des anonymen Feindes auch Gelegenheit zum Aufbau seiner Geschichte und dies auch mit Momenten der Ruhe vor und kurzen Ausruhphasen im Sturm gibt. Dabei treffen gleich in mehreren Ebenen Theoretiker auf Praktiker, müssen sich eigentlich Verbündete durch unterschiedliche Ansichten von der Kriegsführung und militärischer Taktik und auch Erfahrungen im Einsatz gegenseitig das Leben schwer machen und weniger zusammenarbeiten als sich vielmehr an die Gurgel gehen.

So ist sowohl der General am Schreibtisch im Grunde nutzlos und der als Ersatz einbestellte Captain, 'hauptberuflich' Sohn eines Generals, hat zwar den höchsten Rang im 'Fort', aber fängt inmitten des Bombenhagels vor Schreck nur an, seine Lehrbücher auswendig zu dozieren und hat zuvor und danach bloß für den anwesenden Kriegsreporter posiert; kein Wunder, dass spätestens dann die Mannschaft aufmuckt und ihr eigenes Ding dreht und ihren eigenen Krieg und dies auch bald ihres eigenes Bewusstseins führt. So sieht sich der Indianer im Trupp in der Halluzination selber als halbnackten Häuptling im Lendenschurz und sitzt den nächsten Tag auch komplett mit Federschmuck und Kriegsbemalung da und hat der junge Captain zwischenzeitlich die Waffe an der Schläfe und macht später noch den Martin Sheen; während die Hölle auf Erden auf- und der Angriff im Morgengrauen mit einem voluminösen Napalmbad und Feuerstunts anbricht. Nach dem Showdown kommt jemand wie ein Zombie aus der Erde gekrabbelt, als wenn ihm der Platz in den Gräbern zu voll geworden wäre, und das wird auch entsprechend inszeniert. Für Santiago-Verhältnisse gelingen die Szenen – darunter auch das Ausstaffieren der Verteidigungslinie des Nachts mit den steifen Körpern der zuvor Gefallenen, um die empfindlich gelichteten Reihen wenigstens zum Schein zu füllen – zuweilen überraschend gut und brauchen auch keine Scham zu haben und sich nicht zu verstecken; beim 80. Film in der damals schon über dreißigjährigen Karriere hat wohl doch mal was geklappt und hat man sich zu recht mal engagiert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 20. Jul 2019, 20:15

Der tödliche Schwarm - The Swarm (1978)
T-dliche-Schwarm-Der-The-Swarm-VL-EA.jpg
A huge swarm of deadly African bees spreads terror over American cities by killing thousands of people.
Irwin Allen, der zuvor, währenddessen und danach die Regie selber auch gerne mal anderen Leuten, darunter vielen aus dem Verbund seiner Fernsehproduktionen überlässt, greift hier erneut wieder ans Ruder und arbeitet dabei zumindest anfänglich auch martialischer als bspw. James Goldstone bei Der Tag, an dem die Welt unterging und natürlich die TV-Movies von Earl Bellamy; wird hier zu Beginn schon dräuenden bis auftreibenden Klängen von Jerry Goldsmith auch sofort die Armee aufgefahren und mit schweren Geschützen und mehreren Männern auf die potenzielle Gefährdung angespielt. Ein Sturmtrupp auf Erkundung in die eigentlich eigene Kommandozentrale, die allerdings vollständig ausgestorben, da nur noch mit den Leichen der anwesenden Mannschaft und diese an Ort und Stelle von jetzt auf gleich dahingeschieden bestückt. Der Alarm ist noch losgegangen, die Chance auf Rettung oder gar Gegenwehr war da schon nicht mehr vorhanden; etwas, dass noch mehrere Male im Film vorkommen soll und wo das Grauen nicht erst am Ende, sondern schon beizeiten losbricht.

Zwei Hubschrauberabstürze sind das nächste, dann ein fatales Picknick, ein Spiel zwischen Sensationslust und Ekel, dass in diesen einzelnen Szenen durchaus effektvoll formuliert und auch wissend um diese Bedeutung und seine Herbeiführung ist. Die Geschichte selber ist lang, aber einfach, quasi das Magnum Opus des Katastrophenfilmers, der mittlerweile nicht bloß mit der Konkurrenz wie (den ähnlich scheiternden Meteor) zum Kämpfen hatte, sondern vor allem mit dem Neuen Hollywood, dessen Struktur man hier schon in der Besetzung mit im Grunde alles Betagten von früher widerspricht; sogar Desaster-Fonda im quietschenden Rollstuhl wird eingeflogen, und die Szenen mit der Dreiecksbeziehung im späten Frühling zwischen DeHavilland, MacMurray und Johnson kommen quasi 20 oder vielleicht auch 40 Jahre zu spät. Ortswechsel sind vorhanden, aber in kleiner Vielfalt, wird zumeist zwischen dem Hauptquartier und dem typisch provinziellen Kulissen-Städtchen als Identifikationspunkt für die angepeilten Zuschauer gesprungen und das Mittelfeld dazwischen zum Tatort, zum Kriegsschauplatz und auch zum Forschungszentrum, je nach Beteiligten, mit den Wissenschaftlern und den Zivilisten eindeutig als die Sympathiefiguren erklärt.

Um das herauszustellen werden über den Zeitraum verteilt Methoden und vor allem auch Dialoge zwischen den Männern in Uniform und denen im Doktorkittel angelegt; Sprechszenen, bei denen der viel gescholtene Michael Caine – der nebenbei und aus Versehen fleißig die Bienenköttel von seinem Anzug genascht hat, in Annahme, es wäre Honig – übrigens eine gute Figur macht, seitens der Jüngeren aber nur von Richard Chamberlain unterstützt wird. Der Rest der Darsteller ist wie die gesamte eher altbackene Inszenierung schon nahe der Rente oder sogar drüber, vergaloppiert sich wie Widmark mit seinem Grimassieren Marke Apoplex etwas oder spielt sich eher wie Cameos in einem (Mid)Western-Szenario auf und drüber, mit der anonyme Horde der Bienen als Analogie der Indianer, die sowas wie Brandanschläge per Molotowcocktail gar nicht mögen und die hier wie die Rothäute von Früher sogar den (Spielzeug)Zug überfallen und zum Umstürzen und später noch die Miniaturausgabe eines Nuklearkraftwerkes zum Explodieren bringen. Tatsächliche Stunts und Eindrücklichkeit und Eindringlichkeiten sind leider enttäuschend rar ausgefallen, die Evakuierung von Marysville ist etwas größer, zudem werden in dieser Gelegenheit auch einige Glasstunts hinein in Fenster oder gleich ganz hindurchgebracht, sowie bei der Belagerung von Houston eine hitzige Gegenwehr mit Flammenwerfern und der Verkehrsunfall eines darauf auch explodierenden Kranken- und ungünstig in der Gegend stehenden Tanklastwagens. Das ist als Kurzfassung vom Flammendes Inferno teilweise durchaus eindrucksvoll und wird in Zeitlupen zelebriert, das ist aber alles und angesichts von 155min Laufzeit ist das auch zu wenig.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 25. Jul 2019, 23:14

Jagd auf die Poseidon - Beyond the Poseidon Adventure (1979)
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Adventurers return to the overturned ship, seeking a fortune.
Gestartet wird auch parallel zum Unwetter und dem Unglück des Kreuzfahrtschiffs, die Einblendung der riesigen Welle dort, die die “Poseidon“ überspült und einmal auf den Kopf dreht eröffnet das hiesige Geschehen, indem man von Sekunde Eins an mitsamt seinen hauptsächlichen Protagonisten Caine als Käpn't Pummel, Malden mit Hüftgürtel braun und Field dann auch vereint im Studio bzw. auf dem Aufbau des nachgestellten Schipperkahns ist. Die Effekte werden langsam besser, wird nachfolgend doch vermehrt auf Handwerkliches und Körperliches, also Kraxeleien im Rumpf und dem zerstörten Interieur wie Autodeck, Lagerhalle, Sporthalle und Kombüse Wert gelegt, statt nur Gischt an die Scheibe zu spritzen und sich in den Wackelmodus der Kamera zu legen. Setbauten sind detailreich und oftmals um die Ecken und auch über mehrere Ebenen hinweg, ein großes (im Vergleich zum Original allerdings wiederum kleines) Spielfeld, dass hier dargereicht wird und die Illusion eines undurchdringliches und uneinsehbaren Gefängnisses gleich mit. Mit Norma Rae ist sogar vergleichsweise jemand aktuelles an Bord, ihr sonstiger und auch hierfür angefragter Kompagnon Burt Reynolds (oder der ebenso wie auch John Wayne gewünschte Clint Eastwood) wäre sicherlich mehr das Zugpferd und förderlicher für die Kassen, die trotz eines (vergleichsweise) gemäßigten Budgets von 10 Mio. USD (=etwa zwei Drittel bis die Hälfte der anderen beiden Allen-Produktionen und auch dem von Meteor) nur zu einem Bruchteil davon gefüllt wurden und sowohl das Kritikerlob als auch das Publikum ausblieb.

Es begab sich aber zu der Zeit, als auch der Jahreswechsel mit stürmischen Hochwasser angekündigt wurde und erst der Neujahrsmorgen wieder Helligkeit und Sonne in das Leben brachte, dass die Nussschale "Jenny" hier als erste am kieloben treibenden Rumpf des Luxusdampfers ankam und die Bergungsrechte für sich beansprucht. Reingehen in den brodelnden, sprudelnden, explodierenden und implodierenden Sarg als Überbleibsel des ehemals zivilisatorischen Fortschritts will man eingangs nur des Geldes wegen, der Käptn Pummel zumindest, und die Mannschaft muss mit. Nachdem man sich von den Rückprojektionen auf Hoher See erholt hat, steht nun der Hindernisparcours und der Kampf der Elemente in der schwimmenden Zeitbombe an, alles an Hindernisse und Schlupfwegen ist auf den Kopf gestellt, während die beiden Teams in noch versteckter Feindschaft zur Beute und darum herumscharwenzeln wie die Fliegen um den Scheißehaufen; Allen nutzt sein Katastrophenstück als Action-Abenteuer und Thriller mit bald auch geschwungenen Äxten, Schnellfeuerwaffen und Handgranaten gleich mit.

Links strömt das Wasser rein, rechts zischt das Feuer hervor, Löcher im Boden erfordern gute Flugkünste und aufgerissene Kabel von der 'Decke' verhindern den gesicherten Weg. Entengang, Weitsprung und Sackhüpfen also, wird auch Blinde Kuh und Hoppe, hoppe Reiter gespielt, frei nach dem Motto "Mach's mit, mach's nach, mach's besser." Zwischendurch kracht der Safe vom Zahlmeister durch den Belag, und die Schlottürme der 'Poseidon' aus dem Stock footage vom Original explodieren. Vorteil des Werkes durch seine im Grunde altmodisch solide Erzählweise und die ebensolchen Darsteller ist, dass es damals schon klassisches Hollywoodkintopp war und heute 40 Jahre später immer noch und entsprechend zeitlos, immer wieder aufzuführen und keiner bestimmten Stilepoche zuzuordnen ist. Angejahrt ja, verjährt nicht, und v.a. durch Caine als Heroe wider Willen (im unvorteilhaften Outfit von grauer Bundfaltenhose und roten Hemd mit leichten Bauchansatz) auch präsent und eminent genug, um heute noch erwähnt zu werden. Nachteil ist, dass abseits der technischen Machart und trotz des guten Kniffs mit den geld- und goldgierigen Schatzräubern auf Diebestour nun wirklich rein gar nichts an der Dramaturgie interessiert, also das Personal ist einem entweder unsympathisch oder egal, wobei man nicht weiß, was schlimmer davon ist.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 1. Aug 2019, 01:53

Meteor (1978)
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The U.S. must join forces with the U.S.S.R. in order to destroy a gigantic asteroid heading straight for Earth.
Anders als üblich ist die Herangehensweise an die Katastrophe, ist diese hier schon im Gange, als der (erstgenannte) Hauptdarsteller Connery – der seinem Kumpel, dem König der Gurkenlaster Michael Caine wohl Konkurrenz machen wollte – gegen seinen Willen vom Segeltörn und damit dem Privatleben abberufen wird und von POTUS Desaster-Fonda zurück zur NASA komplementiert. Rückblenden erster Zwischenfälle und ein bereits seit Tagen alarmiertes Team zeigen die Dringlichkeit dieser Einberufung auf und führen ab da an das Publikum Seite an Seite mit seiner Identifikation/Bond A.D. höchstpersönlich durch das noch folgende Prozedere, welches anders als die zeitgleiche Konkurrenz von Irwin Allen mit seinem lokal begrenzten Desaster hier tatsächlich die ganze Erde zerstören kann – selbst in Der Tag, an dem die Welt unterging ist es bloß eine pazifische Urlaubsinsel, die in Gefahr ist, in Der tödliche Schwarm wird final das Kuhkaff Houston umschwärmt – und so buchstäblich die Weltkatastrophe ist.

Interessanter als dort und auch eine weitere kleine Stärke ist das Zeitkolorit, muss hier in der Phase des Kalten Krieges und der nuklearen Aufrüstung bis hin zum Wettstreit eine Annäherung an den Klassenfeind der Sowjetunion gesucht und wie als Update von (Der jüngste Tag, 1951 und) Angriffsziel Moskau (1964) zusammengearbeitet werden, um den gemeinsamen Feind zu besiegen; ein (nicht ganz ernstzunehmendes) Politzeugnis innerhalb der Kintoppgeschichte, in der die Väterchen Frost aus Osteuropa aufgrund ihrer Bedeutung für den Ausgang in gleich mehreren Facetten, quasi zwischen Marx und Lenin hockend vorgestellt werden und neben dem Disput in Washington zwischen Militär und Wissenschaft auch zusätzliche Anteilnahme zur dramaturgischen Vorgeschichte mit ihrer sechstägigen Fristsetzung nehmen. Die gegenseitige Charade (oder doch Chamade?) aus diplomatischen Lügen, Vorhaltungen und einem verzweifelten Wahren des Gesichtes bei im Grunde schon offensichtlicher Demaskierung zieht sich etwa bis zur Hälfte des Filmes, und bis dato ist auch nichts passiert, was den geneigten Zuschauer von Aktion und Spektakel anspricht.

Nach einem Fehlalarm in Italien trudeln dann so langsam die Katastrophen ein, sowohl im Film als auch seitens der Effektleute, wird erst eine Lawine in den Schweizer Alpen ausgelöst und ein gar liebliches schneebedecktes Urlaubsstädtchen von den herabstürzenden Wintermassen ausgelöscht, während daraufhin eine riesige Flutwelle Garaus mit Hongkong macht und die Straßen unterspült und überschwemmt; im Sitz des mit produzierenden Sir Run Run Shaw wird vorher auch noch die Evakuierung und die Massenpanik mit vielerlei Statisten und der kurzen Fokussierung auf eine Kleinfamilie von Vater (Bruce Ly höchstpersönlich!), Mutter, Kind und oberniedlichen Hündchen und durch das kleine Wauwau natürlich eine erste tatsächlich emotionale Anteilnahme an dem bisherigen Konstrukt aus vielerlei Rededuellen und Spezialeffekten aus dem Abfalleimer durchexerziert. In beiden Fällen, sowohl in den Auswirkungen der Schneewehen auf das Touristikparadies (gedreht wurde in Chamonix-Mont-Blanc, mit Sybil Danning als Skihase) und die zusammenbrechenden Schutzräume als auch der vergeblichen Flucht in der asiatischen Metropole funktioniert der Einsatz der Live Action Momente übrigens verhältnismäßig gut, nur das Zusammenspiel mit den hineinkopierten oder auch über das Bild gelegten Unwettern ist dann eher bescheiden bis höchstens mäßig; zumal ein Großteil der ersten Szenen ganz einfach aus Avalance (1978) stammen und so noch nicht einmal selber imaginiert werden. Mal hui und mal pfui auch beim Treffereinschlag in New York, der u.a. dem (tatsächlich unterhalb vom Telefonriesen AT & T liegenden) Hauptquartier einmal mächtig auf den Deckel haut und das Interieur durcheinander bringt, und später noch die Kanalisation platzen lässt und die wenigen Überlebenden mit einem Schwall längst abgelaufener Schokoladenmousse Marke Eigendung übergießt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 9. Aug 2019, 00:12

C.C. Action - The Kill Reflex (1989)
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A Chicago police officer practises his own brand of justice to take down the killers who murdered his partner.
Verfilmung des 1981 von Jaron Summers veröffentlichten Romans “The Soda Cracker: A Tough Cop VS. Vancouver's Underworld“, dass auf einen realen Beamten der Royal Canadian Mounted Police basieren soll und vom Autor auch selber als Drehbuch adaptiert wurde. Die Geschichte mitsamt einem Farmhaus-Shootout im Finale ist solide, vielleicht ein wenig schwunglos dargereicht, ist nun aber schon von der Ausgangsidee hier kein Straßenkrieg machbar und vom Budget her ebenso wenig möglich; vielmehr wird eine Art Beschreibung der Titelfigur dargereicht, die die Tage seit dem Mord nach seinem Freund und Partner mitzählt und sich zwar versucht, auch getreu den Vorhaltungen seines Vorgesetzten auf etwas anderes zu konzentrieren, dem der Kriminelle aber mit Absicht immer wieder über den Weg läuft und sein eigenes kleines Spielchen spielt. Außerdem kommt noch etwas Korruptionsgeplänkel zum Vorschein und Geheimnisse, die den Weg vom Privaten in das Berufliche und zurück und dort mit unliebsamen Überraschungen und vielen Toten am Ende des Filmes gehen.

Getreu des höheren Alters der meistens aktiven Darsteller hier – Adams ist mit ihren Mitte 40 das Küken unter all den anderen Daddys; quasi die C. C. Catch – ist das Tempo eher gedrosselt als übermäßig schnell, die Szenen sind vermehrt persönlicher Natur und/oder im kleinen spielend und auch so inszeniert; da wird eingangs das Frühstück – Chips natürlich, dazu alte Muffins aus der Verpackung und Kaffee mit entweder Maggi oder Sambal Oelek, also nichts was zusammenpasst und auch nichts, was einzeln schmeckt – dem Partner und seiner Ehefrau an das Bett gebracht, und später ausgiebig einem vollständig intonierten und von vorne bis hinten ausgespielten RnB-Song (von Phylis Hyman) in einer Jazzkneipe zugehört und dem Leben von seiner ruhigen Seite aus gefrönt.

Wie auch schon den früheren Arbeiten zugeschrieben ist der Film hier eher chronisch unterfinanziert, wird die Laufzeit mit mancherlei Füllszenen, eher versteiften bis versteinerten Dialogszenen, vor allem auch in der grottigen deutschen und dringend zu meidenden Synchronfassung und einem scheelen Blick Richtung Eastwood und seinem Dirty Harry, speziell dem geriatrischen Teil 5 Das Todesspiel gestreckt. Wo dort ein Anschlag bspw. per Funk ferngesteuerten und mit einer Bombe ausgestatteten Spielzeugauto verübt wird, startet hier die Miniaturausgabe eines Helikopters, der erst auf einem Hochhausdach die dortige Geburtstagsfeier vom Action-Man stört und diesen dann über die Straße verfolgt und zum Duell mit der Waffe herausfordert; spätestens in der Szene sieht die Produktion auch eher aus wie ein no-good-shot aus Loaded Weapon und taumelt vollends in die Parodie.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 16. Aug 2019, 01:43

Ninja in geheimer Mission 2 - Russian Terminator (1989)
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When a high-ranking government official's daughter's boyfriend is kidnapped, it's up to Mark Robinson and Phil Davids to find the shadowy organization responsible and bring them to justice.
Unterstützt durch die (nicht akkreditierte) Co-Regie von Anders Nielsson, einem damaligen Mitarbeiter und später Entwickler und Regisseur von GSI – Spezialeinheit Göteborg, wird hier schon als Einstieg in das blutige Geschehen von maskierten Männern mit Sturmgewehren eine (äußerst enge und wenig heimelige achtziger Jahre) Wohnung eingenommen, mit herben Verlusten zwar auch in den eigenen Reihen, sodass sich vor allem im Miniflur der Leichenberg und auch vor der Küchenzeile ein Opfer auf dem anderen auftürmt. Eine Eröffnung nach Maß, die der geneigte Zuschauer genauso will und der Kritiker nicht anders verdient.

Kurz darauf macht der russische Ninja auch einen Hausbesuch, per Einbruch durch ein Fenster, und das ist dann der Moment, wo auch der Film so leicht einbricht und Schwächen offenbart, die nicht von der Hand zu weisen sind. Die wenigen Zusammenhänge vom Plot und dem Equalizer der Großmächte werden offenbart, mühselig erst und dann immer wiederholt, bis auch der Letzte merkt, dass es um nichts geht und vieles nicht die Aufregung Wert ist. Der angeheuerte bzw. dazu erpresste Spezialist, welcher optisch wie eine Mischung aus einem zu groß geratenen Weihnachtsmann und Kenny Rogers in enger Jeans aussieht, macht im Kampf keine gute Figur, er bewegt sich nicht nur steif wie einer, sondern hätte aufgrund seiner Reaktionszeit und der Trägheit auch Probleme gegen einen anderen Teddybären.

Tempo und Ansporn im Film wird vor allem über die Musik erzeugt, die mit ihrem Synthesizer und einem äußerst eingängigen, teils militant angehauchten Main Theme eine druckvolle Rasanz vorgibt, die den Bildern widerspricht. Dialogszenen sind erst faszinierend trocken und dann zuweilen redundant und repetitiv. Die Gegend bleibt ärmlich, das Wetter klamm, die Farben abgeplatzt vergilbt und schreiend nach vernachlässigtem Kapitalismus, daran ändert auch eine Verfolgungsjagd zwischen Motorrad und Auto in einer Industriebrache, etwas Mayhem beim Einbruch in den Arbeitsplatz und Aufenthaltsort der Dokumente und eine Prügelei in einer Schwitzstube nichts. Dafür sind die beiden Mädels in der Geschichte präsent und auch körperlich hübsch und im Showdown wird gleich von drei unabhängigen Parteien zum großen Halali auf die Festung der Bösewichter geblasen und diese (das Schloss Tjolöholm südlich von Göteborg) genregerecht gestürmt.

Einer gewissen eigenen Sorte Sog kann man sich sowieso nicht erwehren, wird sich hier mit wenig in der Hinterhand wohl wenigstens viel Mühe gegeben, eine Hobbysauna als Wellnessoase verkauft und ein Partykeller als Diskothek, wo dann auch noch eine wilde Schießerei (ohne jegliche Treffer, selbst bei den Gläsern nicht) und überhaupt in der letzten halben Stunde viel ungelenkes Actionmaterial im Gelsenkirchener Barock ausbricht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 22. Aug 2019, 21:35

Karate Rock - The Kid with Iron Hands (1990)
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Kevin Foster is a new teen who arrived at a small town. A dance competition takes place on Kevin's first night out. He approaches the most gorgeous girl, Connie inviting her to compete with him in the dance not knowing her already boyfriend Jeff is close by. Now it's time for the final showdown.
Während beim Karate Warrior - The Boy in the Golden Kimono (1987) bereits früh die Bekanntschaft mit Taschenräubern und Schutzgeldeintreibern an der Tagesordnung stand, steht man sich hier nur den örtlichen Platzhirschen gegenüber, die ihre Ehre, oder das, was sie dafür halten, verteidigen wollen und das Mädchen und das Territorium für sich okkupieren. Der Neuling aus der 'Fremde', der auch noch unverschämt gut aussieht und schnell Aufmerksamkeit bei der Dorfjugend erregt, ist da natürlich unangebracht; vor allem auch deswegen, weil er als pubertierender Rüde mit Hormonen im Überfluss keiner Herausforderung aus dem Weg geht und sich mit seinem eigenen Selbstbewusstsein und dem Schniedel auf Pirsch nach Beute durch die Gegend schiebt.

Erinnern tut man in dieser Variante der Erzählung dabei trotz italienischer Herkunft des Drehteams an vielmehr amerikanische Werke der Achtziger, wie bereits in Die Kids von Orlando (1985), Teuflische Klasse (1986) oder die Young Streetfighters (1986) bzw. 3:15 - Die Stunde der Cobras (1986) gesehen. Im Kontrast dazu wird hier aber eher die weichgespülte Version und dies noch amerikanischer als die Amerikaner es selber können präsentiert, sich in einer Art ausufernden Rivalität der vermeintlichen Männlichkeit beschäftigt und sich in mehr oder minder sinnlosen Wettbewerben gegenüber gestellt. Eine ausgeschriebene Rock Competition bildet den Anfang, bei dem sich zu glorreichen Soundtrack von 'Donald Brent' im Freestyle über das Würfelmuster des örtlichen Tanzschuppens bewegt wird. Anschließend steht noch ein Autorennen an, und um die Sache spannender zu machen, und den wahren Sieger zu finden, eine folgende Autojagd durch den sogenannten "Tunnel of Death", der derart gefährlich und vor allem auch so dunkel ist, dass auch das Publikum davon nichts sieht.

Von Karate wird zwischendurch nur mal etwas erwähnt, dies quasi als letzte Karte, als Ass im Drehbuch und so nur im Notfall gezückt; der große Rest ist ein Teeniemärchen der mild bösen Art, in dem der schmucke Held die eigentliche Heldin die ganze Zeit übersieht, während er einem Feind gegenübersteht, der eigentlich nur deswegen auffällt, dass er für das Angehen an seine Freundin am liebsten die Öffentlichkeit und viele Zuschauer (im Auto vor Freunden auf der Rückbank, draussen vor dem Tanzschuppen, später auch auf dem Parkplatz vor dem vermeintlich Geschlagenen Kevin und wieder seinen eigenen Freunden) wählt. Ein Schelm, wer arges dabei denkt.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 28. Aug 2019, 21:55

Hilfe, ich liebe Zwillinge (1969)
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Young photographer Andy is commissioned to take advertising photographs of the film star Hanna Peters. She is on holiday, and to his confusion and bewilderment Andy finds that her twin sister works in Hanna's hotel. The comedy of errors that arises keeps Andy on tenterhooks until he finds his true love in sister Renate.
Hilfe, ich liebe Zwillinge ist Blacks vierte Arbeit und die erste von zwei unter der Regie von Peter Weck; Weck selber hat wegen allerlei Klamaukausflügen und anderen humoristischen Eigenheiten nicht den besten Ruf, aber mitsamt der Hilfe seiner Stars (wie Black natürlich, der Glas in Nachbarn sind zum Ärgern da und Mensch ärgere dich nicht oder Peter Alexander in seinem Abschiedsfilm Hauptsache Ferien) und/oder vice versa die heimatliche Kinolandschaft entscheidend beseelt. Der Film selber wird auf ca. 2.5 Millionen Zuschauer geschätzt; das ist leicht über dem Schnitt derartiger Kost, Pauker-, Penne- und Fummelfilme hatten mehr.

"Und Beine spreizen, so weit es geht. Und immer locker bleiben. Immer geschmeidig. Sie lernen für's Leben, meine Damen."
Die Zeiten sind modern, die Haute Couture wird gelebt, in aller Öffentlichkeit auch seitens der jungen holden Weiblichkeit geraucht und wie entzückend und verführend: auch der “Playboy“ gelesen und dem Autorennsport und den PS-starken Trieben gefrönt. 'Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust' denkt sich da das Gegenüber, soll oder muss man noch brav und Gentleman sein, Kavalier der alten Schule und Mann von Welt, würde man aber lieber 'Zur Sache, Schätzchen' rufen und das eigene Leben und seine Biederheit in Genuss und Lust auf die Probe stellen.

Ausleben und gelingen tut diese Verlockung und Versuchung nur einem Manne, dem Hauptdarsteller nämlich, der zwar eingangs noch einen anstrengend zappeligen Onkel als Anhang für die Fraktion des Kasperletheaters und einen stets unter Druck und drohender Arbeitslosigkeit stehenden Job hat, aber bald alles, da doppeltes Glück der Welt. Doch bis dahin ist der Weg steinig und beschwerlich, wird hier abermals ein Versteck-, Verwechslungs- und Verkleidungsszenario im Lustspielstil geboten, wofür München als Sitz der produzierenden Lisa Film GmbH wieder nur der Ausgangspunkt ist und Velden am Wörthersee das eigentliche Tourismusziel. Aus der Metropole hinein in den Urlaub, die Feiertagsgesellschaft, wo immer schönes Wetter ist und ewiglanges Wochenend gleich mit. Was Weck hier besser macht als seine Kollegen wie Gottlieb bspw. ist., dass er die (wenigen) Schlager tatsächlich in die Handlung integriert und vergleichsweise ruhig und wie im Aufguss eines 50er Jahre Streifens, dem von Fanfare der Liebe als Beispiel inszeniert, es wird nie zu billig und zu schmerzhaft für den Zuschauer, sondern das Treiben ist vergleichsweise höher angesiedelt im Niveau und hat dennoch genug unterhaltenden Zweck. Black selber und auch seine Gegen- bzw. Mitspielerin, je nach Situation, und auch die anderen Darsteller verlieren nicht ihre Würde und es wird nie derart plump bis offensiv und anstrengend wie in Wenn die Tollen Tanten kommen oder Tante Trude aus Buxtehude chargiert.
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