Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mo 19. Apr 2021, 10:27

Animal Crimes - Animal Instinct (1992)
animal_crimes.jpg
A cop videotapes his wife having various sexual encounters to spruce up their marriage. However, they soon land in hot water when a mobster learns of their marital activities.
Die Szenerie ein typisch amerikanischer Vorort, Tatort Gartenzaun quasi, kleine, aber zumindest eigene helle Holzhäuser, dazu etwas Grün und harmlose Nachbarn vor der Tür. Lange, stets gleich aussehende Örtlichkeiten mit ebensolchen Straßen, wo der Luxus nicht daheim ist, aber man wenigstens zur Art Mittelschicht und dies oftmals mit einem Blue Collar Job gehört. Der Job hier ist Cop, Streifenpolizist mit Partner, sodass der Film tatsächlich auch als Polizeifilm einsteigt, mit Fahrten durch die Gegend, mit Schreibtischarbeit im Revier, mit einem Abstecher als Warnung im lokalen Stripclub, wo die Kamera (von Wally Pfister, der vor Nolan der Stammkameramann von Schmutzfink Gregory Dark war) in einer scheinbaren Nebensächlichkeit hängen bleibt und dort plötzlich und dies zu rhythmisch anschwellender, trommelartiger Musik die erste sexuelle Einheit wie aus einem fremden Traume präsentiert.

Auch die nächste Sexszene ist ein Traum, eine Wunschvorstellung der Frau, die allein im Bett zur Stimulation von immer neuen wiederkehrenden fremden Männer fabuliert; überhaupt atmet der Film trotz realer Probleme (das mangelnde Geld des jungen Paares wird gleich mehrfach angesprochen und die Reibereien aufgrund mehr Abwesenheit und Entfremdung durch Schichtdienst ebenso) eine weltfremde und bisweilen entrückte Note, die Frau wirkt die meiste Zeit sowieso selbstvergessen und selbstverliebt zugleich, worin sie auch die (zunehmend statische) Inszenierung anspornt und in anheimelnden Weichzeichner und wie ein bewegtes Titelbild einsetzt. Während auch der Cop im Dienst gedankenversunken durch die Missetaten auf Station und die Korruption und Kriminalität der Umgebung watet und von seinem Partner weniger unterstützt, als vielmehr auch zu kleineren Schandtaten aufgefordert wird. Teils erinnert die Regie an Ryder - Street Asylum, nur dass dort die Gewaltphantasien erst verstörend wirken und dennoch anziehend für die Menschen und dann auch bald in schockierender Weise ausgelebt, während hier der Urinstinkt auf dem Sexuellen liegt und man in schnöder Reihenfolge eine ganze Reihe Dessous und durchsichtiger Unterwäsche und bald noch mehr Deutlichkeiten formuliert.

Dark kommt vom Erwachsenenfilm, also vom Hardcore, hier wird zwar schon Softcore, aber dies doch deutlicher als bei der Konkurrenz, mit 'obszönen' Zungenküssen in Großaufnahme und auch dem Zeigen des Schambereiches von Shannon Whirry in einer ihrer vielen Nackedeiszenen bspw. präsentiert, auch die Einleitungen der jeweiligen Akte sind wie aus einem Porno ("Kommt der Cable Guy per Termin nach Hause und trifft auf die halbnackte Hausfrau.") und auf Dauer auch ein wenig arg eintönig, da dramaturgisch erst kurz vor Ende wichtig und vorher nur Füllmaterial ist. Viel Geknutsche, viel Gelecke und Gestöhne, ein stetes Sex, Lies and Videotape, nur mittig ohne erzählerische Raffinesse, halt stets und ständig Whirry (in ihrer ersten, irgendwie auch anstrengend auf das Publikum wirkenden Hauptrolle) im körperlich attraktiven Einsatz und nur ein wenig Abwechslung durch die jeweiligen Partner und etwas Rollenspiel. Neben Whirry selber sind u. a. Maxwell Caulfield, Jan-Michael Vincent, John Saxon und David Carradine anwesend, wobei wenn überhaupt nur der Caulfield die Hosen herunterlässt und die anderen Mimen nicht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 15. Mai 2021, 16:40

Forbidden Woman - The Other Woman (1992)
forbidden_woman.jpg
A ambitious reporter investigating a murder case becomes intrigued with a mysterious woman
whom she suspects is having an affair with her husband.
Eine Stimme erst im Hintergrund, die wie so häufig bei derlei Produktionen die Stimme der Protagonistin, der jungen Frau mit ihren Träumen und ihren Sehnsüchten und gleichzeitig die der Person im Mittelpunkt der Handlung und in der Aufmerksamkeit des Interesses des Zuschauers ist. Die Stimme als Einleitung und gleichzeitig auch als Überleitung, als Aufnahme in einem Diktafon, welche gerade zur Jetztzeit stattfindet und dann auch visuell und nicht bloß akustisch dargeboten und die Frau auch körperlich und nicht nur stimmlich in das Bild hineinrückt. Das Diktafon ist so groß und schwer wie eine Bibel, das Arbeitszimmer sowieso voll von Technik, die nunmehr 30 Jahre her und gleichzeitig modern und effektiv und auch kostenintensiv für die damalige Zeit und nunmehr schlichtweg museal ist. Die Innenarchitektur erstaunlich, das Ehepaar Matthews hat schon eine edle weiß getünchte Residenz, The Other Woman wohnt in einem riesigen Loft, einem Studio gleich, das man früher öfters im Film gesehen hat, später eher nicht mehr. Gebumst wird heute wie damals, zumindest probiert, stört heut wie damals auch oft das Telefon so mittendrin im Vorspiel und nervt der Arbeitsstress. Ein Dilemma, was sich gleich anbahnt, ist die Deadline wichtiger als die Wollust und steht der Boss und seine Forderungen als störend selbst im heimischen Nest.

Der Chef selber ist nicht das einzige und auch nicht das eigentliche Problem, die Ursachen liegen tiefer und schwerwiegender, taucht das Wörtchen 'Feminismus' und auch die Selbstverwirklichung dessen, was man glaubt, zu sein wollen auf, das Engagement in der Karriere, die ausnahmsweise und einhergehend mit dem Beruf der Reporterin auch Veränderungen zum Guten bewirken kann und sinnstiftend und wichtig bis entscheidend für die gelebte Existenz hier sind. Vom scheinbaren Ehedrama im Lifetime-Stil zum ebenfalls fernsehartigen Journalistenthriller, mit einem möglichen Mord im Hintergrund und einem mysteriösen Politiker, der dahin verstrickt sein könnte und schon die Fäden der Barrieren und Stolpersteine zieht. Ein Psychogramm ist es auch noch, von einer Frau, die einen Wandel durchmacht, in Abwesenheit ihres ebenfalls schreibenden Mannes, der allerdings seine Gedanken festhält und somit auslebt, während bei ihr die Angst davor und damit auch vor sich selber steht und sie den Fakten über andere nachgeht. Die erste Nacktszene unter der Dusche kommt nicht etwa aus Lust und Begierde, sondern weinend aus Scham und der Seelenreinigung und dem Gefühl voller Schmutz.

"Sex was a closed door in our lifes. At least i wanted it to be." heißt es zu Beginn noch, das ändert sich dann etwas, langsam allerdings, erst wird noch passiv und da auch noch unfreiwillig voyeuristisch einem Quickie zweier Fremder in deren Küche zugeschaut, das Liebkosen des Mannes ihrer Brüste und das Massieren, "I couldn't watch anymore. I felt sick. I couldn't breath. I could feel him inside me. I could feel his body, rough, of course, his groping hands...I had to do something. I had to take control." Beobachtet und observiert wird dann immer noch, diesmal aber professionell, mithilfe einer Halterabfrage und der Information eines befreundeten Sergeants; gezeigt und präsentiert an nackten Körpern wird also noch mehr, eine frontale Fotosession am Strand zwischen den Felsen, ein Blowjob plus Quickie auf einer Clubtoilette, eine Rückblende züngelnder Frauenliebe im Weichzeichner, fingierte Fesselspiele dann mit Melissa Moore als Fotografin, der angesichts ihrer Bilder bald auch zu warn und die Atmosphäre am Set zu feucht wird. Es gibt eine zärtliche Versuchung auf einem Zebrafell, heiße Schenkel, warme Lippen, die Frauen sind ganz hübsch, die Bilder durch Andeutungen und einige (harmlose) abstrakte Großaufnahmen minimal offensiver. Was es dann mittig so gar nicht mehr gibt, ist dieser Journalistenthriller, der zu Beginn versprochen wurde; scheinbar zumindest fehlt dieser, hat Autor Georges des Esseintes – welcher in dem Jahr auch für Mirror Images, Secret Games UND Animal Instincts verantwortlich war, vorher nicht auffällig geworden ist, hinterher auch nimmer (wahrscheinlich Pseudonym?) – noch ein Ass im Ärmel und noch ein Stein im Brett.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 19. Mai 2021, 10:15

The Iron Butterfly (1989)
iron_butterfly.jpg
Revolving around two Hong Kong policewomen and their investigations around criminal activities rampant around Hong Kong.
Von den durchaus vielen Fernsehfilmen, die Johnnie To zwischen 1985 und 1995 und das trotz einer bereits an- und gut gelaufenen Kinokarriere für Television Broadcast Limited gedreht hat, ist die Iron Butterfly - Trilogie noch mit am bekanntesten; in Deutschland hat es dieser Einstieg hier gar zu einer zeitnahen Veröffentlichung auf Videokassette gebracht und ansonsten natürlich die Distribution auf die VCD zumindest geschafft. (So etwas wie Betrayal oder Behind Bars ist trotz mindestens gleichwertiger Besetzung teilweise nicht mal in den üblichen Datenbanken gelistet, geschweige denn der entsprechenden Klientel geläufig.) Trotz auch hier zunehmend prominenter männlicher Unterstützung mit Mark Cheng im zweiten und Tony Leung Chiu-Wai im dritten Teil ist die Saga durch zwei Frauen zusammengefasst, Fiona Leung und Betty Mak nämlich, und durch ihren Regisseur, welcher eben To und somit ein Trio als Basis gegeben ist.

Um das Publikum frühzeitig fest zu ködern, gibt es hier wie bei den Serien einen eigenen Titelsong und eine Montage, die Spekulatives und spektakuläres aus dem kommenden Programm schon einmal als Appetizer anreicht und so anreizt. Bilder aus dem vermutlichen Showdown werden schon dargeboten, eine größer angelegte Schießerei und auch der western-ähnliche waffenbestückte Gang dahin (welcher so im Film gar nicht vorkommt), sowie Momentaufnahmen aus dem Geschehen davor, welches auch seine kleineren Stunts beinhaltet, aber wohl deutlich aus dem Genre Drama (und Liebe/Romantik) und mit den Komplikationen Mann - Frau und Beruf - Privat gehört. Erst kommt allerdings der Dienst, die Erfüllung der Pflicht, das Bewahren von Recht und Ordnung auf den Straßen, wozu hier eingangs eine Razzia in einem illegalen Glücksspielstudio versteckt in einem eher gedrungenen Hinterhofhaus und so schnell auch die erste Actionszene, die versuchte Flucht eines der Beteiligten mit erbitterter Gegenwehr gegen die anwesenden Polizisten und so Stürze die Treppe hinab, Sprünge über die Häuserdächer und auch eine Verfolgung zu Fuß über die Straße in mehreren Höhenebenen inklusive einer Rauferei auf einem Kram gehört.

Die allgemein schwache Ausleuchtung der Szenerie und das Natürlich im Verhalten der Beteiligten, die Dichte und Nähe zu ihnen sowie das Abstoßende der kargen Innenszenen und der bewegten Außendrehs sorgen für eigenes etwas unwohles Interesses, hinzukommt noch, dass der Film seine weiblichen Figuren vorweg stellt und für wichtig und dies ohne extra Betonung seitens ihrer Kollegen und auch nicht seitens ihrer Gegner nimmt. Frauen hier als selbständiges und vollwertiges Mitglied der Truppe, mit Führungspositionen und eigenen Einsatz, was von dem männlichen Gefolge als ganz normal betrachtet und nicht weiter speziell beachtet wird. Genug zu tun gibt es auch: eine erste trockene Observation nach einem Raubüberfall auf einen Juwelier, bei dem die Täter nicht etwa gestellt, sondern verfolgt und so aufgestöbert werden und schließlich unter Beobachtung gesetzt. Eine gescheiterte Festnahme weit draußen auf dem Lande, bei der durch ein Ablenkungsmanöver der Ganoven am Ende die Polizisten mit leeren Händen dastehen und die zweite kriminelle Partei erschossen von den Geschäftspartnern mit dem Gesicht im Staube liegen. Eine Hilfsaktion für eine malträtierte Prostituierte, währenddessen allerdings ein anderer Lockvogel in Gefahr durch einen perversen Lüstling gerät. Vieles davon täte auch als braun getäfeltes Bühnenstück, mit Befragungen im Revier und mehrmals dem Strammstehen vor dem Vorgesetzten, als Kleinklein im Polizeialltag und dies nur mit zwischenzeitlichen, dann aber furiosen Ausbrüchen in den Actionfilm funktionieren; teils wirkt man aber auch als Zusammenschnitt von einer Mini-Serie, mit losen Enden links und rechts, und Plot-Einschüben von nebenher.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 27. Mai 2021, 00:57

Night Crimes - Night Rhythms (1992)
Night-Crimes_600x600.jpg
A radio talk show host is accused of murdering one of his fans while on the air and he must go on the run to somehow prove his innocence.
Wie häufiger und damit auch auffällig in derlei Werken sind die Männer um Martin Hewitt, David Carradine, Sam J. Jones eher die Namhaften, die Frauen (wie die jüngere Schwester von Shannon Tweed) unbekannt, dafür in der visuellen Aufmerksamkeit der Filmemacher und damit auch automatisch in den Fokus der Zuschauer gerückt. Das Intro auch erneut als eine Art Zusammenfassung des Ganzen, schwüler Jazzlounge auf der Tonspur, dazu Streicheleinheiten einer Dame lasziv im Hintergrund, die Bilder teils verdeckt im Dunkel und teils in der Silhouette gleichzeitig hervorgehoben als auch zu Deutliches versteckt. Eine Stimmungsmache für noch Kommendes, ein Hineinhorchen in die Wünsche und Begierden, ein paar Andeutungen für den Faktor und bald die Breitseite an Sex und etwas Mysteriöses für den umso kleineren Faktor Thrill. Wie so oft beim dunklen Hippolytos führt hier der junge Wally Pfister die Kamera, werden die Frauen des Geschehens umrundet und liebkost, entlang gestreichelt und erkundet bis observiert. Gelegenheit dafür gibt's gleich und gibt's reichlich, erst in einer Variante des Telefonsexes als Stimulation für die Selbstbefriedigung, allerdings geht der Anruf nicht privat raus, sondern buchstäblich über den Äther und damit in die Stuben jeden Zuhörers; Radio ist hier das Medium der Stunde, merkt man spätestens dann das Alter des Filmes und seine Ära. Der Nachtfalke für die Erwachsenen quasi, Hallo Ü-Wagen für die Ungefickten, Talk Radio nicht als Drama, sondern als erotischer Stimulus und Sensitivierung. Geseufze und Gestöhne für die Ohren, für die Augen wandernde Hände und forschende Finger.

"Just givin' the people, what they want." ist das Credo des Moderatoren hier, womit er sich Freunde bei den Frauen macht, bei den Männern unisono eher weniger. Erst ein Drohanruf in der Leitung, die man aber abschalten und die Stimme wegdrücken kann, dann eine Konfrontation mit einem 'Pimp' in der Bar, der um seine 'Stuten' besorgt ist und eine unbezahlte Nebentätigkeit, wie etwa ein Liebesakt rittlings auf dem Tresen der später abgeschlossenen Kneipe mit dem Mann mit der rau-einschmeichelnden Stimme hier befürchtet. Ähnlich wie beim Talk Radio wird das Geschehen auch hier lebendiger, interaktiver und intensiver, in der zweiten Sendung taucht ein Live-Gast auf, nicht nur in der Schalte, sondern direkt vor Ort im Aufnahmestudio, wobei die Sendung auch unterbrochen wird und der Gast für ein Quickie entblättert und weitere Nacktaufnahmen und Akrobatik und plötzlich einem unpassenden Intermezzo mit Mord on Air und Polizeisirenen präsentiert. Was anschließend folgt ist eine Art Auf der Flucht für Arme (und für Schweine, wie der Karasek sagen würde), die Ausgangsidee ist in dieser speziellen Behandlung eher absurd-lächerlich als integrierend, sodass auch folgend die Reise des Protagonisten (der da als Hauptverdächtiger in einem sensationsheischenden Mordfall in der Gegend herumspaziert, als wäre nichts gewesen; und auch noch mehrere Ladies abgreift, die scheinbar schon bei seinem Namen feuchte Höschen kriegen) weniger eine Unschuldssuche à la Hitchcock als nur der Vorwand für viele Silikonbrüste in den heimgesuchten Stripschuppen und auch weitere Bettenspielchen wie eine Full Frontal ménage à trois mit zwei bisexuellen 'Tänzerinnen', eine anschließende Duschszene, in denen sich eingecremt wird und die Haare gegenseitig mit Shampoo massiert, die 'Befragung' einer möglichen Mitwisserin, die nach wenigen Sekunden verbalen Informationsaustausch den Minirock schon fallen lässt und die restlichen Hüllen auch verliert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 22. Jul 2021, 22:06

Unser Doktor ist der Beste (1969)
unser_doktor_ist_der_beste_1.jpg
Dr Sommer is newly appointed to the hospital, but on arrival is mistaken for the plumber. He seems quite good at this but gets into trouble from the medical chief for being late. Romantic complications arise with a nurse. In parallel, children play practical jokes on stuffy adults, making the thin plot rather mixed.
Wenn man sich die vergleichsweise hohe Qualität der Produktionen mit Roy Black ansieht, ihr Bedienen nicht nur des damals gängigen Verständnisses von Humor, sondern auch das Anpeilen von Heimat- und grundsätzlich emotionalen Gefühlen wie Liebe, Hoffnung und dem Erfüllen von Glück ist es durchaus schade, dass trotz viel Fleißarbeit in kurzer Zeitspanne 'nur' etwa ein Dutzend Werke in der Filmografie vorhanden sind. Black, der immerhin die ebenso knappe Phase des Aufkommens des deutschen Schlager- und Heimatfilmes Ende der Sechziger bis vielleicht 1974 konkret und komplett nutzen konnte, hat dabei mit den unterschiedlichsten, aber stets erfahrenen und sowieso die Ära bespielenden Regisseuren wie Gottlieb, Weck, Reinl, Nachmann, Jacobs und hier in diesem Falle und nach Immer Ärger mit den Paukern (1968) mit Harald Vock zusammengearbeitet und von deren Können und vice versa ebenso profitiert.

Bereits bei den Titeln merkt man den anderen Ansatz der Black-Werke, wird nicht mit den schiefen knalleroten Lettern wie im angekündigten Niveaumassaker um sich geschossen, das einleitende Lied appelliert eher an ganze Familien, an nostalgische Großeltern, werdende Mütter und Väter sowie heranwachsende kleine Generationen, die Besetzung speist sich abseits der verlässlichen Stammakteure Thomalla und Weck aus unbekannten Namen oder welchen, die nicht zwangsläufig mit dem krachenden Haudraufhumor der späteren Erzeugnisse verbunden sind. Blacks Filme waren immer Heile-Welt-Filme, nicht Jubel, Trubel, Heiterkeit, sie waren Aufgüsse der Fünfziger Jahre statt das Bedienen eines gerade jetzt zufällig gefragten Zeitgeschehens.

Seltsam veraltet ist hierbei dann auch das Umfeld, das Setting zwischen dem Arbeitsplatz der Klinik des Professors vor allem und seiner in der Nähe in bester Hanglage befindlichen Villa (mitsamt Gartengrundstück und Pool) nämlich. Die Frau vom Chef ist als bessere BRD-Hausfrau gänzlich hilflos gegenüber den Gepflogenheiten und vor allem Widrigkeiten des Lebens eingestellt, da wird selbst über den Angestellten im Hospital der Klempner und nicht etwa alleine mit dem Griff zum Telefonhörer einbestellt. Die Bediensteten in der Schwesterntracht gleichzeitig als Art verlängerter Arm der Arztgattin und untereinander ebenso in der Hierarchie gebunden, die Oberschwester hat das Sagen und ist trotz vergleichsweise jungen Alters schon (scheinbar) 'vertrocknet' und als 'alter Stationsdrachen' mit strengen Sitten und Auflagen verstrickt; dergleichen Szenen aus dem 'Stationsalltag' des Gesundheitswesens haben schon Der Krankenschwestern-Report interessanter gemacht als dessen filmische Kollegen und sind als Mehrzweck nützliches Glück.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 13. Aug 2021, 01:31

Dark Rider - Eine Stadt versinkt in Gewalt (1991)
Dark-Rider.jpg
A sheriff in a small Nevada town goes up against a gang that's using his town to illegally dump toxic waste.
Ein low-budget-Reißer aus der Wüste, vom Stunt Coordinator von Action International Pictures (und dabei auch verantwortlich für die Action von fast ein Dutzend David A. Prior-Tätigkeiten von 1988 bis 1993) geschrieben und gedreht, mit komischen Leuten und seltsamen Handlungen, mit Sparzwang an allen Ecken und Enden, aber auch dem Bemühen um die niedere Unterhaltung, die sich aus einer Modern Day Westernplotte mit einem furchtlosen Sheriff und dem Bewahren um Recht und Ordnung in seiner Kuhbläke mitten irgendwo im Nichts von Nevada ergibt. Der Gesetzeshüter mit dem Karohemd und dem schnellen Colt, welcher eingangs drei unerwünschten Rowdys aus der Großstadt und ihrer rüpelhaften Trunkenheitsfahrt mit seinem Schießeisen die Manieren beibringt und deren trunken gelenktes Gefährt mitsamt zwei, drei treffsicheren Kugeln direkt auf den Schrottplatz manövriert.

Das war natürlich noch nicht alles, was an Unheil in dieses trockene Fleckchen Frieden hier eindringt, in diese knarzende Ortschaft, die ausgelaugt von der Sonne im Nichts und fernab der weltlichen Zivilisation vor sich hin ruhte und nun aufgeschreckt wird durch Geldgier, Skrupellosigkeit und insgesamt unbotmäßiges Auftreten. Bald herrschen raue Sitten, wird der lokale Einkaufsladenbesitzer bedroht und kann sich nur mühsam mit rasch gezogener Schrottflinte erwehren, ein erstes Intervenieren des Mannes mit dem Stern an der Brust wird seitens der Eindringlinge noch verbal hingenommen, aber Anstand und Moral auch fürderhin ignoriert. Die Bewegungen der Menschen hier sind sparsam, die Kommunikation reduziert, knallt die Sonne ordentlich auf den Pelz und das Gemüt, will sich vorher jede Aktion gut überlegt werden und die Nutzen-Kosten-Rechnung aufgestellt. Menschenleben sind den Spekulanten dabei scheinbar nicht so wichtig, wird erst ein Verweigerer in der Wüste totgeprügelt und ein nächster mit dem Wagen aufs Korn genommen und einmal quer über die Windschutzscheibe geschleudert, auch der Sheriff selber regelmäßig mit der Pistolet in der Hand in Empfang und dann noch eine Schlägerei im Büro eingelegt; eine Spirale der Gewalt und eine Notstandslage durch eine Erpressung im großen Stil, fehlt eigentlich bloß noch das A-Team, welches als herbeigerufene Kavallerie zur Rettung in das Städtchen einfliegt.

So weit kommt es dann doch nicht, werden hier aber dennoch die Zügel angezogen, der Gürtel buchstäblich enger geschnallt und dem Titel Rechenschaft getragen; in einer Art Plotwendung oder doch -erweiterung, die dann weitere Actionszenen wie ein Motorradstunt, eine Hetze Zweirad- gegen Vierradantrieb und das Zündeln mit einer Handgranate (und später noch mit einem Molotowcocktail plus Feuerstunt) vorstellt und geradezu atemberaubendes Tempo vorlegt. Oder auch nicht. Denn so richtig kommt der Film trotz der nun doch eindeutigen Prämisse und dem eigentlich schnellen Konfrontationskurs inklusive einem 'Auffahrunfall', einer ersten Entführung und einer zweiten nicht voran, hat auch der Sheriff selber zwischendurch immer wieder Zeit für ein Nickerchen im Büro, wo ihm währenddessen sogar noch der Hauptzeuge in der Zelle und dies wie als vorgetäuschter Selbstmord erhängt und später auch noch die eigene Frau ohne Rückantwort belästigt wird. Ein Hineinleben in den Tag, ein Warten und Harren auf die Dinge, die da kommen werden, und das, obwohl eigentlich schon genug Unheil gestiftet wurde, dies aber scheinbar so hingenommen oder zumindest nach erster Empörung vergessen und ignoriert. "I'll start looking for her first thing tomorrow", nachdem die Entführte schon mehrere Tage lang weg war und schon einen gescheiterten Fluchtversuch hingelegt; dann doch lieber in der Zwischenzeit Brandbomben während eines konspirativen Treffens zündeln und sich gegenseitig weiter taktieren und das Katz-und-Mausspiel bis in alle Ewigkeiten fortführen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Sa 14. Aug 2021, 00:39

Armed for Action - Kronzeuge im Kreuzfeuer (1992)
Armed-for-Action-Kronzeuge-im-Kreuzfeuer.jpg
A cop transporting a Mafia hitman across country is ambushed in a small town.
Gedreht wird wieder in der Pampa, aber das gehört dazu, eine leere Gegend voller karger und bleicher Natur, ab und an ein paar knarzend-schiefe Holzhäuser, die den Eindruck der Verlassenheit und Isolation eher noch Verstärkern als am Aufheben sind. Die Landschaft ist flach und wirkt wie von Zäunen zusammengehalten, ein abgeplatztes und gedrungenes VCR and Movies Rentals steht da, eine Kirche, eine Taverne mit Raum für genau einen Billardtisch, ein 'Kuntry Diner' mit den Ribs, ein General Store, dass wie aus den Sechzigern und der Kulisse von Petticoat Junction wirkt. Mit zivilisatorisches Albträumen kennt sich AIP aus, hier wird gar mit einer Nachtmahr gestartet, einer erst später als grausige Fantasie offengelegte Sequenz, in der ein Mann in einer nächtlichen Lagerhalle sich selber als Gefangenen entdeckt und währenddessen noch von einem Motorradfahrer attackiert wird, der dann auch schon Kugeln im Leibe aufweist und nur ein böses Omen und die Vorausschau im Unterbewusstsein auf die eigene Mission dann ist.

Die Gegend ist natürlich ideal für den Aficionado des B-Picture (oder eher C-Picture), "enjoying the fine area" and "appreaciating the countryside", die gelblichen Örtlichkeiten wirken wie aus dem 100-Seelen-Dorf um die Ecke, das knappe Dutzend Darsteller sind unbekannt, das Auffälligste ist noch der Autofriedhof voller Rostlauben, der seinen Schrottwert wie der Rest hier stolz nach außen trägt und sich nicht am Verstecken ist. Unzulänglichkeiten, die zum positiven Faktor ummodelliert werden, eine gewisse Unvorhersehbarkeit des (deutlich an Assault on Precinct 13 erinnernden) Geschehens, dass eher rumpelt und stolpert als perfekt am Laufen und dadurch interessant wird und dadurch seine Aufmerksamkeit kriegt. Die Abwesenheit von Menschen außer den drei, vier, fünf Hänseln hier wird mit der Jagd begründet, eine Triste, die sich die Bösen aus der Stadt zu eigen machen und die Gelegenheit gleich ausnutzen, gibt es eigentlich auch nur einen einzigen Anlaufpunkt in der Kuhbläke, ist der General Store nämlich auch stellvertretend und beinhaltend das Sheriffs-Office, das U.S. Post Office und den Friedensrichter.

Der erste Schuss fällt dann so ca. am Ende des ersten Drittels, nach 30min etwa demnach, die Eröffnung zu einem Reigen an Actionszenen, dass Vergleichbares der Herkunft wie bspw. David Heaveners Prime Target wie den Blockbuster der Sommersaison aussehen und selbst hauseigenes wie Dark Rider wie den Klassenprimus dastehen lässt ; ein zweiter Schuss auf der Dinertoilette (ebenfalls ohne sichtbare Trefferwirkung) heizt die Konfrontationen weiter an und ist für das zweite Drittel auch schon der Höhepunkt schlechthin. Aufgespart hat man sich die Kugeln, die Blutbeutel und das Adrenalin für den langen Showdown mitsamt Raketenwerfer, Handgranaten und der guten alten 50. Kaliber, für die 'Autojagd' auf den Sandstraßen, oder auch den Molotowcocktail, der eines dieser alten klapprigen Karossen in Brand setzt und diese fahrbare Schabracke und zusätzlich auch einen ausgedienten Schulbus von seinem Elend erlöst. Die Schießerei zum High Noon ist sehr statisch, aber, und das muss man dann doch erwähnen: Das Mündungsfeuer ist amtlich, heutzutage scheitern selbst wesentlich besser betuchte Produktionen in genau dieser Disziplin.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 26. Aug 2021, 01:22

Black Cobra 3: The Manila Connection (1990)
Black Cobra 3.jpg
A shipment of American weapons is stolen in the Philippines. Chicago policeman Bob Malone is called in to investigate.
Noch am einfachsten, da durch gleichen Titel und der Nummerierung verbundenen und so zu identifizierenden Reihe aus dem zahlreichen Fundus von Fred Williamson, welcher im entsprechenden Zeitraum der Achtziger sowie voran der Siebziger und folgend auch der Neunziger so einige Fortsetzungsfilme zu laufen hatte und neben hier als Detective Malone auch als bspw. Dakota Smith oder Jesse Crowder die Leinwand unsicher machte und als Held in modernen Aktionsfilm auftritt. Aufgrund der eben hier vorhandenen Reihung und Ordnung, die den anderen Werken abgeht und nur über Nachforschungen zu entschlüsseln ist – Crowder wechselt auch Produktionsländer und Bedeutung innerhalb der Filme und selbst Genres – und sicher auch aufgrund des hier vorhandenen Regisseurs (Sohn vom Margheriten-Tony) sowie Produktionszeitraums ist die Black Cobra Saga auch die bekannteste der Gruppierungen, stilecht auf den Markt zugeschnitten und lukrativ in die Distribution gehievt.

Wie einer der Dschungelreißer aus dem Lande startet der Film hier auch, Military-Man im kurzärmligen Tarnfleck, der erst im Einzelmanöver das Dickicht durchquert und dann vor dem Zaun mit der Aufschrift “DANGER“ kampiert. Später wird dann noch einer armen Wache so lange und genüsslich der Hals durchgeschnitten, dass in der Zeit schon die zweite Wache hinter einem steht, und nach etwas Feuergefecht im Compound geht es per Schweinsgalopp zurück in den Wald, Mission erfolgreich und der Auftrag gelöst. Margheriten-Edo hat als Regisseur dabei bei seinem Vater gelernt, hinter dessen Produktionen geluntscht und assistiert, entsprechend dessentwegen geht auch hier das Zweitwerk nach dem Debüt Black Cobra 2 flott voran und wird mit dem Nötigen und Notwendigen zumindest begonnen, erst die Schusswechsel und die Stunts zwischen den Bäumen, dann Exotik und Erotik unter der Dusche, eine erste Nacktszene mit Scham und bewbs, die den Zuschauer bei Laune hält und den Eintrittspreis rentiert. Mit Menschenleben wird ebenso kurzen Prozess gemacht wie mit Prämisse und Handlung, der G.I. Charlie liegt doch bald tot und elend in der Pampa, während die Anzugträger das Publikum über das bisschen Sinn dahinter informieren und neben Williamson einen zweiten ehemaligen Footballer als Partner, diesmal ein Weißbrot installieren.

Dabei hat man im Übrigen eine ganze Reihe von Schlagwörter und dies in Großmannssucht eingeworfen, geht es um politische Beziehungen, um Abermillionen, um Umstürze von Regierungen und globale Undercoveraktionen, ein Billo-Bond quasi, der hier formuliert und dessen Formel auch strapaziert wird, das Hangeln von einem Schauplatz zum nächsten Verdächtigen, und das Einwerfen von Actionzenen und anderen Schauwerten. So macht Black Cobra in seiner Einleitung hier erstmal die City Cobra und Margheriten-Edo den Cosmatos, wird doch ein Supermarkt von kriminellen Nichtsnutzen befreit und die aufsässigen Punks entweder hinter Gittern oder gleich in das Jenseits befördert und vorher einmal quer durch den Stand mit Toilettenpapier manövriert.

Überhaupt machen und konnten die Italiener dies am besten, woanders die Ideen klauen und groß angeben und mit fremder Kreation in eigener schnörkelloser (und oftmals bedürftiger) Machart hausieren und auf Publikums- und Bauernfang gehen, wird mit einfachen Mitteln Internationalität vorgetäuscht und mit Chuzpe die Unzulänglichkeiten übersehen oder überspielt. Ironischerweise konnten die tatsächlich Einheimischen, die Philippiner damals fast schon bessere und größere Filme auch drehen, das Pinoy Action Cinema ist zu der Zeit in Schwung gekommen und hat die nächsten paar Jahre ordentlich auf Touren gedreht, hier gibt es eingangs bloß die Adlerklaue vom (schon recht runden) Williamson, der einen armen Schergen in sein eigenes Autofenster haut und anschließend noch eine Lagerhalle aufräumt und neu möbliert. Viel mehr passiert dann eigentlich nicht, noch so eine hüftsteife Prise auf einem Markt, mit den gleichen Halunken von vorhin, dann ist man schon wieder bei dem Zaun mit dem “DANGER“ drauf angekommen und überlegt nun, wie jetzt hinüber und wie man später noch das gesamte Freiluftgelände zum Explodieren bringt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 27. Aug 2021, 03:25

Black Cobra II - Einsatz in Manila (1989)
Black Cobra 2.jpg
Chicago cop Robert Malone finds himself in The Philippines, ostensibly to learn the techniques of Interpol.
Margeriten-Edo eröffnet hier sogar in der Stadt, die Filme werden gemeinhin als Urban Crime verkauft, zumindest im dritten ist davon nicht mehr viel über und beim 'vierten Teil' sowieso nur ein Stückwerk der Vorgänger und entsprechend aufgewärmtes Labsch & Babsch zu sehen. Die Stadt (Chicago) ist amerikanisch, die Inszenierung italienisch, der Film ein Debüt, der zweite Teil schon eines Rip-offs; verschiedene Eindrücke ohnehin, die auf einen einprasseln, die Inszenierung wie ein Blinder mit Krückstock, wobei ein Blinder mit Krückstock dann auch tatsächlich die erste Szene, ein nächtliches Parkhaus nämlich betritt.

Die Szene ist natürlich nur Vorwand, Mittel zum Zweck, wie immer bei den Italienern und gerade auch in den Achtzigern nur ein Hebel, um die Defizite zu beseitigen, läuft dann bald davon ausgehend die erste Actioneinheit schon und dies über die gesamten Titel hinweg. Eine Verfolgungsjagd Motorrad – Auto erst, auch mit dem 'Befahren' einer Baustelle, dann anschließend das gleiche Spiel nochmal zu Fuß und ebenso durch diverse Hindernisse hindurch und hinüber weg. Parkour fast, zumindest wird ordentlich Kondition verlangt und Ausdauersport nur für Geübte betrieben und die Muskeln und die Laufgelenke gestählt.

Der Plot der Plotte hier kommt dann irgendwann später, Williamson wird hier auch gegen seinen Willen in die gottverfluchten und gottverlassenen Philippinen geschickt und beordert, im Dritten will er selber und dies gegen den ausdrücklichen Willen seines hier anordneten Vorgesetzten dahin; das Land natürlich hier wie dort ein Hort der Kriminellen, dass eine starke Hand des Gesetzes dringend benötigt und wo schon beim Eintreffen am Airport die Unzulänglichkeiten und das Chaos regiert.

Eine fish-out-of-water Story also, ein Good Cop, Bad Cop - Buddy Picture, ein Actionkrimi Marke Williamson, ein Thriller in Manila, wenn man das folgende ansieht und es dann tatsächlich auch so nennen will. Aussehen tut das Ganze zumindest wie beim Godfrey Ho und beim Philip Ko, die waren zu der Zeit auch da und haben mit ihrer Crew Unheil gestiftet und das Übriggebliebene der Zivilisation hier zerstört; ähnlich sloppy in der Aufmachung und der Aufwartung, als B- bis C-Picture, mit darstellerischen Leistungen zur Genüge und in den Locations weniger hübsch als vielmehr hässlich und zudem auch mit etwas Leerlauf dazwischen angefüllt. So gibt es eine müde Prügelei in einem Park, ein hüftsteifes Gehaue und Gewumpe, dass auch vom alten Bud Spencer stammen könnte, inklusive Backpfeifen gleichzeitig links und rechts; Wunder, welche einheimische Kampfsportart das ist. Es gibt etwas Kultur, ein Singsang im kurzen Rock und später eine Tanzdarbietung, so ähnlich wie das boarische Schuhplatteln gehalten, nur barfuß und möglicherweise mit mehr Geschick. Am Ende des zweiten Drittel wird die Kultur Kultur sein gelassen und wieder die hohe Kunst der Action-Choreografie dafür spendiert, die beiden Cops zweimal unter heavy fire genommen, vom Lande und zu Wasser auch, die Windschutzscheibe vom Auto zerschossen und etwas Rohmaterial im Hafen lichterloh explodiert. Es gibt einen gewaltfreien Ausbruch aus dem Polizeirevier, den der originale Spiderman persönlich und ebenso gewalttätig unterbindet und dann noch den Showdown, welcher auch blutig und gleichzeitig arg kurz und klein zu Werke geht.
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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 21. Sep 2021, 12:24

Black Cobra (1987)
Black Cobra.jpg
A lone cop struggles to protect a female photographer from a gang of psychopathic bikers.
Die gute alte Geiselnahme dient hier wie oft als Einführung des Helden der Geschichte, der Titelfigur, welche natürlich an City Cobra angelehnt ist und wo der Film auch so und als kleiner schmieriger Bruder zum sowieso schon derben und eher unerfreulichen Original aus Hollywoods rauer Polizistenära ist. Ideen werden kopiert und variiert, die unwohle Stimmung beibehalten und reproduziert, der Kampf nicht nur gegen das Verbrechen, sondern fast gegen das Böse, gegen absolute Brutalität und Skrupellosigkeit, was ebenso und mit gleichen Mitteln beantwortet und darauf reagiert werden muss. Mit der einzigen Ausnahme, dass dieselbe Kaltschnäuzigkeit von einem Mann auf der Seite von Recht und Ordnung, wenn auch nicht innerhalb deren Regeln ausgeht.

Der italienische Polizeifilm und/oder auch Aktionsfilm war in den Achtzigern schon längst am Ende, lokale Ware und einstmals gelobte Filmemacher am Krauchen und am Straucheln, Stelvio Massi eingeschlossen, der zuvor durch ein halbes Dutzend Zusammenarbeiten mit Maurizio Merli aufgefallen ist und v.a. noch die Marc the Narc - Trilogie, diese Erfolge aber auch schon ein Jahrzehnt her waren und seitdem viel und nichts Positives passiert. Der Film hier low budget, nicht ganz so nieder wie noch die beiden offiziellen Fortsetzungen, in denen die Philippinen unsicher gemacht werden und bereits deutlich und auch ausgiebig die Trashgefilde inspiziert. Anders als dort wirkt man hier noch, mit einfachen Mitteln, mit dem Strudel der Gewalt, mit der Unberechenbarkeit oder doch der blutrünstigen Berechenbarkeit der Kriminellen, die die Gegend zu ihrem Hoheitsgebiet erklären und wo für einfache Zivilisten eine No-Go Area wie aus der Post Apokalypse errichtet wird. Zeitweise spielt man mit Motiven des Horrorfilmes, Angriffe auf wehrlose Strandtouristen ebenso wie die Home Invasion, Attacken selbst in Krankenhäusern, wo durch die trockene bis statische Platzierung der Schießerei weniger das Spektakel an sich gefeiert wird als vielmehr eine unerbittliche Panik ausbricht; einer der Mörder kriecht noch im blutigen Todeskampf auf die Zeugin zu, während der Cop durch den zweiten Rabauken hinter seiner Deckung gepinnt ist.

Details, die den Film interessanter machen, als er letztlich eigentlich ist; denn ansonsten ist das Geschehen eher klein bis auch zermürbend, der Held der Geschichte selber ein Menschenfeind, dem der gute Umgangston, die Empathie und die Manieren abgekommen sind, der sich auch nie für die zu beschützende Frau interessiert, sondern nur den Köder für die Bestie in ihr sieht. Schauwerte der trüb und gedrungen wirkenden Immagine S.r.l. Produktion reichen von der karierten Tischdecke des winzigen Küchentisches über die Nackedeiaufnahme einer namenlosen Bettgespielin bis hin zu Stock Footage einer amerikanischen Großstadt, die man nie selber besucht hat und auch nur aus dem Fernsehen und dem Archiv eben kennt. Größere Aktionen fehlen, der vermeintliche Showdown auf einer brachliegenden Baustelle gegen ein Dutzend Hobos ist solide, während eine noch folgende Attacke im Restaurant unter seinen Möglichkeiten bleibt und eine Autohatz in der alten Fabrik einfach nur überflüssig ist.
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