Die Rumpelkammer

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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 3. Sep 2019, 21:55

Wenn die tollen Tanten kommen (1970)
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A young employee in a Munich travel agency takes a man friend along to Velden, a resort in which he has to settle a business matter. Through a number of misunderstandings the two men do not arrive at the resort at the expected time, nor are they registered in their own name but rather as Mrs. Himmelreich and her secretary. Disguised as these eccentric ladies they manage to turn the hotel and resort upside down in no time at all.
Ausgangspunkt der Szenerie von der Brut des Bösen selber war wohl – neben der schon im Titel offenkundigen Unsere tollen Tanten - Trilogie von Rolf Olsen (1961, 1963, 1964) – mit Meine Tante - Deine Tante (sowohl 1939 als auch 1956) und Charley's Tante (sowohl 1956 als auch 1963), welche schon und ab da an stets als Ursache für die Witzigkeit einen (bereits von Natur aus nicht gerade schönen) Mann in das eher unpassende Kostüm einer Frau steckt und das nicht etwa wie oft andersrum (bei den Viktor und Viktoria - Verfilmungen etwa) zur Verwirrung der Geschlechterdefinition und dem Spiel mit der (Homo-, in seltenen Fällen auch Trans)Sexualität, sondern rein zur schon optischen Diskrepanz und der Pointe allein durch das Kostüm führt. So dreht sich ein Großteil der Handlung einfach um zwei alte Knacker (Gunther Philipp & Hubert von Meyerinck), die wie Stalker einer vermeintlich reichen 'Frau' nachstellen und sich im dritten Frühling und dem Schwang der Hormone und der Geldgier mehr oder minder fast um diese prügeln, viel mehr passiert außer einigen guten Ansätzen, darunter einer fortdauernden kriminellen Aktivität von Jochen Busse und ein paar ausgewalzten Running Gags sowie der aktuellen Schlagerhitparade inklusive einem 'parodierenden' Singsang-Medley: nicht.

Dennoch, im dritten Jahr der Schwemme von Pauker-und-Penne waren die Zuschauer hier wahrscheinlich sogar froh darüber, dass sie mal was anderes sehen durften, als den Lehrkörper bei seinem Alltagsstress und den Fummeltrinen den entscheidenden Obolus gaben, der Film war mit ca. 3 Millionen Besuchern die dritterfolgreichste einheimische Produktion des Jahres, vor u.a. den immer noch gut laufenden Wir hau'n die Pauker in die Pfanne! - Die Lümmel von der ersten Bank 5. Teil und Unsere Pauker gehen in die Luft, die ansonsten neben diversen Nackedeifilmchen den Ton angeben.

Und wenigstens von der Umgebung sieht man hier etwas, brauchen die beiden Figuren aus München auf ihrer beschwerlichen Reise nach Österreich nämlich etwas und wird ihnen bald auch alles Hab und Gut entledigt, vorher und zwischendurch aber etwas der Szenerie gefrönt. Eigentlicher Ort der Handlung ist natürlich Velden selber, welches – mitsamt seiner berühmten, hier arg im blassen Geldstich gefangenen und außerordentlich mit allerlei schweren Filzgardinen, Vorhangschals, Portièren und Raffhaltern 'zubepflanzten' Herberge im ekligen 70er Jahre Schick – so aussieht wie immer in derlei Filmen, etwas voll an nervigen Reisepublikum vielleicht und mit jedem Kaffeetisch und den Sonnen- und Ausruhliegen belegt, aber ein schönes Fleckchen Erde bleibt es dennoch, zumal die Zeit hier festgezurrt scheint und der Fortschritt bis in die frühen Neunziger entfernt. Jubel, Trubel, Hässlichkeit, dazu der Holländer mit viel Spielfreude, erstaunlich viel Würde noch und einen gar lustigen Akzent, der die Sprachwitze zu eingangs des Filmes zwar etwas holpernd und stolpernd und wie von einem Analphabeten abgelesen wirken lässt, das aber mit Energie ausgleicht, und im Vergleich zum wie immer heftig chargierenden Spargeltarzan Richter auch nicht ganz so der befürchtete Härtetest ist. Die beste Funktion gibt ausgerechnet Christian Anders, auch in einem Debüt, der selbstbewusst und gutaussehend wie als latent finsterer Rebell, quasi Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile angelegt ist und gar nicht so richtig zum Film selber gehört und dennoch ihn schaltend und waltend führt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 12. Sep 2019, 22:02

Superman III - Der stählerne Blitz (1983)
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Synthetic kryptonite laced with tar splits Superman in two: good Clark Kent and bad Man of Steel.

Die größte Änderung und Erneuerung ist die Mitwirkung von Richard Pryor, einem damals durch Soloauftritte als Stand Up Comedian sowie die Paarungen mit Gene Wilder auch auf der Leinwand höchst gefragten Mann, der prompt die trumpfende Gage von 4 Mio. USD – Reeves bekam 3 Mio. USD – und die ersten Szenen samt Prämisse und Vorgabe von Rhythmus und Metrum erhielt. Pryor wird vornehmlich in Slapstickszenen und Sketchen eingesetzt, ob sie nun belang für die Handlung haben – im Sinne der Parallelität zwischen den Ereignissen und der Unterhaltung an sich meist irgendwie schon – oder auch nicht. Überhaupt ist das Ganze schon in der Personenkonstellation eher chargenhaft bis überaus eindeutig simpel arrangiert; Vaughn macht den Bond-Bösewicht, dann gibt es noch die böse schwarze Hexe, die dralle, aber dumme Blondine, den Redneck vom Dorf und auch die Unschuld vom Lande, was auf Clark Kent und seinen weiblichen Kompagnon hier gleichzeitig, Lana, die Sehnsuchtsfreundin aus der Ferne zutrifft.

Diese Szenen sind neben dem eigentlichen Krawall auch fast noch die besten, wirkt die Rückkehr von Kent nach Smallville in die Jugend und Vergangenheit, von Metropolis und der Gegenwart in den rückständigen Mittelwesten wie als Besinnung auf das Anständige und Normale, dass den Tücken der Jetztzeit und dem Fortschritt noch als Einziges Paroli bietet. Eine Reunion wird gefeiert, die alten Tage erinnert und die vertanen Chancen bedauert und reumütig Selbstanklage geführt. Ein Verlassen der Zivilisation, weit weg von der Technologie, in der das Einfache, das Ehrliche und das Handwerk noch zählt; was der Figur des Kent und dem Schauspiel von Reeves ebenso zugutekommt wie es den Film sättigt und erdet und auf ein angenehmes Maß abseits der Kalauerei holt.

Natürlich kommt es auch zu größeren Auftritten, die allerdings nicht der Steigerungsformel des Blockbusterkinos von "größer, schneller, lauter" folgen, sondern eher wie als kleinere Zwischenspieler mit den Nötigsten eingefügt sind. Ein Banküberfall samt anschließenden Verkehrschaos auf den Straßen, der fast zum Ertrinken eines Fahrers in seinem eigenen verunglückten Auto führt. Ein massives Feuer in einer Chemiefabrik, dessen Situationen und Explosionen in all der strammen Kürze viel vom Katastrophenkino noch der Siebziger über haben, allerdings mit modernden Mitteln und als flottes Stuntspektakel inszeniert ist. Auch die Unwetterkatastrophe in Kolumbien ist in diesem Geschick, als Mischung aus realen Effekten und der Unterstützung durch die Vortäuschung von Einflüssen und Schäden montiert.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 19. Sep 2019, 00:32

Rambo: The Force of Freedom - Der Erste Schlag (1986)
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Freiheit ist ein Geschenk, dass für alle, oder für keinen da ist.
Erstaunlicherweise und dies im Nachhinein am interessantesten neben der zeitgeschichtlichen Entwicklung, die derart militantes Erzählen für den Nachwuchs problemlos gestalten sollte und heutzutage gänzlich 'politisch unkorrekt' ausgefallen wäre, ist die Behandlung vom Einzelkämpfer Rambo als Teil eines Teams (“Einer für alle. Alle für einen.“), wobei man im Grunde sowohl die Söldnereinheit von John Rambo (2008) als auch Stallones weiteres Standbein, die Expendables - Reihe (2010/12/14) in seiner Ensemblegestaltung (“Wenn man zusammenhält, schafft man alles.“) bereits vorwegnimmt. Überhaupt erinnert Folge 1 an den ersten Expendables, wobei man (dramaturgisch fortlaufend) ein fiktives Eiland ebenfalls vor einer Militärdiktatur bewahrt, während die Zeichnungen selber, das hohe Actionaufkommen und das schnörkellose Erzählen (“Seid bereit, wenn wir euch brauchen.“) zudem an die gleiche Bearbeitung von G.I. Joe a.k.a. Action Force – Die neuen Helden (1983 - 1986) erinnert und mehr oder minder Abklatsch bzw. fließender Übergang bzw. die Gleich- oder Vorrangstellung dazu, je nach Gusto ist.

Hier wird dort (oder auch dem erfolglosen Chuck Norris - Karate Kommandos. 1986) liegt der Wert auf der raschen Kurzweil, wird mit Details zu den Figuren, sowohl in der Animation als auch dem Charakter selber recht gespart und alles andere wie der nahen und fernen Umgebung gleichsam wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Trautman erkennt man selbst dann nicht, wenn man weiß, dass es Richard Crenna darstellen soll. Alles, was mittig im Bild ist (meist Rambos nackter gestählter Oberkörper) wird eventuell näher, aber auch nur rudimentär in Augenschein genommen, Umrisse und Farben sind oft zu erahnen und Landschaften und Panoramen werden sowieso mit seitlichen Schwenks von links nach rechts und umgekehrt überflogen, ignoriert und sind eher strategisch, als Schauplatz einer Auseinandersetzung platziert. (Brücke, Stadtmauer, Airport, Truppenübungsplatz, Kaserne, Hauptquartier etc.). Situationen selber werden oft schräg aufgenommen, in einer Schieflage, die gerade bei den Angriffen der Bösewichter sowohl Gefahr als auch Schnelligkeit und Eile hervorheben sollen. Die erste Folge nimmt sich gar noch Zeit für die Vorbereitung und steigert sich erst langsam in ihrem Gebaren, fackelt dann aber in der vorläufigen Endschlacht den halben Dschungel und auch einige Panzer ab; ohne natürlich, dass den Insassen etwas passiert und sich stattdessen vorher am Retten aus dem Flammenmeer sind. Eine gleichzeitige Nachdrücklichkeit von Gewalt (bspw. eine Foltereinlage, die den gefesselten Rambo auch ausdrücklich "Winseln" sehen soll, viel Munitionsfeuer, gezückte Messer etc.), die sowohl durch Cliffhanger in Form von Schwarzblenden noch forciert wird, und durch diverse neunmalkluge Sprüche vom Helden (mit Synchronisation von Danneberg) und dem "Nichts passieren" wieder ausgehebelt und auf kindgerecht reduziert wird.

Zumeist, nicht ständig gezeigt wird also, wie das großflächige Kriegsgeschehen keinerlei Tote oder Verletzte zurücklässt, sondern der Angegriffene noch rechtzeitig aus dem brennenden Panzer etc. herauskrabbeln kann, die A-Team Methode quasi, wo zwar auch alles in die Luft fliegt und von Maschinengewehrstößen versiebt, aber tatsächlich nur Material zu Kleinholz verarbeitet wird. In Folge 2 geschehen zwei “Kollateralschäden“ am Mensch, mutmaßlich, aber im Off und mit dem derben Satz besiegelt. Sowieso ist die nahtlos anschließende Episode von Beginn an auf Sturm gebürstet, wieder die Attacke des Feindes, der auch gleich das als Verteidigungsinstrument geplante Militärflugzeug, die Lockheed AC-130, Rambos Ersatz, den “Engel der Zerstörung“ kapert und damit aus himmlischen Höhen auf bleihaltigen Großangriff und Flächenbrand setzt. Dazwischen wird ein hispanischer Bube, der angesichts Rambos Heldentaten mit Handgranate und Panzerfaust später auch unbedingt in die Armee will, von der Reagan-Regierung indoktrinierten Dressurmaschine lektoriert, was er als Erstes und wichtigstes dafür mitbringen muss: Gehorsam lernen. Werbung mal nicht nur für eine Spielzeugfigur, sondern die Rekrutierung, die Nachwuchsförderung, den perfekten Hardliner-Soldaten, der keine Fragen stellt und höchstwahrscheinlich sowieso als Erstes im Kampf fällt.

Allroundtalent und Tier- und Kinderfreund Rambo hätte zwar auch das Zeug zum Predigen und die Lehren und Weisheiten im Handgepäck, beschäftigt sich aber weiterhin mit Extremsport (zur Bekämpfung vom Gegner wird auch Skislalom wie der Bogner gefahren und Paragliding, Tiefseetauchen, Ringen mit einem ausgewachsenen Panther etc. absolviert, und zuweilen auch ohne Fallschirm aus dem Flieger abgesprungen) und seinen Kampfmätzchen mit unterschiedlichem Waffengerät. Im Gleichschritt Marsch und zur Stelle bereit ist er auch ohne Trautmans Wissen und Order, also mit quasi vorauseilenden Gehorsam am “Kampfplatz Bronx“, der ersten materiell und formell höchst interessanten Folge um einen Haufen schießwütige, mit Motorrad berittene Punks im UN-Sicherheitsrat, Turbanträger mit Flammenwerfer und Flugabwehrraketen am New Yorker Flughafen, die auf denselben das Flammende Inferno entfachen und letztlich eine Todesmisson zur Befreiung einer entführten Frau, die stilecht in einem Abrackhaus in der No Go Area der verlotterten South Bronx gefangen gehalten wird. Rambo mal raus aus dem elenden Dschungel und erstmal vogelfrei in der (auch besser gezeichneten) Großstadt, unter den Augen der Freiheitsstatue und im Schatten der beiden noch standfesten Türme des World Trade Centers, dazu augenöffnende, vor Wollust frohlockende Actionszenen (eines der Stützpunkte für die Bodenraketen ist nach dem Dauerbeschuss richtig am Schmelzen, bevor es in alle Einzelteile zerbirst) und eine Geschichte, die zwischen einem Die Klapperschlange in der Jetztzeit und Death Wish 3, den Koryphäen des Achtziger Jahre Filmes quasi laviert.
Freiheit ist ein Geschenk, dass man nicht behalten kann, bevor man nicht bereit ist, es mit allen zu teilen.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 26. Sep 2019, 12:55

Zärtliche Chaoten (1987)
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3 chaotic unlucky fellows will try anything to get the money together for a baby of which any of them could be the father.
Sieben Jahre nach seinem vorletzten, heutzutage recht vergessenen, dafür aber auch recht raren Kinofilm Zärtlich, aber frech wie Oskar a.k.a. Der Gendarm vom Wörthersee (1980) und nach dem Absacken in die Fernsehkultur darf Regisseur Franz Josef Gottlieb hier noch einmal und auch schlussendlich für die große Leinwand, sichtlich aber im Auftrag des auch das Drehbuch verfassenden Gottschalk inszenieren. Die Prämisse ist natürlich vom französischen Drei Männer und ein Baby (1985, auch fast 2.5 Mio. Zuschauer in Deutschland) angelehnt, aber nur inspiriert und nicht wie bspw. dessen amerikanische Neuverfilmung Noch drei Männer, noch ein Baby (1987, 1.35 Mio. Zuschauer) übernommen; Eigenheiten ergeben sich nicht bloß von der Handlung selber, der Figurenkonstellation des männlichen Trios und dem münchnerischen und dann später gleich so typischen Lokalkolorits von Velden her, sondern insgesamt diverser Spezialitäten wie der eröffnenden Winnetou-Hommage (oder -Blamage) und anderem deutschen Geschick. Von einer richtigen Geschichte kann man übrigens nicht sprechen, das meiste hat eine reine Episodenstruktur, die vom bemühten Geld verdienen der drei Nichtsnutze (erst am Filmset, dann im Hotel, kurz als Vertreter eines eigenen Patents usw.) zusammengehalten ist und bessere Sketchform meist eher niederer Qualität (und eine fette Stuntsequenz) aufweist. [Der HK-Film Faithfully Yours von 1988, eine frühe Darbietung von Stephen Chow, hat übrigens auch dieselbe Idee von den drei Männern und der einen Frau, erzählt dies aber wiederum als eher zusammenhängendes und viel die Eltern der Braut, v.a. den Vater inkludierten Stück.]

Vom scheinbaren Indianerfilm bzw. dem Ostblockwestern über den Heimatfilm rein in die moderne Stadtkomödie und über das Schlagerlustspiel wieder zurück; Gottlieb und/oder doch eher sein Autor reisen durch die jüngere Kinogeschichte und weisen dem Zuschauer eine Expedition in die Unterhaltungsbranche zwischen dem aktuellen Jetzt und dem sogenannten 'Opas Kino' und noch ein Stück zurück. Trotz der Besetzung mit Michael Winslow wird übrigens nur minimal bis gar nicht nach international geschielt, zumal er im Deutschen auch von Randolf Kronenberg gesprochen wird und dann und auch auf die Landesgrenzen beschränkt nur Assoziationen an Eddie Murphy und das als preiswerte Kopie erweckt.

Winslow, der auch als erster in den Castangaben genannt wird, ist mangels Kenntnis der Sprache und oft nur nonverbaler Gestaltung, also Mimik und Gestik und eben der Darbietung von Geräuschen hier sowieso nur Gimmick und (bis auf eine Slapstickszene bei der unfreiwilligen Zerstörung eines Hotelzimmers recht) reduziert; überhaupt ist das gesamte Trio mit vielleicht der Ausnahme von Fischer einzeln schon eher eine stressige Belastung und im Verbund dann auch noch mehr und sie können sich untereinander eigentlich auch gar nicht richtig leiden und gönnen dem Anderen die Butter auf dem Brote und das Rennen um den besten Lecker im Verein erst recht nicht. Überhaupt weiß man (trotz der recht einfältigen Art der Dame hier) nicht so recht, was das Objekt der Begierde an ihren drei Galanten findet; der Dank für das (wortwörtliche) Abschleppen und Heim bringen wurde eigentlich schon mit einer Einladung zum Pizza Essen kundgetan. Alles Andere scheint dann tatsächlich freiwilliger Natur ihrerseits zu sein, wirkt im Film aber nicht bloß unverständlich, sondern wird auch von den Männern gar nicht infrage gestellt bzw. sie überhaupt zu keiner Meinung gefragt, kann sie doch eh “nicht richtig bis drei zählen“, sondern gleich als zukünftiger 'Besitz' auserkoren und zum 'Götterpreis' erklärt. Ähnlich altbacken wie diese Ansicht der Frau in der modernen Gesellschaft ist auch die Auswahl an Lieder, die Songeinlagen sind alles so Dauerbrenner aus den 60er Jahre Radios, nervige Kacktitel wie “Dancing in the Street“ von Martha & the Vandellas, “How Sweet It Is“ von Marvin Gaye, “Baby Love“ von The Supremes, “My Girl“ von The Temptations oder das mit 1971 vergleichsweise 'neue' “Without You“ von Harry Nilsson, und zuweilen auch doppelt und dreifach und nicht einfach nur als Anspieler, sondern zur längeren Untermalung der Bilder, bei Montagen bspw. eingesetzt.

Zweiterfolgreichster deutscher Film des Jahres.
Die 'Fortsetzung' ist in fast allen Bereichen besser.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Okt 2019, 23:27

Geld oder Leber! (1986)
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Mike and Susanne are a loving couple who keeps afloat through petty crime. When they are pursued by the police following a robbery at a jewelry store, they seek refuge in a slaughterhouse.
Japaner, Krüger, Araber und Afrikaner am Tisch:
  • "Sehl klein die Kalibik, Hab ich mil ilgendwie weitläufigel volgestellt."
    "Hiel nix Kalibik. Hiel Wölthelsee. Falsch gebucht."
    "Was sagt el?"
    "Falsches Buch."
    "Falsche Bucht."
Leider ist trotz einiger durchaus vorhandener Ideen der Autoren und Filmemacher die Anlage der Komödie 'falsch' bzw. schwierig, da von vornherein fern der Realität gesetzt, was nicht bloß die beiden (vor einem Filmposter von Bonnie & Clyde hausenden) Kriminellen, sondern auch die anderen Personen in dieser dadaistischen, anarchosyndikalistischen Welt betrifft. Die Leute in der Bank bspw. sind auch Mitwirkende im Sketchup und die ersten zur Wohnung geschickten Polizisten auch und das, obwohl der Film hier und heute (also 1986) und ursprünglich auch in München und nicht in einer Comedyshow spielt; die jeweilige Pointe kann nicht zünden, da die Umgebung keine solide Basis dafür bietet, sondern selber schon überhöht, verdreht und verzerrt ist.

So ab Minute 20 ist die Prämisse gesetzt, nach der Flucht vor den Gesetzeshütern quer durch die Innenstadt – von den vielen Ortswechseln und der mannigfaltigen Statisterie in Klein- und Kleinstauftritten her ist das Geschehen durchaus aufwändiger gestaltet – wird das eher zufällig erbeutete Geklunkere auch gleich wieder verloren und das natürlich getreu der Lisa Filmschen Voraussetzung in mehreren Optionen, die es nach und nach abklappern gilt. Dieselbe Formel wurde bspw. in Popcorn und Himbeereis (1978) und das auch besser genutzt und in Tante Trude aus Buxtehude (1971) bzw. Rudi benimmt dich auch (1971) fast ebenso, zumindest wenn man sich rein die Dramaturgie als Unterbau anschaut und alles weitere darum vergisst. Da man anschließend weiterhin Straftaten nutzt, um über die Runden zu kommen und bis auf die Namen der beiden Hauptfiguren auch keinerlei weitere Informationen über beide existiert, ist deren chronische Geldnot ohne Not – das Nachgehen einer geregelten Arbeit wird kurz vorm 'Ehekrach' mal für einen Moment überlegt, war aber scheinbar bisher nicht möglich, weil? Und das Einspringen des Sozialstaates, der auch '86 schon mit seinem Sicherheitsnetz existiert? – als Antrieb der Geschichte auch bald eher verwirrend und ärgerlich als involvierend und motivierend.

So folgen in etwa zehnminütigen Abständen die weiteren Episoden um das Finden der richtigen Gans, eine bei einem alten Adel, eine am Wörthersee auf dem Ausflugsdampfer, eine bei der Bundeswehr und dann plötzlich wieder am Wörthersee, die Falco-Episode, die im Grunde wie die ständigen Anspieler aus dem "Geld oder Leben" - Album der EAV auch nur kostenlose Promotion für dessen Musik ist. Zuletzt geht es dann in ein gemischtgeschlechtliches Gefängnis, wo man nach all den Schandtaten in Sachen Humor aber auch hingehört und hoffentlich auch viel Prügelstrafe und Dauerlauf im Kreis auf dem Programm der Anstalt steht.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Fr 18. Okt 2019, 13:45

Savage Harbour - Death Feud (1987)
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A sailor on shore leave meets a troubled woman and promises to marry her on his next leave, but after coming back, he finds that she has disappeared under suspicious circumstances.

"Too much bullshit and not enough action."
Autor und Regisseur Carl Monson, der in den frühen Siebzigern schon mit No-Budget und Interdependenz einige sogenante paracineastische Exploitationfilme, mit Sex oder Krimi oder Gewalt angereicherte Schnellschüsse für die Bahnhofskinos gewerkelt hat und sich zusätzlich im ebensolchen Theater verdingte, erzählt auch hier seine in San Pedro spielende Geschichte mit a) eher einfachen Mitteln und b) gleichzeitig über Umwege und c) mit diversen fördernden Zutaten angewürzt, zu denen neben ein paar Einlagen im Straps oder Minirock auch eine Schießerei am Strand samt einem in Flammen aufgehenden Gummiboot (?) als Eröffnung und sicherlich auch die Schauspieler mit dem großen Nachnamen zu zählen. So haben Stallone und Mitchum als Seeleute auf Landgang zwar anfangs kaum Szenen miteinander bzw. nur zweimal dieselbe, nämlich die Verabschiedung noch im Hafen, will man den beiden (Stallone mehr als Mitchum) bei ihren Ausflügen in die darstellende Kunst und das schäbige Huren-und-Zuhältermilieu aber trotzdem zusehen.

Die Parallelität ihrer Frauengeschichten, wo der Eine in der Bar aufgerissen wird, diese aber nach der ersten Nacht sofort etwas zum Leben und für immer haben will, dem Seebär Mitchum ("a broad is a broad") aber so was Ernstes vollkommen widerstrebt, und der Andere, der Stallone mit dem Schlafzimmerblick und den Dackelaugen dafür fleissig Zungenküsse mit seiner Flamme und das große Hochzeitsversprechen nach wenigen Minuten im Weichzeichner schon übt: Füllmaterial und lächerlich, aber Part Deux davon immerhin für die Sündenpfuhl-Handlung, nicht gleich für die Spannung, das Tempo oder die Plausibilität wichtig.

Wo die Liebe hinfällt, da muss man nach Logik allerdings nicht fragen, da gilt eine andere Rechnung, da arbeiten andere Beweggründe, selbst wenn auch bald Probleme aufziehen. Monson geht hier übrigens den langen Weg, wird nach einem Drittel Laufzeit “sechs Monate später“ eingeblendet und haben sich selbst da in diesem Epos Protagonist(en) und Antagonist noch nicht begegnet und nicht aneinander vorgestellt. Etwas später geschieht das dann doch, wird der liebeskranke 'Popeye' wegen seinen ständigen Nachfragen zwischen den Mülltonnen verprügelt und wird dadurch natürlich nur noch fuchsiger, als er eh schon ist. Noch ein wenig später und noch vor dem Showdown (etwas schießwütigen Mayhem mit Blutwurst in einer Puffbude und einem finalen Treffer in den Unterleib) wird eine arme Gestalt gut eine Meile hinter einem Auto hergeschleift – plus einem Glas- und einem Feuerstunt eine der präziseren Einlagen der Extras –, eine nicht nur ihn schmerzende Einlage, die so ein bißchen die Nackenhaare aufstellen und den Wunsch nach einer warmen Dusche wecken lässt.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 23. Okt 2019, 23:03

Im Schwarzen Rössl am Wolfgangsee (1961)
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Eva is small dancing girl at a revue-show. When she finds out the fact that she inherited the palace hotel in St. Wolfgang at the Wolfgang lake she resigns. Together with her friend Maxie they are on the way to consume the Inheritance. Their joy expires however rapidly, when they find out that the palace hotel is in ruin. Gustl, who is performing with his band at the 'Weißen Rössl', knows what to do.
Neuverfilmung des Antel-eigenen Eva erbt das Paradies (1951). Das Skript wurde diesmal von Kurt Nachmann, hier gar mit dem würdevollen 'Dr.' in den Titeln vorangeschrieben, die Ausgangslage beibehalten und der Rest (wie auch in der dritten, wieder von Antel durchgeführten '72er Bearbeitung Außer Rand und Band am Wolfgangsee, mit lecker Heidi Hansen) ein wenig variiert und modernisiert. Für spätere Generationen ist der Film natürlich dennoch antik, Kintopp Asbach Uralt, Opa's Kino par excellence quasi, von den seltsamen Auftritten ethnografischer Combos im 'Moulin Rouge' (erst eine äußerst bunte Gruppierung aus Afroamerikaner und 'Tierwesen', dann ein Trupp Mexikaner mit Sombrero, es lebe die Reiselust der großen noch unerschlossenen und auch noch unerschwinglichen Welt und es lebe das Klischee) angefangen bis hin zum ebenso merkwürdigen Verhalten der grapschenden Männer- gegenüber der standniederen Frauenwelt. Die (nächtliche) Stadt und der verruchte Tanzclub mit dem lilafarbenen Nummerngirl mit tiefem Rückenausschnitt wird nur kurz in Augenschein genommen, schade eigentlich, den ohne großes Hintergrundwissen um die weiteren Umstände – die Eva in der Letztverfilmung war bspw. BWL-Studentin mit Nebenjob – geht es schon hinaus in die Natur, in die Weite der grünen hügeligen Landschaft und dem dahinter liegenden blauen Himmelszelt.

Der See selber ist natürlich noch wichtig, wurden gefühlt ein Drittel aller filmischen heimatlichen Ereignisse (anfangs zumindest) am Wolfgangsee und das zweite Drittel am Königssee und erst spät rapide aufkommend und dann auch da sesshaft am Wörthersee gedreht. Ein Hotel mit bester Lage und den schönsten Blick quasi soll es sein, wird es versprochen zumindest; bis dahin ist allerdings noch 90min Zeit und ein weites Betätigungsfeld. Die Aussicht selber, vor allem die am frühen Morgen auf das weite landschaftliche Glück, dass hier auch noch erhalten ist und auch noch nicht von Touristen überfüllt und von Souvenir- und Fressbuden umgepflügt, verleitet der anfangs verzagenden Eva auch die Idee zum Erhalt der ursprünglichen Behausung, die ein Schlachtfeld voller Löcher ist und ein danieder gekommenes Schauerstück.

Da die Geschichte schon nicht verändert, sondern beibehalten wird, bleiben die Zutaten auch oftmals dieselben, selbst die vermeintlich als Novum der Moderne angenommenen Bein- und Badeanzugszenen in der Neuauflage der Siebziger sind hier schon vorhanden, v.a. auch die ansonsten gar nicht richtig angekommen wirkende Rose Dor ist eher mit ihren nackten Staksen und dem “Männerhass“ auffällig – angesichts des Porträts hier der nahezu durchgängig alten, weißen, lüsternen, aber irgendwie auch so sein müssenden und damit im Grunde 'normalen' Männer eigentlich nicht ganz unverständlich – und ansonsten als Darstellerin hier immer ein Fremdkörper trotz der theoretischen Hauptrolle bleibt und nicht so richtig entzückt. Narrensicher ist dafür die Postkartenoptik, das schlagende Finale mit u.a. Trällereien von Gus Backus, und der Rest der Besetzung, vor allem auch die Nebenakteure, selbst von Borsody passt hier wesentlich besser als die spätere Neubewertung, die dort fast 15 Jahre älter als die weibliche Rolle (von lecker Heidi Hansen) und auch wesentlich steifer, aufdringlicher und generell unpassender ist.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Di 5. Nov 2019, 02:42

Arizona Road (1991)
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The head of a gang of criminals in Arizona tries to kidnap a girl, but is hindered in his intentions by a handsome mining engineer and a federal sheriff.
Die erste und einzige Überraschung kommt dabei gleich zu Beginn, entpuppt sich die Damsel in Disstress hier nur als Nonne in Verkleidung, die keine richtige zu Gott gefundene oder diesen suchende Frau, sondern eine Dame des horizontalen Gewerbes ist. Das Kostüm war dabei mit ein Grund, warum der Held der Geschichte erst eingegriffen hat – ein schaler Tritt in die Klöten und ein Kopfstoß ins Gesicht – , und den Ärger danach auch weiterhin anzieht. Die Maskerade und die Wahrheit dahinter sind auch im weiteren Verlauf der Handlung wichtig, wird die Erkenntnis des eigentlichen Berufes, nicht der Berufung für das weitere Verhalten der beiden Leute zueinander und die erst abgelehnte Annäherung und dann doch die wachsende Verbindung wichtig.

Ein natürlich unhaltbarer (und filmisch dröger, mit darstellerisch miesen Leistungen von u.a. Antonio Sabàto Jr., Lou Castel und David Warbeck erwirtschafteter) Zustand, der in diesem 'modernen' Western für entsprechende (arg späte) Antwort und den erwarteten Zwist samt seiner Auflösung in Gewalt sorgt; irgendwann jedenfalls, kurz vor Ende quasi, mit etwas Zielübungen auf einen Kleiderschrank und eine Hausfassade vorher passiert erstmal: nichts. Wie in den früheren Werken Fabrizio De Angelis ist dabei auffällig, dass trotz jeweils unterschiedlicher Drehbuchautoren jeweils mehr das Setup aufgebaut als tatsächlich zur Tat geschritten wird. Vieles ist Zustandsbeschreibung, was übrigens so schlecht wie oft gemacht gar nicht gehalten, bloß recht redundant und rezidiv ist. Hilfreich ist hier vor allem die Natur selber, die imposante Landschaft Arizonas, in dem die urwüchsigen Berge im Hintergrund den perfekten Kontrast zur Wüste davor und das Panorama für Salon und Kakteen im Vordergrund geben. Derart gesetzt hat der Film kein Problem, den Staub und die Hitze, die in den Nacken brennt zu visualisieren und die Bilder von Tradition, Freiheit und Zivilisationsferne als Unterstützung für die Handlung zu nehmen.

Auch der Plot mit der Goldmine stammt aus einer anderen, einer fernen Zeit zwischen den Fuzzy-Western von Gestern und Ein Duke kommt selten allein, dazu kommen Holz- und Wellblechbauten, in denen es im Gebälk knarzt und ächzt, verrauchte Hinterzimmer, in denen sich in illegalen Boxkämpfen vor der Amerikafahne und johlender Meute geprügelt und anderweitig das bisschen Geld verdient oder ergaunert wird. Die Männer tragen meist Karo, auch die Tischdecken sind abgegriffen und kariert, der Alkohol fließt angesichts der Einöde und Trockenheit der Umgebung (und des Geschehens) wie von selbst, während zumindest der originale Soundtrack zu Beginn etwas Schwung in die Szenerie verspritzt und ein absichtlich installiertes Feuer in der Gefängniszelle, wo man den Latino schmoren lassen und grillen will doch tatsächlich echtes Feuer und damit in heutigen CGI-Tagen schon ein Novum an sich und Unding sowieso ist.
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Mi 13. Nov 2019, 00:33

Night Trap - Auf der Spur des Bösen (1993)
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A New Orleans cop tries to track down and stop a vicious and demonic killer who has sold his soul to the devil for invulnerability and immortality.
David A. Prior, der oftmals eine gute Besetzung zusammenbekam bzw. sich immer bekannter Namen und vor allem auch Gesichter bediente, schafft dem Narbengesicht Davi in Mardi Gras for the Devil eine seltene Haupt- und auch eine seltene positive Rolle; dass der Gegenspieler Ironside ein gestanderer Mime und auch ein Hüne mit präsenter Statur ist, schadet dem Katz-und-Mausspiel auf mehreren Ebenen und wie als frühe Vorwegnahme von End of Days dabei sicherlich nicht. Ein richtig filmisches Erlebnis kommt trotz etwas mehr Radau im Showdown inklusive zweier Explosionen und Kollisionen dabei allerdings nicht heraus, auch bei den 'größeren' Arbeiten des Machers nicht, wirkt das Ganze trotz einiger geeigneter Bilder, zu denen hier auch Kameramann Don E. Fauntleroy beiträgt, meist wie verkrampft auf Nachahmung von zuvor Gesehenen und gestellt im analogen Geschmack. Trotz der Rückkehr zu den Wurzeln des Horrors im nunmehr finanziell soliden Rahmen wirkt die Inszenierung gleichzeitig solide (für Videothekenreißer) und wie eine (tontechnisch auch schlecht abgemixte) Anfängerübung, in der sich noch ausgetestet wird und vorsichtig an das Ziel (eine flüssige und stimmige Einheit aus Optik und Akustik) heran manövriert; darunter eine doppelte barbusige Sexszene für die Exploitationklientel, in der in einer Parallelmontage Davi beim Beischlafakt (dankenswerterweise) das T-Shirt anbehält, und Ironside statt mit dem Freudenspender lieber mit dem Springmesser agiert.

"What i want you to do is to go back to your desk and re-write this report. And this time leave out the comic-book crap."
Mehrere Schüsse in der Eingangsszene, dazu einige Fensterstürze und sowieso viel 'Sprünge' (mit dem Trampolin?) seitens des Antagonisten und seines Stuntman verleihen dem steifen, oftmals total menschenleeren Werk zudem einige (ebenso steife) Actionszenen, in der bei der erstbesten nächsten Verfolgungsjagd des Dämons hier auch ein Auto sich in Zeitlupe überschlägt und anschließend natürlich prompt explodiert. Bei einer weiteren Einheit des Second Unit Teams sieht man dann auch deutlich, dass der Film wie üblich für die Herrschaften Prior (Bruder Ted ist hier First Assistant Director) in Mobile, Alabama und nicht in New Orleans direkt, sondern nur mit zwischenzeitlichen Außenaufnahmen von dort gedreht worden ist; eine Kaschemme von Bahnhof stellt den Ausgangspunkt für eine Verfolgungs'jagd' Zug gegen Auto dar, die wie mit 5km/h gehandhabt aussieht und genauso steril wie die meisten anderen Szenen, abseits mancher besserer Dialoge und der durchaus vorhandenen, hier geradeso durchscheinenden Prägnanz der (männlichen) Darsteller, mit Davi übrigens mehr von der femininen Seite als üblich, inklusive Tränchen im Auge und Rotz in der Bremse wirkt.
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Frau Stockl
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Re: Die Rumpelkammer

Beitrag von Frau Stockl » Do 21. Nov 2019, 18:08

Good Cop, Bad Cop - Raw Justice (1994)
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Mayor Stiles' daughter Donna is killed the night after a lousy date with the shy Mitch. Of course this makes him the main suspect. When Mitch gets free on bail, Styles hires ex-cop Mace to follow him. Mace learns immediately that someone's after Mitch's life - and after his and prostitute Sarah's too, as soon as they're seen together.
Schüsse in der Nacht, ein Sprung mit Anlauf durch die Fenster, die ungleiche Verfolgung per Pedes und per Auto und dennoch eine Karosserie, die ungebremst durch die Glasscheibe eines kleinen Konsums prescht; all das als Einstiegsszene und all das zu lärmiger bis entnervender Rockmusik. Pamela Anderson war da auch schon zu sehen, auch schon in Unterwäsche, wofür sie also gebucht wurde und mit all ihren Qualitäten und Vorzügen eingesetzt. Eine ausgiebige Duschszene (nicht mit ihr) und zwei Tote später wird der Plot dann angeleiert; für die Hauptdarsteller David Keith und Robert Hays ist der Tag da schon gelaufen, ein ungleiches Pärchen, dass sich natürlich auch nicht leiden kann, anfangs zumindest und auch keinen Grund dafür hat, aber dennoch bald eng verschweißt zueinander und übrigens auch mit dem gleichen Frauengeschmack verbunden gehört.

Für die Verhältnisse David A. Prior, der hier natürlich und wie es sich gehört das Drehbuch schreibt und die solide Prämisse vor allem installiert – Bruder Ted ist zwischendurch mal mit der Pumpgun unterwegs – , ist der Film tatsächlich größer als üblich aufgezogen und auch beweglicher vom Gefühl, nicht nur durch einige weitere bekannte Darsteller in der Nebenbesetzung, sondern insgesamt im Aufbau und selbst in Dialog und stillen Szenen flüssiger (und sogar nahezu agil) im Stil. Vielleicht liegt es an der Übernahme des Buddy Picture Konzeptes, was hier natürlich stark vorhanden und in die Geschichte auch mit genreaffinen humoristischen Motiven eingespeist ist, an der durchaus vorhandenen Chemie zwischen Keith und Hays, die beide erfahren genug mit Hollywood und im Geben und Nehmen und nicht derart steif wie sonstige Protagonisten des Priorschen Universums sind.

Helfen tun auch die baldige Gasexplosion eines (sichtlich leeren) Hauses (das nur aus einer Fassade aus Holz und Pappmaché besteht) und eine Motorrad'jagd' über die Straßen und durch ein (gleichso sichtlich leeres) Kaufhaus hinweg, sogar mit einer Aufnahme aus dem Hubschrauber und ansonsten in den üblichen drei Ecken und Kreuzungen von Mobile, Alabama und dies wie auch bei Night Trap (1993) eigentlich stellvertretend für den Schauplatz New Orleans gedreht. Eine weitere 'Hetze' – die entsprechenden Szenen sind hier eher im Schritttempo, was der Film auch mit Night Trap gemein hat – führt in die Nähe eines ruinösen Industrieviertels und die dortigen Gebäudebaracken, wo während der Pause zwischen den Feuergefechten erstmal ein Quickie von hinten geschoben wird; die Übergänge sind hier fließend und die niederen Gelüste mit kleinerer, aber viel Action (des Weiteren eine Schießerei vor einem Motel, Hays im ungewohnten Hand-to-Hand Combat mit Kung Fu Einlage, eine Schnellgeschwindigkeitshatz auf dem Fluß samt gefräßigen Krokodil, eine Barschlägerei usw. usf., am Ende wird ein führerloser Helikopter in ein Hochhaus reingejagt) und mit billigem Sex registriert und stimuliert.
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