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Die Filmtagebücher der Mitglieder.
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Beitrag von Dodger » Di 3. Jul 2012, 18:03

Ich eröffne jetzt mal einfach 'nen Thread, falls man irgendwann noch zu 'ner Entscheidung hinsichtlich der Filmtagebücher kommt - der Thread dazu ist ja seit vier Wochen verwaist - kann das hier gern verschoben oder von mir aus auch gelöscht werden.


Gerade gesehen: LOCKOUT.

Un-glaub-lich, mit welcher Gründlichkeit man wirklich jede Szene, die in so einem - oder IRGENDEINEM - Film scheiße sein kann, rausgefiltert und in diesen Heuler gepackt hat. Das Drehbuch ist vom anderen Stern, es vergeht wirklich keine Minute, ohne dass man rohe Gewalt an etwas oder jemandem anwenden möchte, auf der anderen Seite muss es echt geil sein, wenn man mit sowas seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Pearce, dessen "Figur" anscheinend ein Mutant ist, denn er kann unbeschadet von fünfstöckigen Häusern fallen, und der sich ausschließlich mittels wahnwitzig schlechter Oneliner artikuliert, nervt nach ungefähr zehn Sekunden schon maßlos (dabei ist der Mann tatsächlich cool, aber nicht SO); garniert wird die Chose mit teils kläglichen Effekten - die Fluchtszene am Anfang mit Pearce auf dem Motorrad kann unmöglich ernst gemeint sein - und der üblichen Tamtaramtamtam-Filmmusik aus dem Baukasten, die alles zukleistert.

Reiht sich ganz knapp hinter GHOST RIDER: VENGEANCE ein, im Rennen um den übelsten Film des laufenden Jahres.
"This is a present from a small, distant world, a token of our sounds, our science, our images, our music, our thoughts and our feelings. We are attempting to survive our time so we may live into yours." Voyager Golden Record

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Beitrag von Dodger » Di 3. Jul 2012, 22:19

DETACHMENT

Thematisch interessanter und gut besetzter Film, aber SWEET JESUS, subtil geht nun wirklich ganz anders als das hier. Kaye, ohnehin nicht der größte Leisetreter, zieht einem ständig dermaßen mit der Zaunlatte den Scheitel, dass es schnell dem Film schadet; auch die inszenatorischen Mittel lassen eine klare Linie vermissen, der ganze Film wirkt wie aus Versatzstücken zusammengepuzzelt, die sich häufiger mal einfach nicht aneinanderfügen wollen.

Schade um einige gute Darsteller (Brody vor allem, aber bspw. auch die wunderbare Blythe Danner) und ein paar intensive, berührende Momente. Der bessere, wenn auch komplett anders gelagerte Film zum Thema bleibt WAITING FOR SUPERMAN aus dem letzten Jahr.
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Beitrag von Dodger » Fr 13. Jul 2012, 00:33

THE HUNGER GAMES

Schon ziemlich okay, und sicherlich involvierender als, sagen wir, die TWILIGHT-Franchise. Darstellerische Höchstleistungen sind nicht zu verzeichnen und auch gar nicht nötig; Lawrence und Hutchinson schlagen sich soweit ganz gut, die Figurenzeichnung selbst ist, wie häufiger in diesen herrschende Klasse/unterdrückte Mehrheit-Szenarien, ziemlich grob, gerade auch bei den anderen Kombatanten, die sich wie in einer Highschool-Komödie in überlegt-sympathische underdogs und hämisch-aggressive bullies aufteilen lassen. Interessanterweise macht es sich der Film bei den wirklich unangenehmen Fragen a la
[+] Spoiler
was passiert, wenn unsere Helden einen von den "Guten" oder gar sich gegenseitig töten müss(t)en?
ziemlich einfach, indem er diese Situationen einfach skriptseitig komplett vermeidet. Nun ist mir zwar klar, dass das hier nicht annähernd so edgy ist wie BATTLE ROYALE, aber ein wenig kraftlos wirkt das am Ende schon. Zumal auch 'ne ganze Menge anderer Details hier nicht so richtig stimmig sind (keinen Schimmer, wie die Bücher das lösen, grundsätzliche Unterschiede gibt es vermutlich kaum). Und der praktisch komplett im Dunkeln ablaufende Showdown, der gleich noch das grundlegende Konzept der Tribute aufhebt, ist auch 'ne ziemliche Luftnummer.

Trotzdem: Nette Unterhaltung. Weiß allerdings nicht, was ich von den nächsten Filmen erwarten soll - wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist Teil 1 wie auch bei der "Millennium"-Trilogie der mit Abstand geschätzteste der Serie.
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Beitrag von Dodger » So 15. Jul 2012, 17:41

TAKE THIS WALTZ

Schöner, vom Feeling her irgendwo zwischen AWAY WE GO und BEFORE SUNSET angesiedelter Streifen um die Kämpfe, die einem der (Beziehungs-)Alltag aufdrängt. Die nicht genug zu preisende Sarah Polley traut sich dankenswerterweise, nicht jeden Pfad, der von Filmen dieser Art in der Vergangenheit ausgetrampelt wurde, abzulaufen, und verlässt sich ganz auf ihre Darsteller (Michelle Williams in ihrer awkwardness gut wie eigentlich immer; auch Rogen, dessen schauspielerische Fähigkeiten tatsächlich ziemlich begrenzt sind, schlägt sich wacker), ihr eigenes, sich nur zum Ende hin ein wenig im Ton vergreifendes Drehbuch (speziell die Montage mit Margot und Luke im Loft) und die tolle Kamera von Luc Montpellier. Das plus die exzellente Musikauswahl sorgt am Ende dafür, dass man mit einem halben Dutzend der schönsten Filmszenen des Jahres da steht.
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Beitrag von Dodger » Fr 20. Jul 2012, 00:16

THE LORAX

Mit meinem 5jährigen Neffen, in einem trotz Bundesstart und Ferien zu vielleicht 1/10 gefüllten Kino. Ganz nett, aber sicher kein Meisterstück... keine Ahnung, inwieweit man es an der Seuss-Vorlage festmachen kann, die ich nicht kenne, aber dem Film fehlt es zuallererst an Figuren, die einem auch über die nächste Szene hinaus ans Herz wachsen. Das Figurendesign der Menschen war nicht ganz meins, und auch die drei (?) Songs im Film fand ich alles andere als herausragend. Dazu etwa vierhundert Gags, in denen jemand irgendwo gegenrennt oder von etwas ins Gesicht getroffen wird, aber die sind vermutlich auch notwendig, um die Kids bei der Stange zu halten, denn die Story mit ihrer unverhohlenen Kapitalismuskritik und dem "Raubbau an der Umwelt"-Thema dürfte zumindest für die ganz Kleinen 'ne ziemliche Herausforderung darstellen. Gefallen haben mir die tolle Farbgebung, die auf ihre Art unkonventionelle Erzählstruktur (die eigentliche Hauptfigur des Films und der titelgebende Waldmeister haben keine einzige gemeinsame Szene) und einige der Synchronsprecher - beeindruckend fand ich vor allem, dass man hier tatsächlich Danny DeVito in gut verständlichem Deutsch hört, obwohl er die Sprache nicht spricht (soweit ich weiß, hat er u.a. auch noch die italienische, die spanische und die russische Fassung eingesprochen). Das ist schon hohe Kunst.

Also, milde Empfehlung für Animationsfans. Von BRAVE erwarte ich aber doch ein wenig mehr.
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Beitrag von Dodger » Di 24. Jul 2012, 13:00

JEFF, WHO LIVES AT HOME

In Sachen Situationskomik bisher der lustigste Film des Jahres für mich, warmherzig und von einer kindlichen Naivität, die schon fast ins Märchenhafte driftet. Die Duplasses holen immer das Beste aus ihren Darstellern raus: Ed Helms sehr gut, würde ich noch vor seinem Auftritt in CEDAR RAPIDS sehen; Jason Segel zurückgenommen, ohnehin eine seiner Stärken, nicht gleich mit jeder Tür ins Haus zu fallen (wäre auch ein interessanter Part für Mark Duplass selbst gewesen, der aber vielleicht 'nen Tick zu "alt" dafür aussieht); Susan Sarandon ist unangreifbar und Judy Greer mag ich irgendwie immer. Was ich auch mag, sind Filme, die sich in einem knapp abgesteckten Zeitrahmen abspielen, und so, wie es hier innerhalb eines Kalendertages hin und her geht, könnte man schon fast von einem inner city road movie sprechen, inkl. der dazugehörigen Selbstfindung der handelnden Charaktere.

Einmal trägt der Film in seiner "Wunder gescheh'n"-Haltung etwas dick auf (die Szene mit den Sprinklern), und die Sinneswandlung von Sarandons Figur kommt auch ein wenig zu geschmeidig daher, aber abgesehen von diesen kleinen Schnitzern ein richtig rundes Ding. Und bei der Gruppenumarmung am Pier wurden die Augen dann auch noch feucht.

Lohnenswert.
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Beitrag von Dodger » Mi 22. Aug 2012, 02:11

HATFIELDS & MCCOYS

Gelungene TV-Mini in drei Teilen um die legendäre Fehde zweier Familien im Grenzgebiet Kentucky/West Virginia. Mit gutem Auge besetzt: Neben dem unschlagbaren Costner, der augenscheinlich für die Rolle des zwielichtigen Revolvermannes geboren wurde, brennt die Ranch vor allem bei Tom Berenger als blutgierigem Hundefreund und (etwas weniger lichterloh) Powers Boothe als zwischen Loyalität und Gewissen hin- und hergerissenem Richter - Bill Paxton müht sich redlich, aber der Mann ist einfach kein (so) großer Schauspieler und wird in Szenen mit den oben Genannten dann auch regelmäßig an die Wand gedrückt.

Das Produktionsdesign vermittelt eine sehr greifbare Atmosphäre, und auch in Sachen grittiness hält man sich nicht zurück, wenn die Colts rauchen und dabei auch mal das eine oder andere Kind über den Haufen geschossen wird oder am Galgen endet. Das hier ist das ganz große Drama, griechisch-shakespearescher Stil, und abgesehen von kleineren Mankos (u.a. die sich nicht immer ganz einpassende Filmmusik) einfach eine sehr überzeugend umgesetzte Geschichtsstunde. Toll.
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Beitrag von Dodger » Mi 22. Aug 2012, 21:54

BATMAN

Nach mindestens zehn Jahren nochmal gesichtet, und was soll ich sagen: Der ist echt nicht besser geworden, bzw. von mir wohl deutlich zu rosig abgespeichert worden. In weiten Teilen, allen voran natürlich den Szenen mit Nicholson (dessen Performance, fair oder nicht, im Angesicht von Ledgers on screen-Magie auch kräftigst Federn lassen muss), gar nicht mal so weit von der TV-Serie entfernt, "düster" kann man das tatsächlich nur der Beleuchtung wegen nennen. Darüber hinaus ist schon sehr offensichtlich, dass Burton nur an Teilaspekten der Figuren Batman/Joker und deren Dynamik interessiert war und ansonsten einfach sein eigenes Ding strickt - würde der so heute rauskommen, gäb's dafür wohl vom Großteil der (damals natürlich total ausgehungerten und demzufolge vergleichsweise dankbar-milde gestimmten) Bat-Fans den Hintern voll. Und ja, damit meine ich repeated anal rape.

Ein einigermaßen ernüchterndes Wiedersehen, und im Abspann ist wortwörtlich alles aus ("Scandalous", ARGH!).
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Beitrag von Dodger » Mi 29. Aug 2012, 10:48

BRAVE

In seinen besten Momenten - und von denen gibt es schon eine ganze Menge - allein über die Bilder ein Garant für feuchte Augen. Schon im Intro springt einem das Herzblut, dass die Animateure einmal mehr in das Design der Welt und ihrer (Haupt-)Charaktere gesteckt haben, förmlich ins Gesicht, und bei tollen Szenen wie dem Bogenschießwettbewerb weiß man wieder, dass die Leute ihre Vorbilder kennen. Die Gag-Nadel schlägt den ganzen Film über allerdings ziemlich unkontrolliert aus, und auch storytechnisch findet der Film seine Balance leider nicht zu 100%: Im Kern ist das eine klassische coming of age-Story, aber es gibt doch einige Elemente, die nie so ganz passen wollen...
[+] Spoiler
ich bin wahrscheinlich wirklich total konditioniert, aber das Fehlen oder zumindest Andeuten eines möglichen love interests für Merida macht sich schon irgendwie bemerkbar, und auch die Geschichte mit der Hexe fand ich nicht überzeugend "abgeschlossen".
In allerhöchste Pixar-Sphären schwingt sich BRAVE am Ende also nicht auf, bleibt aber trotzdem eine schöne Empfehlung, die mir den einen oder anderen Kloß im Hals beschwert hat.

Toller Sprechjob übrigens von Nora Tschirner, der auch nicht unbedingt nach ihr klingt (hab den ganzen Film über gerätselt, ob sie das sein könnte, aber erst die Credits haben's dann aufgeklärt).



THE COLD LIGHT OF DAY

Der Inbegriff des okay-ishen Actionthrillers - hat man alles (und ich meine ALLES) schon hundertmal irgendwo gesehen, geschätzte neunundsiebzig Mal auch besser, aber tut keinem was und zieht sich zumindest nicht länger als nötig. Optisch ziemlich gelungen, da stimmt's auf jeden Fall, aber was hilft's: Das Drehbuch ist über weite Strecken völlig konfus und hinterlässt den Eindruck, dass der Autor halt mal "irgendwas mit Agenten" machen wollte, aber absolut keinen Schimmer hat, wie diese sich verhalten würden
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mein absoluter Favorit: die Szene mit der Kamera im Parkhaus, als Willis erst einen Gegenspieler direkt vor der Überwachungslinse niederschießt, dann auch noch direkt reinschaut und DANN 'ne Kugel reinplatziert - ja, so machen wir das im the devil's greatest trick-Business.
Willis will man in solchen Rollen irgendwie nicht mehr sehen, und Weaver spielt mir das eiskalte Anzugbiest in letzter Zeit auch etwas zu häufig (ich bin sicher, wenn ich es überprüfe, waren's am Ende doch nur max. drei Filme, aber gefühlt ist es so). Alles steht und fällt bei sowas aber mit dem Hauptdarsteller, und da haut Cavill jetzt erstmal nicht die Gurken aus dem Glas: Viel zu angestrengt und immer mindestens 20% drüber über dem, was der entsprechenden Szene angemessen gewesen wäre.

Nicht so super, man.
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Beitrag von Dodger » Di 4. Sep 2012, 17:55

BILL BURR: YOU PEOPLE ARE ALL THE SAME

Gut beobachtet und delivery heavy wie immer, das würde auf CD, ohne Billiams liebenswerte Visage, nur wesentlich begrenzter funktionieren. Die Einleitung zum Hunde-Bit ist schon aus dem letzten Special bekannt, und für religiöse Hörer des "Monday Morning Podcast" ist thematisch auch nicht alles neu und wirkt daher zum Ende vielleicht ein wenig in die Länge gezogen, aber das ändert nichts daran, dass Burr in meinen Augen weiterhin der Beste der "großen" Comedians dieser Tage bleibt.
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