Die quälende Suche nach dem WOW-Effekt!

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
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Malefix
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Beitrag von Malefix » Mo 18. Apr 2016, 09:06

Killer Elite
USA 1975
Comteg ist eine amerikanische Privatfirma, heute würde man sie als Sicherheitsfirma bezeichnen, die heikle Aufträge für Geheimdienste erledigt. Aber eines Tages geht etwas schief, sie verlieren einen Klienten, ihr bester Mann wird verkrüppelt. Der einzige Weg den Verräter herauszulocken, ist ihm einen Lockvogel anzubieten. Als ein verfolgter chinesischer Dissident ermordet werden soll, ist es soweit. Der Kampf der Söldner kann beginnen.

Mit dem Thema Martial Arts kann Peckinpah wenig anfangen, zu amerikanisch liebt er den Kugelhagel, das energetische Zucken von getroffenen Körpern. Die 70er waren halt noch nicht der Choreografiehimmel sondern der Beginn desselben. Und so verlässt sich Bloody Sam hier auch auf Gewehre statt auf Ninja, die Schlägereien sind eher mau. Überhaupt lässt sich der Geschichtenerzähler hier viel Zeit, James Caan wird nicht mal eben gesund, sondern der Anfang begleitet ihn Stück für Stück bei der Genesung, bevor er ihn in den Auftrag entlässt. Hinzu kommt ein wunderschönes San Francisco-Setting. Die Leistungen der Schauspieler gehen soweit in Ordnung, Duvall steht aber irgendwie neben sich, eigentlich farbig und interessant sind die Nebencharaktere wie Burt Young und Bo Hopkins. Insgesamt ein nettes Stück Film, der von seiner Aktualität nichts verloren hat. Und jedenfalls besser als das Statham-Vehikel.

PAN
USA, AUS, GB 2015
Peter Pan lebt während des 2. Weltkrieges in einem Waisenhaus, in dem immer wieder Jungs verschwinden. Und eines Nachts wird auch er entführt – nach Nimmerland, wo er für den fiesen Piraten Blackbeard in einer Mine nach Pixum, Feenstaub, buddeln soll. Dort freundet er sich auch mit Hook an, einem fast erwachsenen Mitgefangenen, mit dem er von der Fron flieht. Sie landen bei einem wilden Stamm, einer Art Wächter für das Feenreich, das Blackbeard unbedingt erobern will. Aber um dorthin zu gelangen , muss Peter fliegen können und seinen Mut finden. Nicht einfach, wenn man in all dem Krawall keine Sekunde zur Ruhe kommt.
Ein echtes CGI-Spektakel mit einigen netten Momenten, aber einer total vergeigten Geschichte. So interessant der Ansatz der Vorgeschichte von Peter Pan ist, so strunzdoof wird er umgesetzt. Warum muss Hook ein guter Freund sein? Warum kaschiert man die Gewalt mit bonbonbunten Farbwolken? Denn getötet wird in diesem Kinderfilm. Warum .. in all den Computerbildern findet man die Menschlichkeit nicht wieder? Nicht eine Szene ging mir nahe, das lag auch daran, das ich mit Kindern in Hauptrolle (eine Ausnahme The Fall) nicht viel anfangen kann. Für einen Kinderfilm zu gewalttätig, für ein Märchen nicht märchenhaft genug, für einen Fantasy-Film fehlt die Würze. Das, was mir im Gedächtnis bleibt, ist der Mut zur Farbe nach all den düsteren Dystopien der letzten Zeit ein wahrer Augenschmaus. Nur zuviel Zucker schadet halt. Vergeudete Zeit.
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Beitrag von Malefix » Mo 25. Apr 2016, 08:39

Sabata
IT 1969

Der Offizier Sabata kommt in eine kleine Stadt, in der genau dann natürlich ein Banküberfall stattfindet. Die cleveren Verbrecher enden durch ihn aber bald als Dekorationsartikel, die hübsch drapiert auf dem Safe in den Ort zurückkehren. Bald findet er heraus, das die örtlichen Honoratioren mit der Kohle Land für eine in Bälde eintreffende Eisenbahn kaufen wollen und tritt mit seinen Stiefeln mitten in ihr Leben, was sie zu einigen Mordanschlägen veranlasst. An seiner Seite arbeiten Banjo, den er noch von irgendwo kennt, aber nicht traut, ein dicklicher Messerwerfer und ein stummer Straßenindio, der von Dächern hüpft. Mit ihnen rückt er dem korrupten Pack auf den Pelz.
Immer ein kleines Augenzwinkern begleitet diesen Italowestern, der mit ungewöhnlichen Waffen und eindrucksvoller Kameraarbeit zu begeistern weiß. Leider hinkt die Dramaturgie ein wenig, vor allem im Mittelteil wird nicht die Geschichte vorangetrieben, sondern eine Nummernrevue der Killer hingelegt, bevor man wieder zur Story findet. Lee van Cleef, (gehört eindeutig zu den Mimen, mit denen ich gerne mal gearbeitet hätte) hach, beherrscht den Film, während rings um ihn viel ähm italienisches Übertreibe-Schauspiel stattfindet. Manchmal zeigt auch William Berger, was in ihm steckt. Der Rest wurde wahrscheinlich in einem römischen Vorort bei einem Glas Wein gecastet. Ausgestattet ist der Film übrigens opulent, die Leute bringen sich nicht einmal bei einer Schießerei richtig in Sicherheit.
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Beitrag von Malefix » Mo 25. Apr 2016, 08:54

Peter Pan
USA 2003

Die Geschichte – ehrlich Leute, das wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. Peter Pan holt Wendy und ihre Brüder, sie fliegen nach Nimmerland, treffen Feen und Piraten, Wendy und ihre Brüder kommen zurück, um erwachsen zu werden. Peter Pan, das ewige Kind, muss sich mit seiner Fee begnügen.
Nach dem misslungenen CGI-Bombast in PAN, oder dem ebenso schwerfälligen HOOK, ist hier ein Stück Film, das durchaus mit dem Disney Pan mithalten kann. Hervorragend gespielt, toll fotografiert, nahe an der Originalgeschichte mit trotzdem einer eigenen Interpretation, um als eigenständiges Werk zu funktionieren. Hier sind sowohl die „Verlorenen Jungs“ als auch, und vor allem, Hook und Smee gut getroffen, ich würde fast sagen, das sie die Kinderdarsteller, die ebenfalls anständig in Szene gesetzt werden, an die Wand spielen. Vor allem Hook ist in seinen besten Szenen dem Spielberg-Pendant meilenweit überlegen. Und deutlich böser! Bisher die beste Real-Verfilmung der Geschichte. Sehenswert.
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Beitrag von Malefix » Mo 2. Mai 2016, 13:33

Lethal Warrior
CH/TH 2015
In Hongkong ermittel Polizist Kit in einem Fall von Organhandel Undercover. Was ihm ziemlich Stress bringt, denn er wird drogenabhängig. Um das Drama zu vervollständigen ist in Thailand die Tochter des Gefängniswärters Chai leukämiekrank und Kit ist als Spender eingetragen. Da trifft es sich gut, das dieser genau in das Gefängnis geliefert wird, in dem Chai arbeitet. Noch besser ist, das es nebenbei als Verwahrstation der unfreiwilligen Organspender dient, was die Nebeneinnahmen Chais erheblich aufbessert. Da aber jeder brave Mann seine Grenzen in der Korruptheit hat, rettet er Kit vor dem Ausschlachten und nimmt sich der Killer des gewissenlosen Bosses an.
Hoppla, was haben wir denn da? Schauspielerisch sind beide Hauptdarsteller überfordert, einige Kampfszenen mit Undercranking versehen oder durch Seile aufgepimpt, was leider dem Gritty-Setting nicht gut tut. Hier fühlt man sich manchmal an Cat III – Kino erinnert, rau und unangenehm, dreckig und schmierig, mit eigenständigen Montagen, die dem geneigten Filmfan gefallen, den einfach auf Ong-Bak-Stil abfotografierten Kloppereifan aber sauer aufstoßen werden. Der Film hat tatsächlich eine starke Eigenständigkeit im Erzählstil, beugt sich im Finale dann aber Konventionen. In einigen Dritte-Welt-Ländern kann es dir tatsächlich passieren, wegen deiner Nieren oder anderer Teile regelrecht ausgeweidet zu werden, arme Menschen zählen nichts in einer Welt, wo das Geld Gott ersetzt. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrund gewünscht statt des mystischen Ansatzes, den der Film lebt. Aber auch er ist tragfähig, um die Verstrickung von Schicksalen dorthin zu bringen, wohin sie gehört, sie die Logik ersetzt. Die Leidensfähigkeit der Hauptakteure wird stark in Anspruch genommen, auf deren Höhepunkt die Brutalität der Auseinandersetzungen immer wieder kulminiert. Mit SPL hat dieser Streifen nichts gemein. Kein Meisterwerk, aber definitiv ansehenswert.

Sabata kehrt zurück
IT 1971
Sabata arbeitet als Scharfschütze in einem Zirkus. Gewisse Umstände bringen ihn dazu, in der Stadt Hobsonville zu bleiben, in der der Geschäftsmann Mclintok mit seinen Iren auf alles Steuern erhebt, die für eine kräftige Sanierung der Stadt herhalten sollen. Mit all seinen Freunden beginnt Sabata hinter die zwielichtigen Geschäfte der rothaarigen Erpresser zu kommen. Leider sind einige seiner Verbündeten eher am eigenen Wohl interessiert, statt sich als Teamplayer zu präsentieren.
Die Tonalität des Streifens liegt eher in der Parodie, leider zu humorlos. Die interessanten Einstellungen des ersten Teiles sind einer durch und durch konventionellen Fotografie gewichen, während die Geschichte vor sich hinplätschert ohne wirklich straff geführt zu werden. Auch Lee van Cleef verschwendet teilweise sein Charisma in Szenen, die einfach nur sinnlos eingestreut die Handlung eher behindern, Frauen sind allesamt eher fragwürdig dargestellt. So wird denn auch lieblos auf den Showdown hingearbeitet, dem keine neuen Elemente hinzugefügt werden. Leider ist dieser Abschluß der Sabata-Triologie eher ein Grabgesang, den nur van Cleef-Fans (bin ich einer von) und Komplettisten in die Sammlung stellen.

Mockingjay 2 – Die Tribute von Panem
USA / BRD 2015
Katniss findet nicht nur Lust, an vorderster Front den verhassten Friedenwächtern Pfeile um die Ohren zu schießen, nein, als positiver Nebeneffekt braucht sie sich auch nicht mit Peeta herumzuschlagen, der darauf gedrillt wurde, sie zu töten. Brav folgt sie der Anführerin Coin, beschließt dann aber plötzlich den Kapitolsführer zu töten, was natürlich mit einigen Verlusten aus ihrem Team erkauft wird. Gute Gelegenheiten für oskarreife Tränen, bevor es wieder Attacke heißt, sie bald aber nicht mehr Freund oder Feind zu unterscheiden weiß. Ein letzter Pfeil von ihr stellt sie vor die Wahl.
Tatsächlich recht spannend und ein würdiger Abschluss. Nur hat man viel zu lange Passagen mit redundantem Inhalt, der immer wieder über den Zuschauer ausgebreitet wird. Ständig will man Katniss sagen, wir haben es kapiert. Die Opferung von Nebenfiguren findet nicht in einem Kontext statt, man will eher Ballast abwerfen, um das Kernteam voranzubringen. Insgesamt mit kühlen Farben versehen, ist die Stadt von einer bedrückenden Struktur, drückt aber keine Bedrohung aus, die eigentlich für jeden Rebellen vorhanden sein sollte. Logiklöcher sind einige vorhanden, denn der Sturm mit massenhaften Verlusten wird nie gezeigt. Wenn die Stadt wirklich so leicht eingenommen werden konnte, warum nicht schon früher. Ah ja, weil erst Katniss alle vereinigt hat. Immerhin hält die 10-kleine-Negerlein-Dramaturgie bis zum Schluss durch, das Tempo ist okay, es gibt mehr Action. Sutherland und Moore finden sich gut in ihre Rollen, wenn ihr gemeinsamer Narzissmus auch besser gespielt werden müsste. Wenn es rummst, dann gut, daher gebe ich hier mal den Daumen nach oben. Aber ich sollte etliche Dialoge aus dem Spiel nehmen. Wie Julio so schön sagt – Laberhänger.

Batman gegen Superman
USA 2016
Ähm, eigentlich nur einen Satz wert, aber okay. Superman hat beim Kampf gegen Zod eine Menge Kollateralschaden verursacht und soll sich verantworten, was der geschäftige Lex Luthor nutzt, um Batman auf ihn zu hetzen. Batman ist Bad-ASS genug, um den Kampf mit Hilfe eines Megaklunkers Kryptonit aufzunehmen. Lexiboy hat aber für den Fall der Fälle auch noch einen Plan B, nämlich die Schaffung eines Hobbittrolls, der mit seinen Kräften auch der lassoschwingenden Verstärkung von Amerikas Hausfrauenamazone Nr. 1, Wonder Woman, widerstehen kann. Und so geht die Radikalsanierung hässlicher Betonbauten in eine neue Dimension ein.
Tja, eigentlich rocken die Frauen hier mehr als die Männer. Obwohl Afflecks Batman mir auch in seiner Härte gefiel. Während Nolans Dunkler Ritter mehr an der ewige Zweifler war, der lieber in Oscar-Momenten schwelgte, ist dieser erbarmungsloser. Affleck glaube ich, das er lieber zuhaut als diskutiert. Insofern, auch er ein Gewinn. Superman wird verspielt, gerade jener Gott, der gerne ein Mensch sein möchte, hätte Chancen gehabt, die Sympathien des Publikums zu gewinnen. (Eine Frage auch, als er zu Amy in die Wanne steigt, wie super ist seine Libido?? Eine Frage, die nie beantwortet wurde.) Wonder Woman macht ihre Sache ordentlich, hat Entwicklungspotential. Das Problem sind Drehbuch und Regie und die Musik. Zimmer kleistert jeden noch so banalen Moment mit Epic zu, Snyder plustert eben jene Intimität weg, die einem die Figuren näher bringen würde. Lex Luthor? Eben kein machtgeiler, heller Kopf, eher einer, der nach Arkham gehört, der Plan? Blödsinn. Warum sollen sich die beiden prügeln? Der Anfang mit der rasanten Fahrt ist okay, einiges der Action auch. Ein echter Kunstkniff wäre ein guter Supermanfilm. Affleck halte ich als nächsten Batman durchaus für fähig. Nur bitte nicht noch mal Nolan ranlassen. Denn Batman verdient fette Action. Mal wieder ein Blockbuster, der nicht berührt, sondern sich als Chipstüte präsentiert, die mal eben mal auslöffelt. Mit schlechtem Gewissen, weil man irgendwie nach Gehaltvollem sucht.
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Beitrag von Malefix » Di 10. Mai 2016, 14:57

Das Märchen der Märchen
GB, IT, FR 2015
Drei märchenhafte Erzählungen werden lose miteinander verwoben.
Es geht um den unheilvollen Kinderwunsch einer Königin, einen Ork, der ein Rätsel löst und daher eine Prinzessin heiratet und eine alte Frau, die sich einem lüsternen König hingibt.
Ächz, uninteressanter Quark, der seinen Anspruch allein über die Bilderpracht wieder wettmacht. Die Dramaturgie ist leider zu beliebig, um zu fesseln, auch wenn die Darsteller ihr bestes geben. Zu sehr drückt die optische Opulenz dem Werk ihren Stempel auf, um der Geschichte Raum zu lassen. Vincent Cassel sticht ein wenig als lüsterner König hervor, zwanghaft ist die Auflösung der Episode nicht. Einige Male finde ich mich ein wenig bei Tarsem Singh, in the Fall, wieder. Was bei dem einen noch originell war, ist hier mehr oder minder öde. Gepflegte Schönheit, leider ohne Leidenschaft. Kann man sich sparen.

Die Gladiatoren
USA 1954
Demetrius wird als verurteilter Sträfling in eine Gladiatorenschule geschickt, schließlich ist er Christ. Bald jedoch, nachdem sein Love-Interest in die Hände des Schulbullys gefallen ist, kehrt er alle Regeln beiseite und meuchelt die gierigen Antänzer vor den Augen des Kaisers nieder. Das bringt ihm sogar einen Posten bei den Prätorianern ein. Rechtzeitig vor Ende des Filmes wird er dann doch geläutert, damit Petrus ihm noch ein paar Weisheiten auf den Weg geben kann.
Ein recht buntes Spektakel, direkt als Nachfolger zu DAS GEWAND gedreht, wird uns hier präsentiert. Dabei ist die christliche Botschaft nur ein Vorwand, das Highlight sind die Arenaszenen, die für ihre Zeit weit voraus choreografiert sind. Aufgeregt wurde sich eher über Susan Haywards „lüsterne“ Darstellung Messalinas, die für heutige Verhältnisse vollkommen harmlos ist (und der überlieferten Orgienfreudigkeit der Dame nicht herankommt). Eindrücklich profilieren sich die Nebenrollen, Ernest Borgnine als Strabo, William Marshall als Glycon oder Michael Rennie als Petrus. Inmitten des bunten, aufwendigen Treibens vermag Victor Mature die kitschige Story nicht immer zu stemmen, was aber mit viel Farbe wegkaschiert wird. Für Sandalen-Film Liebhaber genau die rechte Wahl. Die Kämpfe in der Arena sind spitze.
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Beitrag von Malefix » Di 24. Mai 2016, 11:16

Raumschiff Orion
BRD 1965
Nachdem er wieder einmal alle Vorschriften verletzt hat, wird Commander McLane zur Raumpatrouille versetzt. Zudem bekommt er den Sicherheitsoffizier Tamara Jagelovsk als Aufpasser an die Seite gestellt. Zusammen mit seiner Truppe entlarvt er den Plan einer außerirdischen Rasse, die Erde zu übernehmen.
Als kleiner Junge waren die Frogs für mich echt erschreckend, was man sich heute kaum vorstellen kann. Aber damals war Science Fiction noch nicht so ein Überthema mangels Tricktechnik. Entlarvend ist die nahezu diktatorisch angehauchte Sichtweise mit einem eindeutigen Hegemonialanspruch der Menschheit im Universum, deren Ansichten eines Donald Trump wert wären, also noch heute Bestand haben. Während man bei Enterprise die Vielfalt feierte, ist hier jeder Fremde ein Feind. In der Gegenwart ringt einem nicht nur die Tricktechnik und Ausstattung ein Lächeln ab, sondern auch die durchaus ernste Herangehensweise an die teilweise doch hanebüchenen Szenarios (Frauen als herrschendes Geschlecht, es gab halt noch keine Merkel-Mama, dafür sieht Hanelore Trooger wesentlich flotter aus, oder die fiesen Tricks der Frogs doch ausgerechnet McLane unter ihre Kontrolle zu bringen, Weltraumgefängnisse etc.). Doch die Episoden werden sehr stramm durcherzählt, es kommt keine Langeweile auf, die einzelnen Charaktere sind stimmig und natürlich, Eva Pflug als Sicherheitsoffizier ist der eigentlich Star des Ensembles. Ihre kühle, unterschwellige Erotik dominiert die Testosteroncrew, die sich nur mit allerlei Platitüden wehren kann. Und doch längst ihr verfallen ist. Immer wieder ein Ansehen wert.

Strike back
GB 2010
Es geht sowohl um den Veteranen John Porter vom SAS Sektion 20 als auch um seine Nachfolger. Im Auftrag des MI6 befreien sie Geiseln oder jagen Terroristen. Dabei kennen die Haudegen keine Gnade, wo sie auftauchen, gibt es Berge von Leichen.
Hipphipphurra. Meine neue Lieblingsserie, die in hochspannenden Episoden ein recht faschistoides Weltbild verbreitet. Die Soldaten sind immer im Recht, provozieren inmitten von Menschenmassen Schießereien, kämpfen nach Schusswunden noch 100 Gegner nieder, die dank der immer wieder eingesetzten AK immer danebenschießen (AK‘s sind tatsächlich nicht sehr zielgenau). Dabei werden durch geschickte Cliffhanger immer wieder hochspannende Enden produziert, die uns gebannt vor dem Bildschirm halten, treten hübsche Mädels auch mal textilfrei auf, um neben dem ständigen Geballer auch noch weitere Augenreize zu bieten und flachsen sich die Jungs mit One-Linern an, die den grimmigen Ton immer wieder brechen. Zudem sind diese Söldner von einer äußerst humanitären Grundtendenz getrieben, die sie uns zutiefst sympathisch macht. Warum produzieren eigentlich nur Engländer und Amis Serien, die eine solche Radikalität an den Tag legen?

First Avenger – Civil War
USA 2016
Die vereinten Nationen wollen sich gerne die Avenger unter der Nagel reißen, weil ja irgendwer über die super-ultra-mächtigen Jungs so wachen muss oder besser gesagt, sie ja möglichst jeder kontrollieren muss, um quasi gemeinsam die Kollateralschäden zu verantworten, die bei den Superhelden nicht ausbleiben. Iron Man findet es ganz gut, Cap aber kacke. Genau in dieser Zeit unterwandert Helmut Zemo die UN. Er will Rache. Eben, weil seine Familie auch mal ein Kollateralschaden war. Und so bringt er die Avengers dazu, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wer wird siegen?
Oje. Die Geschichte. Oja, die Action. Zweigeteilt gibt sich Civil War, der mehr ein Avengers als ein Captain America-Film ist. Die Action ist klasse, hat Druck und Rhythmus, wenn es aber an die Geschichte geht, verzettelt man sich, weil man ja so seine einfache existenzielle Frage wie Schuld und Verantwortung nicht für ausreichend hält. Da modelt man noch einen Bruce Wayne Moment dazu, führt General Ross als Gefängnisaufseher ein oder sträubt sich einer endgültigen Stellungnahme zum angerissenen Thema. Daniel Brühl war für mich niemals bedrohlich, auch, wenn er nicht schlecht spielt, aber als Gegner für Cap?? Es ist ohnehin nicht ganz glücklich, unsere Lieblinge in eine Rauferei zu schicken. Zu sicher ist man, dass es eben für jeden glimpflich ausgeht. Dieser Franchise opfert doch nicht seine Melkkühe. Noch dazu muss der schwarze Panther dazugedichtet werden, eingeführt in einer weiteren nutzlosen Sequenz, die die Geschichte nicht weiterbringt. Wir hoffen mal auf den nächsten Teil.
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Beitrag von Malefix » Fr 3. Jun 2016, 13:02

Im Herz der See
USA, 2015
Der Walfänger Essex geht abseits der gewohnten Routen auf Walfang und gerät an einen großen weißen Pottwal, der die Schiffe angreift und den Walfänger versenkt. Alleine auf See versuchen die Männer zu überleben, umkreist von dem Wal, der auf seine Chance wartet.
Murks. Hemsworth ist zu heldenhaft, die Mannschaft dient nur als Kanonenfutter und was als epischer Kampf ums Überleben auf dem Meer, dem Zweikampf mit der Bestie, mit der sich zur Wehr setzenden Natur ein echter Nägelbeisser hätte werden können, wird zur uninteressanten Nummernrevue, bei dem die Menschen so blass bleiben wie die Effekte, die bei jeder Gelegenheit das Geschehen zutünchen. Nichts für die Ewigkeit. Nicht mal für einen Moment.

Der letzte Wolf
CH FR 2016
Der chinesische Student Chen Zhen wird 1967 in die Wildnis der inneren Mongolei geschickt. Hier soll er Schäfer im Lesen und Schreiben unterrichten. Doch das naturnahe Leben der Nomaden gefällt ihm. Vor allem die Wölfe haben es ihm angetan. Diese passen aber nicht die die Pläne der Regierung, die Land für die Menschen schaffen will. Um die Konflikte mit den Wölfen zu beenden, beschließt die Regierung die Wölfe zu töten. Alle bis auf einen. Den rettet Chen Zhen. Aber tut er ihm damit einen Gefallen??
Annaud gelingt ein visuell beeindruckender Film. Die Fotografie macht diesen Streifen wirklich sehenswert. Natürlich ist es ein stark romantisiertes Bild der Mongolei, das er uns da zeigt, das nichts mehr mit der Moderne zu tun hat. Und auch die in der Beschreibung gezeigte Freundschaft kommt eigentlich nicht sehr zum Zuge. Es ist die Natur, die hier die Hauptrolle spielt, darin immer wieder verstrickt die Menschen, die mit der Umwelt leben und jenen, die sie einfach ausbeuten oder urbar machen wollen. Schauspielerisch und dramaturgisch kein Glanzstück. Am besten Ton aus. Einige der Bilder sind aber wunderschön und zeigen, warum es im Kino Bilder gibt, die ganze Geschichten erzählen können. Dann, ohne Dialog oder katastrophalem Drehbuch, gelingt dem Film echte Kinomagie.
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Beitrag von Malefix » Mo 20. Jun 2016, 08:33

Nightmare on Elm Street
USA 1984
Die jugendliche Nancy hat Alpträume, wird aber von ihren Eltern nicht ernst genommen. Wäre besser gewesen, denn die nahezu jungfräuliche Schülerin sieht den gelynchmobten Kindermörder Freddie Krueger (klar deutscher Name) im rot-grünen Ringelpullover traummäßig ihre Schulkameraden meucheln. Bei Freddie bedeutet aber – tot im Traum auch tot in der Realität. Und so ist sie im Kampf gegen das Traummonster auf sich allein gestellt.
Ja, die bösen Eltern. Verbrennen einen Kindsmörder und verstehen die eignen Sprößlinge nicht. Dabei hält man sich an das Horrorszenario – Sex im Kopf (gar mit Drogen) führt automatisch im prüden Amerika zum Hinscheiden durch die Hand eines filmischen Serienmörders. Mitten in den sozial vermieften Suburbs sind das eigentliche Grauen die Familien, die an den Rollenklischees festhalten. Für damalige Verhältnisse hatte Freddie etwas, aber heute ist der Streifen schon recht antiquiert. Auch die Darsteller reihen sich da ein. Zum Glück retten ein paar Einstellungen den Film dann doch noch, was vor allen Dingen an den krachenden Schlusskampf liegt. Anhand der neuen Ideen durchaus als Klassiker des Horrorkinos.

Nightmare on Elm Street 2
USA 1985
Der junge Jesse hat immer wieder Alpträume. Kein Wunder, der gute Freddie benutzt ihn als Portal, um seine Untaten zu begehen. Wie immer wird sein direktes Umfeld arg dezimiert und die einzige, die an ihn glaubt, ist seine Schulhofromanze. Da er sich dem vorehelichen Sex verweigert, stehen auch seine Chancen gut, die Nacht zu überleben.
Wesentlich uninteressanter und langweiliger kommt der zweite Teil daher. Dies liegt erst einmal an den grottigen Jungschauspielern, die zu keiner Zeit mehr leisten, als der Caterer aufgefahren hat. Auch, wenn die kleine Kim Myers recht süß ist, und auch noch in der Schauspieltruppe die beste Performance abliefert, so recht will bei mir die Dramaturgie nicht zünden, der Showdown wird zu sehr von den abgefeuerten Zuckerbomben zugekleistert, um wirklich zu bestehen. Zudem hält man sich mit der Action zurück. Für mich eindeutig ein überflüssiger Teil der Serie.
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Beitrag von Malefix » Do 30. Jun 2016, 12:53

He never dies
CAN 2015
Jack ist ein Eigenbrötler mit Eigenheiten. Unappetitlich ist sein Hunger nach Blut und Gedärm, den er aber mit Rentnerbingo ganz gut in den Griff kriegt. Als seine Tochter auftaucht und entführt wird, kommt sein kleines Geheimnis ans Licht. Er kann nicht sterben.. extrem vorteilhaft, wenn Gangster auf einen schießen.
Recht preisgünstig wird hier eine kleine nette Idee präsentiert, die ich gerne noch besser ausgearbeitet gesehen hätte. Vieles bleibt in den Anfängen hängen, vieles nicht vertieft. Jacks Welt ist nicht so ausformuliert wie die des Highlanders, was ein großes Manko bedeutet. Wirklich nett ist Jack nicht, als Identifikationsfigur ungeeignet, seine Tochter bleibt in dem TV-Ästhetik-Drama zu blass, um hier zu punkten. Insofern, die Idee nett, aber trotz des coolen Auftretens war ich froh, als es vorbei war.

CREED
USA 2015
Wie heißt dem Apollo sein Sohn? Adonis. Der hält das väterliche Erbe hoch wie die Boxhandschuhe, ist aber unehelich und daher hat er Aufholbedarf. Den väterlichen Trost findet er bei Rocky Balboa, der neben Essen auch Boxweisheiten serviert, die den Jungspund so richtig nach vorne bringen. Da der jetzige Boxweltmeister wegen unerlaubtem Waffenbesitz eine Haftstrafe erwartet, überlegt er, wen er dafür verprügeln kann. Natürlich, der junge Creed bietet sich an. Dummerweise muss auch die Vaterfigur noch gegen Krebs kämpfen, aber das junge Talent nimmt das als Motivationsschub mit in den Ring.
Auch, wenn es eher ein Remake des ersten Rocky ist – der Film passt in die Zeit. Er ist gut inszeniert, die Rollen sind gut besetzt, alles ist sehr rund gelöst. Das menschliche Drama, das seine Entsprechung im Boxring findet. Die hervorragend inszenierten Kämpfe, die zwischenmenschlichen Momente. Ich bin kein Rocky-Fan, aber dieser Streifen ist durchaus eine Sichtung wert.
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Beitrag von Malefix » Mo 4. Jul 2016, 12:55

Jane got a gun
USA 2016
Die gute Jane hatte mal Pech. Sie fuhr in einem Treck mit, den ein gewisser Bishop als Frauenbeschaffungsmasche für seine Bordells sah. Glücklicherweise verliebte sich einer der Strauchdiebe in sie und gründete nach dem kaltblütigen Mord an seinen Kumpels auch gleich eine Familie mit ihr. Die haben ihm das so übel genommen, das sie ihn mit Blei vollpumpen. Natürlich fällt er erst vor der entlegenen Farm, auf die er sie verschleppt hat, vom Pferd. Jane sucht Hilfe bei ihrem Exverlobten, der wenig Sympathien für die untreue Tomate mitbringt, aber dann doch wegen ihrer hübschen Beine sein Leben riskiert. Dann passiert erst mal weiter nichts, die Böslinge greifen an, sterben mehr oder minder unspektakulär, Jane muss sich entscheiden und alle leben glücklich bis an ihr Ende. Bis auf die natürlich, die ins Gras beissen.
Was für ein Mist. Gefühlte 90 Minuten passiert erstmal nur Rückblende. Mit sehr reduzierten „Action“-Einsprengseln. Und das Ende kommt dann hopplahopp rübergesemmelt inklusive eines Happy Endes, das aufgesetzter nicht sein kann. Die Richtigen sterben, die richtigen überleben. Natalie Portman trägt Säcke, also zu gucken gibt es auch nichts. Was hätte ein John Ford aus dieser Konstellation gemacht, was hat man hier daraus gemacht. Ich könnte auch sagen – statt auf starke Bilder wird eher kammerspielartig auf Dialoge gesetzt. Was einem solchen Thema nicht gerecht wird. Schlecht.

Die 5. Welle
USA 2016
Die junge Cassie ist ein typischer Teenager in einer Welt, die gerade von geheimnisvollen Aliens überrannt wird, die man phantasielos „die ANDEREN“ nennt. Nachdem die ihr Invasionsprogramm in 4 Stufen abgearbeitet haben, jubeln sie uns nun die 5. Stufe unter. Sie sind darauf gekommen – o Graus, das Militär zu unterwandern. Da aber geschulte Elitesoldaten nicht sehr effektiv sind, trainiert man Kindersoldaten, die nun die Menschheit auslöschen sollen. Eben noch haben sie mit dem Kaufladen gespielt, jetzt murksen sie grün leuchtende Gehirne ab. Cassies Bruder ist einer dieser Killerkinder und sie tut alles, um ihn zu retten. Nebenbei muss sie noch mit der Triebhaftigkeit ihrer Pubertät klarkommen, die sie in die Arme jedes Jungen treibt, der sich nackt in einen Badesee begibt.
ÄÄÄCHHZ. Die 100.000ste Version des -Jugendliche sind die besseren Erwachsenen, wenn sie sich auf den richtigen Koitus vorbereiten -Themas. Mit uninteressanten Figuren zugekleisterter Film, dessen Twists sich schon meilenweit im Vorfeld ersichtlich sind. Vermutlich hätte man gerne eine Serie daraus gemacht, die aber in der Fülle der verfilmten Jugendliteratur einfach mal unterging. Zu RECHT. Murks
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