Die quälende Suche nach dem WOW-Effekt!

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
Antworten
Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Do 7. Jul 2016, 08:40

IP MAN 3
CH 2015
IP Man ist der gute Mensch von .., also beschützt er seine Familie, bringt den jungen Bruce Lee auf den richtigen Weg und kümmert sich um seine krebskranke Frau. Im Hintergrund verzichtet er gar auf den Großmeister des Wing Chun-Titel, um ein wenig Chacha zu tanzen. Klar, er ist noch immer eine Kante, die im Ernstfall auch eine Horde bewaffneter Schläger in die Schranken weist. Doch eines Tages bekommt er einen Widersacher, der mindestens so gut Wing Chun beherrscht wie er.
Wieder einmal ein wenig Geschichtsklitterei mit einem deutlich gealterten Donnie Yen, der langsam eher in die Rolle des chinesischen Obi Wan schlüpfen sollte, als noch vor der Kamera an Seilen herumzuturnen. Doch doch, die gezeigten Kämpfe haben Klasse, ob es der Showdown oder Mike Tyson ist, aber man bleibt seltsam unberührt von dem Schicksal seiner Frau. Der Mensch IP Man wird zur Ikone stilisiert, dabei aber seiner Menschlichkeit beraubt. Schade. Immer noch ein guter Film, ansehenswert. Aber zum großen Wurf fehlt doch etwas.

Iceman
CH 2014
Da liegen drei schockgefrostete Leichen herum, einer soll ein Verräter sein, die anderen mögen ihn deshalb nicht. – Warum das wichtig ist? Na, weil die alle leben, nachdem sie aufgetaut worden sind. Klar, sie brauchen ein wenig Zeit, um den Sprung in die Neuzeit zu verkraften, dann aber stürzen sie sich nicht nur auf Fertiggerichte, sondern auch in den Kampf gegeneinander. Und weil so alte Recken ziemliche Supermänner sind, halten sie auch keine Autos auf. Mittendrin, wenn es spannend wird, bricht es dann ab, damit wir den 2.ten Teil gucken müssen.
Schon Yuen Biaos Iceman Cometh hat mich nicht überzeugt. Hier wird leider alles Potential verschenkt zu Gunsten einiger, flauer Gags. Gerade dieses Fish out of the water Prinzip wäre ein prima Ausgangspunkt die heutige Konsumgier zu hinterfragen, die Veränderung der Wertegesellschaft, aber leider nutzt man das für platte Gags statt ein wenig Philosophie unter die Menschen zu bringen. Dadurch wird das Vehikel zur peinlichen Klamotte, die in keiner Weise überzeugt, am wenigsten den Nicholas Cage des fernen Ostens, Donnie Yen, vom wilden Grimassieren abhält. Brrrj – wegen mir kann der 2.Teil noch ewig auf sich warten lassen.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Do 7. Jul 2016, 09:20

Nightmare on Elm Street 3
USA 1987
Damit man ihn bestimmt nicht folgen kann, tobt sich Freddie in einem Irrenhaus aus. Seine Erzfeindin Nancy aber wiederum kommt ihm auf die Ringelpulverschliche. Als ehemaliges Dreamopfer quasi zwangsqualifiziert, steht sie den jugendlichen Bekloppten beiseite, um mit ihnen zusammen in Freddies schmuddelige Träume einzutauchen. Der ist allerdings mit seiner Nachtschicht recht vertraut und piesackt den White-Thrash Haufen, da gegen Träume kein Kraut gewachsen ist.
Im Vergleich zum 2. Teil eine Wohltat. Freddie ist gewohnt fies, lediglich das ständige, ewige, repititive Anti-Einschlafprogramm der Eltern oder Pfleger geht einem irgendwann auf den Keks. Dafür ist der Aufwand in diesem Teil viel höher und auch Heather Langenkampf weiß sich nun zu wehren, wenn der Pizzagesichtige auftaucht. Aber bei den nervigen Kids denkt man schon manchmal – gut, das sie weg sind. Recht gut.

Nightmare on Elm Street 4
USA 1988
Freddie sind die Kinder der Elm Street ausgegangen. Leichtsinnigerweise hat er das Letzte verdampft, bevor da irgendwie traumhafter Nachwuchs hinbekommen werden konnte. Da kommt ihm Alice gerade recht, die andere in ihre Träume ziehen kann. Fortan stiftet er eben über ihre Kunst mörderischen Unfrieden, ohne zu erkennen, dass die Kräfte der toten Teenager alle in Alices schlanken Körper landen.
Freddie holt seinen Sprüchekoffer hervor und dezimiert eine Horde jugendlicher Schüler, denen man den Überraschungsgruß von Robert Englund wirklich gönnt. Ob die Entwicklung von der Horrorgestalt zum One-Line-King so glücklich gewählt worden ist, bleibt mal dahingestellt, zum Gruseln taugt Freddie jetzt jedenfalls weniger. Eher ist es interessant, wie er die Protagonisten in die jenseitige Welt befördert. Immerhin hat das Publikum diesen Film zum erfolgreichsten der Reihe gemacht. Und interessant ist er auch geworden.

Nightmare on Elm Street 5
USA 1989
Alice hat sich getraut. Der Sex mit Dan hat ihr eine Schwangerschaft beschert, aber keinen messerschwingenden Serienkiller. Der turnt plötzlich allerdings wieder in den Träumen herum und erstmal hat sie keine Ahnung, warum? Dann kommt ihr aber die Idee, Baby Jakob träumt sich den Killer herbei. Wie bringt man aber einem Baby bei, das der nette Onkel im Ringelpullover ein ganz mieser Daumenlutscher ist?
Uff, weiter herholen kann man die Wiedergeburt von Freddie wohl nicht. Einige nette surreale Ideen tauchen auf, die zumindest optisch einiges hermachen, leider ist vom Schreckensmonster Freddie kaum was geblieben. Der nette Babysitter konterkariert ja nicht das Monster, das einfach zu Gunsten eines Kasperles geopfert wurde. Ein deutlicher Abstieg der Reihe.

Nightmare on Elm Street 6
USA 1991
Freddie hat keine Aufgabe mehr. Darum erzählt man seine kindermordende Vergangenheit. Da kehrt ein letzter Überlebender ohne Gedächtnis nach Springwood zurück und schon hat der gute Hutträger wieder eine Aufgabe. Auch hier im Traum Leute zu meucheln. Da aber das Kinointeresse nachlässt, soll das sein finaler Auftritt werden.
Noch langweiliger kommt dieser Streifen daher. Zuviel Englund, zuviel Bruch mit der eigenen Mythologie (Heizungskeller/Hütte). Mit einer geringen Opferzahl schleppt sich der Streifen mühsam dahin. Kein Highlight.

Freddies New Nightmare
USA 1994
Freddie wirbelt eine Filmcrew durcheinander, indem die Fantasiefigur beschließt, lebendig zu werden. Heather Langenkamp ist ja schon gewohnt, gegen ihn zu kämpfen. Damit hat er keine Chance.
Gähn. Wäre nicht nötig gewesen. Noch weniger Leichen. Kaum neue optische Einfälle. Kurzum. Überflüssig.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Di 12. Jul 2016, 14:12

Peanuts
USA 2015
Charlie Brown bekommt eine neue Nachbarin. Das kleine, rothaarige Mädchen bezaubert ihn sofort, aber natürlich traut er sich nicht, sie anzusprechen. All seine Pläne, sie zu beeindrucken, scheitern gnadenlos. Aber Charlie Brown wäre nicht Charlie Brown, wenn er einfach aufgeben würde.
Endlich noch mal ein Animationsfilm, bei dem ich richtig lachen konnte. Die Überführung in den Animationsfilm kann man nur als geglückt betrachten. Zwar werden dadurch keine neuen Aspekte gewonnen, aber der Geist der alten Geschichten bleibt erhalten. Wie immer die heimlichen Stars – Woodstock und Snoopy, die in einer Nebenhandlung als Hauptfiguren dienen. Gefällt, gebongt und für gut befunden. Sehenswert, wenn man den Humor von Schultz mag.

Memories of the sword
KOR 2015
Wie fasst man einen derart melodramatischen Schmus zusammen, der als Handlung grunddeppert rüberkommt. Statt Namen nennen sich 3 edle Recken Schwerter, darunter ist eine Frau. Und die liebt einen der beiden Männer. Der hat aber einen professionellen Höhenflug vor und nutzt seine Kampfkunst skrupellos aus. Das bewegt seine Frau erst mal ihr Augenlicht und dann auch ihr Leben zu verlieren. Als Vollstrecker hat sie ein kleines Mädchen ausersehen. Mehr verraten wir nicht.
Denn der Film arbeitet über die Bilder, die jedem Wuxia zur Ehre gereichen, auch wenn die Kampfszenen oft sehr zerschnitten sind. Trotzdem herrscht eine tiefe Poesie der Bilder, die den Film vorm Untergang rettet, die in fast meditativer Ruhe über die Leinwand strömen. Schon bald erahnt man das Geheimnis, will den Autor davor warnen, es zu benutzen. Denn die Geschichte hat mehr Pferdefüße als Sleipnir (Googelt selbst, wer das ist, wenn ihr es nicht wißt.). Trotz allem – einzelne Bilder haben genug Inhalt, um den Film zu retten. Mir gefiel es.

The Revenant
USA 2015
Hugh Glass hat ein wenig Pech. Der Trapper wird als Scout nicht nur von einer wilden Indianermeute überfallen, nein, auch eine Bärenmama schlitzt bis zum Exitus an ihm herum. Glass ist aber ein zäher Typ. Während ihn seine Kumpels zurücklassen, wühlt er sich aus seinem Grab hervor und bricht jeden Weltrekord im Robben. Er ernährt sich von der winterlichen Natur, friert, wird von fiesen Indianern gejagt, überlebt aber jeden Sturz, um am Ende für das finale Duell bereit zu sein.
Der Film beginnt fulminant, eine Hommage an THE BIG SKY, für mich noch immer der Beste Trapper-Abenteuer-Film, den es gibt. Durch die Gewalt der Bilder gelingt es eine ganze Weile, den Zuschauer tief in den Überlebenskampf zu ziehen, was DiCaprio mit einer erstaunlichen, physischen Leistung spürbar macht. Leider dauert das Robben, Humpeln usw. ein wenig zu lang. Irgendwann fragt man sich, wann er Hardy erwischt. Und dann dauert es immer noch. Mit anderen Worten, es passiert nicht viel. Dafür beeindrucken uns die Bilder, die gezeigt werden. Leider reichen sie nicht über die ellenlange Laufzeit, die einen 90-Minüter riesig aufbläht. Sehenswert auf jeden Fall. Aber knackiger inszeniert (nicht so selbstgefällig) wäre her ein echtes Meisterwerk herausgekommen.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Mo 18. Jul 2016, 13:40

Robinson Crusoe
BE FR 2016
Der nur leidlich seetaugliche Robinson kommt bei einem Schiffsunglück glimpflich davon. Das Wrack mit ihm standet auf einer Insel, die genau von 6 Tieren bewohnt ist, die glücklicherweise alle Vegetarier sind (oder sich von Fischen ernähren – sind das eigentlich keine Tiere??). Die eingeschleppten Hauskatzen sorgen da mit ihrem Fleischhunger für einigen Trubel und Verdruss. Aber wenn die Vegetarier alle zusammenhalten, dann kann ja nichts schiefgehen, oder..
Langweiliger Murks mit hervorragender Technik. Hach, die Animationen und detailreichen Bilder, all das ist hochklassig. Dafür will mir ob der vielen Klischees kein Lächeln über die Lippen fahren. Her wird wirklich zu sehr die Moralkeule ausgeholt, das einem die Bratwurst im Halse stecken bleibt. Freundschaft, nirgendwo ist es so schön wie zu Hause, Urzeitidylle, bla. Nicht einmal die Katzenviecher, die man sich als Schurken ausgesucht hat – klar, die Essen Fleisch (mal ehrlich, jede Katze ist doch Mr. Cool unter den Killern by Nature), schaffen so was wie Spannung herbeizubringen oder wenigstens komische Momente herbeizuzaubern. Leider ein Griff in das Spülbecken.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Mo 25. Jul 2016, 08:58

RIDE ALONG 2
USA 2016
Du bist ein ultraharter Cop, aber dein zukünftiger Schwager ist eine Plage? Und dann ist da noch der Fall mit dem superverschlüsselten McGuffin, der dich nach Miami bringt. Dort machst du dann im Klischeesumpf weiter, Nachtbars, harte Coppin, die dich antörnt, böse Jungs fahren nur schwarze Autos, ein notgeiler Nerd. Und natürlich gibst du deinem Loser die Chance alles wieder gut zu machen.
Ich denke oft, der Plot für solche Filme kommt aus dem Schreibcomputer. Treatment Nr. 86- reicher Geschäftsmann ist ein Gauner, erschießt die Versager, bekommt eines auf die Omme. Daszwischen ein wenig MIAMI CSI-Optik, Wolkenkratzerzwischenschnitte, HippHopp-Töne, Buddy-Weisheiten. Fertig ist der Film, bei dem neben dem Helden-Duo jeder nur als Stichwortgeber verheizt wird. Das Ganze stürzt nur deswegen nicht einfach ab, weil eben einige der Gags wirklich zünden, so ein typischer Bierdosenfilm, der nicht wirklich weh tut.

Ich bin dann mal weg
BRD 2015
Hape bricht auf der Bühne zusammen. Zum Nichtstun verdammt, beschließt er die Pilgerreise nach Santiago de Compostela zu unternehmen. Für den Sportmuffel und Entertainer ist sowohl die Einsamkeit als auch die physische Herausforderung eine Grenzerfahrung. Seine Reisegefährten, 2 Frauen, die er immer wieder trifft, wachsen ihm so langsam ans Herz. Er wartet auf eine einschneidende Erkenntnis, die ihm die Reise lange verweigert.
Wunderbare Postkartenansichten neben vielen Belanglosigkeiten, auch die Frage, warum Hape die Rolle nicht selbst übernommen hat. Der Fernsehfilm der Woche kommt also daher, nennt sich Kinofilm und ist so vorhersehbar wie ein Freitagskrimi. Leider bringt er uns die Figuren kaum näher, da keiner wirklich die Hosen runterlässt, Charaktermäßig. Genauso wie der Film von Etappe zu Etappe springt, uns mit spektakulären Shots versorgt, geht es storymäßig kaum weiter, tritt der Film auf der Stelle, um plötzlich dem Ziel entgegenzueilen. Nettes Stück, für das man nicht ins Kino muss, aber auch keine tieferen Erkenntnisse über das Extremwandern gewinnen sollte. Hinzu kommt eine dicke Portion Romantikschmand, was mich dann ein wenig säuerlich macht. Kann man gucken, muss man aber nicht.

Hail, Caesar
USA GB 2016
Eddie Mannix ist eine Art Spezialmanager in einem Filmstudio der 50er Jahre. Wo immer es Probleme gibt, die die Scheinwelt des Films betreffen, greift er ein. Dieses Mal sind die Probleme aber immens. Ausgerechnet bei einem Jesus-Film-Projekt verschwindet der Hauptdarsteller und wird von einer Horde Kommunisten bekehrt. 2 Reporterinnen kommen einem alten Skandal auf die Schliche, ein uneheliches Baby bedroht die engelsgleiche Erscheinung eines Schwimmballettstars und ein maulfauler Cowboydarsteller soll plötzlich als Charakterdarsteller gepuscht werden.
Was wirklich gefällt sind die wunderschönen Sets, liebevoll ausgestattet, Kernsequenzen aus der Hochzeit der Filmfabrik äußerst exakt auf den Punkt gebracht. Es hat Spaß gemacht, all diese Momentaufnahmen zu sehen, die jeder kennen sollte, der behauptet, er liebt das Kino. Denn in dieser Zeit wurden die Standards entwickelt, nach der Plots noch heute funktionieren. Wirklich witzig ist das Ganze nicht, oft wird auch der Fokus verloren, die die Geschichte vorantreibt. Als Hommage
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Mo 1. Aug 2016, 10:48

Gänsehaut
USA AUS 2015
Kaum umgezogen beginnt für den mit dem typischen Jungennamen Zach ausgestatteten Schüler eine Tour de Farce. Seine extrem süße Nachbarin hat offenbar einen tyrannischen Vater, RL Stine, den Autor zahlreicher Gruselromane, dessen Kreationen zu einem fatalen Eigenleben neigen, öffnet man die Originalmanuskripte. Ob Gartenzwerge oder Killerwespen, riesige Heuschrecken oder Ghoule, die wie weiland Michael Jacksons Zombies wanken, angeführt von einer, oh Grusel, Joey-mäßigen Bauchrednerpuppe, die im Schizo-Modus den eigenen Schöpfer ausschalten möchte. Zusammen mit dem Abschiedsball in der High School ist das Katastrophenszenario perfekt.
Weder lustig oder spannend, weder originell oder in irgendeiner Form aus dem Mittelmaß herausstechend ist diese Kinderstunde ein vergessenswertes Produkt, das in keiner Hinsicht überzeugen kann. Jack Black grimassiert sich hemmungslos durch die einfallslose Geschichte, dessen Monster einem nicht den kleinsten Grusel verpassen. Leider sind sie auch nicht komisch oder einfallsreich gestaltet, sondern nur Versatzstücke diverser alter Horrorfilme. Und Bauchrednerpuppen sind schon lange nicht mehr unheimlich. Hätte man nun ein paar geschickte Autoren auf den Stoff losgelassen, vielleicht .. aber so. Rotz!
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Do 4. Aug 2016, 08:27

Arlo und Spot
USA 2015
Arlo ist der ängstliche Minibronto auf der Farm seines Vaters, den selbst die Urwelthühner in Panik versetzen. Eines Tages nun verfolgt er mit seinem Vater ein Menschenjunges, das immer die Vorräter an Mais wegfuttert. Disneylike hat Papi Pech- er verschwindet aus der Geschichte und unser guter Arlo muss sich mit dem Menschenjungen zusammentun, um…. Total originell die Angst zu überwinden und noch ein großer Bronto zu werden.
Die Animationen sind der Hammer, vor allem die Landschaften und Flüsse sind absolut fotorealistisch, so dass man den Big TV richtig abfeiern kann. Leider gilt das nicht für die Geschichte, die einmal mehr auf ULTRA-Kindgerecht getrimmt wurde. Also steht es mit der Zivilisation tatsächlich so schlimm, das wir immer denselben Mist aufwärmen, als uns mal in Leben hinauszutrauen? Naja – Langweile vor Aufregung, damit die Kleinen denken, auch dieses Leben bleibt immer schön eintönig, dazugehören ist wichtiger als Individualität, beuge dich den Erwartungen deiner Eltern und übernehme deren Farm. Pfffh – ich find so was langweilig, darum – nix für mich.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Mo 8. Aug 2016, 08:38

The big short
USA 2015
Die Geschichte der Finanzkrise 2007/2008. Aufgrund von faulen, aber zu hoch bewerteten Hypothekenkrediten, platzt die Immobilienblase. Einige Fondsmanager ahnen aber das Desaster und verdienen mächtig Schotter damit, was aber schwerer wird, als es aussieht. Denn die Bänker nutzen alle Tricks, um sich vor dem Untergang zu retten.
Sicherlich ein interessanter und immer verständlich erklärter Ausflug in die Finanzwelt. Leider ein wenig zu hektisch und mit zu vielen Nebenkriegsschauplätzen gespickter Film, dessen durchbrechen der 4. Wand nicht immer glücklich ist. Tatsächlich hätte die Konzentration auf ein Team mit eindeutigen Identifikationsfiguren wahrscheinlich das Ergebnis deutlicher machen können. Das Weitergezocke, die Mechanismen der Zinseszins-Politik, Neoliberalismus, die Sozialisierung von Kosten, kurzum das ganze, ungerechte Gesicht der Entwicklung, die erbarmungslos die Mittelschicht dezimiert, die Ökonomie in den Vordergrund stellt (minimaler Einsatz, maximaler Profit) und das Arbeiten mit Geld ertragreicher macht, als z.B. Produktion von Gütern. All das wird nur kurz angeschnitten, wäre aber wichtig gewesen, eben nicht nur den Fokus auf die Stars der Spekulanten zu werfen, sondern auf jene, die ihre Rente, ihr Haus, ihre Arbeit verloren, obwohl sie nicht im Mindesten involviert waren. Jene, die von den Banken falsch beraten wurden. All das kommt meiner Meinung nach zu kurz. Trotzdem bleibt der Film ob seiner Informationsfülle interessant, die komplexen Vorgänge werden gut durchschaubar gemacht und mit hohem Tempo durchgezogen. Ach ja, und der Guru des Untergangs spekuliert nun mit Wasser – ein heikles Thema, das man im Auge haben sollte, da etliche Konzerne nach den Rechten für Trinkwasser streben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
P.S. ich weiß, ich klinge sehr bankenkritisch, aber gottseidank habe ich mich gegen deren „Beratungen“ immer gewehrt – sonst hätte ich mein Geld in Luftnummern versenkt und nicht Spaß damit gehabt!

Freunde für Leben
(Wie ist das Kürzel für Argentinien?) 2015
Julian und Tomas waren seit Kindertagen Freunde. Aber der eine lebt nun in Madrid, der andere in Kanada als Lehrer. Als sie sich wiedersehen, ist dies nur aufgrund der Krebskrankheit von Julian, der mit Tomas ein neues Zuhause für seinen Hund sucht, was sich als schwieriger erweist als erwartet. Sie genießen ihre Zeit zusammen, denn ihr Abschied wird für immer sein.
Wunderbar unemotional emotional proträtiertes Drama, das gerade in seiner Alltäglichkeit zu punkten weiß. Beide Darsteller spielen sehr stark, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Das Tabuthema Tod, jener letzte Abschied für immer, der gerade uns zurücklässt, die Leben durchzieht den Streifen wie ein roter Faden. Hier und da hätte ich mir ein wenig mehr Komik gewünscht, jedoch bleibt ein Stück Kino, das sich entgegen allem Mainstream menschlich und doch sachlich mit dem Thema auseinandersetzt.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Mo 22. Aug 2016, 08:55

Zoomania
USA 2016
Der kleine, niedliche Hoppelhase will in der großen Stadt Zootropolis gerne Polizist werden. Da Hasen im allgemeinen aber nicht über ein respekteinflößendes Äußeres verfügen, setzt man sie als Politesse ein. Landpomeranzen sind nun einmal stur, daher ermittelt sie auf eigene Faust im Fall verschwundener Raubtiere, die in dieser veganen Welt dem Fleischkonsum abgeschworen haben und mit den Schinkenlieferanten einträchtig zusammen leben. Mit Hilfe eines Fuchses kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, deren Ziel die Existenz von Zootropolis gefährdet.
Die Animationen und Bilder sind wunderbar, einzelne Ideen ebenso. Die Geschichte ist wieder einmal das amerikanische Credo – glaube an dich und deine Träume und dann wird es was, schön mit einer Prise Buddy-Movie vermischt. Gerade diese dramatischen Einschübe, das menschelnd immer wieder vorgeschoben wird, stören den Film, der immer dann zur Hochform aufläuft, wenn er diese Stereotypen einmal hinter sich lässt. Insgesamt ansehbar, leider, wie mittlerweile fast immer, zu brav. Aber wer will schon die Käuferschicht der Helikoptereltern vergrätzen, die allzu zweideutiges, (was sich bei Bunnys anbieten würde) oder schräges mit Anwaltskosten belegen würden.

Tschiller: Off Duty
BRD 2016
Nicks kleines Mädchen reist nach Istanbul, um den Mörder ihrer Mami zu töten. Gute Mädchen tun das nicht und darum fällt sie auch gleich mal in die Hände eines dubiosen türkischen Geheimdienstmuftis, der die Situation sofort durchschaut. In Istanbul kennt man eben Nicks gesamte Familie, der Staatsschutz ist da Spitze, quasi auf jeden Putsch vorbereitet. Und damit es richtig Remmi-Demmi gibt, entführt man das kleine Luder. Was den Papi auf den Plan bringt, der direkt für ein paar Schießereien vor malerischer Kulisse sorgt, dankbarerweise erschießen sich die Fieslinge aber lieber untereinander, um moralische Traumata von dem germanischen Gutmenschen fernzuhalten, dem, politisch korrekt, auch gleich ein türkischer Freund an die Hand gegeben wird. Der türkische Geheimdienstmann geht noch weiter – er verfrachtet die Kleine nach Moskau, wo er ein Reich des Bösen errichten will, da die immer konservativere Türkei dafür keine Möglichkeiten mehr bietet. Dafür finanziert er sich mittels Organentnahme einen Vorschuss, was Nick gar nicht gut findet. Erst einmal kommt er ins Gefängnis, naja mehrmals, aber die Flucht wird immer sehr subtil und einfallsreich gestaltet, da er Prison Break gesehen hat. In Moskau lernt er einen niedlichen Polizisten kennen, der sich denkt, dass es enorm hilft einen deutschen Bullen mit lockerem Zeigefinger in den Underground der Metropole zu schicken. Zeit für Schäferstündchen hat Nick in Istanbul gehabt, hier hetzt er der Erkenntnis hinterher, dass sein Mädchen ein lebender Sprengsatz ist, mit dem der König der Unterwelt frikassiert werden soll. Zum Glück ist Nick unkaputtbar, oder nicht so schlau, das er direkt die richtigen Schlüsse ziehen kann. Jedenfalls kann er riesige Löcher in seine Tochter schneiden, ohne das sie eine Bluttransfusion braucht. Für das Geheimnis dieser Nähtechnik würden Scharen von Chirurgen ihre linke Hand opfern. Aber so bleibt uns wohl der nächste Schweiger nicht erspart.
Wie laut muss man den Ton eigentlich drehen, damit dieses elende Genuschel verstanden werden kann. Ich habe nichts an den Ohren, aber Herr Schweiger, bitte, ich würde sie gerne ohne optionale Untertitel verstehen. Till als Taken-Verschnitt, da fehlt ihm die Grimmigkeit, mitten unter Klischees sind nur wenige One-Liner wirklich witzig. Viel Rhythmus hat das viel zu lange Stück nicht, auch die Action leidet unter dem nicht immer stimmigen Schnitt, der für einen Fernsehfilm in Ordnung geht, aber im Kino nicht überzeugen kann. Hinzu kommt die krude Story, die niemals so richtig zünden will. Sehr gut sind seine Gegenspieler, Erdal Yildiz und Özgür Yildrim, die beide auf ihre Art die Figuren zum Leben erwecken. Sogar ein Bourne-mäßiger Fight kann beeindrucken. Luna Schweiger ist dafür genauso ein Totalausfall wie die Logik der Handlung. Vor allem ist Off Duty ein wenig Endlosschleife, oft repetitiv, als wäre es eine Mini-Serie, kein zusammenhängender Film. Leider konnte ich wenig Gutes an Tills Werk entdecken. Und manno, ich würde so gerne einmal positiv überrascht werden.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Benutzeravatar
Malefix
Beiträge: 750
Registriert: Do 10. Mai 2012, 08:39

Beitrag von Malefix » Do 25. Aug 2016, 10:53

Rock the Kasbah
USA 2015
Richie Lanz ist ein windiger Musikmanager, der mit seinem einzigen Talent für eine Truppentour nach Afghanistan gebucht wird. Dort wird er Pass, Geld und Talent los, findet aber dank freundlicher Waffenhändler ein Neues, das er dank der Prostituierten Merci in der Show Afghan Star unterbringt. Leider sind die traditionellen Moslems nicht sehr angetan. Sie denken eher an Steinigung statt an Voting. Habe ich schon erwähnt, das Richie windig ist?

Bill Murray. Wo bist Du gelandet. Okay, Bruce Willis, das ist heutzutage eine Warnung wie Nicholas Cage, wenn der Name auf dem Cover prangt. Und Kate Hudson, eine Granatenfrau, die hier außer ein paar heißen Klamotten ein Nichts von einer Rolle hat. Unlogisch, nicht sehr stringend, werden viele Themen angerissen, aber sie verschwinden wieder in der Versenkung. Auch das Verhältnis des Mädchens zum Vater wird niemals vertieft. Nein, Finger weg. Dreck.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag