ScheichHabib hat geschrieben:Lin Carter is ne andere Welt.
Jetzt wirste aber inkonsequent.
Lin Carter hat doch quasi genau das ausgeschlachtet, was du zuvor noch an August Derleth kritisiert hast? Die Lektüre der XOTHISCHEN LEGENDEN ist bei mir auch schon etwas her (hat mein Papa mir in meiner Schulzeit, als ich krank darniederlag, mal als Genesungs-Lektüre aufgegeben) - am ehesten in Erinnerung geblieben ist mir die Geschichte OUT OF THE AGES (?), a.k.a. ZOTH-OMMOG (wenn ich da jetzt nicht gerade etwas ganz arg durcheinanderwürfele), in denen Carter den Cthulhu-Mythos weiter vertieft und versucht, einen chronologisch-historischen Rahmen zu etablieren. Mir ist bewusst, daß ich zu einer Minderheit gehöre, fand aber die Lektüre trotz ihres akademischen Charakters äußerst inspirierend, und hat mir einmal mehr deutlich gemacht, was darin für ein kreatives Potential verborgen liegt.
Es ist ja nicht so, daß jeder nachfolgenden Epigone zwingend angeraten sei, Carters Historie als Fundament zu nutzen; es bleibt ein dehnbares Universum, jeder ist eingeladen, die Regeln nach eigenem Gutdünken zu brechen und dem Mythos einen neuen
Spin zu verpassen, was durchaus im Geiste Lovecrafts sein dürfte, der sich oft selbst nicht entscheiden mochte, ob sein jeweils heraufbeschworener Schrecken eher fantastischer oder wissenschaftlicher Natur sei. Eben diese "Unschärfe" im Quelltext hat den Charakter nachfolgender Texte maßgeblich geprägt, und dafür gesorgt, daß der Mythos bis zum heutigen Tage überlebt hat, und auch noch in Zukunft vielen weiteren Iterationen unterworfen sein wird, eben weil seine dualistische Erscheinung es von Natur aus verbietet, sich in ein starres, empirisches Korsett zwängen zu lassen, welches über Kurz oder Lang dem Kältetod anheim fallen würde. Die Regeln, die Derleth (und Carter) aufgestellt haben, mögen in deren eigenem Universum relevant sein - dürfen aber schon beim nächsten Autor eine komplette neue Definition erfahren.