Henry Miller
- diceman
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Henry Miller
Wo fängt man denn hier am besten an? WENDEKREIS DES KREBSES a.k.a. TROPIC OF CANCER hört man, glaube ich, am häufigsten. Wahrscheinlich auch ein guter Einstieg, oder? Was zeichnet Miller aus? Was sonst ist empfehlenswert?
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
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- diceman
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Und jetzt?diceman hat geschrieben:[...] "Das Delta der Venus" habe ich mit 15 gelesen [...]
Naja, habe mich ohnehin bereits für TROPIC OF CANCER entschieden. Hatte halt gehofft, hier unter euch Intellektuellen, Hipstern und belesenen Proleten auch einen Connoisseur der gehobenen Sauereien aus der Reserve zu locken. Bleibt dann wohl zukünftig an mir hängen, euch sowas zu empfehlen.
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- sweetlemon
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- diceman
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Bin jetzt auf Seite 35 von TROPIC OF CANCER. Holy Fuck, Henry Miller hat einen Wortschatz, da explodiert mir glatt die Rübe, einige antike Ausdrucksweisen (geschrieben hat es Miller in den frühen 30er Jahren) stellen einen vor zusätzliche Hürden. Sogar in den sauigen Sequenzen lernt man noch was dazu. Lese ich jetzt Kapitelweise, schreibe mir dabei essentiell wirkende Vokabeln an den Rand und schlage diese später nochmal im Kontext nach (um meinen Lesefluß nicht ganz so arg zu stören). Ist ein bißchen Arbeit, aber ich habe das Gefühl, es wird sich auf lange Sicht auszahlen.
Back to school, haha.
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- diceman
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Hier hat "gay" noch keine sexuelle Konnotation, und wenn von einem "douche bag" die Rede ist, ist ein Vaginal-Duschset gemeint. In seinem quintessentiellen Werk präsentiert Miller sich als Hobo-Philosoph und Porno-Poet. Semi-Biographisch berichtet er von Erlebnissen mit Prostituierten, wie er mit seinen Good-for-Nothing-Freunden in siffigen Löchern des Paris der 30er Jahre rumhängt und darüber sinniert, wo er zu später Stunde am ehesten eine warme Mahlzeit schmarotzen kann, weil er gerade mal wieder seinen letzten Franc im falschen Loch versenkt hat. "Cunt" ist sein Lieblingswort, Goethe mag er nicht, für Amerika empfindet er meistens Verachtung, Frankreich liebt und hasst er inniglich (“Paris is like a whore. From a distance she seems ravishing, you can't wait until you have her in your arms. And five minutes later you feel empty, disgusted with yourself. You feel tricked.”).
Das Buch ist in einem Rambling-Kind-Of-Stil geschrieben, so als würde man einem besoffenem Literaturprof zuhören, der einem die ganze Nacht die Ohren vollquatscht und dabei von X nach Y springt. Tatsachenberichte, Wunschträume, und dann auf einmal ganz die Nietzsche-Epigone, die in blumigen Metaphern über das Wesen der Schöpfung und die Triebnatur des Menschen meditiert, aus deren Mund selbst das Wörtchen "Cunt" eine transzendentale Bedeutung erfährt, aber wo genau hier die Epiphanie aufhört und das Delirium Tremens beginnt, ist schwer auszumachen. Henry Miller verfügt über einen begnadeten Wortschatz und zeichnet hier nebenbei ein ausgesprochen lebhaftes Bild vom Paris vergangener Tage. Schwieriges Buch, schwierig in seiner Gesamtaussage zu greifen, dabei stets flüssig zu lesen. Häufig komisch, manchmal geil, meistens deprimierend. Kann mir gut vorstellen, daß hier manch einer sein Buch findet, das Eine aus einer Million (was für mich Rhineharts THE DICE MAN war); mir fehlte manchmal ein roter Faden, bzw. Struktur. TROPIC OF CANCER fängt irgendwann an und hört irgendwann auf.
Werde mich später sicher noch an QUIET DAYS IN CLICHY versuchen, eventuell auch OPUS PISTORUM, dann bin ich erstmal durch mit Miller.
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