Der offizielle Corona-Thread

[Don Kolleone]

Zieht der Autor eigentlich in Betracht, daß die Zahlen/Prognosen womöglich dann zugetroffen wären, wenn man so reingar nichts unternommen hätte? Ich mein, die Schulen im meinem Landkreis sind seit den Osterferien wieder zu, und hier steigt der Inzidenzwert nach wie vor. Aus der Erfahrung der vergangenen Monate wäre der Wert wohl bei geöffneten Schulen noch mehr in die Höhe geschossen.

[Bewitched240]

Es stellt sich ja nicht die Frage, ob Maßnahmen, sondern welche. In anderen Ländern gings viel entspannter zu (Schweiz, Schweden) und da ist die Entwicklung der Zahlen ähnlich wie anderswo. Das Thema Schule wird immer noch heftig diskutiert, die einen sagen so, die andern so.
Bei den Horrorszenarien darf man da schon mal kritisch hinterfragen, auf welcher Basis die erstellt wurden.
Eigentlich ist das Problem, dass viel zu wenige Daten gesammelt wurden seit Beginn der Pandemie über jeden einzelnen Infizierten, z. B. die Angabe des Berufs.

[Don Kolleone]

Das Thema Schule wird immer noch heftig diskutiert, die einen sagen so, die andern so.

Naja, seit die Schulen zu sind haben sich zum Glück die Häufungen der Erkrankungen im Bekanntenkreis erledigt. Vorher leider umgekehrt. Die Kultusminister*innen müssen halt einen auf ignorant machen, gehört zum Berufsstand.

Sobald wieder offen ist schwenkt man hier bei den Grundschülern von den Nasentests auf die Lolly-/Pooltests um (die zuvor auch schon in den Kitas verwendet wurden). Find ich aus zweierlei Gründen besser: zum einen erwischt man mit diesem Test, da PCR, eher die für gewöhnlich asymptomatischen Kinder, zum anderen sind die bei ner möglichen Bekanntgabe eines positiven Tests nicht in der Klasse und der Gefahr einer Stigmatisierung ausgesetzt.

An ner Grundschule im Nachbarort mussten mit dem Antigen-Test positiv getestete Kinder alleine(!) auf dem Schulhof warten, bis die Eltern zum Abholen kommen, da kein Lehrpersonal zur Betreuung da war.

Bei den Horrorszenarien darf man da schon mal kritisch hinterfragen, auf welcher Basis die erstellt wurden.

Wenn ich das noch richtig im Sinn habe, begründet sich das u.a. auf anonymisierte Bewegungsdaten (Funkzellenwechsel) von Mobiltelefonen.

Bin da schon bei Dir, daß das Erfassen von Daten ne bessere Grundlage für alles Mögliche schaffen könnte; zB. an welchen Umständen es liegt, daß die einen heftigst und die anderen trotz Infektion gar nicht erkranken.

[Bewitched240]

Deine Vorortberichte sind jedenfalls immer interessant.

[Thorsten Hanisch]

Zieht der Autor eigentlich in Betracht

Jan Fleischhauer sagt Dir nichts, oder? Nach Tichy jetzt Fleischhauer, bald sind wir bei Boris Reitschuster.....

Da wundert`s mich auch nicht, dass, abgesehen davon, dass es auch in der Schweiz mitnichten "entspannt" ablief, das unkaputtbare Schweden-Märchen wieder uns Eck kommt, obwohl mittlerweile selbst die Verantwortlichen dort ein Versagen einräumen.

Ach ja, Schweden hat vor 2-3 Tagen ganz entspannt die 1 Millionen Marke bei den Infektionen überschritten und immer mehr Probleme mit Long Covid. Läuft also.

[Don Kolleone]

Deine Vorortberichte sind jedenfalls immer interessant.

Find die von Stockl interessant. Und irgendwie auch erschütternd.

Jan Fleischhauer sagt Dir nichts, oder?

Doch. Hatte aber nicht mehr auf dem Schirm, daß der bis vor Corona selber noch beim Spiegel war.

[Bewitched240]

Ich poste hier ja nur die Gegenpositionen zu Tortis einseitiger Beitragsflut, um die nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Dann können sich die vielen Mitleser ihr eigenes Bild machen. Ich hab da eigentlich keinen Bock drauf, aber muss halt sein.
Torti schmeißt ja gerne auch Behauptungen als Fakten in den Raum. Zu Long Covid gibt's auch viele Meinungen.
Zieht auch meine Quellen in Zweifel, obwohl er selber zweifelhafte Quellen nutzt. Ich sag mal so, unserer beider Quellen geben sich nicht viel, sind aber keine Aluhut-Quellen, von daher legitim, dass jeder diese nutzt.

[Thorsten Hanisch]

Find die von Stockl interessant. Und irgendwie auch erschütternd.

Oh ja1

Doch. Hatte aber nicht mehr auf dem Schirm, daß der bis vor Corona selber noch beim Spiegel war.

Stimmt. Kommt noch dazu.

Versteht mich übrigens nicht falsch: Natürlich sollte man drüber nachdenken, was man optimieren kann und das mit der Datenerfassung stimmt.

Ich bin auch sehr gespannt, ob an dem Artikel, den ich weiter oben gepostet habe, was dran ist, denn dann wäre die Katastrophe ja noch viel größer ausgefallen, als angenommen.

Und dann dürften sich sämtlich "wie schaffen wir es tiefentspannt durch die nächste Pandemie"-Diskussionen in Zukunft wohl endgültig erübrigen.

@Bewitched:

Das ist so n grundsätzlicher Denkfehler, der während der Pandemie immer wieder gemacht hat. Nicht alles ist eine "Meinung".

Es wird zum Beispiel immer und immer wieder das Märchen transportiert, dass in Schweden alles ganz entspannt ist, das Leben einfach weitergegangen ist.

Tegnell sagt dazu (und wenn`s einer wissen muss, dann wohl er):

ARD: Im Ausland besteht manchmal der Eindruck, dass das Leben in Schweden ganz normal weitergeht. Können Sie das nachvollziehen?

Tegnell: Nein, es ist ganz offensichtlich, dass es nicht normal war oder ist. Wir wissen, dass große Teile der schwedischen Bevölkerung durchgehend zu Hause arbeiten. Das haben sie vorher nicht getan. Wir wissen, dass das Reisen in Schweden drastisch weniger geworden ist verglichen mit den Jahren zuvor. Wir wissen, dass man deutlich weniger in Geschäften einkauft. Es gibt sehr viele verschiedene Beispiele, die zeigen, dass die schwedische Bevölkerung anders lebt als zuvor.

ARD: Schwedens Weg wird oft als Sonderweg beschrieben. Was halten Sie von dem Begriff?

Tegnell: Das ist in weiten Teilen ein Mythos. Wir haben unser Verhalten hier in der Bevölkerung auf eine sehr radikale Art verändert. Wir haben sehr viel weniger physischen Kontakt miteinander, als wir es früher hatten. Das lässt sich auf viele Arten belegen.

Und auch sonst, wer da ein bisschen tiefer gräbt, wird erstaunt feststellen, dass die Schweden mitnichten so gechillt sind, sondern genauso streiten wie wir. Nicht wenige sind der Meinung, dass die Regierung über 14.000 Menschen schlichtweg geopfert hat.

[Bewitched240]

Keiner behauptet, dass in Schweden alles normal läuft. Die haben auch Restriktionen, aber eben auch mehr Freiheiten. Und es wird viel auf Selbstdisziplin der Einwohner gesetzt.
Im Vergleich zu uns ist das dort RELATIV entspannt. Und es funktioniert. Die Schweizer sind auch etwas entspannter unterwegs. Und trotzdem sind die Entwicklungen in den Ländern ähnlich in der Entwicklung.
Im Übrigen hat der Verantwortliche in Schweden schon zugegeben, dass am Anfang die Opfer hoch waren, aber unterm Strich hat sich das gut nivelliert und dafür gibt's so gut wie keine Kolleteralschäden. Muss man halt auch gegenrechnen.

[Thorsten Hanisch]

Mal abgesehen davon, dass der Vergleich so brüchig wie der Sandkuchen vom letzten Dienstag ist (und keiner der Verantowrtlichen findet, dass sich das "nivelliert" hat, selbst König Gustaf spricht von Versagen) :

Muss man halt auch gegenrechnen.

Ist aber gerade dieses Gegenrechnen nicht besonders perfide?

Das ist ja genau das, was mich so wahnsinnig stört und worüber ich immer wieder stolper und worüber auch in Schweden so einige gestolpert sind: Nur damit die Mehrheit ihr Leben weiterhin so unbehelligt wie möglich leben kann, ist es schon okay, dass 15.000 Menschen qualvoll ihr Leben aushauchen mussten?

Und noch weiterer Schaden in Kauf genommen wird, den man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch gar nicht abschätzen kann.

Und ab wann ist es nicht mehr okay?

Deutschland hat 83 Millionen Einwohner. Heißt, wir können wieviel Millionen opfern, hauptsache die Mehrheit wird nicht irgendwie mit Unanehmlichkeiten behelligt? 5? 10? 20? 30?

Und auf was für eine Gesellschaft bewegen wir uns eigentlich zu, wenn wir so denken?

Und, Du hast Recht, zu Long Covid gibt`s wohl noch keine in Zement gehaune Erkenntnisse, aber ist gerade deshalb eine Eindämmung nicht erst recht sinnvoll?