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von Frau Stockl » Sa 25. Feb 2023, 23:39
“Bist ja ein richtig kleiner James Bond, Mann.“
Ein irrer Typ, ein irrer Trip, Agentenhatz im Wilden Osten, im Kalten Krieg. Spionagekram als Abenteuer, von einem eher drögen Regisseur, mit solider Besetzung, und passendem Achtziger Jahre Interieur. Wie auch in Target – Zielscheibe fängt man in der guten alten Heimat an, im sicheren Amerika, die jugendlichen Hauptdarsteller sind etwa gleichen Alters und gleicher Ausrichtung, nicht umsonst wird um Familie, Freiheit und Vaterland gekämpft und nebenbei noch die Erfahrungen einer gefährlichen Liebe gemacht und sich darum gesorgt. Startpunkt ist hier die Universität, eine Hatz über den Campus, eine lockere Stimmung noch, ein alles halb so wild, ein Film im Film. (Kanew und Edwards kommen frisch von Die Rache der Eierköpfe, hier in der Agentenversion.)
“Hast du Angst, rüber zu fahren?“
Mit einem Zuschuss vom College geht's dann nach Europa, das heiße Pflaster, Paris ist wieder das Ziel und das baldige Kriegsgebiet zugleich natürlich. Aus Her mit den kleinen Französinnen, wie es geplant und angedacht war, wird bald Ernst und Gefahr, der Film ist auch schneller (weil Kanew bei der ersten Autohatz durch die Straßen schon am Regler vom Zeitraffer dreht, aus Stunts werden die Keystone Cops), zudem bleibt hier der dort stets anwesende und die Führung übernehmende Vater zu Haus. Der Film mit seinem Anliegen von Schüsse, Küsse und Spione ist mehr für ein jüngeres Publikum, er kümmert sich auch um die erste Liebe, einen Urlaubsflirt, die sexuelle Erfahrung, er ist softer, auch ohne die Romanzenmontage und mütterliche Anrufe (“Lernst du französisch?“) mitten drin.
“Es ist nicht gut, wenn du nur durch deinen Moritz denkst. Du solltest nicht sofort deinen Kopf verlieren.“
Bevor der Jüngling noch länger das Hotelzimmer blockiert und die Geduld des Zuschauers strapaziert, geht's hier nach Good Ol' Germany, dort Hamburg, hier Berlin, dort die Landungsbrücken, hier stellt Tegel die Einflugschneise, Checkpoint Charlie die Anflugbahn. Dem Teenie geht im Angststaat der VoPos naturell die Muffe, die Grenztruppen der DDR mit ihrem „riesigen Minderwertigkeitskomplex“ (in Form von Ronald Nitschke) stehen bereit, Top Secret! (die Visumkontrolle bei der Ausreise, nachdem das pornografische Material vom Playboy konfisziert wurde) ist der Plan, Teen Agent - Wenn Blicke töten können ist das Motto, nur ohne Action, dafür ähnlich absurd geschrieben. Kurz vor der Hälfte der Laufzeit geht es etwas in den Schwung und in den nervösen Dauerlauf, rein in das Treppenhaus, raus aus dem Treppenhaus, in die U-Bahn rein, aus der U-Bahn raus.
Gewinnen tut das Geschehen letztlich durch einige Details: Edwards ist und spielt den perfekten Amerikaner, den strohblonden Burgerfresser, kalifornischer Abstammung und mit mexikanischen Dienstmädchen gar, Löwitsch markiert den bärbeißigen Russen, ein Scharfschützenanschlag in der Zitadelle Spandau als kleiner Höhepunkt, ansonsten ein Satz mit X: Das war wohl nix.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.