Once Upon a Time in America: Extended Director's Cut

[Yuki]

Ich lass mich von dem auch eher blenden.

[JimmyPage]

Ich habe dafür noch mal in "Once Upon a Time in America" reingeschaut heute Abend.

Sven hat es gestern richtig krachen lassen

[Thorsten Hanisch]

Nebenbei: Egal ob Schirrmacher oder Leone oder sonstwen: Ich find's hier, in diesem Forum, immer heftigst irritierend, dass man offenbar nur Personen bewundern oder betrauern darf, die einen wirklich 100% einwandfreien, absolut politisch korrekten Lebenslauf vorweisen können und garantiert nie irgendwas Falsches gesagt oder getan haben.

Und auch einen Film wie AMERICA wegen einer sicherlich fragwürdigen Ader komplett zu trashen, find ich mehr als fragwürdig.

[sweetlemon]

Mir ist das schon bei der ersten Sichtung vor dreißig Jahren sauer aufgestoßen. Schon und gerade als Teenagerin war ich immer angepisst, wie scheiße Mädchen und junge Frauen in Film und TV dargestellt sind (und in anderen Künsten auch).

[Thorsten Hanisch]

Streitet ja auch keiner ab. Nur deswegen gleich das komplette Werk trashen? Was sagstn dazu, dass deine bessere Hälfte den ja offenbar gut findet?

Ich find's jedenfalls schlimmer, dass, wie gesagt, das Frauenbild 2014 immer noch so extrem negativ (eigentlich noch negativer) ist. Aber das wird ja leider kaum thematisiert, entsprechende Filme (PAIN & GAIN, 21 JUMP STREET, SAW 1-345 etc.) sogar hier im Forum oft abgefeiert.

[sweetlemon]

Mein Gatte ist sich dessen ja durchaus bewusst. Und ich will mal behaupten, dass man sich als Mann von einem miesen Frauenbild nicht ganz zu angepieselt fühlt wie als Frau.

----- Sa 14. Jun 2014, 15:04 -----

Ich find's jedenfalls schlimmer, dass, wie gesagt, das Frauenbild 2014 immer noch so extrem negativ (eigentlich noch negativer) ist. Aber das wird ja leider kaum thematisiert, entsprechende Filme (PAIN & GAIN, 21 JUMP STREET, SAW 1-345 etc.) sogar hier im Forum oft abgefeiert.

Die o. a. Streifen gelten auch weniger als Meisterwerke, oder? Macht's nicht besser, sind aber in nullkommanix vergessen. Den meisten Typen, die sich die Dinger reinziehen, wundern sich halt bloß, warum sie keine Freundin finden.

[Yuki]

Haha?! WAS?! 21 Jump Street. Naja, ist auch egal. One Upon a Time in America spielt irgendwo in den 20ern und 30ern und so. Ist mir also nicht so negativ aufgefallen, weil das Frauenbild in der Zeit nunmal EH scheiße war. Trotzdem ne' kleine Chauvi-Fantasie. Aber hey, Film ist trotzdem ziemlich geil. Irgendwie. Jedenfalls das letzte Mal, als ich den vor 8 Jahren gesehen habe. Bevor ich den bashen/wieder lieben könnte, müsste ich den nochmal sehen.

[Thorsten Hanisch]

Mein Gatte ist sich dessen ja durchaus bewusst.

Eben. Finde, dass das n entscheidender Punkt in der Rezeption ist. Und hier muss man dann halt abwägen: Es ist ja nicht so, dass der Film ansonsten nichts anzubieten hat.

Finde desweiteren auch, dass man hin- und wieder auch mal den Kontext hinzuziehen sollte: ONCE spielt in den 20er- und 30 Jahren und erzählt von einer Gangsterbande (= Männerwelt). Das rechtfertigt nicht alles, aber ein bisschen schon. Oder andersherum gefragt, sind US-Klamotten wie DICKSTE FREUNDE (und das ist nur ein Beispiel, das zieht sich quer durch den amerikanischen Film der letzten Jahre), die die vermeintliche Alltagswelt der Jetztzeit abbilden, in der Frauen nichtmal mehr "nur" Huren, sondern schlichtweg das totale Übel sind, die nur dem trauten Zusammensein mit dem dicksten Kumpel im Wege stehen, nicht wesentlich bedenklicher?

Und ich will mal behaupten, dass man sich als Mann von einem miesen Frauenbild nicht ganz zu angepieselt fühlt wie als Frau.

Njein. Ähnliches Thema gab's mal bei ner Diskussion zu I SPIT ON YOUR GRAVE. Ich vernehm vor allem männliche Stimmen, die sich über vermeintliche Frauenfeindlichkeit im Film aufregen, Frauen sehen's oft (nicht immer, aber oft) n bisserl anders.

Die o. a. Streifen gelten auch weniger als Meisterwerke, oder?

Nein, aber für den Meistwerk-Status brauch's ohnehin in der Regel n paar Jahrzehnte.

Macht's nicht besser, sind aber in nullkommanix vergessen.

Na ja, kann ich jetzt auch rumdrehen: Die Kids gucken Leone und den anderen alten Käse (nicht zu vergessen: Hitchcock und die Frauen! Ein Thema für sich!) auch nicht mehr. Wieso sich also noch drüber echauffieren?

Halte meine Beispiele - egal ob die Filme von Qualität sind oder nicht - jedenfalls für relevanter. Das passiert jetzt und zum Teil auf sehr, sehr erfolgreiche Weise.

[sweetlemon]

OutiAmerica ist ein Film aus den Achtzigern, und selbst wenn das dreißig Jahre her ist, war die Art, das verächtliche Frauenbild darzustellen, einfach antiquiert. Von Reflexion keine Spur. Um jetzt selbst mal chauvinistisch zu sein: Leone war eben der Sohn einer katholischen Gesellschaft, die Frauen nur zwei Rollen zugesteht, Heilige oder Hure.

Außerdem: gerade in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhdrts wurde den Frauen mehr Persönlichkeit zugestanden als in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, wo sie wieder Muttchen oder Nuttchen sein durften; das merkt man übrigens ganz besonders bei Hitchcock-Filmen.

Über die von dir angesprochenen Machwerke des frühen 21. Jahrhunderts kann ich ehrlicherweise gar nichts sagen, weil ich sie nicht gucke. Ich fürchte nämlich, dass sie ein trübes, erbärmliches Weltbild von ungefickten banausigen Nerds und den passenden Tussis vermitteln.

[Thorsten Hanisch]

Alle Einwände richtig, finde aber trotzdem, dass Leone hier aus den angesprochenen Gründen (Gangsterfilm/Männerwelt/Epoche etc.) noch haaaaalbwegs legitimiert ist (Männerwelten sind nunmal oftmals - LEIDER - ziemlich dumpf, ich muss da nur mal an meine beruflichen Erfahrungen zurückdenken).

Ich fürchte nämlich, dass sie ein trübes, erbärmliches Weltbild von ungefickten banausigen Nerds und den passenden Tussis vermitteln.

Das stimmt leider total. Ganz schlimm ist das. Und wir schreiben das Jahr 2014.