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von Blaupause » Mo 11. Jan 2021, 12:20
Hab ich kürzlich nachgeholt und war guter Dinge, dass der noch oben reinrutscht in meine 2020er Liste. Aber irgendwie war es dann doch nicht das erhoffte Glanzlicht. Oder vielleicht doch, und ich konnte es nur nicht erkennen. Wahrscheinlich das.
Der Film schmeißt mit dermaßen vielen Referenzen und Zitaten aus Bühne, Kunst und Literatur um sich, dass man sich im Nachgang wahrscheinlich noch wochenlang daran abarbeiten könnte. Könnte - wenn man den wollte. Ich habe es mir gespart, genauso wie ein mehrmaliges Sehen (auf das hin der Film offensichtlich konzipiert ist).
Ich mochte die erste Hälfte. Die vage, nicht greifbare Unruhe und die Risse in der Kontinuität. Die klaustrophobische Einsamkeit, die entfremdeten Figuren und die schrittweise Entfernung von nachvollziehbarer Realität. Das ist richtig toll gefilmt und gespielt. Auch die verwendeten Gimmicks passen gut rein. Man bekommt eine grobe Vorstellung um was es gehen könnte und lässt sich reinziehen in diesen düsteren, nie endenden Schneesturm.
Leider übertreibt es der Film im (überlangen) letzten Drittel im Bemühen, seine Geschichte aufzulösen oder zumindest eine Art Klimax herbeizuführen. Da wird dann immer noch einer drauf gesetzt und noch eine weitere Referenz angestrengt. Wie Pow Wow schon anmerkte, irgendwann stimmte das Verhältnis nicht mehr und zumindest bei mir ging die Lust verloren, dem Film und seinen Rätseln weiter zu folgen.
Trotzdem ein sehr sehenswerter Film, der einem erstmal nicht mehr aus dem Kopf geht, der aber auch mit großem Vergnügen die Frustrationstoleranz seines Publikums testet.
Irgendwie hab ich jetzt Lust, den Roman zu lesen.
@Pow: Wie hast du die Szene in deinem Spoiler interpretiert bzw. was hätte sie fast geändert?