mother!

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den USA und dem Rest der Welt.
Antworten
Benutzeravatar
Youri
Beiträge: 671
Registriert: Di 18. Jun 2013, 15:12

Beitrag von Youri » Do 21. Sep 2017, 15:00

diceman hat geschrieben:Den Gedanken finde ich auch cool. :)
[+] Spoiler
Fühle mich in der Mitte ganz wohl: 50% Bibel, 50% Allegorie auf künstlerischen Schaffensprozess. Damit kann ich leben.
Ich würde es eher so sehen, dass der Film die beiden Perspektiven parallelisiert.
[+] Spoiler
Die Handlung ist schon quasi 100 % Bibel, von der Genesis bis zur Offenbarung (allerdings nicht komplett linear). Da hast Vater Gott und Mutter Natur, Adam, aus dessen Rippe Eva geformt wird, der Kristall als verdorbene Frucht, Kain und Abel, Vetreibung aus dem Paradies, die Sintflut, die Geburt Jesu und die Verschriftlichung von Gottes Wort, den Tanz ums goldene Kalb, Anbetung von und Hass auf Jesus, Tod inklusive christlicher Kannibalismusgaudi usw. Und irgendwie setzt Aronofksy das alles mit dem künstlerischen Schaffensprozess gleich :D
Ich sehe schon, woher der "prätentiös"-Vorwurf kommt, ist vermutlich auch gerade diese Parallelisierung; das sind schon die ganz großen Striche, die Aronofsky hier auspackt (aber auch nicht ohne Humor, wie ich finde, so macht sich der Film ja auch darüber lustig, dass Bardem auch Lawrences Vater sein könnte; Aronofksy und Bardem sind nur ein paar Tage auseinander). Aber selbst wenn das alles großer Quatsch ist, dann zumindest geil gedrehter. Und man kann die ganzen Symbole und Allegorien ja auch ausblenden, dann funktioniert mother! immer noch als launige Social-Anxiety-Groteske.

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Beitrag von Pow Wow » Do 21. Sep 2017, 15:06

Blaupause hat geschrieben:Die Frage ist, wird hier wirklich eine Beziehung dargestellt?
Na was denn sonst? Und von Geschlecht abgekoppelt kann man das gar nicht sehen es sei denn man setzt sich freiwillig Scheuklappen auf. Zu welcher Wertung bezüglich des Films man kommt hängt ja davon ab, wie man die einzelnen Faktoren dort zu einander in Beziehung setzt - wenn man ihn denn als Allegorie überhaupt ernst nimmt. Den Part fand ich ja eben sehr platt.

Mein Punkt ist ja nur, dass dieser Misogynie-Vorwurf, den ich letztlich nicht teile, ja nicht völlig aus der Luft gegriffen/ herbeiphantasiert wird sondern anhand des Films durchaus belegt werden kann. Es gibt ja auch Leute die ihn feministisch finden und die das bestimmt auch wunderbar darlegen könnten.

Ich habe ihn ja eher als unterhaltsames, hysterisch-schwarzhumoriges Horror-Melodram mit Prätentions-Nebelkerzen rezipiert.

----- Do 21. Sep 2017, 14:08 -----
Youri hat geschrieben:Aber selbst wenn das alles großer Quatsch ist, dann zumindest geil gedrehter. Und man kann die ganzen Symbole und Allegorien ja auch ausblenden, dann funktioniert mother! immer noch als launige Social-Anxiety-Groteske.
Genau so ;)

Benutzeravatar
Blaupause
Beiträge: 839
Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43

Beitrag von Blaupause » Do 21. Sep 2017, 15:16

Youri triffts gut!
[+] Spoiler
Und irgendwie setzt Aronofksy das alles mit dem künstlerischen Schaffensprozess gleich

Wenn dem so ist, kann man für Jennifer Lawrence nur hoffen, dass ihr Freund Aronofsky da nicht über sich selbst reflektiert hat. :?

Den Altersunterschied erklärte ich mir dadurch, dass Gott eben auch schon viel länger existiert (älter ist) als die "Erde"... :?:

PS: Bin übrigens Atheist :D
Youri hat geschrieben:Und man kann die ganzen Symbole und Allegorien ja auch ausblenden, dann funktioniert mother! immer noch als launige Social-Anxiety-Groteske.
Stimmt genau! Der Film lässt dem Zuseher sowieso kaum Zeit zum durchzuschnaufen und reflektieren.

Benutzeravatar
diceman
Beiträge: 8994
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 21:21
Kontaktdaten:

Beitrag von diceman » Do 21. Sep 2017, 15:28

Ich mag euch alle. :)
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
• Jean-Luc Picard

Benutzeravatar
Blaupause
Beiträge: 839
Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43

Beitrag von Blaupause » Do 21. Sep 2017, 15:28

Pow Wow hat geschrieben:Na was denn sonst?
Wenn man die Allegorie als Kern der Geschichte sieht, könnte man hier statt Mann und Frau auch einen Baum und einen Jungen als Platzhalter nehmen.
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Giving_Tree

Tut mir Leid, aber ich habe in mother! keine Mann/Frau Beziehung gesehen, die auch nur einen Moment als solche glaubwürdig oder aussagekräftig wäre..

Benutzeravatar
Don Kolleone
Beiträge: 7100
Registriert: Do 17. Sep 2015, 08:02
Wohnort: Hodenhagen

Beitrag von Don Kolleone » Do 21. Sep 2017, 21:48

Thorsten Hanisch hat geschrieben:Wie sollte man denn Filme schauen?
Mit der Vorspultaste.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

Benutzeravatar
Sylvio Constabel
Beiträge: 31730
Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 22. Sep 2017, 02:02

Oder gar nicht. Zumindest nicht solche wie in diesem Thread hier.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Benutzeravatar
Bewitched240
Beiträge: 16662
Registriert: Di 29. Mai 2012, 00:15

Beitrag von Bewitched240 » Mi 27. Sep 2017, 22:03

Sehr geiler Film. Bin auch auf der Religionsseite. Die wichtigen Sachen kennt man, aber als mehr oder weniger religiöser Analphabet entgeht einem da bestimmt vieles an Details neben der groben Rahmenhandlung. Muss da die ein oder andere Interpretation dazu lesen und mir denn Film noch mal angucken. Schauspieler super, Optik und teilweise auch die Kamerarbeit herorragend. Konnte mich gar nicht satt sehen. Das gemächliche Tempo über eine lange Zeit lässt die Zuspitzung zum Schluss noch intensiver wirken. Aronofsky ist und bleibt einer meiner Lieblingsregisseure. Kunstwerk!
9/10

Benutzeravatar
Don Kolleone
Beiträge: 7100
Registriert: Do 17. Sep 2015, 08:02
Wohnort: Hodenhagen

Beitrag von Don Kolleone » Do 21. Dez 2017, 13:55

Aronofsky kann es nach dem verkackten Noah also doch noch. Boah, was hat mich Mother! am Schlafittchen gepackt. Hätte ich ne Jahresbestenliste, der wäre jedenfalls dabei. Lawrence und die Kamera sind der Wahnsinn, die verschiedenen Lesarten machen den Film umso interessanter und schlußendlich bewerkstelligt der Film es ein ohnmächtiges, albtraumhaftes Szenario ganz ohne musikalische Untermalung zu entwerfen. Chapeau.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

Benutzeravatar
Julio Sacchi
Beiträge: 29698
Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 26. Jan 2018, 12:17

Gesehen.

Der nächste Bibelfilm vom schrägen Darren, dieses Mal knöpft er sich Altes und Neues Testament gleich komplett vor. Gott, Mutter (Erde/Natur?), Adam und Eva, Kain und Abel, der Sündenfall, Jesu Geburt und Tod und was es da noch so alles gibt. Vieles ist platt, manches smart, alles behämmert - aber technisch virtuos auf allen Ebenen, sieht man von zweitklassigen Effekten mal ab, und hervorragend gespielt. Das alles darf und kann man nicht so ernst nehmen wie Aaronovsky selbst das tut, vieles ist einfach knacklustig in seiner totalen Hysterie. Irgendwas stimmt aber nicht mit Darren. Sein Frauenhaß ist unverhohlen, das beschränkt sich ja nicht nur auf Lawrences Martyrium, sondern betrifft auch die anderen Frauenfiguren (die durchtriebene Pfeiffer, die brutale Wiig). Rache an Rachel Weisz oder was treibt den Mann da um? Nun gut. Vor allem ist es erst einmal erfreulich, daß da ein Typ konsequent seine Vision durchzieht und einen echt überkandidelten Unsinn mit Superstars garniert - und damit dem runtergedooften Blockbusterpublikum eine lange Nase dreht. Man kann für jeden Film dankbar sein, der sein Publikum fordert und zum Mitmachen zwingt. Leider ist das bei "mother!" am Ende aber auch schon alles.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag