Brawl in Cell Block 99
- Julio Sacchi
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Brawl in Cell Block 99
Knast-Action mit Vince Vaughn. Von S. Craig Zahler (Bone Tomahawk).
Vorfreude Deluxe.
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- Sylvio Constabel
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- Sylvio Constabel
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- Jaan
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Zahlers Patentformel “erst gemütlich ein Genre-Gärnchen spinnen und dann abrupt die Blutwurst auspacken” geht in BRAWL nicht auf. In BONE TOMAHAWK hatte das Gärnchen Atmosphäre, war kess geschrieben und mit Sympathikussen besetzt - in BRAWL gibt’s Vaughn als vaterländischen Assi mit stumpfen Sprüchen in durchgängig trostlosen Kulissen. Igitt.
Die Blutwurstbringer drohen in TOMAHAWK lange aus dem Off, während Kier & Johnson in BRAWL nach einer Stunde bequemlichsten Aufbaus unvermittelt in die Handlung springen. Suspense? Fehlanzeige.
Und dann sieht die Blutwurst in BRAWL auch noch ziemlich billig aus. Wenn man den VOM WINDE VERWEHT der zermanschten Köppe dreht, und das war hier wohl mindestens Teilziel, sollten die Köppe besser nicht nach Gummipuppe aussehen. Tun sie aber, das biegt auch der Schnitt nicht hin.
Auf der Habenseite gibt es viele, viele viehisch fiese Fights, meist in single takes, und alle forward-freundlich in der zweiten Hälfte. (Merke: Spul bis Kier & hol dir ‘n Bier.) Vince macht seine Stunts selber; der Mann ist Brazilian-Jiu-Jutsu-Enthusiast, war mir neu. Sollte mal Jack Reacher spielen, im Fernsehen vielleicht. Bullig, brutal und lakonisch genug rüberkommen kann er jedenfalls.
Unterm Strich sehr durchwachsenes Produkt, aber mit genug kranken Einfällen, um Zahler nicht abschreiben zu müssen. DRAGGED ACROSS CONCRETE und der nächste PUPPET MASTER sind festestens vorgemerkt.
Die Blutwurstbringer drohen in TOMAHAWK lange aus dem Off, während Kier & Johnson in BRAWL nach einer Stunde bequemlichsten Aufbaus unvermittelt in die Handlung springen. Suspense? Fehlanzeige.
Und dann sieht die Blutwurst in BRAWL auch noch ziemlich billig aus. Wenn man den VOM WINDE VERWEHT der zermanschten Köppe dreht, und das war hier wohl mindestens Teilziel, sollten die Köppe besser nicht nach Gummipuppe aussehen. Tun sie aber, das biegt auch der Schnitt nicht hin.
Auf der Habenseite gibt es viele, viele viehisch fiese Fights, meist in single takes, und alle forward-freundlich in der zweiten Hälfte. (Merke: Spul bis Kier & hol dir ‘n Bier.) Vince macht seine Stunts selber; der Mann ist Brazilian-Jiu-Jutsu-Enthusiast, war mir neu. Sollte mal Jack Reacher spielen, im Fernsehen vielleicht. Bullig, brutal und lakonisch genug rüberkommen kann er jedenfalls.
Unterm Strich sehr durchwachsenes Produkt, aber mit genug kranken Einfällen, um Zahler nicht abschreiben zu müssen. DRAGGED ACROSS CONCRETE und der nächste PUPPET MASTER sind festestens vorgemerkt.
If you're in a war, instead of throwing a hand grenade at the enemy, throw one of those small pumpkins. Maybe it'll make everyone think how stupid war is, and while they are thinking, you can throw a real grenade at them.
- Sylvio Constabel
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- Julio Sacchi
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Gesehen.
Lieblingsfilm 2017. Noch stärker als BONE TOMAHAWK, aber kaum weniger verschroben. Kein Slow Burn wie der Vorgänger, sondern in jeder Szene Hochspannung; irgendwas könnte immer gleich hochgehen, im Zweifelsfall der massige Vaughn in der Rolle seines Lebens. Als Meister der falschen Entscheidung folgt er stoisch einem sehr individuellen Moralkodex und drischt sechs Sack Scheiße aus jedem, der ihm dabei im Weg steht. Klar abgezirkelte Situationen und Szenerien mit Anfang und Ende, streng gedreht und extrem auf den bulligen Hauptdarsteller fokussiert. Das mag teilnahmslos wirken, aber letztlich geht Vaughns Dilemma tatsächlich zu Herzen; Reduktion ist nun mal ehrlicher als Kinokitsch. Im diabolischen Kier und dem monströs sadistischen Johnson findet er schließlich unüberwindbare Widersacher, aber dies ist ein Mann, der seinen Weg bis zum bitteren Ende geht. Dabei ist keine einziger der 127 Minuten Laufzeit zu lang. Hintersinniges Tough Guy Cinema mit Widerhaken, das seine Gewaltexzesse vorsätzlich ins Irreale zieht - das Hardcore Gesplatter am Ende erhebt keinen Anspruch auf Authentizität. S. Craig Zahler bleibt auch weiterhin der beste Mann für Horrormärchen. Top of the pops.
Lieblingsfilm 2017. Noch stärker als BONE TOMAHAWK, aber kaum weniger verschroben. Kein Slow Burn wie der Vorgänger, sondern in jeder Szene Hochspannung; irgendwas könnte immer gleich hochgehen, im Zweifelsfall der massige Vaughn in der Rolle seines Lebens. Als Meister der falschen Entscheidung folgt er stoisch einem sehr individuellen Moralkodex und drischt sechs Sack Scheiße aus jedem, der ihm dabei im Weg steht. Klar abgezirkelte Situationen und Szenerien mit Anfang und Ende, streng gedreht und extrem auf den bulligen Hauptdarsteller fokussiert. Das mag teilnahmslos wirken, aber letztlich geht Vaughns Dilemma tatsächlich zu Herzen; Reduktion ist nun mal ehrlicher als Kinokitsch. Im diabolischen Kier und dem monströs sadistischen Johnson findet er schließlich unüberwindbare Widersacher, aber dies ist ein Mann, der seinen Weg bis zum bitteren Ende geht. Dabei ist keine einziger der 127 Minuten Laufzeit zu lang. Hintersinniges Tough Guy Cinema mit Widerhaken, das seine Gewaltexzesse vorsätzlich ins Irreale zieht - das Hardcore Gesplatter am Ende erhebt keinen Anspruch auf Authentizität. S. Craig Zahler bleibt auch weiterhin der beste Mann für Horrormärchen. Top of the pops.
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