A Serbian Film (Srpski film)

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dejin
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A Serbian Film (Srpski film)

Beitrag von dejin » Sa 21. Jul 2012, 21:08

Auf düster getrimmter, etwas bemühter 08/15 Snuffthriller, der zwar irgendwie schon hart und sick ist, aber weitaus weniger heiss zu essen ist, wie er im Internet aufgekocht wurde. Höhepunkt- die letzten 20 min, die dann schon ins Wahnhafte, wahnwitzige abdriften und ne blutige, aufregend inszeniert und geschnittene "drug & fuck"-tour-de-force abspulen. An sich auf jeden Fall kein unintressanter Film, insbesondere die Steigerung von Schauspiel, Intensität, sickness und technischer Gekonntheit im Verlaufe der Spielzeit, aber letztendlich keine wirkliche emotionale Einbindung, trotz oder gerade wegen der "gross out"-Szenen und somit am Ende etwas schal.
serb.jpg
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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 21. Jul 2012, 21:26

Der Film kann mich mal am Arsch lecken. Ein Film muss schon seeehr gute Gründe haben, um so etwas zu zeigen. Und die hat Serbian Film nicht.
dejin hat geschrieben:der zwar irgendwie schon hart und sick ist, aber weitaus weniger heiss zu essen ist, wie er im Internet aufgekocht wurde.
Das ist so ein Phänomen, das mir tierisch auf die Eier geht. Egal welche Grenze überschritten wird, nach einiger Zeit kommen immer ein paar ganz harte Zeitgenossen und sagen: "War doch gar nicht so hart" :roll:

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 21. Jul 2012, 21:27

dejin hat geschrieben:aber weitaus weniger heiss zu essen ist, wie er im Internet aufgekocht wurde.
Ist das aber nicht einfach jedes Mal der Fall? Ich mein, ich kann mich nicht dran erinnern, dass es in den letzten 10 Jahren auch nur einen...äh..."Gore-Hype" gab, bei dem nicht hinterher wieder 10.000 Leute mit "Sooooo hart isser ja gar nicht" um's Eck kamen. Und, tappt man damit nicht auch in die "Ich will mehr, mehr und mehr"-Falle?

Hey, mit SERBIAN wird immerhin schon Pädophilie zum Festivalsamusement gereicht und entsprechende Szenen sind ja kurz vor Hardcore - was willste denn da noch groß draufsetzen?

Klar, echter Missbrauch - THE BUNNY GAME musste ja konsequenterweise kommen - aber irgendwie isses doch mittlerweile Zeit für ein "So hart isser eben schon - jetzt ist dann aber auch mal wieder gut!", oder?
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Munin
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Beitrag von Munin » Sa 21. Jul 2012, 22:23

SERBIAN FILM ist allein schon handwerklich besser (und fast schon zu gestriegelt) als jedes halbvergessene Gemansche von damals und hat auch durchaus seine Momente. Letztlich ist er aber auch nur halb so schockierend, wie einem das Marketing vormachen will, denn wirklich zeigen tut der fast nix. Auch wenn er sicherlich nicht so substanzvoll ist, wie es die Macher in diversen Interviews behauptet haben, steckt darin IMHO aber durchaus ein verwertbarer Kommentar zur Spezies der Will-immer-noch-mehr-Filmfreaks, wie man sie auch desöfteren auf Schnittberichte sieht/sah.

Warum man dem jetzt seine Existenz abspricht und dann aber den puren und geschmacklosen Todesvoyeurismus der Marke GUINEA PIG, der bis auf MERMAID nichtmal ein hauchdünnes Fundament für seinen Ekel zu bieten hat, für diskussionswürdig hält, kann ich nicht nachvollziehen.

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 21. Jul 2012, 22:25

Munin hat geschrieben:Letztlich ist er aber auch nur halb so schockierend, wie einem das Marketing vormachen will, denn wirklich zeigen tut der fast nix.
:roll:

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diceman
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Beitrag von diceman » Sa 21. Jul 2012, 22:31

Hmm ... frage mich dann hin und wieder doch, was genau es ist an solchen Filmen, daß diese immer wieder solche Reaktionen provozieren. Kann man nicht auch einfach mal sagen: "Das war der Film. Und er war genauso hart wie er sein mußte"? :) Bzw. ihm auch mal zugestehen, daß er thematisch/graphisch/whatever tatsächlich ziemlich weit geht? Ob das nun gut oder schlecht ist, mag dahingestellt sein. Aber man steht doch dann nicht automatisch als Schwächling da ... schlimmstenfalls als Mensch. Ist TAKEN etwa weniger hart, weil da kein Tropfen Blut fließt, nur mit minderjährigen Mädchen gedealt, und evtl. etwas Lynchjustiz propagiert wird? Sehen tust du da in der Tat nicht viel ...

A SERBIAN FILM habe ich übrigens noch nicht geguckt, und momentan auch keinen akuten Leidensdruck. Interessieren tut der mich aber schon; werde den sicherlich irgendwann mal nachholen, wenn der Hype wieder abgeflaut ist, und eventuell was über Österreich verfügbar ist, ohne daß man gleich Gefahr läuft, in der Pädo/Terror-Kartei vom Bundesnachrichtendienst zu landen.
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
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Munin
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Beitrag von Munin » Sa 21. Jul 2012, 22:53

diceman hat geschrieben:Hmm ... frage mich dann hin und wieder doch, was genau es ist an solchen Filmen, daß diese immer wieder solche Reaktionen provozieren. Kann man nicht auch einfach mal sagen: "Das war der Film. Und er war genauso hart wie er sein mußte"? :) Bzw. ihm auch mal zugestehen, daß er thematisch/graphisch/whatever tatsächlich ziemlich weit geht? Ob das nun gut oder schlecht ist, mag dahingestellt sein. Aber man steht doch dann nicht automatisch als Schwächling da ... schlimmstenfalls als Mensch. Ist TAKEN etwa weniger hart, weil da kein Tropfen Blut fließt, nur mit minderjährigen Mädchen gedealt, und evtl. etwas Lynchjustiz propagiert wird? Sehen tust du da in der Tat nicht viel ...
Darum geht es doch gar nicht. Natürlich ist er "extrem", geschmacklos und widerlich genug und er könnte auch das selbe vermitteln, ohne so weit zu gehen. Wenn aber ein ganzer Word-of-Mouth-Hype darauf basiert, dass der Film "unanguckbar hart" ist, während in ihrer Darstellung genau so fiese Filme wie MARTYRS (zumindest hier) ohne Probleme durchgewunken werden, muss man das eben mal klarstellen. Und vor allem, weil bei SERBIAN FILM mehr das Implizierte bzw. nicht völlig Gezeigte (oder sogar nur der Gedanke) abstößt (und es sich primär um sexuelle Gewalt handelt), während ein GUINEA PIG bzw. HUMAN CENTIPEDE 2 ja einfach nur kommentarlos den Gore lebensecht auf den Schirm klatscht. Darum auch ein Vergleich, der nicht wirklich Sinn macht.

Und na klar: Dass man beim gegenseitigen Ekel-Hochpokern der Regisseure in den vergangenen Jahren irgendwann als Zuschauer nur noch Gleichgültigkeit empfindet, ist eben auch Realität (zumindest für mich). Nach SERBIAN FILM war ich jedenfalls nicht sonderlich traumatisiert oder sonst irgendwie betroffen. Das macht mich nicht zu 'nem harten Kerl, sondern macht mir eher Angst, denn abstumpfen will ich ja auch nicht. Darum fand ich auch MARTYRS so effektiv, weil er die Erwartungen in dieser Hinsicht eben völlig auf den Kopf gestellt hat. Gewalt in jedweder Form löst bei mir jedenfalls kaum noch was aus. Dagegen hab ich zuletzt beim supersanften A SIMPLE LIFE am Ende den Kinosessel vollgeheult. Bin mehr so der Emotionale. 8-)

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 21. Jul 2012, 23:31

Munin hat geschrieben:während in ihrer Darstellung genau so fiese Filme wie MARTYRS
Krasser Unfug.

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dejin
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Beitrag von dejin » Sa 21. Jul 2012, 23:38

ScheichHabib hat geschrieben:
dejin hat geschrieben:der zwar irgendwie schon hart und sick ist, aber weitaus weniger heiss zu essen ist, wie er im Internet aufgekocht wurde.
Das ist so ein Phänomen, das mir tierisch auf die Eier geht. Egal welche Grenze überschritten wird, nach einiger Zeit kommen immer ein paar ganz harte Zeitgenossen und sagen: "War doch gar nicht so hart" :roll:
Haha^^ also bitte....
da gabs ja schon Kommentare mit, wie munin schreibt "unanguckbar hart"; "Leute gehn raus ausm festivalsaal um spontan in Scham zu entzünden" und "Staatsanwaltschaft tötet die Verleiher" - und dass meint ich mit "..wie er im internet aufgekocht wurde..." also :roll: back^^

Da der Film nicht die Kraft hat emotional zu berühren, bleibt das Ganze eben nicht mehr als heisse Luft bzw. auf Film gebannte sicke Fantasie. Wer sowas nich sehen will, schaut ihn sich nich an. Aber "nur" weil das Thema extrem ist und die Darstellung schocken will, würd ich den nicht verteufeln um des verteufeln willens.

Und ich denke ebenfalls, dass man sich nich selbst immer gleich den Schuh mit "abgestumpft" anziehen muss. MARTYRS is n super Beispiel - der ist ja nicht auch nur Ultrakunst, sondern will mE schon auch die sicken Karten verteilen - hat aber die Sogkraft tatsächlich zu verstören.
Außerdem solang man bei "Aber Cap, wir können jetzt keine Freunde mehr sein. Ich bin doch jetzt ein richtiger Jagdhund." noch Tränen vergiesst, ist die emotionale Welt noch in Ordnung (oder auch nicht^^)
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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 21. Jul 2012, 23:48

dejin hat geschrieben:Wer sowas nich sehen will, schaut ihn sich nich an.
Wieder so n Peinlon-Argument.
Wer so einen Scheiss dreht, muss damit rechnen, dass sich jemand daran stören könnte. Wem das nicht hart genug ist, muss sich nicht wundern, wenn er blöd angeguckt wird.

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