Personal Shopper
- Youri
- Beiträge: 671
- Registriert: Di 18. Jun 2013, 15:12
Und falls es doch noch Überzeugungsarbeit braucht: Olivier Assayas inszeniert hier einen so ungewöhnlichen wie interessanten Genremix, einen (durchaus wirkungsvollen) Grusler ohne Schockeffekte, der das Übernatürliche so selbstverständlich hinnimmt, dass er es auch über längere Strecken ausblenden kann. Stewart ist erneut famos als selbstzweifelndes Medium, das im Film weniger mit Menschen, als mit Objekten – leeren Räumen, Kleidern, ihrem Smartphone – interagieren muss. Assayas und ihr gelingen zahlreiche tolle Sequenzen, in der besten wird die Grenzgängerin selbst zum Geist, schlüpft in fremden Räumen in fremde Kleider, dazu singt die Dietrich mit dem Hobellied, wie der Tod alle Unterschiede beseitigt. Als Motiv passt das perfekt zu den Themen Identitätssuche und Verlustbewältigung, andere Verbindungen bleiben unklarer, aber auch daran liegt ja der Reiz.
Ich mag außerdem die Art, wie Assayas Filme angeht und dreht sehr: die Darsteller stammen von überall her, die Beziehungen sind transnational, die Dialoge mehrsprachig, man schaut schwedische Dokumentationen und es ertönen österreichische Chansons, die Grenzgängerthematik wird auch buchstäblich mit einigen Länderwechseln vollzogen (und bewusst wird auch die Irritation dieser Transnationalität durch Kontrollen, durch schlechte Verbindungen gezeigt); die Kommunikation läuft entsprechend viel über Laptops und Smartphones, hier sogar in einer rund zwanzigminütigen Sequenz, die fast ausschließlich aus SMS besteht. Es ist ein letztlich sehr modernes, vor allem aber auch sehr europäisches Kino.
Ich mag außerdem die Art, wie Assayas Filme angeht und dreht sehr: die Darsteller stammen von überall her, die Beziehungen sind transnational, die Dialoge mehrsprachig, man schaut schwedische Dokumentationen und es ertönen österreichische Chansons, die Grenzgängerthematik wird auch buchstäblich mit einigen Länderwechseln vollzogen (und bewusst wird auch die Irritation dieser Transnationalität durch Kontrollen, durch schlechte Verbindungen gezeigt); die Kommunikation läuft entsprechend viel über Laptops und Smartphones, hier sogar in einer rund zwanzigminütigen Sequenz, die fast ausschließlich aus SMS besteht. Es ist ein letztlich sehr modernes, vor allem aber auch sehr europäisches Kino.
- diceman
- Beiträge: 8994
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Re: Personal Shopper
Nachgeholt.
Konnte bislang wenig mit Kristen Stewart anfangen, die TWIGHLIGHT-Filme habe ich nicht gesehen, und in SNOW WHITE AND THE HUNTSMEN fand ich sie fehlbesetzt (was nichts über ihre Schauspielkünste aussagt). Allerdings war ich schon immer großer Bewunderer ihrer Haartrachten, es gibt im Internet keine Click-(bait )Strecke mit Stewarts Hairstyles, die ich nicht bereits durchgearbeitet habe. Und mit PERSONAL SHOPPER kommt endlich der Film, den ich ihr gegönnt habe, und der mich auf ganzer Linie überzeugt hat; Kristen Stewart spielt das so unglaublich authentisch, so menschlich, so verletzlich, daß ich in Standing Ovations ausbrechen möchte. Etwa 20 Minuten habe ich gebraucht, bis ich eingetaucht bin (der Film offenbart seine Figuren-Konstellationen allmählich), dann war ich im Sog der Handlung gefangen.
Wußte nicht, was mich erwartet, habe den Film auf meine Liste gesetzt, weil er auf vielen Best of-Listen aufgetaucht ist (dieses Forum inklusive). PERSONAL SHOPPER ist urban Ghost Story, aber auch Stalker-Thriller, Psychodrama, Meditation über Tod und Verlust, erzählt viel über Bilder, wenig über Dialoge, ist traumhaft schön gefilmt, und ja, wenn man empfänglich für leise Töne ist, hin und wieder auch sehr sexy.
Bislang meine größte Überraschung in diesem Jahr.
Konnte bislang wenig mit Kristen Stewart anfangen, die TWIGHLIGHT-Filme habe ich nicht gesehen, und in SNOW WHITE AND THE HUNTSMEN fand ich sie fehlbesetzt (was nichts über ihre Schauspielkünste aussagt). Allerdings war ich schon immer großer Bewunderer ihrer Haartrachten, es gibt im Internet keine Click-(bait )Strecke mit Stewarts Hairstyles, die ich nicht bereits durchgearbeitet habe. Und mit PERSONAL SHOPPER kommt endlich der Film, den ich ihr gegönnt habe, und der mich auf ganzer Linie überzeugt hat; Kristen Stewart spielt das so unglaublich authentisch, so menschlich, so verletzlich, daß ich in Standing Ovations ausbrechen möchte. Etwa 20 Minuten habe ich gebraucht, bis ich eingetaucht bin (der Film offenbart seine Figuren-Konstellationen allmählich), dann war ich im Sog der Handlung gefangen.
Wußte nicht, was mich erwartet, habe den Film auf meine Liste gesetzt, weil er auf vielen Best of-Listen aufgetaucht ist (dieses Forum inklusive). PERSONAL SHOPPER ist urban Ghost Story, aber auch Stalker-Thriller, Psychodrama, Meditation über Tod und Verlust, erzählt viel über Bilder, wenig über Dialoge, ist traumhaft schön gefilmt, und ja, wenn man empfänglich für leise Töne ist, hin und wieder auch sehr sexy.
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"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
• Jean-Luc Picard
• Jean-Luc Picard
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31735
- Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34
Re: Personal Shopper
Also quasi ein hochkomplexes, dabei trotzdem nicht betonschweres Stück, das sich jeder Art von Zuordnung verweigert? Hahaha. Irre hier. Irre aber herzlich.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- Julio Sacchi
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Re: Personal Shopper
Tip: Wenn man doof ist und auch noch stolz drauf, wirkt man noch doofer!
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31735
- Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34
Re: Personal Shopper
Haste Deine Schreibe also wiedererkannt?!
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- Julio Sacchi
- Beiträge: 29698
- Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52
Re: Personal Shopper
Naja, daß bei Dir die Hirse sofort an ihre Grenzen stößt, wenn irgendwas auch nur n Fotzenhaar breit komplizierter klingt als die Schüleraufsätze in der Deadline, ist ja allgemein bekannt.
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31735
- Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34
Re: Personal Shopper
Immer gleich so bösartig = .
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
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