Zorro, Robin Hood und Sandokan

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Frau Stockl
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Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » So 19. Nov 2017, 14:31

Frage bezüglich dem italienischen Abenteuerkino Ende der 50er bis erste Hälfte der 60er.
Kennt sich da Jemand aus?
Nach welchen Regisseuren sollte ich mich richten, um Überblick zu gelangen?
Bisher Lenzi in der Auswahl und natürlich Luigi Capuano.
Fehlt da noch wer entscheidend?
Ach so, die ganzen Maciste und Herkules - Dinger eher nicht so.
Einspruch?
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Beitrag von Frau Stockl » Mo 20. Nov 2017, 20:39

Kein Swashbuckler-Fan alter Schule hier?
Alle nur noch CGI LAST JEDI :roll:
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Joachim Bauer
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Beitrag von Joachim Bauer » Mo 20. Nov 2017, 21:51

Sowas hab ich als Kind geguckt als das noch alle Nase auf ARD und ZDF lief. Muss so 'n gefühltes halbes Jahrhundert her sein. Ist die Auswahl etwa so groß, dass Du Hilfe beim Eingrenzen brauchst?
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Beitrag von Frau Stockl » Mo 20. Nov 2017, 22:46

Ja.
Aber ich mach das anders.
Halte mich einfach an Lex Barker.
Da komm ich etwa auf 10 Filme.
Plus 2x Pierre Brice.
Und danach wohl eh keine Lust mehr drauf.
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Re: Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » Di 25. Feb 2020, 11:35

Hab mich nicht an Lex Barker gehalten, sondern Filmemacher Luigi Capuano a.k.a. Lewis King:


Der Abenteurer von Tortuga (1964)
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In the New World, a rugged pirate leader and a corrupt governor vie for the affections of a beautiful Indian heiress. She falls in love with the pirate and together they annihilate the governor and his forces.
Ordentlich schwungvoll beginnt die Handlung, wieder mit einer Hochzeit bzw. dem Versuch dessen, wird nicht nur die Trauungszeremonie selber durch Piraten und ihrem herumgehenden 'Klingelbeutel' bei den anwesenden Mitgliedern des Adels gesprengt, als ist auch der vermeintliche Bräutigam nur ein Heiratsschwindler, der sich wegen der Mitgift als Jemand Anderes und jemand mit echten Gefühlen ausgibt. So weit ist es schon gekommen mit dem Piratentum, muss sich für den Unterhalt der Flotte prostituiert und in den Flirteinsatz mit mal hübschen und mal auch weniger schönen Frauen des reichen Geschlechts gestürzt werden.

Immerhin gibt's als Ausgleich für diese Lug- und Truggeschichte und dem Spiel mit der Liebe anschließend noch eine zünftige Wirtshausschlägerei mit der bewaffneten Garde, wird dort wie wild gefechtet, sich akrobatisch geprügelt und eifrig der Peitsche gehieben. Ein Klamaukstück im Grunde, wie auch der gesamte Film schon von Beginn an und vor allem zu Beginn sichtlich und spürbar beschwingter und offensiv humoristisch auch von den Figuren her angelegt ist; Regisseur Luigi Capuano hat zwischenzeitlich auch immer mal den Schabernack und die Abenteuerlust und Spielfreude in das Geschehen gebracht, aber bislang noch nicht so auffällig und als Genrezusatz wie hier geschehen. Natürlich dürfen die üblichen Zutaten der Gattung Abenteuer nicht fehlen, wird auch gerade ab der Hälfte der Laufzeit die sogenannte Zivilisation verlassen und sich in die Undurchdringlichkeit und Uneinsehbarkeit des Dschungels, mit feindlichen Eingeborenenstämmen, merkwürdigen Stammesritualen, den nunmehr auch mörderisch tätigen Kolonialherren und ebenso gefährlichen Tieren wie der sich heranpirschenden Schlangen begeben.

Haupt- und Titeldarsteller (dafür nicht auf dem Poster) ist Rik Battaglia, plus Ingeborg Schöner als Indianerin und Guy Madison als Böser.
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Re: Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » Mi 26. Feb 2020, 11:34

Der Löwe von San Marco (1963)
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In 1620 pirates are terrorizing the Adriatic coast. Our hero sets out to defeat them.
Nur zwei Monate nach Der Henker von Venedig und mit einem Hauptteil des dortigen Drehteams im November '63 von Luigi Capuano erschienen, scheint man rein vom Vorspann her auch in dessen Richtung, mit einer teilweisen Übernahme der Bilder dort, ähnlich dräuenden Score und Schriftsetzung in gelben Lettern zu gehen. Sogar eine Hochzeit steht auch im Raume, bzw. eine Verlobungsfeier noch, ändern sich allerdings da schon die Rahmenbedingungen und die Verhältnisse, ist die Bindung hier doch nicht aus Liebe, sondern Zweckgemeinschaft und das einseitig gar nur gesetzt. Zum Glück für unseren gutaussehenden! Recken (und seinen gutaussehenden! Kompagnon), der ein Kerl wie ein Baum ist und das Raufen liebt und nicht die Diplomatie, wird die Party durch einen Trupp Piraten auf Plündertour gesprengt und dem steifen Hoftanz ein Ende bereitet. Wilde Abenteuer trifft auf höfische Standarten.

Vorhang auf für den Löwen von San Marco, der zwar maskiert und heimlich, aber als einziger der Stadtbürger mit seinem ebenso treu und tapfer denkenden Trupp die Verteidigung der Heimat, in der Lagune selber, aber bald auch ausserhalb der lokalen Grenzen in Flußarmen und im Forst darstellt. Nach 25min ist die Legende gesetzt, der Rest entwickelt sich aus der Prämisse heraus, wobei mindestens zwei Paare schon augenfällig geworden, nur mit jeweils noch jemand anderen verbandelt oder gar auf zwei Seiten des Gesetzes stehend und konkurrierende Gegner in gleich mehreren Belangen sind. Dass das eine “hübsche Täubchen“, der Love interest unter der Piratenflagge dabei mit Gianna Maria Canale und damit der kampferprobten und seit Mitte der Vierziger schon durch entsprechende Rollen in Der Korsar vom roten Halbmond, Venus der Piraten oder Der Tiger der Meere als höchste Identifikation vertreten ist, hilft der teilweise ausgereizten Liebesgeschichte mit dem Charme gefährlicher als der Degen natürlich ungemein, zumal die Rolle der anfangs aktiven, bald aber ungemein passiven Frau hier gleichzeitig durchaus klischeehaft (als Fähnchen im Wind) geschrieben bis dann wieder diskussionswürdig als Spielball der Männer, als hübsches Objekt der Begierde und (ebenso wie aber auch Gordon Scotts Rolle) als Verräter der Herzen und Überläufer der Parteien gezeichnet ist.
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Re: Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » Do 27. Feb 2020, 13:36

Die Rache des Ritters a.k.a. Tödliche Rache (1961)
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Treachery, treachery, and then more treachery...
Statt Piraten- hier nun der Ritterfilm, ein wildes Hauen und Stechen anfangs noch ohne Vorwort und Einleitung und gleich zu Beginn. Ein wüstes Überrennen gegnerischer Verteidigung, werden die chancen- und hilflosen Burgwächter im Kampf um Leben und Tod von den Zinnen geworfen und die Treppen hinunter gestürzt; selbst vor Fliehenden macht man nicht halt, gleich auch, ob es Frauen oder gar Kinder noch sind. Wild startet Capuano in die Rachegeschichte, mit mehreren Zwei- bis Massenkämpfen in einer Einstellung gleichzeitig, wo doch sonst der langsame Aufbau und die sorgfältige dramaturgische Gestaltung bis zur ersten aktiven Einlage winkt. Das Warum und das Weshalb vom Gemetzel hier werden später erläutert und dann in Ruhe geklärt.

Ein '15 Jahre später' hat die Fronten noch verschärft, wurde damals zwar fast ein ganzes Adelsgeschlecht ermordet und aufgelöst, sind die Angreifer von damals aber teilweise gefrustet und verbittert, und die zwei Überlebenden tragen das Schicksal noch in sich. Ein Entrinnen ist ebenso unmöglich wie ein Ausbleiben der Konsequenz, wobei die Konfrontation noch durch die Unterschiedlichkeit der Herkunft angereichert wird; ein beliebtes Thema bei Capuano, der auch immer die Stände und die Sozialisation sowie oft auch die Rolle der Frau(en) im Blick hat, als Quell für die Actionszenen zumindest.

Recht blasser Hauptdarsteller übrigens, ansonsten sehr gut besetzt.
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Re: Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » Fr 28. Feb 2020, 13:47

Tiger der Meere (1962)
tiger_der_meere_1.jpg
Tigre is the skipper of the Santa Maria, a pirate-ship, but he feels tired and decides to leave the command of the ship. Unfortunately he has only a daughter, Consuelo.
Angefangen wird hier tatsächlich mit der bevorstehenden Staffelübergabe und der Frage, ob eine Tochter genauso viel wert wie ein Sohn ist bzw. warum nicht eine Frau in Betracht gezogen wird für die eigentlich logische Erbfolge und sich wieder nur außenstehende Männer um Hab und Gut duellieren. Bald müssen sich die Anwesenden aber der Tatsache stellen, dass hier seitens der Consuelo nicht auf ihr Recht verzichtet wird und nicht klein beigegeben; überhaupt sind die Zeiten schwer für die Piraten - es wird nicht die gesamte Beute aufgeteilt, sondern nur die Hälfte und die andere Hälfte gespart und als Art Notgroschen reserviert - und der Zahn der Zeit nagt auch noch an ihnen.

Ein Berufsstand wie scheinbar jeder andere auch, auch mit Hierarchie vom Vorgesetzten und Chef bis über den Vorarbeiter und den kleinen Lehrling, mit Betriebsversammlungen abends in der Taverne und dem Getuschel per Buschfunk; nur dass für den Lohnzettel andere Leute überfallen und ausgeraubt werden und oftmals auch noch getötet. Bald fallen allerdings die Leute auf beiden Seiten der Medaille, wird nicht nur der mehr oder minder hehre Freibeuter betrachtet und dessen Zwist aus beruflichen und privaten Problemen, sondern auch die Gegenpartei der Obrigkeit und des Gesetzgebers, die auch ihr Wörtchen mitzureden haben und mit bewaffneten Soldaten auch eine feindliche Übernahme und Auflösung anstreben.

Trotz der Kürze der Geschichte stockt der Film nur im vorletzten Viertel etwas; im Aufbau zum absehbaren, wenn auch aufwändigen Showdown, in dem schon wieder (nach Der Henker von Venedig und Der Löwe von San Marco) einem Maskenball gefrönt und nun auch die (wieder verwendete) Musik von Carlo Rustichelli leidlich repetitiv wird.
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Re: Zorro, Robin Hood und Sandokan

Beitrag von Frau Stockl » So 1. Mär 2020, 23:14

Der Henker von Venedig (1963)
henker_von_venedig_der.jpg
In Venice,during the Inquisition, Sandrigo Bembo, the son of the Doge Giovanni Bembo, is falsely accused of treason out of pure malice by the Grand Inquisitor Rodrigo Zeno.
Mit majestätisch dräuenden Klängen und imposanten Aufnahmen der architektonischen Pracht Venedigs fängt man an, sind die Bilder der Kathedralen, Denkmäler und menschenleeren Großtreppen doch aus dem Archiv und werden auch bei anderen Vertretern des Genres genutzt und benutzt, verfehlt das Intro seine epochale Wirkung und den Einstieg in die Ära der musealen Vergangenheit doch nicht. Alles eine Spur größer und edler, mit hochgewachsenen Recken und Charakterköpfen besetzt, wird sich auch gleich in einem Wettbewerb der Kräfte gemessen, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten stolzgeschwellt vorgestellt und mit breiter Brust die Grenzen abgeklärt.

Lex Barker hier lange passiv und gezwungenermaßen Spielball des Geschehens, und als Wanderer zwischen den Welten, vom Stande her und auch der kurz bevorstehenden Heirat zur “schönsten Frau Venedigs“ zur absoluten Oberklasse, als Sohn des Dogen an der Spitze der Stadt gehörend, in der Freizeit allerdings in der 'Unterwelt' befindlich und bei den einfachen Leuten die Freundschaft und die anderen wichtigen Dinge des Lebens findend. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die verschiedene Existenzen leben und streng voneinander isoliert, nur durch die Wasserwege verbunden und ansonsten durch Regeln und Gesetze versperrt. Politisches Geklüngel, Intrigen, Ränke, Schmiede und juristisches Nachspiel zeichnet erstaunlicherweise statt einfacher Aktion die Handlung aus – der Versuch einer Befreiung aus dem Gefängnis muss mittendrin abgebrochen werden, auch wenn einer der Stuntman schon die senkrechte Mauer eigenhändig ohne weitere Hilfsmittel hochgeklettert ist und anschließend noch von oben herab ins Wasser springt; später ist noch eine wilde Fecht- und Prügelsequenz während der Verteidigung eines angegriffenen Frauenklosters – , die inmitten der Unruhen und des lang geplanten Staatsstreiches beginnt und scheinbar vom Ende, der angesagten Hochzeit und des vermeintlich wichtigsten Tages im Leben hergeht.
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