Warriors of the Rainbow

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den fernen Osten.
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Thorsten Hanisch
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Warriors of the Rainbow

Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 23. Jul 2012, 13:44

Kriegsepos aus Taiwan, von John Woo produziert mit Masanobu Andô (Kazuo Kiriyama aus BATTLE ROYALE).

War auch Taiwans Beitrag zur diesjährigen Oscar-Verleihung, ist aber leer ausgegangen.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

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kami
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Beitrag von kami » Mo 23. Jul 2012, 15:20

Hat mir nicht sonderlich gefallen und ist in der Erinnerung eher noch schlechter geworden. Im Mai fiel mir dazu folgendes ein:
Ich habe das Problem, dass ich in Filmen, bei denen der Kampf zwischen modernen Aggressoren und Eingeborenen thematisiert wird, mich nur selten für die Seite der Eingeborenen erwärmen kann. Das ging mir zuletzt bei AVATAR so, in diesem taiwanesischen Kriegszweiteiler manifestiert es sich noch deutlich stärker. Die Seediq, taiwanesische Ureinwohner, versprühen einen Charme irgendwo zwischen Karl May'schem Komantschenstamm und Taliban-Selbstmordkommando, was ihren Kampf gegen die Japaner nicht unbedingt zu einer Herzensangelegenheit für mich macht. Die oberflächlich und unsympathisch gezeichneten Einzelcharaktere machen das Ganze auch nicht unbedingt besser. Der relativ actionarme erste Teil ist der bessere der beiden, die in hübsch arrogantem Kolonialherrenstil auftretenden Japaner sorgen zumindest für ein bisschen Feuer im Herzen, auch wenn es nie zu lodern beginnt. Der zweite Teil besteht dann fast ausschließlich aus endlosem Gemetzel, welches mangels emotionalen Unterbaus und fehlender Abwechslung überraschend schnell langweilig wird. Der eigentlich gute Score von Ricky Ho schwulstet extralaut und permanent die Tonspur zu, gelegentlich abgelöst von eintönigen folkloristischen Weisen. Richtig übel sind die CGI, insbesondere der Computerrauch und -nebel sieht zum Kotzen hässlich aus und ist teilweise nur ein Filter, der sich nicht mal mit dem Bild bewegt.
Prinzipiell würde ich Interessenten raten, auf den internationalen Cut zu warten, gestrafft erzählt und befreit von einem Übermaß an redundanten Füllszenen könnte der Unterhaltungswert doch noch etwas höher sein.

Stefan Borsos
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Beitrag von Stefan Borsos » Mo 23. Jul 2012, 17:33

Ganz hübsch, aber doch recht underwhelming. Das Bild der Eingeborenen ist ein bissl zu simpel und kommt über den Edlen Wilden und/oder den Kopfjäger nicht hinaus. Dennoch macht der Film einiges richtig und obwohl man auch aufgrund des Ehre-Gelabers auf Distanz bleibt, gibt's in der zweiten Hälfte einige toll arrangierte Sequenzen/Kämpfe. Insgesamt hat's mich ein wenig an Aldrichs ULZANA'S RAID erinnert. Auf jeden Fall ist die Langfassung vorzuziehen (die Änderungen in der Kurzfassung sind zum Teil haarsträubend). Ando hat übrigens in beiden Fassungen eine eher kleine (und kaum ausgearbeitete) Rolle.

Cheers,

Stefan

----- Mo 23. Jul 2012, 17:45 -----

Ui, hatte kamis post gar nicht gesehen. Das mit den CGI würde ich auch unterschreiben. Die Einstellung eines startenden Flugzeugs wurde (in der Langassung) gar zweimal verwendet. Ziemlich peinlich das. Ansonsten: We agree to disagree! :mrgreen: Auch wenn unsere Fazits gar nicht mal soweit von einander entfernt sind. Wei wusste wohl nicht wirklich was mit dem Thema anzufangen. Er macht nicht viel mehr, als die offizielle Geschichtsbuchversion zu bebildern - auch wenn das z.T. (wie gesagt, gerade in der zweiten Hälfte) recht spekatulär daherkommt. Es stimmt zwar schon, dass insgesamt zu viel gekämpft wird, aber die Sequenzen in sich sind stimmig und meistens schön choreografiert/inszeniert. In der Kurzfassung schlägt dieser Aspekt viel heftiger zu Buche, weil von den Kämpfen nicht so viel gekürzt wurde. Da bietet die Langfassung mehr Gleichgewicht.

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kami
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Beitrag von kami » Mo 23. Jul 2012, 18:06

Stefan Borsos hat geschrieben:Es stimmt zwar schon, dass insgesamt zu viel gekämpft wird, aber die Sequenzen in sich sind stimmig und meistens schön choreografiert/inszeniert. In der Kurzfassung schlägt dieser Aspekt viel heftiger zu Buche, weil von den Kämpfen nicht so viel gekürzt wurde. Da bietet die Langfassung mehr Gleichgewicht.
Gut, hab die Kurzfassung nicht gesehen, finde aber, dass die Langfassung durchaus Potential bietet, auf einen guten Zweistünder gestrafft zu werden. Leider scheinen die Produzenten solcher internationalen Fassungen ja dann doch häufig nicht die geeignetsten Editoren zu engagieren.
Was mich aber noch interessieren würde: Haben dich die Charaktere der Eingeborenen tatsächlich berührt?

Stefan Borsos
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Beitrag von Stefan Borsos » Mo 23. Jul 2012, 18:20

Nicht wirklich! Manchmal finde ich so eine Widerspenstigkeit ganz spannend, aber hier arbeitet sie gegen den Film. Selbst der erste Shock, wie brutal die Seediq gegen die Japaner vorgehen, vergeht schnell, weil's schon wieder ein Klischee ist (vom Edlen Wilden zum Kopfjäger). Am ehesten hätten sich IMHO die Brüder als Identifikationsfiguren geeignet, die zwischen den beiden Kulturen stehen. Aber das war, wenn überhaupt, nur im Ansatz erkennbar. Scheinbar war Wei politische Korrektheit und Fakten abhandeln wichtiger als einen packenden Film zu drehen. Schade, auch weil's scheinbar ein Herzensprojekt war. Andererseits ist uns diese Ideologie (Ehre bla) vielleicht auch einfach zu fremd.

----- Mo 23. Jul 2012, 18:31 -----

Und ja, das Problem der internationalen Fassung sehe ich ähnlich. Habe vor kurzem den Hindi-Politthriller SHANGHAI geschaut - übrigens ziemlich gut! ;) -, und da wurde für's Ausland eine (für die Handlung gar nicht so unwichtige) Straßentanzsequenz so stümperhaft herausgekürzt, dass es kracht. :roll:

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Sylvio Constabel
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Beitrag von Sylvio Constabel » Di 24. Jul 2012, 02:59

Ich sehe das ähnlich wie ihr zwei. Mehr emotionale Tiefe und weiterführendere Charakterzeichnungen hätten dem Epos mehr als gut getan. Davon abgesehen gibt's es schon so einige schön anzusehende Sequenzen, die aber ohne den wirklich manchmal haarsträubend-miesen CGI-Einsatz noch mehr nachwirken würden.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 28. Feb 2013, 12:26

Kommt am 22. März von Senator.
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Beitrag von Bewitched240 » So 27. Dez 2015, 12:40

4,5-Stunden-Fassung
Ureinwohner-gegen-Besatzer-Epos in der Tradition von Braveheart & Co. Ende des 19. Jahrhunderts besetzen die Japaner Taiwan. Die Ureinwohner werden unterdrückt und ausgebeutet. Gegen die japanische Übermacht ist aber nichts zu machen. In den 30er-Jahren brodelt es aber und die Ureinwohner schmieden einen Plan, um die Japaner anzugreifen und zu vernichten.
Anfangs fällt es etwas schwer, Sympathie für die Ureinwohner aufzubauen, sind sie doch selber sehr gewalttätig (die verschiedenen Stämme bekämpfen sich immer wieder). Aber sie sind Jäger und die Traditionen und spirituellen Hintergründe werden gut erklärt. Somit passt das wunderbar und der Missmut gegenüber der japanischen Besatzer ist mehr als verständlich und nachvollziehbar. In der ersten Hälfte wechseln sich Action und ruhige Szenen gut ab, die zweite Hälfte ist sehr actionlastig. Es geht heftig und blutig zur Sache, auf Frauen und Kinder wird keine Rücksicht genommen. Die Köpfe rollen, es wird heftig gemetzelt. Diese Härte tut dem Film auch gut, es gibt einige intensive Szenen, bei denen man heftig schluckt. Zwar birgt der Verlauf der Geschichte nicht die ganz großen Überraschungen, sie ist aber toll erzählt und es kommt keine Langeweile aus. Manch einem ist der Actionoverkill in der zweiten Hälfte vielleicht etwas zu viel des Guten, ich konnte mich gar nicht daran satt sehen. Da störten auch die teilweise eher mäßigen CGI nicht groß.
Der Hauptdarsteller mag nicht der beste Schauspieler sein, besitzt aber genügend Charisma, um die Rolle glaubwürdig und gut auszufüllen.
Viereinhalb Stunden spannende, kurzweilige, geschichtlich hinterlegte Unterhaltung.
9/10

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Joachim Bauer
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Beitrag von Joachim Bauer » Mo 11. Sep 2017, 01:21

Grad gesehen. Sehe den Film (internationale Fassung) eher kritisch wie kami. Die Ureinwohner werden mehr oder weniger auf ihre Grausamkeit reduziert und wenn die Japaner nicht selbst so negativ gezeichnet würden, wüsste ich gar nicht, warum man auf der indigenen Seite stehen sollte. Am Ende kommt ein seltsames Gemisch von Todessehnsuchts- und Ethnokitsch dabei raus. Wenn auch in den Schlachtsequenzen ein recht fetziger Schwulst, muss ich zugeben.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Bewitched240
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Beitrag von Bewitched240 » Mo 11. Sep 2017, 18:56

Selber schuld, wenn man sich eine verstümmelte Fassung anguckt. :evil:

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