Koreanisches Kino
- Joachim Bauer
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Koreanisches Kino
Nach den Eindrücken aus dem "I-Saw-The-Devil"-Thread ruft der koreanische Film nicht unbedingt breite Begeisterungsstürme im Forum hervor, so dass es sicherlich angebracht ist, für eher kleine oder in hiesigen Breiten weniger beachtete Filme einen ungeliebten Sammelthread zu eröffnen.
Außerdem muss ich kurz meine Gedanken zum vorhin gesehenen Moebius niederschreiben, nach dessen "Genuss" man schnell zu der Erkenntnis kommt, dass Kim ki duk inzwischen nur noch das Schlechte und Niederträchtige in der Welt sieht.
Wird in Pieta Inzest lediglich als unzutreffende Annahme dargestellt, ist die Phantasie nun vollends ausgelotet. Penisneid verbindet sich mit Penisverlustangst und reduziert menschliches Handeln nur noch als Antrieb eines instinktiven, verzweifelten und gewalttätigen Auslebens des Sexualtriebs. Diese Reduktion spiegelt sich in der Gestaltung der filmischen Mittel wider. Der Film ist so aufgebaut als ob die entsprechenden Dialoge nachträglich herausgeschnitten wurden und schließlich die gestalterischen, gespielten Szenen ohne das gesprochene Wort für sich alleine stehen (müssen). Dies gelingt auf eine gleichsam verstörende wie groteske Art und Weise, so dass am Ende eine dermaßen entrückte Gesellschaftsparabel entsteht, die eine fassbare Allegorie kaum noch ermöglicht. Hinterlässt Eindruck, auch wenn es mitunter nur noch ein lächelndes Kopfschütteln ist.
Zumindest sieht man dank des Films in der Essenz, was einen 120-minütigen koreanischen Film ausmacht: 80 Minuten Schweigen.
Außerdem muss ich kurz meine Gedanken zum vorhin gesehenen Moebius niederschreiben, nach dessen "Genuss" man schnell zu der Erkenntnis kommt, dass Kim ki duk inzwischen nur noch das Schlechte und Niederträchtige in der Welt sieht.
Wird in Pieta Inzest lediglich als unzutreffende Annahme dargestellt, ist die Phantasie nun vollends ausgelotet. Penisneid verbindet sich mit Penisverlustangst und reduziert menschliches Handeln nur noch als Antrieb eines instinktiven, verzweifelten und gewalttätigen Auslebens des Sexualtriebs. Diese Reduktion spiegelt sich in der Gestaltung der filmischen Mittel wider. Der Film ist so aufgebaut als ob die entsprechenden Dialoge nachträglich herausgeschnitten wurden und schließlich die gestalterischen, gespielten Szenen ohne das gesprochene Wort für sich alleine stehen (müssen). Dies gelingt auf eine gleichsam verstörende wie groteske Art und Weise, so dass am Ende eine dermaßen entrückte Gesellschaftsparabel entsteht, die eine fassbare Allegorie kaum noch ermöglicht. Hinterlässt Eindruck, auch wenn es mitunter nur noch ein lächelndes Kopfschütteln ist.
Zumindest sieht man dank des Films in der Essenz, was einen 120-minütigen koreanischen Film ausmacht: 80 Minuten Schweigen.
Zuletzt geändert von Joachim Bauer am Sa 19. Okt 2013, 02:12, insgesamt 2-mal geändert.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)
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Warst du bei Project K heute
Wollte Möbius an sich unbedingt sehen, war aber zu K.O. heute Abend, bereue jetzt aber schon wieder.
Anyway: Koreaner sind vor allem im Genrebereich derzeit meine Lieblingsasiaten, da sie super souverän opernhafte Gewalt und melodramatisches Pathos vereingen und vielen Inszenierungen eine überlebensgroße Grandezza (oft mit Nihilismus gepaart) anhaftet, die mich bisweilen zumindest im Geiste an italienisches Genrekino der 70er erinnert. Memories of Murder und A Bittersweet Life sind zwei meiner Lieblingsfilme, aber New World, Man from Nowhere, The King and the Clown, A Tale of Two Sisters, JSA, Shiri, The Chaser, Tell Me Something, die Park-Chan-Wok-Filme, Mother, Yellow Sea etc. etc. fand ich allesamt großartig. Freue mich über jeden neuer Koreaner aus dem Fahrtwasser. Die Arthouse-Vertreter wie Kim-Ki Duk oder Hong-Sang Soo begeistern mich nicht so, schaue ich aber auch immer wieder gerne. Finde Korea sicherlich eine der aktuell spannenderen Kinematographien in dem Raum.
Wollte Möbius an sich unbedingt sehen, war aber zu K.O. heute Abend, bereue jetzt aber schon wieder.
Anyway: Koreaner sind vor allem im Genrebereich derzeit meine Lieblingsasiaten, da sie super souverän opernhafte Gewalt und melodramatisches Pathos vereingen und vielen Inszenierungen eine überlebensgroße Grandezza (oft mit Nihilismus gepaart) anhaftet, die mich bisweilen zumindest im Geiste an italienisches Genrekino der 70er erinnert. Memories of Murder und A Bittersweet Life sind zwei meiner Lieblingsfilme, aber New World, Man from Nowhere, The King and the Clown, A Tale of Two Sisters, JSA, Shiri, The Chaser, Tell Me Something, die Park-Chan-Wok-Filme, Mother, Yellow Sea etc. etc. fand ich allesamt großartig. Freue mich über jeden neuer Koreaner aus dem Fahrtwasser. Die Arthouse-Vertreter wie Kim-Ki Duk oder Hong-Sang Soo begeistern mich nicht so, schaue ich aber auch immer wieder gerne. Finde Korea sicherlich eine der aktuell spannenderen Kinematographien in dem Raum.
- Joachim Bauer
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Das ist sozusagen der Anlass für mich, diesen Thread zu eröffnen. Ein paar weitere Eindrücke davon werden von mir die nächsten Tage folgen.Pow Wow hat geschrieben:Warst du bei Project K heute
Bin ja generell fond of asiatisches Kino und das koreanische hat bei mir noch starken Nachholbedarf. Tendenziell mag ich das auch sehr, aber es gibt gewisse Konstanten, die ich dennoch kritisch sehe. Mit dem auf Teufel komm raus vorherrschenden Defätismus und Nihilismus komm ich mitunter nicht klar und die verrohte Welt (häufig in Verbindung mit den zwei zuvor genannten Punkten), die in den Filmen dargestellt wird, ist mitunter irritierend bis schwer zu schlucken. Und dann noch das latente Problem der Überlänge. Deswegen die von mir gefühlte kleine Anzahl von einer Handvoll Filmen, die genau die richtige Länge haben. Selbst Filme, die ich richtig toll finde, haben für mich klare Längen. Ach ja, und das überbordende Sentiment in deren Schwertkampffilmen ist manchmal fast schon ärgerlich.
Will jetzt aber nicht zu überkritisch rüberkommen, ich schaue wirklich gern koreanische Filme und da ich ja mehr im Nachholmodus bin, kann ich die (hoffentlich) für mich passenden Sachen bessser rauspicken und muss mich nicht durch alles wühlen.
Den kunstgewerblichen Versuchen bin ich übrigens nicht abgeneigt. "Warum Bodhi-Dharma nach Osten aufbrach?" z.B. hab ich bei jeder Sichtung mit wachsender Begeisterung geguckt. Kim ki duk muss ich halt nicht immer sehen. Hab bei seinen aktuelleren Filmen mehr und mehr das Gefühl, dass ich mich ritzen muss, nachdem ich die angeschaut habe.
An der Stelle noch eine kurze Einschätzung von mir zu My Dear Enemy, den ich vor ein paar Wochen im Filmmuseum gesehen habe:
Neben den Hochglanzprodukten gibt es offensichtlich einen Zweig in Korea, der sich dem europäischen Realismus hingezogen fühlt und lediglich eine möglichst von Hand bediente Kamera als unvermittelten Begleiter des alltäglichen Lebens der Protagonisten nutzt und wenn es geht auf eine flotte Montage und durch Farbfilter oder arrangierte set pieces verfemdete Bilder verzichtet.
So verfolgt die Kamera in den ersten zehn Minuten lediglich Randfiguren, um sich so behutsam den Protagonisten allmählich zu widmen: Einem nicht mehr ganz so jungen Springinsfeld und seiner Verflossenen, die von ihm einen gewissen Geldbetrag einfordert, den er ihr schuldet. Und während sie ihn auf seinem Weg begleitet, das Geld zusammenzuschnorren, entfaltet sich ein Bild von Einsamkeit, vom alltäglichen Kampf, sich in der Welt zurechtzufinden und von den Bemühungen, Menschen, Freunde und Beziehungen zu finden und zu erhalten, um dadurch Halt im Leben zu finden.
Ein kleiner Film, der sich subtil seinen Figuren und ihren Gefühlen nähert und in feinen Details aus einer gewissen Distanz ein authentisches Abbild ihres Lebens schildert. Ein melancholischer und dennoch hoffnungsfroh stimmender Film, der zur Abwechslung mal eine positive Realität Koreas darstellt.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)
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Nachdem es jetzt einen Korea-Thread gibt, komm ich auch mal aus meiner Höhle.
Ein paar kurze Sätze zu den Filmen am Donnerstag:
The Berlin File
Hat mir wirklich gut gefallen. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, da der Film ein hohes Tempo vorgibt und das auch bis zum Schluss durchhält. Die Action ist sehr gut und abwechslungsreich, das Agentenwirrwarr muss man zwar konzentriert verfolgen, hat aber im Großen und Ganzen Hand und Fuß. Wenn man nicht ganz verbissen auf Logik setzt und einige kleinere "Ungereimtheiten" ausblendet, hat man hier wirklich Spaß, zumal die Charaktere auch gut funktionieren.
8/10
A Reason to Live
Gelungenes Depridrama um die Frage nach Schuld und Verzeihen, Familie, Religion und die Justiz. Die Hauptdarstellerin schultert den Film fast alleine, aber auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Es dauert ein wenig, bis man sich an die zuweilen etwas spröde Inszenierung gewöhnt hat. Der Film wird dann aber langsam immer flüssiger. Ein Stück intensiver und spannender hätte es aber dann doch sein dürfen. Dennoch lohnenswert.
7/10
Ein paar kurze Sätze zu den Filmen am Donnerstag:
The Berlin File
Hat mir wirklich gut gefallen. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, da der Film ein hohes Tempo vorgibt und das auch bis zum Schluss durchhält. Die Action ist sehr gut und abwechslungsreich, das Agentenwirrwarr muss man zwar konzentriert verfolgen, hat aber im Großen und Ganzen Hand und Fuß. Wenn man nicht ganz verbissen auf Logik setzt und einige kleinere "Ungereimtheiten" ausblendet, hat man hier wirklich Spaß, zumal die Charaktere auch gut funktionieren.
8/10
A Reason to Live
Gelungenes Depridrama um die Frage nach Schuld und Verzeihen, Familie, Religion und die Justiz. Die Hauptdarstellerin schultert den Film fast alleine, aber auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Es dauert ein wenig, bis man sich an die zuweilen etwas spröde Inszenierung gewöhnt hat. Der Film wird dann aber langsam immer flüssiger. Ein Stück intensiver und spannender hätte es aber dann doch sein dürfen. Dennoch lohnenswert.
7/10
- Sylvio Constabel
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Koreanisches Filmfest Frankfurt:
A Company Man
Eher Drama als Actionthriller, das die Geschichte teilweise mit wenig Tempo voranbringt, was aber kein Nachteil ist. Die Charaktere funktionieren gut und wie die Firma dargestellt wird, ist einfach grandios. Zum Ende hin kracht's dann auch ordentlich. Die Inszenierung ist sehr gelungen und die ein oder andere gelungene Szene bleibt garantiert länger im Gedächtnis.
7,5/10
Secretly Greatly
Die Geschichte um drei nordkoreanische Schläfer einer Spezialeinheit, die in Sükorea ein ganz normales Leben führen sollen, um dann bei Befehl aktiviert zu werden, beginnt richtig beschwingt. Ein sympathischer Hauptdarsteller, lustige Situationen und eine schöne Geschichte lassen auf einen tollen Film hoffen. Das funktioniert bis ungefähr zur Mitte ziemlich gut, dann schwenkt er aber recht schnell in Richtung Actiondrama und was da kommt, ist eher ärgerlich. Vieles Szenen sind einfach viel zu lang geraten und man verliert schnell das Interesse, da die Ernsthaftigkeit viel zu aufgesetzt wirkt und die Geschichte einfach stümperisch erzählt wird und auch die Inszenierung keine Bäume ausreicht. Lediglich der Abschluss ist sehr gelungen. Halb gut, halb schlecht.
5,5/10
Confession of Murder
Ein formidabler Kracher. Interessante Geschichte mit gelungenen Wendungen, faszinierenden Charakteren, jeder Menge guter Action gepaart mit einer Prise guten Humors und einer der atemberaubendsten Anfangssequenzen seit langem mit einer furiosen Kameraarbeit. So muss ein gutgelaunter Actionthriller aussehen, Seitenhiebe auf die Medienlandschaft eingeschlossen.
8,5/10
Blind
Ganz ordentlicher Serienkillerfilm mit einer guten Grundidee. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so flüssig geraten, wie man sich das gewünscht hätte. Trotz der vielversprechenden Grundkonstellation verläuft vieles doch zu formelhaft und so kann das Geschehen leider zu wenig fesseln, was sich im Finale dann leider noch deutlicher zeigt. Hört sich jetzt vielleicht schlechter an, als es ist, denn spannende Momente gab's trotzdem einige und vor allem die Hauptdarstellerin hat eine gute Performance hingelegt.
6/10
Masquerade
Zauberhaftes Historiendrama, das vor allem mit seinen lustigen Szenen und dem exzellenten Hauptdarsteller punkten kann. Aber die ganze Darstellerriege macht einen guten Job. Die Dialoge sprühen nur so vor Heiterkeit und Wortwitz und die Geschichte ist einfach liebevoll und sorgfätig erzählt. Ein absouter Wohlfühlfilm gewürzt mit tragischen Elementen. Klasse!
8,5/10
A Company Man
Eher Drama als Actionthriller, das die Geschichte teilweise mit wenig Tempo voranbringt, was aber kein Nachteil ist. Die Charaktere funktionieren gut und wie die Firma dargestellt wird, ist einfach grandios. Zum Ende hin kracht's dann auch ordentlich. Die Inszenierung ist sehr gelungen und die ein oder andere gelungene Szene bleibt garantiert länger im Gedächtnis.
7,5/10
Secretly Greatly
Die Geschichte um drei nordkoreanische Schläfer einer Spezialeinheit, die in Sükorea ein ganz normales Leben führen sollen, um dann bei Befehl aktiviert zu werden, beginnt richtig beschwingt. Ein sympathischer Hauptdarsteller, lustige Situationen und eine schöne Geschichte lassen auf einen tollen Film hoffen. Das funktioniert bis ungefähr zur Mitte ziemlich gut, dann schwenkt er aber recht schnell in Richtung Actiondrama und was da kommt, ist eher ärgerlich. Vieles Szenen sind einfach viel zu lang geraten und man verliert schnell das Interesse, da die Ernsthaftigkeit viel zu aufgesetzt wirkt und die Geschichte einfach stümperisch erzählt wird und auch die Inszenierung keine Bäume ausreicht. Lediglich der Abschluss ist sehr gelungen. Halb gut, halb schlecht.
5,5/10
Confession of Murder
Ein formidabler Kracher. Interessante Geschichte mit gelungenen Wendungen, faszinierenden Charakteren, jeder Menge guter Action gepaart mit einer Prise guten Humors und einer der atemberaubendsten Anfangssequenzen seit langem mit einer furiosen Kameraarbeit. So muss ein gutgelaunter Actionthriller aussehen, Seitenhiebe auf die Medienlandschaft eingeschlossen.
8,5/10
Blind
Ganz ordentlicher Serienkillerfilm mit einer guten Grundidee. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so flüssig geraten, wie man sich das gewünscht hätte. Trotz der vielversprechenden Grundkonstellation verläuft vieles doch zu formelhaft und so kann das Geschehen leider zu wenig fesseln, was sich im Finale dann leider noch deutlicher zeigt. Hört sich jetzt vielleicht schlechter an, als es ist, denn spannende Momente gab's trotzdem einige und vor allem die Hauptdarstellerin hat eine gute Performance hingelegt.
6/10
Masquerade
Zauberhaftes Historiendrama, das vor allem mit seinen lustigen Szenen und dem exzellenten Hauptdarsteller punkten kann. Aber die ganze Darstellerriege macht einen guten Job. Die Dialoge sprühen nur so vor Heiterkeit und Wortwitz und die Geschichte ist einfach liebevoll und sorgfätig erzählt. Ein absouter Wohlfühlfilm gewürzt mit tragischen Elementen. Klasse!
8,5/10
- Savior
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