The Leftovers (HBO)

[Jaan]

Zwei Prozent der Weltbevölkerung verschwinden im selben Moment, spurlos, ohne Erklärung, ohne Muster. Der Rest der Menschheit ringt um Fassung, trauert, verdrängt. Drei Jahre später steht die Zivilgesellschaft am Rande des Zusammenbruchs.

Das alles ist nicht so klaviermontagig-weinerlich, wie der Trailer glauben machen will, sondern lakonisch und bitter, fast auf CHILDREN OF MEN-Niveau. Peter Berg produziert. Sorgen macht mir nur Autor Damon Lindelof - wird er der Versuchung widerstehen können, die Verschwundenen einfach wieder auftauchen zu lassen, sobald ihm die Ideen ausgehen? Würde mich wundern.

[SvenT]

Weiß nicht. Ist ja eine Romanadaption und der Autor Tom Perrotta ist auch bei der Serie dabei.

[Julio Sacchi]

Aber isses nicht so, daß der Roman erst noch erscheint?

[SvenT]

Der ist von 2011.

[Jaan]

Die Serie ist eine freie Fortsetzung des Buches. Selbe Prämisse, selber Handlungsort, aber die Figuren werden neu gestellt. Der (bisherige) Held der Serie, Kevin Garvey, ist z.B. im Buch ein Frührentner, aber im Film der Polizeichef.

Aufgelöst oder erklärt wurde im Buch nichts, deswegen hoffe ich, dass Lindelof seine Lindeloffigkeit runterwürgen kann und auf Begegnungen der dritten Art verzichtet. Auch und gerade mit Eisbären.

[Nahaufnahme]

"Drei Jahre später steht die Zivilgesellschaft am Rande des Zusammenbruchs. "

Und bei Flash Forward, Revolution waren es 5 oder 10 Jahre? Das klingt auf dem Papier gleich, hat ein ähnliches Setting und die Serien erleben keine 3. Staffel, weil die Zuschauer nach LOST keine Lust mehr auf Serien haben, die zu wenig einlösen.

[Jaan]

Weiß nicht, wie das bei den anderen beiden Serien war, aber THE LEFTOVERS macht bisher einen großen Bogen um das Wie und Warum des Verschwindens und konzentriert sich auf Charakterstudien in einer Welt voller emotional Schwerstgeschädigter. Ob das beim Publikum ankommt, oder ob angesichts der trauerkloßigen Promos überhaupt jemand einschaltet - wer weiß.

[Nahaufnahme]

Bei den anderen Serien kam das Wie und Warum auch kaum vor, das war das Problem, die Zuschauer dachten, sie würden das erklärt bekommen, stattdessen der übliche Einführungskram (Charakterisierungen) über ein großes Ensemble mit den üblichen Problemen, die man früher in einfachen Familienserien abgehandelt hat (wofür heute nur noch Parenthood einsam und verlassen bei NBC steht). Also brauchte man wirklich Aliens (V) oder einen Dauerstromausfall (Revolution) um Teenie-Abnabelungen von Mutti zu erzählen? Das Konzept ist ein Gimmick und ich glaube, daran wird The Leftovers scheitern. Nicht weil es schlechter wäre (kann ich noch gar nicht beurteilen), sondern weil das Konzept 'Gruppe im postapokalyptischem oder mysteriösem Raum' mittlerweile zu negativ besetzt ist und keine Quoten brachte wie die Vampir-Serien. Aber man wird sehen, HBO bekommt vielleicht die Ausnahme hin.

[SvenT]

Die Frage ist halt, ob die Serie so konzipiert ist, dass es am Ende eine Auflösung für das Verschwinden geben muss.
Wenn sich auf so einen Punkt zubewegt wird, kann es nur eine Enttäuschung geben. Nach "Akte X" und "Lost" (letztere habe ich nie gesehen) scheint das die Regel bei den großen Mystery-Serien zu sein. Bei den großen HBO-Serien sind die Finale aber eher Nebensache, was ihnen auch verdammt gut tut.
Ich traue HBO durchaus zu, aus dem Mystery-Stoff hier einfach mal keine Mystery-Serie zu machen. Trotz Lindelof.

[Youri]

Die Frage ist halt, ob die Serie so konzipiert ist, dass es am Ende eine Auflösung für das Verschwinden geben muss.

Da ist sich Lindelof offenbar selbst nicht sicher:

The novel never explains the Sudden Departure. Lindelof, however, has promised that he will answer this question for the show.

Lindelof, burned mightily by the backlash over “Lost’s” ridiculous finale, has all but told reporters that the mystery central to “The Leftovers” will never be explained.

Die Pilotfolge stimmt aber auf jeden Fall schonmal zuversichtlich, dass das trotz einiger weiterer Mystery-Einsprengsel eher ein Charakterdrama wird.