Der Denver-Clan

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
Antworten
Benutzeravatar
Thorsten Hanisch
Moderator
Beiträge: 26978
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 20:18
Kontaktdaten:

Der Denver-Clan

Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 5. Jan 2013, 23:21

Gerade die neunte Season beendet. Hut ab - man brauch schon dicke Eier um eine Serie nach 220 Folgen so zu beenden. GEIL!

Und wie garstig das alles im O-Ton ist, herrlich!

Bester und wildester TV-Schlock ever.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch

Benutzeravatar
Julio Sacchi
Beiträge: 29698
Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52

Beitrag von Julio Sacchi » So 6. Jan 2013, 14:10

Da ist schon was dran.

Benutzeravatar
Thorsten Hanisch
Moderator
Beiträge: 26978
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 20:18
Kontaktdaten:

Beitrag von Thorsten Hanisch » So 6. Jan 2013, 17:28

Nebenbei: Würde da jetzt zwar kein Fass aufmachen wollen, aber ich fand - Camp hin, Camp her - das hier verkörperte Frauenbild überraschend angenehm (jedenfalls weitaus weniger krampfig-konservativ als so vieles heute). Ich bin echt kein Soap Opera-Spezialist (und werd's mit Sicherheit auch nicht werden), aber für mich hatten diese ganzen Frauenpower-Serien der letzten Jahre (SEX AND THE CITY & Co.) unterschwellig immer n bisserl was muffiges und ich fand's irgendwie degradierend, dass der ultimative Lebensentwurf einer modernen Frau Shoppen & Ficken sein soll - ganz zu schweigen von den heimischen Hausfrauen-Dauerbrennern hierzulande (STURM DER LIEBE etc.).

DYNASTY wiederum hat unverholene, echte, ehrlich Symphatie für seine Ladies und präsentiert diese fast durch die Bank weg als wirklich toughe Maderln, die zwar durchaus "typische" feminine Verhaltenszüge haben, aber sich von den Herren der Schöpfung keineswegs die Butter vom Brot nehmen lassen. Da wird dann schonmal ne typische Männerfantasie (zwei Girls prügeln sich um den Schwanzträger der Begierde, selbstverständlich im Schlamm) aufgesetzt, nur um diese dann sarkastisch wieder zerploppen zu lassen (die Kämpfenden stellen fest, dass der Mann den Kampf eigentlich gar nicht wert ist und verbrüdern sich) oder in einer Romanze gibt der männliche Part sein komplettes bisheriges Leben auf um der Liebsten nahe zu sein.

Aber auch sonst: DENVER-CLAN geht mit Genderfragen erfrischend unbekümmert und hält im Zweifelsfall immer zu der holden Weiblichkeit. Angestaubt ist das jedenfalls nicht.

P.S.: Ebenfalls positiv: Geld ist auch in diesen Sphären nicht immer einfach so da, sondern kann durchaus auch mal weg sein.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch

Benutzeravatar
Nahaufnahme
Beiträge: 4096
Registriert: Sa 12. Mai 2012, 19:53
Wohnort: Berlin

Beitrag von Nahaufnahme » So 6. Jan 2013, 18:48

Die neunte Staffel war neben der ersten und zweiten Staffel die beste von DYNASTY. Der neue Produzent David Paulsen (der die vorherigen vier Jahre DALLAS und KNOTS LANDING produzierte) sparte an der richtigen Stelle (Krystle) und gab es an den richtigen Stellen aus (Sable, Monica, Zorelli). Fallon 2 wurde plötzlich eine Rolle, die zur Schauspielerin passte, Detective Zorelli an ihre Seite machte was her, das Geheimnis aus ihrer Kindheit wurde interessant gelöst (inklusive Alexis' großartigem Satz: "Das muss ich irgendwie vergessen haben"), sie freundete sich sogar mit Sammy-Jo (Heather Locklear sah nie besser aus als in dieser Staffel!) an.

Leider haben die berüchtigten Shapiros, die DYNASTY-Schöpfer, denen u.a. das Hochzeitsmassaker von Moldavien, die diversen Umbesetzungen der vier Kinder von Blake und Alexis oder die Doppelgängerin von Krystle zu "verdanken" waren, das anders gesehen und aus diesem Grund bei dem wenige Jahre später entstandenen Zweiteiler DYNASTY: THE REUNION nur die Handlungen um Blake und Krystle fortgesetzt und z.B. die Stories von Jeff, Fallon und Miles Colby oder Sammy-Jo um Jahre zurück geworfen.

Bei Frauen wie Alexis, Sable, Fallon oder Sammy-Jo ging es tatsächlich nie darum unbedingt einen Mann für sich zu gewinnen und zu behalten. Abgesehen von ihren Kindern hatten sie auf jeden Fall noch ein Geschäft zu führen, einen Öl-Konzern, ein Hotel oder einen Pferdestall - im Zweifel immer wichtiger als der Mann, hat man vor allem bei Alexis sehen können, dass sie sich nie Dex' Vorstellungen von einem moralisch einwandfreiem Leben beugte.

Kann mich der Meinung über das konsumverblödete und konservative Frauenbild bei SEX AND THE CITY nur anschließen. Schon interessant, dass man die reichen DYNASTY-Frauen eigentlich nie beim shoppen sah, dass muss das Personal erledigt haben. :D
Zuletzt geändert von Nahaufnahme am So 6. Jan 2013, 18:49, insgesamt 1-mal geändert.

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Beitrag von Pow Wow » So 6. Jan 2013, 18:49

Ich bin ja bekanntermaßen ein Riesenfan von Dynasty. Ein progressives Frauenbild würde ich da aber nur bedingt erkennen. Es ist halt in erster Linie eine absolute Bitch-Armada, die auf den Zuschauer losgelassen wird wie in keiner Show davor oder seither (Ausnahme vielleicht: Melrose Place). Ist insgesamt viel mehr female-driven als vergleichbare TV-Sendungen (vor allem Dallas z.B.). Frauenfiguren in Denver sind durchaus komplex aber IMO vielfach sehr übersteigerte Versionen von Femme Fatales und femme castratrices im 80er Material Girl-Kostüm und unter gender-Gesichtspunkten sicher alles andere als PC. Aber toll.

Benutzeravatar
Nahaufnahme
Beiträge: 4096
Registriert: Sa 12. Mai 2012, 19:53
Wohnort: Berlin

Beitrag von Nahaufnahme » So 6. Jan 2013, 18:59

Bei DALLAS und MELROSE PLACE tranken Frauen Alkohol, wenn sie einen Mann verloren haben/ nicht bekommen haben. Bei DYNASTY trinken Frauen Alkohol nach dem sie ein Geschäft abgeschlossen haben/ nach dem Sex im Bett. Darin sehe ich einen wesentlichen Unterschied, losgelöst von der Bitch-Armada, die DYNASTY-Frauen sind anders als bei MELROSE PLACE (Alison, Jane, Jo) oder DALLAS (Sue Ellen, Pamela, Jenna, April) keine Opfer, bis auf eine Ausnahme, Claudia Blaisdel - die hat aber mehr durchgemacht als nur einmal die große Liebe zu verlieren.

Benutzeravatar
Thorsten Hanisch
Moderator
Beiträge: 26978
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 20:18
Kontaktdaten:

Beitrag von Thorsten Hanisch » So 6. Jan 2013, 19:38

Pow Wow hat geschrieben:Ein progressives Frauenbild würde ich da aber nur bedingt erkennen.
Ich meinte das jetzt eigentlich nur bezogen auf vieles, was einem heutzutage in Serien und vor allem in Komödien so untergejubelt wird oder anders formuliert: DYNASTY hat weitaus weniger Staub angesetzt, als man meinen möchte, im Umkehrschluss würd ich jetzt aber auch kein psychologisch fundiertes Charakterdrama draus machen wollen.

Aber es ist schon so, wie ich mit meinen Beispielen zu illustrieren versucht habe oder wie Nahaufnahme schreibt: Der etwas andere Umgang mit weiblichen Charakteren ist auffällig (und macht Spaß).
[+] Spoiler
Apropos Fallons Geheimnis: Fand ich ebenfalls großartig - auf mich hat das wie eine große, ironische Verbeugung vor Hitchcocks MARNIE gewirkt.
Schade, dass Paramount die Serie ohne große Nachbearbeitung so auf Scheiben geklatscht hat - allein schon wegen der tollen Klamotten wäre ein Remastering angebracht gewesen.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch

Benutzeravatar
Julio Sacchi
Beiträge: 29698
Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 7. Jan 2013, 09:31

Hallo, an welcher Uni bin ich denn hier gelandet?

DYNASTY war doch vor allem so toll, weil alles so aufgesetzt und beknackt war, gerade die lächerlichen Catfights, die Hochzeit im Fantasiebananenland und Fallons Entführung durch Außerirdische? Die gestelzt vorgetragenen, fernsehsauberen Holzdialoge? Die absurden Frisuren und die gigantischen Schulterpolster? Die doppelte Krystle? Das war Dusch-Bobby mal 1000. Das totale Entertainment, heute natürlich aufgrund der megaverschnarchten 80er-TV-Ästhetik komplett unansehbar.

Benutzeravatar
Thorsten Hanisch
Moderator
Beiträge: 26978
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 20:18
Kontaktdaten:

Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 7. Jan 2013, 12:00

@Ausserirdische: War das nicht im Spin-Off DIE COLBYS?
@Holzdialoge: In der Originalversion sind die gar nicht mehr so gestelzen und fernsehsauber. Der Unterschied ist echt verblüffend.
@Ästhetik: Darüber läßt sich streiten. Wie geschrieben, da wurde auch nichts aufpoliert. Gestern GREEN HORNET gesehen. Kinofilm von 2011. Würg.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch

Benutzeravatar
Julio Sacchi
Beiträge: 29698
Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 7. Jan 2013, 12:02

Klar waren die gestelzt und fernsehsauber, mussten sie doch sein. Und die Ästhetik ist wie immer im Eighties-TV: Establisher, Innen-Totale, Schuß-Gegenschuß-Dialog, Innen-Totale, Close-Up, nächster Establisher.

Antworten