Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Feb 2022, 02:33

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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Feb 2022, 02:35

17. Vendetta (2015)
alarm-fr-cobra-11-die-autobahnpolizei-vendetta-rtl-4-rcm950x0u.jpg
Prächtige Landschaftsaufnahmen, exotische Postkartenbilder wie aus dem Reisekatalog, weiße Berge, grüne Umrandung, blaue Gewässer. Dazu eine Massenhochzeit eines jungen Paares vor aller Augen der Dörflichkeit, ein kurzes junges Glück, welches schon überschattet ist, von zu viel 'Familie' und Tradition und dem Einbruch der Gewalt. Ein Heiratskonvoi auf der Fahrt von der einen Heimat in die andere, von der Weite von Albanien in die Kölner Rheinstadt, lang von den Hinterleuten geplant und lang von der Polizei überwacht und beschattet. Ein Zugriff an vielen Orten und von vielen Seiten, im Visier Drogenhandel im großen Stil, Geldwäsche, Clanbildung und länder- und generationenübergreifende Kriminalität. Der deutsche Staat lässt seine Muskeln spielen, bewaffnete Spezialeinheiten und Sturmtrupps in mehrerlei Teams. Bald wird scharf geschossen, vom Stand aus und inmitten der Fahrt, Straßensperren durchbrochen und Autos brennend beiseite geschleudert. Ein LWK überschlägt sich beim Flug und reißt bei der Landung ein Gebäude mit ein. "Ab jetzt stehst du im Blut." heißt es nach dem Chaos, das Inferno groß und köchelnd, die Inszenierung modern, im 21. Jahrhundert, im Aufwand für deutsches Fernsehen unvergleichlich und so sonst nicht vorhanden und das Anpeilen an Amerika (in der Michael Mann auf Michael Bay trifft, inklusive einer leicht zittrigen Kameraarbeit) nicht fern.

Menschliche Beziehungen dort und menschliche Beziehungen hier stehen im Mittelpunkt der Handlung, die parallel beginnt und erst bei den Konfrontationen zusammenführt. Da wird eine junge Ehe zerrissen, hier ein neues Heim für eine Patchwork-Familie gesucht, die ihre eigenen Probleme untereinander hat und wo ein anderes und größeres Haus nicht die Lösung für alle Sorgen und nicht der heilende Kitt für die Risse ist. Zudem soll ein Sohn gerächt werden und ein Bruder gesühnt, wird auf der Westbalkanroute nicht bloß Heroin, sondern auch die Blutehre transportiert. Tragende Klänge auf der Tonspur, viel Leid und kurz, aber heftig überbordende südosteuropäische Mentalität. Eine Schwarze Witwe, die eben noch den Feldsalat verrührt hat und nun nach den 'Gesetzen der Steinzeit' den Tod eines Polizisten will und zur Furie von Kölle wird. Von der Provinzialität und oftmaligen Biederkeit der ersten Folgen (und auch der bis vor wenigen Jahren) ist hier nichts mehr zu spüren, die Serie hat sich neu erfunden, das Umfeld hat sich erweitert, die meisten alten Darsteller weg, sowieso hat die Serie auch immer von der Fluktuation und der stets neu gebildeten Partnerschaft von Urgestein Semir Gerkhan zu seinen jeweils neuen Kollegen und Mitstreitern gelebt. Stammspieler Atalay ist dabei längst das feste Standbein und die treibende Kraft der Serie selber geworden, die Figur verinnerlicht, mit Stärken und mit Schwächen, ein kleiner großer Mann, der sich um seine Liebsten sorgt und zwei wesentlich höher gewachsene und breiter gebaute Angreifer in einer Tankstelle von Köln-Porz trotz Heimtücke von hinten überwältigt und durch die Arena prügelt und das Fenster hinauskatapultiert.

Ein Actionthriller, mit Selbstbewusstsein und Selbständigkeit auch ist man geworden, ein internationaler Polizei- und Gangsterfilm, Bezüge zu Vorereignissen der Serie sind da, aber für Gelegenheitszuschauer oder komplette Neueinsteiger (genauso wie das ehrenhafte, aber leidige Familiendrama) zu ignorieren, vielmehr wird erst verbal und dann aktiv ein Bedrohungsszenario entwickelt, ein Angriff gar an der Schule der Tochter eingeleitet und dann weiterführend auf das traute Heim der fünfköpfigen Familie, darunter zwei kleine Kinder verübt. "Seid ihr denn auch genug Polizisten?", fragt die Kleinste, als der erste Anschlag nur knapp vereitelt wird und man nur um Haaresbreite den Häschern in den schwarzen Geländewagen entkommt; vorher wurde ein Straßenrestaurant dem Erdboden gleich gemacht und dem Schicksal der Gefangennahme und drohenden Todes nur mühsam entronnen. Genug Polizisten ist man nicht, aber genug Polizist ist man, geht es nach dem Anschlag auf die liebsten Angehörigen in den Nahkampf und den Privatkrieg, wird das Szenario in das Herkunftsland und damit das ferne Tirana und an die Quelle allen Übels verlegt; dahin zurück, wo der Gegner stark ist, ein Auslandsspiel mit eigenen Regeln und Gesetzen und eine Spirale der Gewalt, die sich über zerstörte Marktplätze und Indoor-Shootout bis zum Finale auf einem bald empfindlich lädiertem Hochhausdach unerbittlich weiterdreht.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Yuki » So 6. Feb 2022, 02:43

Die ersten drei (Produktions)staffeln kenne ich tatsächlich komplett. Von Bomben bei Kilometer 92 bis Schlag zu!.

Der Brüller direkt in der zweiten Folge der Auftaktsstaffel damals,
[+] Spoiler
wenn der frische Partner weggeballert wird.
Das finde ich ja heute noch gut :mrgreen: .

Die On/Off Beziehung zwischen Semir und Andrea ist ein guter Running Gag. Die meisten Nebenfiguren (die zwei Dick & Doof Bullen vom Dienst) auch. Nach einer Weile ist das eine sehr heimelige Serie, deswegen wohl auch der Erfolg auf Dauer?

Die Raststätten-Ästhetik ist so auch ein bißchen einmalig. Autostunts teilweise über die meisten Zweifel erhaben, zumindest für SOWAS lol. Kann man schon gut weggucken nach der Arbeit und sowas, wenn das Hirn eh schon raus ist.

Bin leider zu geizig für die DVD-Käufe teilweise und hänge momentan bei der Folge mit dem Leopard-Panzer fest :lol: .

Gibt auch das Spin-Off, EINSATZ FÜR TEAM 2 oder sowas. Da fehlt mir aber der Pilot :D !

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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Feb 2022, 03:08

Serie nie fest verfolgt, beim Start sicherlich mehr reingezappt als zuletzt, da schon seit Jahren kein Fernseher mehr.
Von Vendetta war ich allerdings ziemlich überrascht und geflasht, gerade dem Beginn, deswegen auch die anderen Piloten peu à peu und je nach Lust und Laune dran und vor, zumal die je nach Partner und Herstellungsjahr auch tatsächlich alle anders drauf sind.

Einsatz für Team 2 hab ich als Stream gekauft, das kostet 'Nichts'. (6,99€/Staffel)
DVDs davon hab ich nicht gefunden bzw. nur als derzeit nicht verfügbar.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Yuki » So 6. Feb 2022, 03:19

Gibt immer wieder Höhepunkte, die locker so mancher hochgelobter DTV-Action den Rang ablaufen :D . Gucke da tatsächlich auch einzelne Folgen ohne feste Reihenfolge, wenn was Gutes dabei ist. Kann man eigentlich unmöglich als ganzes Projekt gucken, bzw. da geht echt zuviel Zeit drauf, wenn man möglichst vielseitig gucken will sonst noch :D .

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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Feb 2022, 04:01

Dem ist leider so, weil sonst hätte ich mir die Sachen schon komplett geholt.
Die 7 Staffeln von Hunter bspw. schau ich auch nicht, wenn wir ehrlich sind, aber die (Box) kam preistechnisch nur ein Zehntel von dem, was hier fällig wäre und nimmt auch nicht soviel Platz weg.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » So 6. Feb 2022, 23:13

11. Der Anschlag (2010)
der-anschlag-pilot.jpg
Mysteriöse Andeutungen eines Informanten, Details erst später, nichts genaues weiß man nicht. Konspirative Treffen auf einem Parkhausdach, ganz früh am Morgen, die meisten Leute schlafen noch. "Die Jagd kann beginnen" heißt es beizeiten, die Verbrecher sind schon wach, der erste Tote noch bei Tagesanbruch, die Informationen bleiben wage, das folgende Gemetzel umso intensiver. Die Kugeln fliegen fleißig, die Autos noch viel weiter. Draufhalten und dranbleiben ist die Devise, nicht zurückhalten, führerlose Luxuslimousinen werden als Bremsklotz angesetzt und durch Baustellen geschleudert, Hubschrauber durch Dutzende explodierende Ölfässer vom Himmel geholt und eine ganze Kolonne Polizeiwagen in das Jenseits des Schrottplatzes katapultiert. Das Genre hier ist Action, plus Thriller, aber erst später, dazwischen kommt die Komödie, der Klamauk, die Unterhaltung zur Primetime. An- und eingeschnitten wird der Pocher, ein Gaststar von früher, die Art des Humors kann man sich denken, wie die Action eher laut und eher drüber. Auch unabhängig davon ist der Ton nicht so düster wie später in den Jahren, läuft hier die Entertainmentmaschine auf vollen Touren, mit durchgedrehten Gaspedal und knalliger Ansage. 'Chaos' und 'Zerstörung' sind die Spitznamen der beiden Cops hier, große Klappe und nichts dahinter, auch fort folgend wird den Kriminellen eher nachgeheizt und auch hinterhergeschaut, den Anweisungen der Vorgesetzten misstraut und weiter durch Köln und Umgebung den Pfad der krachledernen Destruktion beschreitet.

50.000 Volt. Besser du redest. Sonst leuchten deine Eier gleich im Dunkeln.“ - “Geil. Welche Farbe?
Das Buddy Picture steht hier weit oben, plus dem zum Leben erweckten Comic Strip, Tote und Verletzte werden im happy-go-lucky Modus ignoriert; die (in 20 Drehtagen gestemmte) Erzählung (eine Art Variation und Fortsetzung zu Das Ende der Welt) funktioniert auch unabhängig von der umrandenden Serie, die Rollen sind fest umrissen und die Funktionen mehr als deutlich begleitet. Es gibt einen Bösewicht, es gibt ein Geheimprojekt, des gibt die guten Cops und zu beschützende Zivilisten, darunter der nächste Gaststar, die nächste Prominenz durch Wolke Hegenbarth, eine herbe Schönheit, die hier eingangs (und später auch) aber als 'Fräulein Oberschlau' und damit wenig sympathisch wirkt und auch das Männerbündnis störend. Bald wird wieder geschossen und die Verbrecher können wieder entkommen, es geht viel zu Bruch, diesmal in einem Bürokomplex, aber die Trefferwirkung und auch der dramaturgische Effekt sind insgesamt verhalten.

Später wird aus den einzelnen und sich stets selbst wiederholenden Einzelheiten dann ein Plot draus, ein dünner zwar und einer, der schon zu Beginn durch die Andeutungen erkenntlich war und nicht wirklich zugenommen hat über die erste Hälfte der Laufzeit, aber der mit einer großangelegten Entführung auf der B8 und einer darauffolgenden Erpressung etwas zu Potte kommt und buchstäblich zur verdichteten Materie wird. Es geht in ein Energieforschungsinstitut und in ein Bergwerk, es geht auch in die Tiefen der Trivialität und dort auch eine wenig in die fremd schämende Peinlichkeit, es geht in den Wissenschaftshokuspokus und final wird noch eine Superwaffe, ein wahrhaft explosiver Angriff der “Vier Reiter der Apokalypse“, Der Anschlag halt aus alledem gewebt.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mo 7. Feb 2022, 23:27

13. Engel des Todes (2012)
engel-des-todes-pilot.jpg
In New York startet das Unheil, das Chaos, die Zerstörung, in New York auch die Geschichte vom Engel des Todes, gespielt von Manfred Lehmann, der für seine Mission eine Reihe furchterregender Gestalten, “tapfere Männer, Männer ohne Furcht, und ohne Mitleid“ plus Bruderherz Ralf Moeller noch anheuert und dann auf die große weite Welt, also Köln und Umgebung los und dort herumpoltern lässt. Kriege geführt und Schlachten geschlagen werden in den folgenden 90min, man ist bereit, das Schwert zu sein und man ist darauf eingestellt, den RTL Feierabend aufzumöbeln. Entsprechend gibt es gleich die Schießerei auf der A59 Richtung Monheim, schwarze, schwer bepackte SUV mit ebensolchen Maschinengewehren. Bald werden Kühlerhauben aufgerissen, Bomben und ein Öltransporter gezündelt und segelt die Verstärkung in den blauweißen Einsatzfahrzeugen einmal von schief nach schräg über die Autobahn, folgend noch die Durchsperrung zur Gegenfahrbahn durchbrochen und Geisterfahrer und Rammbock zugleich mit einem Lkw gespielt.

Gerkhan ist da nicht dabei, Gerkhan sitzt im LKA, kümmert sich um das Rückgrat der Polizeiarbeit, also Aktenarbeit, wälzt den Papierkram, die Stapel größer als der 'kleine Türke'. Gerkhan sorgt hier für den Gegensatz in der Action, eingangs zumindest, im parallel eingespielten Geschehen auch, dass die Handlung mit gleich mehreren Zutaten anleiert und auch den Pocher schon in seiner wiederkehrenden Gastrolle als Art Ein-Mann-Verschwörungsaufklärung und narratives Alibi einspielt. Folglich kann man sich auf einen Plot einstellen und verlassen, der ähnlich wie bspw. Der Anschlag oder auch Das Ende der Welt abläuft und mit den Zutaten von Komödie bis Klamotte angereichert und die Achterbahnfahrt zur Primetime-Unterhaltung ist. Leichte Kost mit viel Destruktionswut und unsichtbaren Toten, außer dem ersten Opfer auf der A59 und noch einem folgend später, was man zum Anleiern der Prämisse benötigt und für die dramaturgische Schwere. Die Stunts (wie den Beschuss eines vor dem Dom kreisenden Hubschrauber mit in die Luft gejagten Pkw) zahlreich und spektakulär, der Rest erst simpel, mit zunehmender Spieldauer leider auch etwas dämlich.

Wir werden diesem Land zeigen, was Vergeltung heißt...Erst, wenn es vorbei ist, werden sie erkennen, was für Narren sie doch waren.
Gedreht 2012 befindet sich die Serie hier etwas in der Schwebe, die Bilder sind schon teils düster und auf jeden Fall edler, aber der Ton noch nicht so bleiern wie die Jahre später zuweilen und noch nicht als vollumfänglicher Bedrohungs- und Actionthriller. Ein Abschied, noch kein Neuanfang, bald detonieren Autos vor dem Polizeirevier und wird das halbe Gebäude dabei verschlissen. Staatsschutz und Gefahrenabwehr lautet anschließend das Motto und die Devise, es gibt die Störung eines serbischen Waffendeals im Verladehafen, es gibt mitten in der Innenstadt ein Attentat, es gibt Ermittlungen und dabei auch nackte Einsichten in eine Tabledance-Bar, es gibt einen (nervigen) hitchockianischen Unschuldsstrang mit Minderjährigen, und (tief dekolletierte und kurz berockte) Schülerinnen heißen heutzutage 'Florida'. Die Inszenierung hat hier zu viel Michael Bay gesehen und inhaliert und ausprobiert, manches ist überaus aufwändig und gleichzeitig albern, da stellt man sich selbst ein Bein und es nimmt bei mancherlei Szenen und deren hanebüchenen Unstimmigkeiten (der Showdown geht in einer Szene vom Deutschen Eck Koblenz über Köln bis Düsseldorf, gut 150 km also) bis haarsträubenden Unsinnigkeiten (der Teeniequatsch) auch kein Wunder, dass die Serie gemeinhin einen schlechten Ruf geriert.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 9. Feb 2022, 00:51

02. Höllenfahrt auf der A4 (1999)
hoellenfahrt-auf-der-a4.jpg
Die zweite Pilotfolge nach dem Serienstart Bomben bei Kilometer 92 im März 1996 überhaupt, die letzte Eröffnung auch in dem Jahrhundert, im vergangenen Jahrtausend quasi, wurden erst darauffolgend fast im jährlichen Turnus weitere 'Spielfilme' als Opener der jeweiligen Staffeln angeboten und nachgereicht, wobei die Zählung der Serie selber, die Episodenreihung sowieso höchst ungewöhnlich bis verwirrend und auch beim eigentlichen Produktions- und Haussender RTL nicht einheitlich und nicht aufeinander abgestimmt ist. Höllenfahrt auf der A4 jedenfalls führt einen neuen zweiten Hauptdarsteller ein, Tom Kranich, gespielt von René Steinke, wobei dieser selber auch an erster Stelle genannt wird und der 'kleine Türke' Erdoğan Atalay erst mit zunehmender Spieldauer und stets wechselnder Begleitung zum eigentlichen Aushängeschild des Semir Gerkhan dann wird. “Den letzten beißen die Hunde“ quasi, oder auch “Wer schreibt, der bleibt“, Atalay hat sich nicht von der Produktion weg locken lassen und (die oft jeweils gut harmonierenden, aber auch fluktuierenden) Partner einfach ausgesessen.

Starten tut man auch mit dem Neuen, verbal zumindest, wird sein erster Tag erwähnt und extra der Kuchen vorbereitet, während der hier schon Alteingesessene seinem ewig gleichen Tagewerk nachgeht, die Amokfahrer über die Autobahn scheucht und dabei auch ein Massencrash mit Dutzenden Karosserien auslöst. Ein Auto wird dem kreisenden Nachrichtenhubschrauber entgegengeschleudert, ein Blech- und Metallinferno sondergleichen, mit 3 km Stau, weil der Deutsche nicht gucken kann, nicht bremsen, bei der Fahrt Bier trinkt oder mit dem Handy telefoniert. Immerhin ist dies auch ein Zusatz und eine Erneuerung zur eigentlichen Geschichte, die eigentlich langweiliger nicht sein könnte, unabhängig davon, dass es schlicht die Kopie von Jack Sholders Deadly Speed - Todesrennen auf dem Highway a.k.a. High Speed - Wenn die Bremse versagt (1997), einem auf Fox Network ausgestrahlten Fernsehfilm mit Judge Reinhold, Nina Siemaszko und Leon Robinson, und teilweise bis auf die Details auch ist. Dramaturgisch bieder und schlichtweg nicht viel zu holen, von vornherein schon, denkt man, dann ist noch ein Baby an Bord, es fehlt im Grunde noch jemand Hochschwangeres und vielleicht noch ein kleiner Hund. Einer der Insassen ist von Start weg auch höchst unsympathisch, was im Original anders ist, dafür geht man hier schnell los und beizeiten übers Tempolimit drüber. Aussehen tut man dabei trotz offenkundigen Aufwand beide gleich provinziell, da lässt sich die Herkunft für's Kabelfernsehen nicht verleugnen, weder hier wie dort, “Mein Gott, was für ein Tag.“ ist das Motto und das Credo.

Also wird ein bisschen Drama und Thrill und fleißig Politikgeklüngel aufgebaut, für Leute, die bei solchen Sensationsmeldungen vor dem Radio kleben, später kommt dann noch der RTL Hubschrauber hin zu und liefert Bilder für Peter Klöppel und RTL Aktuell, spannender als die Tagesthemen. Für die heimischen Zuschauer in und um die hässlichen nordrhein-westfälischen Ruhrpottstädte gibt's sowieso einiges zu gucken und zu kommentieren, besonders hinsichtlich des Straßenverkehrs, das Elefantenrennen der Lkw zum Beispiel, das Tempolimit auf den deutschen Autobahnen, das dickbäuchige und dick bebrillte Touristenpaar, dass die Überholspur blockiert, die berüchtigte Weisweiler Kurve vor Aachen, die Demolierung des lilafarbenen Toilettenhäuschens usw. usf. Dass der Film zu einer Zeit noch ohne Internet, aber furchtbarer Musik auch spielt und es hier begleitend um eine (von Siggi Müller moderierte) Radiosendung samt eben Live Übertragung (von Thorsten Nindel, dem Deppen von Das Amt) geht, macht den Film vollends zum provinziellen, aber aufgrund erstaunlich vieler Deppen hier in Deutschland auch zum zunehmend mitreißenden Museumsstück.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 9. Feb 2022, 22:21

18. Cobra, übernehmen Sie (2016)
cobra-uebernehmen-sie.jpg
Schnell der Radau auf den Straßen, die Schusswechsel mit fliehenden Gangstern, die ineinander fahrenden Lkw, die platzenden Reifen; Routineeinsatz mit einem anderen neuen Partner, ein blondgelockter Schönling, gespielt von Daniel Roesner (zuvor in anderen Rolle neben Axel Stein einer der Deppen von Turbo & Tacho, der wohl schlimmsten Phase der Serie), eine Art Schweighöfer mit Muskeln und Fransekopf, dessen Engagement immer etwas gestellt wirkt und gespielt und fanatisiert. “Zeigs ihm, mein türkischer Hengst.“ heißt es da, nicht vom Partner natürlich, sondern von Gerkhans Angetrauter, die das destruktive Geschehen auf der A4 samt einer Prügelei in und auf einem fahrenden Wohnmobil vorm Fernsehbildschirm mitverfolgt; der türkische Hengst hat trotz Oberhand aber bald Aussetzer, nach zwei Jahrzehnten Autobahnpolizei ist der Lack doch auch mal ab und gibt es Störungen im Getriebe.

Gedreht von Franco Tozza, einer der führenden Spezialisten der Serie, wird es hier nach einem persönlichen Einstieg zu Beginn der (mit Allmachtsfantasien in Größenordnung und Familienkram gefüllten) Langepisode dann wieder krimineller und aktiver, geht es doch um einen wegweisenden internationalen High Tech Player ('Video-Konferenzing', Smart Payment und Musikstreaming), welcher freies Internet für die ganze Welt, nach dem Motto “Make the world a better place“ anbieten will. Höchste Innovation in der hauptsächlich in New York sitzenden (von Thomas Heinze verkörperten) Konzernführung also, nur vergleichbar mit dem aus Köln schreibenden Drehbuchtrio (+ zwei Head Writer, also fünf Autoren), und schlechter Moment für Ausfallserscheinungen, ärztliche Behandlung und Verordnung von Ruhe, einem Puls nie über 120, die dem eigentlichen Hauptdarsteller hier anheimfällt.

Ich habe auf der Welt kein größeres Ungeheuer, und Wunder gesehen, als mich selbst.
An dessen statt muss dann der Schönling mit den kaputten Struwelhaaren und den rutschenden Jeans ran, nach einem Auffahr'unfall' in der Innenstadt sich mit osteuropäischen Schergen und deren halbautomatischen Waffen und gar Raketenwerfer zwischen den Bürotürmen duellieren, zudem wird ein Safe House überfallen, ein Auto in das Hafenbecken geschmissen und dafür ein Motorboot auf das Festland katapultiert. Später wird getreu des Titels ein Mission Impossible - Verschnitt hieraus, mit Einbrüchen in ein (belgisches) Hochsicherheitssystem und einer Rakete mit einem Unfruchtbarkeitsvirus etc., was die bislang vergleichsweise irgendwie maue Action ablösen soll, es gibt die Entführung einer Hochschwangeren, es gibt zwei kurzberockte Beamtenamazonen, es gibt einen Bösewicht, der sich bondgleich den Wolf ablabert und es gibt genreunfreundlich verwackelte Nahkämpfe und lahme Shootouts, was dann den Zuschauer auf 180 bringt. (Neuzugang Roesner ist ohne Schuld auch Bestandteil der bei den Fans 'heißgeliebten' Episoden Die Wächter von Engonia, wo es Undercover beim LARP zugeht, FKK-Alarm für Semir und Jenseits von Eden mit dem Militärputsch von Honeckers geheimen Sohn Ronny; wo sich Semir als Castro-Spross Fidelito tarnt.)
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