R.I.P. US-Mainstreamkino

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Bewitched240
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Beitrag von Bewitched240 » Di 31. Mai 2016, 15:23

Hauptsächliches Problem sind für mich die ganzen immergleichen Comicfilme, der ganze Fortsetzungs- und Remakewahn, ein Großteil der Animationsfilme, alles mit The Rock und Tom Hanks.
Man kann Gravity nicht mögen, aber dennoch hebt sich der Film von seiner Machart her doch vom Mainstream-Allerlei ab.

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Di 31. Mai 2016, 15:32

Tom Hanks? Toll. Ich sag nur Captain Phillips.

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Nahaufnahme
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Beitrag von Nahaufnahme » Di 31. Mai 2016, 15:57

diceman hat geschrieben:(...)Ich glaube, Thorsten würd halt sehr gerne Filme wie MISSION IMPOSSIBLE und AVENGERS gucken, nur mehr in ... Indie, oder so.(...) JAMES BOND gucke ich bestenfalls um mitzureden, nicht weil ich da 'n life-changing experience erwarte.(...)
Aber Quantum of Solace, Skyfall und Spectre sind doch gerade drei Beispiele innerhalb einer der mainstreamigsten, sogar ältesten Filmfranchises überhaupt, die gegen oder für die Erwartungen von Zuschauern wirkten, zwei davon haben sogar stark polarisiert, ich finde schon, dass die "life-changing" waren, zumindest für die Filmfigur (aber auch in der Umsetzung) und sich damit innerhalb des Mainstreamkinos positiv abhoben, ob einem das gefiel oder nicht, es war nicht mehr das Gleiche nochmal gleich, wie es in den Terminator-, Spiderman- und Superman-Reboots für mich gescheitert ist.

Bei Mission Impossible fand ich ebenfalls die Umsetzung der ersten drei Filme jeweils total anders und damit eher positiv besetztes Mainstreamkino.

Avengers, Iron Man, Transformers sieht für mich dagegen so aus als ob es ein und derselbe Regisseur mit der gleichen Crew mit einem zusammengewürfeltem Drehbuch aus Versatzstücken und in ähnlich abgestimmten Action- und CGI-Einsätzen gedreht hätte - das habe ich wegen Thorstens Posting vom Anfang vor Augen, dazu noch öde Romantic Comedies oder Komödien mit den Vulgäreinlagen aus der analen Kleinkindphase. Kein Wunder, dass Fernsehserien bei Netflix und Amazon erfolgreich eine Alternative bieten.

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SvenT
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Beitrag von SvenT » Di 31. Mai 2016, 16:02

Nahaufnahme hat geschrieben:
Ein Bekannter, Filmkritiker bis Anfang der 90er Jahre, hat mir das als Begründung genannt, warum er keine Lust mehr auf seinen Job hatte. Der Arbeitgeber war an keinen Kritiken zu Filmen des Alternativkinos, Avantgarde (gib es die überhaupt noch?) etc. interessiert. Jedenfalls fand der gute Mann, dass Blade Runner der letzte gute Film des Mainstreamkinos war. Ich habe mit fünf Filmtiteln danach dagegen gehalten, von denen er allerdings keinen gesehen hat.
Schöne Geschichte. Kenne ich auch, dieses Phänomen.
Persönlich habe ich in den letzten zehn Jahren durchaus viele aufregende Mainstreamfilme gesehen. Die 2010er-Jahre waren rückblickend um einiges stärker als die Neunziger (von denen fast nur Tarantino im Gedächtnis blieb) und die Achziger (in denen eigentlich nur das fantastische Kino wirklich auftrumpfte).

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Beitrag von Bewitched240 » Di 31. Mai 2016, 16:25

Julio Sacchi hat geschrieben:Tom Hanks? Toll. Ich sag nur Captain Phillips.
Der ist zumindest guckbar.
Aber Hanks finde ich grundsätzlich unerträglich. Ist aber mein Problem.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Di 31. Mai 2016, 16:33

diceman hat geschrieben:Vielleicht ist die Eingangsfrage einfach doof und unpräzise gestellt
:D Ja, bekenn mich schuldig - war so n Impuls, nach dem Aufstehen, während dem Müslimampfen. Auslöser: X-MEN am Wochenende, plus ca. zehn Trailer zu aktuellen Produktionen davor (von denen einer nichttssagender und scheißer war als der andere).
Nahaufnahme hat geschrieben:Ein Bekannter, Filmkritiker bis Anfang der 90er Jahre, hat mir das als Begründung genannt, warum er keine Lust mehr auf seinen Job hatte.[...]
Ja, Aussagen wie die meine gibt's vermutlich alle paar Jahre (meist von älteren Herrschaften :) ). Ich kannte sogar mal jemanden, für den war BEN HUR der letzte gute Film überhaupt! :)

Ich wage aber mal die steile These, dass man das in diesem Fall an etwas mehr als an "früher war alles besser" festmachen kann. Hauptschuld seh ich bei den affigen Giga-Budgets und dem damit oft Hand in Hand gehenden Zwang immer noch eins draufzusetzen, da wird doch jeder Film automatisch erdrückt. Dazu kommt noch, dass Hollywood - wenn man den Aussagen von Soderbergh & Co. Glauben schenken darf - mittlerweile wohl weitgehend von Bankern beherrscht wird und so fühlt sich vieles auch an.

Besonders merkt man das imo an Franchisen. Egal ob man die ganzen Marvel-Filme nimmt (nebenbei: das "Marvel Cinematic Universe" halte ich für eine ganz, ganz schlimme Idee - sicher extrem umsatzträchtig, aber auch ein kreatives K.O.), oder STAR TREK, oder STAR WARS oder nun X-MEN: Filme, von Leuten, die content eingekauft haben, weil sie wissen, dass die "Figürchen ziemlich populär bei den Kids sind" und da jetzt nen Film drumherum basteln lassen, der den Marktanforderungen gerecht wird.

Ich meine, STAR TREK z.B. ist so berühmt und legendär geworden, weil man sich von Anfang an abgegrenzt, eine eigene Linie verfolgt hat, die neuen Teile fühlen sich doch alle an, als ob man die Figuren in Filme gesteckt hat, die so sind, wie sie sind, weil Filme derzeit halt nunmal so sind.
Nahaufnahme hat geschrieben:Gravity, The Martian, Life of Pi, The Social Network, Black Swan, Inglourious Basterds, No Country for Old Men
Mein Gemuffel bezieht sich jetzt eher auf klassisches "Eventkino" - da würde ich aus dieser Liste gerade mal GRAVITY, MARTIAN und vielleicht noch LIFE OF PI dazuzählen. Über Sonderfälle wie Darren Aronofsky oder QT kann man sich streiten. Und selbst wenn man die dazunimmt (und gut findet :) ): Ausnahmen gibt's natürlich immer, aber wenn auf einen guten Film 100 schlechte kommen, hebt das meine Laune auch nur unmerklich... :) Oder anders formuliert: In der Threadüberschrift schwingt natürlich auch leichte Polemik mit, alles ist natürlich nicht schlecht, aber extrem viel.
Julio Sacchi hat geschrieben:Tom Hanks? Toll. Ich sag nur Captain Phillips.
Ich sag nur EIN HOLOGRAMM FÜR DEN KÖNIG! :P
Nahaufnahme hat geschrieben:ich finde schon, dass die "life-changing" waren, zumindest für die Filmfigur (aber auch in der Umsetzung) und sich damit innerhalb des Mainstreamkinos positiv abhoben, ob einem das gefiel oder nicht, es war nicht mehr das Gleiche nochmal gleich, wie es in den Terminator-, Spiderman- und Superman-Reboots für mich gescheitert ist.
Das ist aber auch nur möglich, weil die Bonds bis zum heutigen Tage quasi Independent-Produktionen sind.

Fraglich ob die Kapriolen der Serie unter Warner möglich gewesen wären.
Nahaufnahme hat geschrieben:Avengers, Iron Man, Transformers sieht für mich dagegen so aus als ob es ein und derselbe Regisseur mit der gleichen Crew mit einem zusammengewürfeltem Drehbuch aus Versatzstücken und in ähnlich abgestimmten Action- und CGI-Einsätzen gedreht hätte
So in etwa meinte ich das auch.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Di 31. Mai 2016, 17:36

Was mich eigentlich am meisten stört, ist die Gesichtslosigkeit des Mainstreamkinos. Formalästhetisch sind die teuren Filme weitestgehend reizlos. Außerdem wird jede Emotion von ohrenbetäubender Lärmmusik abgetötet.

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Beitrag von Bewitched240 » Di 31. Mai 2016, 17:52

Korrekt.

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Sylvio Constabel
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Beitrag von Sylvio Constabel » Di 31. Mai 2016, 18:48

Mainstreamkino fetzt (manchmal).
Indiekino fetzt (manchmal).
TV-Serien fetzen (manchmal).
Ach, ich finde eigentlich alles irgendwie anschaubar. Zur Not im Schnelldurchlauf.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Beitrag von Nahaufnahme » Di 31. Mai 2016, 18:51

Thorsten Hanisch hat geschrieben:(...)Ich wage aber mal die steile These, dass man das in diesem Fall an etwas mehr als an "früher war alles besser" festmachen kann. Hauptschuld seh ich bei den affigen Giga-Budgets und dem damit oft Hand in Hand gehenden Zwang immer noch eins draufzusetzen, da wird doch jeder Film automatisch erdrückt. Dazu kommt noch, dass Hollywood - wenn man den Aussagen von Soderbergh & Co. Glauben schenken darf - mittlerweile wohl weitgehend von Bankern beherrscht wird und so fühlt sich vieles auch an. (...)
Soderberghs Kritik hört sich für meine Ohren aber genau so an wie die Kritik von Peter Fonda Ende der 60er, von Coppola Anfang der 70er, von de Palma oder Scorsese Mitte der 70er usw. usf. Also das ist schon "früher war alles besser" im Remake, da müsste ein Reboot her... Die kreativ denkenden Studiobosse (Zanuck, Mayer, Warner, Laemmle, aber auch Unabhängige wie Selznick), deren Söhne oder Vertraute (z.B. Robert Evans) spätestens Mitte der 70er aus den Chefetagen der großen Studios verschwanden, wurden ausschließlich von Wirtschaftstypen beerbt, von da ab wurden die traditionsreichen Unternehmen nach Arabien, Frankreich, Japan etc. verkauft. Soderbergh hatte doch in Wirklichkeit nie mit anderen Bossen als mit solchen aus der Ökonomie zu tun. Seine Kritik verstehe ich nicht, der Mann hat genügend Flops inszeniert, die unter wirtschaftlichen Aspekten dafür gesprochen hätten, ihn keine weiteren Filme drehen zu lassen, das Gegenteil war der Fall, es ergeht ihm als nicht anders als im alten Studiosystem, wo man ihm nach einem Flop vermutlich bloß mehr in die Produktion rein geredet hätte, um ihn kommerzieller und in Richtung Mainstream zu bewegen. :mrgreen:

Die Entwicklung der Giga-Budgets verlief im alten Studiosystem ohne die Harvard-Spitzenmanager allerdings tatsächlich viel, viel langsamer, die Bosse hatten früher nämlich noch selbst mit ihren Besitzanteilen sowie Villen und Sportwagen haften müssen, da hatte man kein Interesse die Kosten explodieren zu lassen - vergleichbar mit den Betrieben des Mittelstands. Die heute allesamt unbekannten Bosse von Sony und Co. verlieren nach einer Flop-Serie nichts außer einem Job, woher soll da der Einfall kommen, sich Original-Ideen zu widmen, man macht einfach das, was alle anderen machen, funktioniert bei Banken und im Deutschen Fernsehen auch so und auch da musst Du aus dem Müll die Rosinen picken.

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