Sam Peckinpah
- Joachim Bauer
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Re: Sam Peckinpah
Danke für die Antwort, Julio.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)
- Sylvio Constabel
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Re: Sam Peckinpah
Das moniere ich ja auch gar nicht. Das waren lediglich meine Gedanke VOR der Sichtung des Films. Die Vergewaltigung war insofern "sinnvoll" als daß etwas dadurch in George stirbt und sie resignieren läßt. Das wurde ja auch wunderbar mit dem Erschießen der ollen Henne von Hoffman gegenübergestellt - da stirbt auch etwas und er wendet sich mit Grausen ab, während zeitgleich etwas viel Schlimmeres passiert. Das war schon alles sehr unangenehm.Julio Sacchi hat geschrieben: ↑Mi 3. Feb 2021, 08:32... daß Hoffman eben NICHT als Rächer loszieht, sondern vielmehr noch nicht mal davon weiß, macht den Film aus. DEATH WISHs gibt's ja nun wahrlich genug.
Dennoch, provisorisch, gäbe es diese Szenen mit der Vergewaltigung nicht, wie hätte das denn den Film beeinflußt?
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- Julio Sacchi
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Re: Sam Peckinpah
1. Es wäre niemals so deutlich geworden, wie wenig Zugang Hoffman zu George hat und wie wenig er sie und ihre Bedürfnisse versteht.
2. Dadurch, daß Hoffman sich auf die gewalttätige Welt der Männer im Dorf einlässt und komplett entgegen seiner Persönlichkeit mit ihnen auf die Jagd geht, provoziert er Georges Untreue und letztlich auch ihren Mißbrauch in Teilen
3. George versucht ja nicht nur, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sondern beide Männer zu manipulieren, lässt sich also letztlich auf deren Niveau herunter und verliert dabei alles
4. Hoffmans Eintreten für David Warner ist ein Stellvertreterkrieg, in Wirklichkeit verhandelt er dabei das, von dem er gar nicht weiß, daß es passiert ist, es aber für gegeben hält
5. Die Vergewaltigung zeigt, daß George ihre alte Welt genauso wenig versteht wie Hoffman und sich gar nicht erst hätte daruf einlassen sollen (Teil eines in den 70ern sehr präsenten und komplexen Themas, nämlich Stadt vs Land - bereits damals wusste man schon, daß in Käffern nur Degenerierte hocken, die notfalls Ziegen ficken und die Progressivität der Stadt mit Gewalt bestrafen)
6. Die Vergewaltigungsszene macht es quasi unmöglich, STRAW DOGS als unterhaltsamen Revenge Thriller zu schauen, die Szene selber ist so dermaßen doppelbödig und fies, daß alles danach im Grunde (und absichtlich) ins Leere geht. Man wartet aufgrund runtergedoofter Sehgewohnheiten verzweifelt auf eine Verhandlung dieser Tat, die wird aber einfach nicht mehr thematisiert
Übrigens ist mir der Diskurs dieser Sequenz in den letzten Jahrzehnten ein Rätsel. Angeblich soll George hier ja "auf den Geschmack" kommen, also so ein bißchen "Wenn sie nein sagt, meint sie ja"-Pornologik. Tatsächlich aber sieht man ja überdeutlich, wie schockiert sie ist?!
2. Dadurch, daß Hoffman sich auf die gewalttätige Welt der Männer im Dorf einlässt und komplett entgegen seiner Persönlichkeit mit ihnen auf die Jagd geht, provoziert er Georges Untreue und letztlich auch ihren Mißbrauch in Teilen
3. George versucht ja nicht nur, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sondern beide Männer zu manipulieren, lässt sich also letztlich auf deren Niveau herunter und verliert dabei alles
4. Hoffmans Eintreten für David Warner ist ein Stellvertreterkrieg, in Wirklichkeit verhandelt er dabei das, von dem er gar nicht weiß, daß es passiert ist, es aber für gegeben hält
5. Die Vergewaltigung zeigt, daß George ihre alte Welt genauso wenig versteht wie Hoffman und sich gar nicht erst hätte daruf einlassen sollen (Teil eines in den 70ern sehr präsenten und komplexen Themas, nämlich Stadt vs Land - bereits damals wusste man schon, daß in Käffern nur Degenerierte hocken, die notfalls Ziegen ficken und die Progressivität der Stadt mit Gewalt bestrafen)
6. Die Vergewaltigungsszene macht es quasi unmöglich, STRAW DOGS als unterhaltsamen Revenge Thriller zu schauen, die Szene selber ist so dermaßen doppelbödig und fies, daß alles danach im Grunde (und absichtlich) ins Leere geht. Man wartet aufgrund runtergedoofter Sehgewohnheiten verzweifelt auf eine Verhandlung dieser Tat, die wird aber einfach nicht mehr thematisiert
Übrigens ist mir der Diskurs dieser Sequenz in den letzten Jahrzehnten ein Rätsel. Angeblich soll George hier ja "auf den Geschmack" kommen, also so ein bißchen "Wenn sie nein sagt, meint sie ja"-Pornologik. Tatsächlich aber sieht man ja überdeutlich, wie schockiert sie ist?!
- Sylvio Constabel
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Re: Sam Peckinpah
Danke für die schlüssige Antwort!
Bezüglich Deines letzten Satzes bin ich vollkommen bei Dir. Man sieht ihr die Verzweiflung regelrecht ins Gesicht geschrieben - die komplette Zeit über.
Bezüglich Deines letzten Satzes bin ich vollkommen bei Dir. Man sieht ihr die Verzweiflung regelrecht ins Gesicht geschrieben - die komplette Zeit über.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- Bewitched240
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Re: Sam Peckinpah
Bei Deinem Geschreibsel immer steht den meisten hier auch die Verzweiflung regelrecht ins Gesicht geschrieben.
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31813
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Re: Sam Peckinpah
THE WILD BUNCH bestellt.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- JimmyPage
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Re: Sam Peckinpah
Oh Herr hilf uns
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"
- Sylvio Constabel
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Re: Sam Peckinpah
Euch beiden Flennehühner hatte ich dabei schon im Blick!
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie
- Julio Sacchi
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Re: Sam Peckinpah
Inspiriert vom Thread STRAW DOGS Remake nochmal bestellt.
Das ist streng genommen kein schlechter Film, sieht man mal vom ausbuchstabierten Score ab. Bis auf Woods' fürchterliche Karikatur eines Alkis ordentlich gespielt, besonders von Bosworth. Aber der Film ist blah, und das ist bei diesem Stoff fahrlässig. Er erzählt einfach die Story runter, weder gibt es ästhetische Brüche (Kamera ist öde) noch subtile Spitzen. Der Film ist wirklich nur passable Unterhaltung, in den Schlüsselmomenten wirkt er daher eher unfreiwillig komisch als schockierend. Den Schluß hat Lurie komplett mißverstanden. Manchmal ist "meh" schlimmer als Pisseeimer.
Das ist streng genommen kein schlechter Film, sieht man mal vom ausbuchstabierten Score ab. Bis auf Woods' fürchterliche Karikatur eines Alkis ordentlich gespielt, besonders von Bosworth. Aber der Film ist blah, und das ist bei diesem Stoff fahrlässig. Er erzählt einfach die Story runter, weder gibt es ästhetische Brüche (Kamera ist öde) noch subtile Spitzen. Der Film ist wirklich nur passable Unterhaltung, in den Schlüsselmomenten wirkt er daher eher unfreiwillig komisch als schockierend. Den Schluß hat Lurie komplett mißverstanden. Manchmal ist "meh" schlimmer als Pisseeimer.
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31813
- Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34
Re: Sam Peckinpah
Werde ich - trotz Jimmy W - auslassen.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie