Antikriegsfilme

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Malefix
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Beitrag von Malefix » Do 13. Dez 2012, 15:57

Also - ich fand auch Frontline ziemlich gut. Koreanischer Film, der ohne Wertung am Beispiel eines Kampfes um einen sinnlosen Hügel beide Seiten beleuchtet. Verweigert auch ziemlich die Setpieces, die Actionszenen sind nicht so auf Augenschmaus gemacht wie bei My Way.
Aber die Koreaner würde ich bei Anti-Kriegsfilmen durchaus auch nennen.
Aber Coming Home hat mich damals auch beeindruckt, denn, wenn die Leute nach Hause kommen, enden die Probleme ja nicht.
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt. Wer mehr wagt, der ist keiner (MacBeth)

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Nahaufnahme
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Beitrag von Nahaufnahme » Do 13. Dez 2012, 16:04

Yuki hat geschrieben: (den mal ernsthaft Leute, das Militär besteht eben nicht nur aus Psychopathen und Drogenwracks - man kann's ja auch übertreiben XD)
Das ist keine Übertreibung, das kommt aus den Beschreibungen ehemaliger Soldaten meist so als Fazit heraus, wobei sie sich selbst als die Ausnahmen ansehen. Ich erinnere mich an die 80er, wo in der Bremer Lokalpresse ständig von den Drogendelikten der US-Soldaten der Kaserne in Garlstedt bei Bremerhaven zu lesen war. Von den Menschen in Bremerhaven erfuhr man noch viel mehr und bekam den Eindruck, die würden alle und dauernd kiffen, Pillen schlucken, andere Drogen nehmen, ob im Panzer oder bei Flugübungen, wo es natürlich gehäuft zu Unglücken kam - daraus darf man schon ein bisschen verallgemeinern, zumal das noch auf friedlichem Terrain geschah, wo die Drogenbeschaffung auch schwieriger war als in Vietnam oder in Afghanistan. Die vielen Perversionen der Folter im Irak, die Auswüchse in Afghanistan, allesamt zu Einzelfällen verharmlost, die nie in der Öffentlichkeit verhandelt werden, sorgen für weiteres Unbehagen. Und das sind nur Vorfälle in der US-Armee, die ich wegen APOCALYPSE NOW angeführt habe. Was bewegt überhaupt einen Menschen dazu, sich zum Töten ausbilden zu lassen, egal ob an der Front oder als Stratege - dahinter vermutest Du einen gesunden Geist?

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 16:21

@Nahaufnahme: Nur weil einer zum Militär will, ist er noch lange nicht gestört. Die Faktoren, die zu so einer Entscheidung führen, sind meistens persönlich; Unzulänglichkeiten, Unwissen, Unsicherheiten, das Bedürfniss "etwas bewirken/bedeuten zu wollen" und die Illusion (Propaganda halt), dass das Militär dir all diese Möglichkeiten bietet. Viele Leute gehen zur Bundeswehr, weil sie nur noch dort eine ordentliche Ausbildung (inkl. z.B. Führerschein etc.) bekommen. Weil sie alleine halt aufgeschmissen wären. Viele gehen zum Militär und denken, sie müssten nie an einer Kampfhandlung teilnehmen (was gerade bei der Bundeswehr auch nicht selten ist/war) - und wollen das halt auch nicht. Wenn's dann andersrum passiert, Pech gehabt. Die Wenigsten gehen wohl zum Militär, weil sie "töten" oder sich die Ausbildung zum Töten aneignen wollen. Und nur weil man nicht dahin will, hat man nicht automatisch einen gesunden Geist. Mal abgesehen davon, dass sich hinter den wenigsten Menschen ein gesunder Geist verbirgt.

Andersrum, ja, auch in der Bundeswehr werden (in manchen Staffeln quasi) Drogen bis zum Abwinken genommen. Speed, Kiffen und sowas alles. Aber das machen die Altersgenossen, die nicht im Militär sind, ja meistens auch. Andersrum, gibt es bei der Bundeswehr auch Staffeln, bei denen würdest du mit sowas nicht durchkommen. Kommt immer auf die Gruppe an. So wie überall. Und das Menschen auch außerhalb des Militärs grausam und psychotisch sein können, ist dir schon klar nä :D...

Ich persönlich würde mich unter normalen Umständen nirgendwo einschreiben. Aber das ist noch lange kein Grund, die ganzen Freiwilligen als komplett Geistesgestörte abzustempeln.

@Malefix: Sowas wie Yellow Sea von den Koreanern kann man ja auch halbwegs als Anti-Kriegsfilm hinstellen. Sowas wie Brotherhood war aber zu kitschig und pathetisch, auch wenn ich den insgeheim doch gut finde. Frontline wollte ich immer mal sehen...

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SvenT
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Beitrag von SvenT » Do 13. Dez 2012, 16:22

Coppola selber sieht "Apocalypse Now" nicht als Antikriegsfilm, sondern als Film über den Krieg.
Ich finde den ja super, aber ich sehe ihn eher als Film über den Wahnsinn an, der Soldaten im Krieg ergreifen kann. Als solcher ist er ein Meisterwerk. Darüber hinaus sagt er aber wenig über das Wesen des Krieges im allgemein und über den Vietnamkrieg im speziellen aus. Und will das auch gar nicht!
Ich finde wenige Antikriegsfilme wirklich gut. Das liegt vor allem daran, dass die meisten eben doch Soldatenfilme sind. Das wird schnell langweilig, denn im Grunde weiß ja jedes Kind dass es ganz arg schlimm ist, wenn Menschen aufeinander schießen. Die wenigsten Filme waren zu ihrer Zeit so konsequent und mit der richtigen Härte gegenüber Staat und Regierung versehen. Meine Lieblingsausnahme ist Kubricks "Paths Of Glory". Den würde ich jederzeit als definitiven Antikriegs- und Soldatenfilm empfehlen, auch wenn der heute natürlich eher als historischer Film durchgeht.

Den Vietnamkriegsfilm finde ich fast ausnahmslos daneben. Neulich habe ich aber mal wieder "Full Metal Jacket" gesehen, und fand ihn großartig. Früher mochte ich den nie so recht, heute umso mehr. Der Film ist sehr essayistisch und analytisch. Wenn man das nicht zu fassen bekommt (wie ich früher), sieht man nur einen Vietnamausflug wie viele.

Gut finde ich es, wenn die Gesellschaft analysiert wird, die im Krieg ist. Wenn politische und militärische Entscheidungen beleuchtet werden. Oder die Folgen eines Krieges thematisiert werden. "Under The Flag Of The Rising Sun" von Kinji Fukasaku ist da mein Favorit. Spannt die Zeit zwischen dem zweiten WK und den frühen Siebzigern in Japan. Hab ich ja auch schon öfter erwähnt, aber bei dem Film kann es nicht schaden, ihn noch mal zu nennen.

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 13. Dez 2012, 16:25

Vietnamkriegsfilme sind in der Tat fast ausnahmslos daneben, vor allem, weil sie die Vietnamesen wirklich fast ausschließlich auf gesichtslose Aggressoren runterbrechen.
APOCALYPSE NOW vermittelt aber durchaus die Sinnlosigkeit speziell dieses Krieges und ist damit doch ein Stück weit radikaler als alle anderen Landser-Epen.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 16:27

SvenT hat geschrieben:Coppola selber sieht "Apocalypse Now" nicht als Antikriegsfilm, sondern als Film über den Krieg.
Ich finde den ja super, aber ich sehe ihn eher als Film über den Wahnsinn an, der Soldaten im Krieg ergreifen kann. Als solcher ist er ein Meisterwerk. Darüber hinaus sagt er aber wenig über das Wesen des Krieges im allgemein und über den Vietnamkrieg im speziellen aus. Und will das auch gar nicht!
Das ist ja auch so ungefähr das, was ich meine. Der erzählt einfach nix vom Krieg, sondern nur von den abgehobenen Irren. Und das sind normale Menschen wie du & ich, die Figuren könnten sich auch in der Bronx rumtreiben und da ihren privaten Kleinkrieg führen - könnte sich genauso abspielen. Mit Anti-Wahnsinn hat das vielleicht was zu tun (und Krieg ist Wahnsinn, aber halt nicht gleich umgekehrt...), aber ein Anti-Kriegsfilm ist dann doch noch einen Zacken anders.... und wie gesagt, ich finde den Film auch supertoll. Und wahrscheinlich auch einer der besten Vietnam Filme, weil Feind- und Freundbilder keine Rolle spielen.

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SvenT
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Beitrag von SvenT » Do 13. Dez 2012, 16:36

Yuki hat geschrieben:den mal ernsthaft Leute, das Militär besteht eben nicht nur aus Psychopathen und Drogenwracks - man kann's ja auch übertreiben XD),
Im Krieg eben schon! Du kannst nicht normal bleiben, wenn Du lange im Krieg bist. Weil das eben schlicht und einfach der ultimative Zivilisationsbruch ist. Und Du sollst im Krieg ja auch gar nicht normal bleiben. Du sollst ja töten können, was normalen zivilisatorischem Verhalten zuwider läuft.
Auch von dieser Entmenschlichung handelt "Full Metal Jacket". Die Ausbilder wissen in dem Film ganz genau, dass sie ihre Soldaten zu Killermaschinen erziehen müssen. Das ist alles echt, die Ausbildung war damals exakt so!

Übrigens haben Armeen in vielen Kriegen ihren Soldaten Drogen gegeben. Drogenwracks entstehen nicht nur durch freiwillige Einnahme.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 16:43

Ja, IM Krieg. Aber wer in's Militär geht, ist ja nicht automatisch IM Krieg. Bei Nahaufnahme kommt mir das so vor, als wolle er allen Dienstleistenden einen Irrenschein ausschreiben. Zugegeben, was ich von der amerikansichen Militärausbildung weiß, kommt ausschließlich aus Dokus und Filmen. Nach dem Bild, wurden die da ja konstant nach Full Metal Jacket Style ausgebildet. Aber da scheint ja die Betonung auch auf "wurden" zu legen. Ich dachte, wenn man so eine Behandlung heute will, muss man schon in so eine Militärakademie :D?!

Mir geht's vorallem darum, dass du diese Irren auch überall sonst finden kannst, wo so etwas wie "Krieg" herrscht. Und das kann ja an jeder Straßenecke sein - theoretisch. Da brauchste keine Ausbilder und keine Staaten für.

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Nahaufnahme
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Beitrag von Nahaufnahme » Do 13. Dez 2012, 17:22

Yuki hat geschrieben:Bei Nahaufnahme kommt mir das so vor, als wolle er allen Dienstleistenden einen Irrenschein ausschreiben. Zugegeben, was ich von der amerikansichen Militärausbildung weiß, kommt ausschließlich aus Dokus und Filmen.
Naja, ich kannte wenigstens ein paar GI's persönlich aus ner Reggae-Disco in Bremen damals :D Ich hatte doch erwähnt, dass ich die Auswüchse der US-Armee wegen APOCALYPSE NOW beschrieb. Mir ging es nicht darum, wer warum wo hin geht (habe selbst Verwandte bei der Bundeswehr, die nicht irre sind), aber was mit denen geschieht, wenn die sich im Krieg oder Bürgerkrieg befinden, im Bürgerkrieg sind es auch weniger echte Soldaten, sondern all jene, die ihren "Feind" abknallen wollen. Wie kommt man dazu? Dafür musst Du irre sein, da hast Du ein Denken übernommen, wie Grenzen zu verlaufen haben, welche Religion durchgesetzt werden soll, "Untermenschen" für die "Herrenrasse" ausgebeutet werden oder wofür auch immer im Irak oder Afghanistan gekämpft wurde und wird, das nichts mit Dir als Individuum zu tun hat, sondern wo Du etwas für andere umsetzt, da bist Du entindividualisiert und den Wahnsinn hat Coppola eben genial umgesetzt. Der Hintergrund hätte auch Iwo Jima oder die Normandie sein können, er hat dafür eine Bildsprache gefunden, die Spielberg und Eastwood mit ihrem patriotischem Gedöns misslungen ist.

Dass man Irre auch woanders findet, hat irgendwie nichts mit Kriegsfilmen zu tun und ist auch eine Relativierung a la woanders geht es auch übel oder sogar noch schlimmer zu, die zu schlechten Kriegsfilmen passt.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 18:51

Ich finde halt, dass zu einem Anti-Kriegsfilm vorallem auch die wahnwitzige Staatenmacht gehört, die die Leute irre laufen lässt. Das fake und ignorante Machtgefüge, welches einen Scheiß auf seine Opfer und Soldaten gibt, die vor Ort mißbraucht werden. Und das kommt mir in Apocalpyse Now einfach nicht rüber (klar sind da Elemente - vorallem halt auch in der Redux - vorhanden, aber doch alles sehr neben der Spur). Das, was die Figuren in Apocalypse Now demonstrieren, ist der pure Wahnsinn, der aber halt weniger mit dem Propaganda- und Mächtehintergrund der Kriegs-Urheber zu tun hat, sondern viel mehr mit dem persönlichen Irrsinn vor Ort. Und den - wie gesagt - findet man auch außerhalb eines "richtigen" Krieges. So irre werden kannste überall - Umstände entsprechend halt. Das hat auch nix mit Relativierung oder "woanders geht's schlimmer zu", sondern einfach nur mit meiner ganz persönlichen Vorstellung von einem ANTI-KRIEGSfilm zu tun. Und da passt Apocalpyse Now halt nicht ohne Drücken und Brechen rein. IMHO. Aber die Diskussion ist ja auch doof, denn eigentlich geht's ja hier um "Ist Apocalpyse Now ein guter Anti-Kriegsfilm" oder einfach nur eine exzellente Arbeit über den Wahnsinn im Menschen?! Wir könnten uns ja einigen auf "geiler Film". Und ich kann mit Sicherheit auch akzeptieren, dass der als Anti-Kriegsfilm besser geeignet ist (tausendmal) als JAMES RYAN & Co :D.

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