Antikriegsfilme

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Thorsten Hanisch
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Antikriegsfilme

Beitrag von Thorsten Hanisch » Mi 12. Dez 2012, 21:39

Ich bin der Meinung, dass die besten (Anti-)Kriegsfilme diejenigen sind, die den Krieg mehr oder weniger ausblenden.

DIE HÖLLE SIND WIR z.B. erzählt ohne viel Getöse tausend Mal mehr über das Thema "Krieg" als sämtliche US-Rumms-Bumms-Shacky-Cam-Ich-bin-so-betroffen-based-on-true-events-Multimillionen-Dollar-Spektakel.

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diceman
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Beitrag von diceman » Mi 12. Dez 2012, 21:46

Genau, in der John Woo-Diskussion war's. :D
Ich kopiere dann mal frech den entsprechenden Part hier rüber (sind auch zwei On-Topic-Empfehlungen dabei):
diceman hat geschrieben:[...]
Sehe den Begriff auch problematsch; allerdings nur wenn er in Zusammenhang mit Filmen wie SAVING PRIVATE RYAN, APOCALYPSE NOW, PLATOON und (sogar) FULL METAL JACKET fällt. Nicht weil ich die nicht mag (zumindest die letzten drei gefallen mir ausgesprochen gut), sondern aus dem einfachen Grund, was Julio weiter oben sagte, weil hier eben auch immer eine gewisse morbide Faszination am Ungeheuer Krieg mitschwingt. "Echte" Antikriegsfilme sind für mich Filme, die sich nicht an der Front und mit dem Geballer aufhalten, sondern über Schicksale aus dem Rest der Welt berichten, von Menschen, die ungefragt zwischen die Fronten geraten und wie der Krieg deren Leben verändert. Also eben sowas wie RED ANGEL oder Suzukis STORY OF A PROSTITUTE (wie auch bereits im anderen Thread angeführt). [...]
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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 00:11

Wenn es um Filme an der Front geht, kommt sowas Gradlinieges wie Im Westen Nichts Neues dem Anti-Kriegsfilm wohl am Nächsten. Auch wenn mir da viele vielleicht widersprechen mögen. Ansonsten bin ich nicht unbedingt dafür, den Krieg komplett auszublenden. In jedem Fall ist es aber richtig, dass vorallem die Folgen des Krieges (also das dannach - deswegen auch die Erwähnungen vom Kurosawa Film und Jin-Roh im anderen Thread) in einem Anti-Kriegsfilm wichtig sind. Gewalt an sich reicht da nicht und sowas wie James Ryan geht halt überhaupt nicht klar, weil da vorallem die Helden überleben und nur die Dummen, bzw. Undisziplinierten sterben. Das ist im Krieg natürlich nicht so, da verreckt jeder zufällig. Da gibt's halt keine Helden. Würde gerne mal einen Anti-Kriegsfilm an der Front sehen, der einfach einen Scheiß auf Hauptfiguren und sowas gibt, die einzelnen Tode nicht extra dramatisieren muß und generell nix auf Routine und Zuschauerfreundlichkeit macht (was nicht mit harter Gewalt gleichzusetzen ist, sondern eher mit dem Weglassen dieser ganzen moralischen Anker in den Filmen, an denen sich die Zuschauer letztendlich festhalten können und müssen, um nach sowas wie Soldat James Ryan eben nicht nur mit einem negativen Gefühl das Kino zu verlassen). Apocalypse Now ist schon Anti und geil, aber auch viel zu abgehoben, um von wirklicher Relevanz zu sein. Sowas wie Catch-22 ist ziemlich gut - aber letztendlich wohl auch zu abgehoben. Ansonsten sind ältere Filme vorallem ja patriotisch und auch sonst ziemlich blumig. Moderne Anti-Kriegsfilme zeichnen sich dagegen meist durch Pathos und herbe Gewalt aus. Nach James Ryan und den anderen "Klassikern" gab es da auch ein sich ewig wiederholendes Muster - die meisten Filme, die da folgten, sind unter dem Anti-Kriegsfilm Aspekt (und auch sonst lol) extrem uninteressant; Von ein paar geilen Action Stücken hier und da mal abgesehen.

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JimmyPage
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Beitrag von JimmyPage » Do 13. Dez 2012, 10:08

die besten antikriegsfilme sind die, die den schrecken des krieges auf den zuschauer rüberbringen. das kann in form von verwandten zu hause sein, die gezeigt werden, wie auch direkt im kampfeinsatz. da finde ich den anfang von soldat james ryan sehr gelungen. traurig und erschrecken zugleich dies zu sehen.
für mich ist platoon auch ein antikriegsfilm. hier zeigt stone, auf erschreckende weise, wie der zivilisierte mensch zur bestie wird.
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Nahaufnahme
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Beitrag von Nahaufnahme » Do 13. Dez 2012, 10:29

Yuki hat geschrieben: Apocalypse Now ist schon Anti und geil, aber auch viel zu abgehoben, um von wirklicher Relevanz zu sein.
Total irrelevant... :?

APOCALYPSE NOW ist der einzige Kriegsfilm, den ich als Anti-Kriegsfilm wahrgenommen habe, vielleicht waren da noch zwei andere, an die mich nicht erinnern kann, weil sie tatsächlich irrelevant waren. APOCALYPSE NOW ist deshalb der einzige Anti-Kriegsfilm, weil er die Befehlshaber und Soldaten der US-Army ausnahmslos als Psychopathen, Drogenwracks oder sonstwie vom Leben beschädigt darstellt und damit das System von Staaten, die Krieg führen, in Frage stellt, das System ist kaputt und alle, die sich daran beteiligen irre. Keine Relativierungen a la nicht alle Nazis, Wehrmachtsoldaten waren schlimm, die US-Boys haben den Frieden gebracht, die Soldaten sind Verführte, die Möglichkeit für arme Wichte, sich nach oben zu dienen und dann in weißer Ausgehuniform die Weiber flach legen etc. und all dieser Scheiß. Alle anderen Filme finden noch ihre (Anti-)Helden, die doch tapfer und aufrecht gegen ein paar Frontschweine ankämpfen aber den ganzen Irrsinn nicht wirklich in Frage stellen. Martin Sheens Figur aber ist genau so kaputt wie Brandos.

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 13. Dez 2012, 10:31

APOCALYPSE NOW ist für mich auch ein Antikriegsfilm, weil er den Krieg als Wahn darstellt. Dem Film die Relevanz abzusprechen, wäre schon allein Grund für Krieg.

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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » Do 13. Dez 2012, 10:36

Die Haltung, dass dienigen Kriegsfilme die besten seien, die Kriegsschauplätze aussparen, hat Throsten von mir geklaut.
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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 13. Dez 2012, 10:44

Und Du dein gutes Aussehen von mir.
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Booh
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Beitrag von Booh » Do 13. Dez 2012, 11:51

APOCALYPSE NOW ist auf jeden Fall eine Bestie von Antikriegsfilm, voll unumstößlicher Wahrheiten. Der gibt seine Action ja auch als perverses Spektakel preis (siehe sensationsgieriges Kamerateam und Wagner-Surf-Junkie: Kilgore). Das übersieht der ein oder andere Home Theater Proll gern. Da mag das Gesamtwerk noch so kacke sein, wer einem Film wie APOCALYPSE NOW auf dem Konto hat, kann auch Hinterhofpornos drehen und ist ein relevanter Künstler. Auf dem Thron sitzt bei mir, was Antikriegsfilm heißt trotzdem keiner. Das letzte Wort in Sachen Krieg fehlt noch, aber ist bestimmt nicht von den Hollywood Milchgesichtern zu erwarten. Von denen hätte heute keiner mehr die Eier so einen multimorbiden, wunderschönen, durchgekrankten Wahnsinn zu drehen.
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Yuki
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Beitrag von Yuki » Do 13. Dez 2012, 15:15

@JimmyPage: Natürlich ist der Anfang von JAMES RYAN gut, aber halt NUR der Anfang. Alles dannach relativiert ja das wieder.

@Rest: Ich hab ja gesagt, das Apocalpyse Now saugut ist. Aber wenn Anti-Kriegsfilme besonders dann erfolgreich sind, wenn sie dem Zuschauer Schrecken und Wahn zeigen und letztendlich vorallem die "Lust" auf Krieg nehmen sollen, dann ist Apocalypse Now für den Großteil der Leute (gerade die, die sich auf so etwas wie Bundeswehr & Co. noch einlassen wollen/würden) zu abgehoben (den mal ernsthaft Leute, das Militär besteht eben nicht nur aus Psychopathen und Drogenwracks - man kann's ja auch übertreiben XD), um denen irgendwas beizubringen. Vorallem hat der Film für mich die richtige Wirkung erst in der Redux (der Monolog mit dem Times Artikel) -> die können sich manche ja schon garnicht mehr angucken.

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