Freigaben, Zensur & die kolportierte Verrohung der Jugend

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Thorsten Hanisch
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Freigaben, Zensur & die kolportierte Verrohung der Jugend

Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 13. Okt 2012, 13:46

Anfang der Diskussion (Killer-Joe-Thread). - DM


Und mir ging's darum, dass die Europäer vielleicht doch nicht ganz so aufgeklärt sind, wie man meinen möchte. :)

Hab KILLER JOE zwar (noch) nicht gesehen, aber nach FSK 12 für BOURNE LEGACY/TRIBUTE VON PANEM und vor allem FSK 16 für SAVAGES müssten die Tore eigentlich offen sein. Möchte man meinen.
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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Sa 13. Okt 2012, 13:50

PANEM ab 12 fand ich total unproblematisch. Da denkt man sich in Köpfe rein, die man längst schon nicht mehr hat.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 13. Okt 2012, 14:53

Denkst Du nicht so, weil - siehe auch unsere Diskussion neulich - die Dosis mittlerweile so sehr gesteigert worden ist, dass man es als ganz normal empfindet, wenn sich in einem zynischen Jugendfilm die Kids ultrabrutal abschlachten?

Auch als Erwachsener empfinde ich PANEM stellenweise als ungeheuer intensiv (vor allem die zentrale Sequenz, der Beginn der Spiele).

Und isses vielleicht nicht ein bisschen zu großzügig gedacht, dass die Kids das heute eh alles gewohnt sind? FRAU IN SCHWARZ hatte auch ne FSK 12 - ich hab zahlreiche Berichte von flennenden Kindern im Kino gelesen und auch in meiner Vorstellung saßen Kids, die quasi 3/4 des Films mit den Händen vor den Augen verbracht haben.

Worauf mir's aber im Endeffekt bei meinem FSK-Gelaber immer ankommt: Ich seh - im Gegensatz zu, jawohl, damals - absolut keine Relation zwischen den ganzen Freigaben mehr. Kinowelt wurde damals mit Beschlagnahme gedroht, falls der vergleichsweise um einiges tiefergehendere, humanere BATTLE ROYALE uncut veröffentlichen und auch bis heute ist der in Deutschland nur als Juristisch geprüfte-Version (und schon das hat 10.000 Jahre gebraucht) unter der Ladentheke erhältlich - aber PANEM kriegt ne FSK12?

Stone kommt mit seinem ultraultraultrabrutalen SAVAGES mit ner FSK16 davon - aber vergleichsweise banale Actionfilme wie DEATH RACE 2 oder Horrorklamotten wie MY BLOODY VALENTINE landen auf dem Index?

Und natürlich mein Lieblingsbeispiel: TAKEN FSK 16, aber DEATH WISH 1-5 - immer noch - FSK 18 und indiziert. - Hä?

Klar, im Prinzip Wurst, man kriegt ja ohnehin auf den ein oder anderen Weg alles, aber erwähnenswert find ich's schon.
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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Sa 13. Okt 2012, 14:59

Den Beginn der Spiele in PANEM fand ich sehr intensiv, aber das muß ja nicht gleich was Schlechtes sein. Ich war als 10jähriger ganz schön am Arsch, als Klytus in FLASH GORDON so aufgespießt wird, daß ihm die Augen rausquellen. Das Ganze aber in nem Pipikackabuntomax-Rahmen, während PANEM ja gleich klar macht, daß er's ernst meint. Ich finde PANEM auch nicht zynisch, sondern die Welt, in der er spielt, und die entwirft er ja auch ganz klar als solche. Die sog. Medienkompetenz heutiger 12jähriger liegt ja zwangsweise entscheidend höher als die meiner (und Deiner) Altersgenossen damals.

Und ich sehe durchaus einen Unterschied zwischen der Actionfantasie TAKEN und der realen Selbstjustizwelt, die zumindest die ersten zwei DEATH WISHs entwerfen, das ist für mich schon eher 18 als 16.

BATTLE ROYALE ist tatsächlich ein zynischer Film und außerdem ne redundante Splatterwurst, da gehört ne 18 drauf und sonst gar nix. Nicht, daß ich den nicht toll finden würde.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 13. Okt 2012, 15:17

Julio Sacchi hat geschrieben:Die sog. Medienkompetenz heutiger 12jähriger liegt ja zwangsweise entscheidend höher als die meiner (und Deiner) Altersgenossen damals.
Was zu beweisen wäre.

Wird ja permanent nach mehr Medienerziehung in den Schulen gerufen, da die Kids u.a. laut den Lehrern das Gesehene vom Wochenende nicht mehr verpacken können.

Würde sogar behaupten, dass uns der Umgang mit den Medien noch leichter gemacht worden ist, da wir nicht von allen Seiten zugeballert worden sind.
Julio Sacchi hat geschrieben:Ich finde PANEM auch nicht zynisch, sondern die Welt, in der er spielt, und die entwirft er ja auch ganz klar als solche
Ich find PANEM in seiner schlichten Gut/Böse-Weltsicht ganz schön zynisch, da er sich letztendlich nur 2-3 Figuren näher widmet und den Rest als gesichtsloses Gesindel darstellt, das von ner hübschen, coolen Heldin beherzt abgeschlachtet werden kann.

Hier liegt auch der Unterschied zu BATTLE ROYALE, bei z.T. sogar Emphatie für die Bösen auslöst und auch eher Zusammenhalt als Einzelgängertum propagiert.
Julio Sacchi hat geschrieben:Und ich sehe durchaus einen Unterschied zwischen der Actionfantasie TAKEN und der realen Selbstjustizwelt, die zumindest die ersten zwei DEATH WISHs entwerfen, das ist für mich schon eher 18 als 16.
Ich finde, dass TAKEN gerade weil er nicht in der "realen Selbstjustizwelt" spielt (der Unterschied ist sowieso hauchdünn) bzw. das Tun seines Helden noch nichtmal ansatzweise reflektiert weitaus eher ne FSK18 verdient hätte als DEATH WISH, der der Sache ja zumindest im ersten Teil noch etwas auf dem Grund geht.
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Beitrag von Yuki » Sa 13. Okt 2012, 15:23

Also Jurassic Park hat mir in den 90ern auch die Scheiße in die Hose getrieben. Bei einer Szene bin ich als 12jähriger rausgegangen. Das war früher so und noch viel früher und wird später auch noch so sein. Am Ende sind eigentlich ja auch die Eltern die Verantwortlichen. Diese Freigaben - ist mir mal aufgefallen - werden seit Jahren schon (von mir) ignoriert. Ich weiß schon garnicht mehr, ob ich jetzt einen FSK6 oder FSK18 Film sehe. Dafür ist die Überraschung dann umso größer :mrgreen: .

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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 13. Okt 2012, 15:38

Mein ich ja.
Julio Sacchi hat geschrieben:Die sog. Medienkompetenz heutiger 12jähriger liegt ja zwangsweise entscheidend höher

Nur weil jemand viel liest, lernt er nicht zwangsläufig gute Literatur zu erkennen - man sieht's an mir! :)
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 13. Okt 2012, 16:32

Thorsten Hanisch hat geschrieben:
Julio Sacchi hat geschrieben:Die sog. Medienkompetenz heutiger 12jähriger liegt ja zwangsweise entscheidend höher als die meiner (und Deiner) Altersgenossen damals.
Was zu beweisen wäre.

Wird ja permanent nach mehr Medienerziehung in den Schulen gerufen, da die Kids u.a. laut den Lehrern das Gesehene vom Wochenende nicht mehr verpacken können.
Kllingt wie das Geblubber meiner über 70-jährigen Didaktik-Dozentin. :lol: Die "Kids" haben mehr auf´m Kasten als die meisten Erwachsenen und schnallen z.B. auch diese Reality-Soaps als weltfremden Trash, während der ein oder andere Lehrer das für bare Münze nimmt und vom Untergang der Zivilisation salbadert.

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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 13. Okt 2012, 16:49

ScheichHabib hat geschrieben:Die "Kids" haben mehr auf´m Kasten als die meisten Erwachsenen und schnallen z.B. auch diese Reality-Soaps als weltfremden Trash
Gerade das ist offenbar überhaupt nicht der Fall. Wurde ja in den letzten Jahren von den verschiedensten Stellen ausführlichst behandelt und es ist wohl in der Tat so, dass z.B. die Nachfrage (bei den Kids) nach Schönheits-OPs nach den entsprechenden Shows ganz schön gestiegen ist, genauso haben "Top Model" & Co. für kilometerweise magersüchtige Teenies gesorgt.
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 13. Okt 2012, 17:12

Thorsten Hanisch hat geschrieben:
ScheichHabib hat geschrieben:Die "Kids" haben mehr auf´m Kasten als die meisten Erwachsenen und schnallen z.B. auch diese Reality-Soaps als weltfremden Trash
Gerade das ist offenbar überhaupt nicht der Fall.
Doch, das ist der Fall. Zumindest in der Realität. Muss man natürlich auch mal mit Jugendlichen reden und nicht über Jugendliche lesen. Überhaupt - uraltes Thema, typischer Generationen-Konflikt, stinklangweilig. An Medienkompetenz mangelt es da eher bei Lehrern und Sozialpädagogen Jahrgang 1940.

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