Faszination Des Grauens - Neue Brutalität In Horrorfilmen

Auf der Suche nach der besten Literaturverfilmung oder dem männlichsten Schauspieler?
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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » Sa 8. Sep 2012, 14:48

Hab so'n bisschen das Gefühl (Thortie-Satz), dass ihr gar nicht checkt, worum's hier geht. Hier geht's nicht um Abstand und auch nicht um unsere Debatte alter vs. neuer Horrorfilm. Was die Mumien-Elke und der CSU-Professor in dem Video erzählen, erzählten sie auch vor 20 und 30 Jahren schon genau SO. Also zu einer Zeit, als Splatternerd Thortie mit Gore Gothic und Co. selbst noch die Fan-Crowd pleaste. Da geht es nicht um eine "neue Qualität", da geht's nur um die uralte kunstfeindliche Leier, dass Horrorfilme krank und pervers seien. Und das alles im Habitus einer bevormundenden Schulmeisterlichkeit, so als sei niemandem klar, dass Film und Realität zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Ist exakt das gleiche wie mit der Killerspieldebatte. Nicht eine einzige Studie wird im Film konkret genannt, immer nur heißt es wirr, XY hätte bewiesen, dass YZ dies und das verursache. Das ist alles Bullshit ohne Ende und hängt ideologisch ganz tief in den 70ern. Mal vöölig davon ab, dass sowohl Mama Papa Zombie als auch dieses neue Pamphlet die Tatsache, dass Erwachsene ein verdammtes Recht haben, Hostel II oder den Glockenseil-Zombie sehen zu dürfen wann immer und wo und wie oft sie wollen, wunderbar ausblenden - dort sollen Jugendliche vor etwas geschützt werden, zu dem sie sowieso keinen Zugang haben sollten. Statt also die Zugänge zu blockieren, werden einfach die Filme angeprangert und schlussendlich verboten. Das ist Zensur von Kunst und nichts anderes. Dass ihr da eure platten Geschmacksfragen ("heute ist's alles so schlimm, gar nicht mehr wie früher, Elke und Co. haben schon Recht irgendwie" etc.) nicht ausblenden könnt, stimmt traurig.
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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 8. Sep 2012, 14:53

@Vega:

Ich meinte nicht nur die Doku, sondern generell.

Außer: "Hauptsache Uncut", "Moralapostel", "kriegt keinen hoch" etc. kommt da nie was.

Gerade Stiglegger fand SERBIAN FILM aber auch - jahahaha, dank der Ästhetisierung der Gewalt - äußerst fragwürdig und zum Torture Porn-Genre ist ihm außer seitenweise Inhaltsangeben und der uralten Wischiwaschi-These von der "Neugier auf das Innere des Körpers" auch nichts mehr eingefallen.

Kessler les ich gerne, ist aber unter wissenschaftlichem Gesichtspunkt natürlich nicht ernstzunehmen.

Groebel hat gerade den Vorteil der Abstand zum Thema hat. So muss das sein, so ist es richtig. Alles andere ist unseriöse Nerdwissenschaft.

EDIT:
@Vega: Und Du machst wieder den klassischen Fehler und blendest links und rechts alles aus.
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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » Sa 8. Sep 2012, 15:01

Gut, wenn Du da ganz bei Groebel bist, dann frage ich Dich, welche Konsequenzen Du aus den markerschütternd neuen und tiefsinnigen Erkenntnissen, dass filmische Gewalt ästhetisiert ist (ganz was neues natürlich, gab's noch nie) und "Cineasten sich am Ausweiden weiden" (bester Satz ever) ziehst. Was ist da nun zu tun? Wie zu reagieren? Bitte konkret sein und eine klare Haltung haben, bin gespannt.
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Hitmanski
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Beitrag von Hitmanski » Sa 8. Sep 2012, 15:09

Mr. Vincent Vega hat geschrieben:Und das alles im Habitus einer bevormundenden Schulmeisterlichkeit, so als sei niemandem klar, dass Film und Realität zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Siehe meine Signatur. :D
Thorsten Hanisch hat geschrieben:Groebel hat gerade den Vorteil der Abstand zum Thema hat. So muss das sein, so ist es richtig. Alles andere ist unseriöse Nerdwissenschaft.
"Abstand" wird dann hinderlich, wenn der konkrete Bezug zum eigentlich Thema nicht mehr möglich ist, und stattdessen akademische Allgemeinplätze mit etwas Namedropping (über SAW und HOSTEL geht's ja meist nicht hinaus) herhalten müssen. Und Gewalt war im Genrefilm doch schon immer "ästhetisch", oder was ist Argento und Co?
Zuletzt geändert von Hitmanski am Sa 8. Sep 2012, 15:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Sa 8. Sep 2012, 15:14

Alles, was man zu dem Thema wissen muß, findet weder hier noch in dieser tendenziös-albernen Pseudo-Doku statt, sondern in den YouTube-Kommentaren dazu.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 8. Sep 2012, 15:53

@Vega:

Es geht und ging auch nie darum, dass Gewalt ästhetisiert ist. Es geht darum, welche Form diese Ästhetik mittlerweile angenommen hat und wie sich die Kontextualisierung dieser Ästhetik mittlerweile verändert hat.

Und wer hier wirklich, wirklich der felsenfesten Überzeugung ist, dass in diesem Hinblick alles wie in den 80ern ist, lügt sich selber in die Tasche.

Genauso: So lustig "Mama, Papa, Zombie" heute anzusehen ist - etwas Verständnis hab ich für die Verantwortlichen schon. Das, was es damals in MANEATER & Co. zu sehen gab, gab's davor halt noch nicht zu sehen, auch da war nicht alles wie damals. Das war genauso neu wie heute vieles neu ist.

Und man kann einfach nicht, egal ob damals oder heute, grundsätzlich erwarten, dass wirklich jeder beim Anblick von aufgerissenen Leibern und abgehackten Köpfen cool mit den Schultern zuckt und das mit einem "Jo moi, isch halt Kunscht!" durchwinkt.

Mir geht's und ging's immer nur um einen reflektierte(re)n Konsum - das man vielleicht mal nicht auf den neusten Hypersplatterfrauenvergewaltigungsfestivalgrunzer anspringt (letztendlich produzieren die Macher auch oft in erster Linie dass, was das Publikum vermeintlich (garantiert) sehen will), dass man sich nicht selbst alles schön redet, vielleicht mal innehält und sich fragt: "Muss ich das eigentlich sehen?" und dass man vielleicht sich auch mal fragt, ob an den Argumenten der "Gegenseite" was dran ist und nicht reflexhaft die Kanone mit Beleidigungen füttert. Genauso kindisch und doof: Jedem, der nicht total davon begeistert ist, wenn in SAW Frauen die Brüste abgerissen werden die Moralapostel-Karte unterzuschieben.

Zensur ist an sich doof, klar. Aber man sollte auch Argumente gegen Zensur haben und gelegentlich mal sein eigenes Kunstverständnis überprüfen (es warst übrigens Du, der sich im alten Forum - überraschenderweise zusammen mit mir - dafür ausgesprochen hat, dass nicht alles, was gefilmt wird, per se Kunst ist) - vielleicht sieht man's dann auch nicht mehr verkniffen, wenn unsere sowieso schon relativ human gewordenen Sittenwächter den neusten Rapegoreknaller aus den Verkehr ziehen.
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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Sa 8. Sep 2012, 15:57

Thorsten, Du verstehst Groebel nicht. Dir geht es ja um flashige Inszenierung etc., haste ja oft genug gesagt. Das meint Groebel aber nicht mit Ästhetisierung. Groebel denkt, die explizite Darstellung von Gewalt wäre was neues. Entweder das, oder er benutzt den Begriff grundlegend falsch. In beiden Fällen ist das nicht ernst zu nehmen.

Kann aber gut sein, dass seine Kommentare einfach völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind, wie eigentlich alles in dieser Doku, die meilenweit am Thema vorbeischrammt, wenn irgendwelche Amateurfilmer aus Pupsdorf-Schützenfisthausen interviewt werden und irgendwas von Underground gefaselt wird. Dabei sollte es ja eigentlich um Mainstream-Produkte wie Saw gehen.

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Sa 8. Sep 2012, 16:08

Hab den starken Verdacht, daß sich das ZDF die sündhaft teuren Ausschnittsrechte an SAW und Konsorten nicht leisten wollte und der Autor dann gleich in vorauseilendem Sparsamkeitsgehorsam die Kellerasseln rangeholt hat, weil deren Jauche natürlich nix kostet.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 8. Sep 2012, 16:11

@Scheich: Ja, konfus isses schon. In den letzten Minuten kommt man dann endgültig vom Thema ab.
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Yuki
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Beitrag von Yuki » Sa 8. Sep 2012, 16:39

Thorsten Hanisch hat geschrieben:...der felsenfesten Überzeugung ist, dass in diesem Hinblick alles wie in den 80ern ist, lügt sich selber in die Tasche.
Thorsten Hanisch hat geschrieben:...Das war genauso neu wie heute vieles neu ist.
Also doch alles wie früher :mrgreen: .

Früher - also ganz früher - gab's ja auch mal Gladiatorenkämpfe. Da hätte ich so 'ne Kritik schon eher verstanden.

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