Ein erschreckend korrektes Urteil

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Thorsten Hanisch
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Ein erschreckend korrektes Urteil

Beitrag von Thorsten Hanisch » Fr 14. Sep 2012, 11:15

spiegel.de hat geschrieben:Der 31-jährige Roy Z. musste sich vor Gericht verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Eine Richterin sprach Z. frei - unter anderem, weil sich das Mädchen nicht genug gewehrt habe. Juristisch korrekt, sagen Experten. In sozialen Netzwerken ist die Empörung riesig.
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JimmyPage
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Beitrag von JimmyPage » Fr 14. Sep 2012, 11:19

ich denk nicht nur das in sozialen netzwerken die empörung riesig ist. auch bei dem armen mädchen und den eltern. also sowas hab ich auch noch nicht gehört. aber sowas können auch nur richter sagen, die noch nie in so eine situation gekommen sind.
fürchterliches urteil und fürchterliche richterin
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

Munin
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Beitrag von Munin » So 16. Sep 2012, 00:22

Soweit ich das verstehe, ist das Urteil dem Gesetz entsprechend. Insofern kann es gar kein fürchterliches Urteil sein. Gerade für Richter ist es doch wichtig, zwischen persönlicher Empathie und der unseres Rechtsstaats entsprechenden Auslegung des Gesetzes zu unterscheiden.

Das Problem wäre dann in diesem Fall das Gesetz selbst, in dem solche Fälle nicht vorgesehen wurden.

Benjamin Hahn
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Beitrag von Benjamin Hahn » So 16. Sep 2012, 21:09

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, wo da das große Problem sein soll? Gerade bei schweren Verbrechen wie Vergewaltigung muss es klare Kriterien geben, die einen juristischen Rahmen bilden. Diese sind hier nicht erfüllt worden. Das mag für Jugendliche, Eltern und populistschen Mob schwer erträglich sein, aber denkt man dann wieder an Fälle wie Kachelmann und Co., dann ist die Korrektheit dieser Kriterien ziemlich einleuchtend.

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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » So 16. Sep 2012, 21:13

"Populistschen Mob" ist hier halt das Stichwort.
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Nahaufnahme
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Beitrag von Nahaufnahme » Mo 17. Sep 2012, 18:19

Das Problem an dem Urteil ist, dass es den Eindruck erweckt, ein mutmaßliches Opfer habe sich nicht genug gewehrt, "nur einmal nein" gesagt. Das widerspricht eigentlich allem, was Polizei und Opferverbände sonst empfehlen, nämlich sich nicht zu stark zu wehren, wenn man dem Täter körperlich unterlegen ist, um stärkere Verletzungen zu vermeiden.
Das ist in der Berichterstattung allerdings nirgendwo thematisiert worden - vielleicht weil das Mädchen vor Polizei und Gericht nicht so überzeugend mit ihrer Darstellung war?

Benjamin Hahn
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Beitrag von Benjamin Hahn » Di 18. Sep 2012, 00:13

Nahaufnahme hat geschrieben:Das widerspricht eigentlich allem, was Polizei und Opferverbände sonst empfehlen, nämlich sich nicht zu stark zu wehren, wenn man dem Täter körperlich unterlegen ist, um stärkere Verletzungen zu vermeiden.
Ich hab jetzt mal ein paar Minuten Google angeschmissen und komme zu dem gegenteiligen Ergebnis.

Eine Broschüre der Stadt Köln z.B. schreibt
Mit der Stimme, den Händen und Fingern, den Ellbogen, den
Knien und Füßen haben alle Frauen körpereigene Waffen bei
sich, die schon viele intuitiv in konkreten Gefährdungssituationen
mit Erfolg eingesetzt haben.

(...)

Es gibt für eine erfolgreiche Verteidigung keine Patentrezepte.
Dennoch verbessern sich in aller Regel Ihre Chancen im Falle einer
Gegenwehr allein schon durch den Überraschungseffekt beim
Täter. Denn dieser rechnet mit weiblicher Hilflosigkeit, nicht aber
mit Entschlossenheit und Widerstand.

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Beitrag von Nahaufnahme » Di 18. Sep 2012, 20:04

Nahaufnahme hat geschrieben:Polizei und Opferverbände
Benjamin Hahn hat geschrieben: Eine Broschüre der Stadt Köln
Das ist natürlich das Gleiche... ;)

Was drin steht, klingt zwar vernünftig, man kann sich aber vorstellen, dass z.B. ein Kinderschänder alles tun wird, um sein Opfer ruhig zu stellen - mit verheerenden Folgen.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Di 18. Sep 2012, 20:32

Also ich wehr mich natürlich mit Hand & Fuß bei sowas, egal was mir da jemand empfiehlt und was dabei Schlimmeres passieren kann. Kann zwar den Hintergrund einer solchen "Empfehlung" verstehen, aber find's doch absolut zweischneidig.

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Beitrag von Nahaufnahme » Di 18. Sep 2012, 20:53

Für eine Frau, die vielleicht sogar Selbstverteidigungskurse gemacht hat, sind die Empfehlungen wahrscheinlich richtig. Doch suchen sich Täter nicht immer solche Opfer aus, die alles andere als "entschlossen" wirken? :?

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