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von Julio Sacchi » Di 31. Mai 2022, 12:45
Wieder gesehen.
Den Film finde ich bei jeder Ansicht schlimmer und fieser, aber nicht fies im Sinne von "schön räudig", sondern unglaublich zynisch und exploitativ. Selbstzweck um jeden Preis. Drehbuchautor Engelbach hat mehrfach betont, dass sein Skript keine Vergewaltigungsszenen enthalten habe, sondern dass die alle von Winner hinzugefügt wurden, "to get his rocks off". Die dreiminütige (!) Schändung der Haushälterin Bronsons, bei der der Missbrauch durch jedes Gangmitglied und in jeweils anderen Positionen abgefeiert wird, ist nicht nur der Darstellung wegen so abstoßend, sondern weil das Schicksal dieser Figur absolut keine Bewandnis für die Handlung oder die handelnden Personen hat. Sie wird nie wieder erwähnt und hat auch keinen Platz in Kerseys Rachefeldzug. Der wird übrigens eingeleitet mit einer weiteren Vergewaltigungsszene, der später noch eine weitere folgt. Auch sonst ist es Winner immer wichtig, irgendwo blanke Brüste einzubauen. DEATH WISH II ist wirklich das hässlichste Gesicht der Exploitation, das es gibt.
Die Inszenierung ist genauso zweckmäßig wie der nicht vorhandene Plot. Bronson ist hölzern und matt, Ireland noch hölzerner und Gardenia so bekloppt wie im Vorgänger (Comic Relief?).
Die Blu von Vinegar lohnt sich trotzdem. Die üblen Ecken, die Winner sich in Los Angeles gesucht hat, sehen hier so richtig nach räudigstem Alptraum aus. Bronsons Rachefeldzug führt ihn durch eine Alptraumstadt. Und Jimmy Pages Musik ist teils crazy, teils bekloppt, aber manchmal auch richtig geil. Bronsons erster Streifzug als bemützter Vigilante ist schon eine bemerkenswert beklemmende Sequenz.
Ein abstoßender und gleichzeitig fast faszinierend unmenschlicher Film.